2017 veröffentlichte die geheimnisvolle amerikanische Gruppe
Ghost Bath, die früher ausschließlich im Genre Depressive/Black
Metal\Shoegaze spielte, das dritte vollformatige Album
„Starmourner“, welches eine mehrdeutige Einschätzung der Presse
hervorrief. Die einen glauben, dass ein neuer und interessanter
Sound gefunden wurde, die anderen, dass es das schlimmste Album in
der Geschichte der Band war. Solche Reaktionen der Kritiker zeugen
von der Veränderung des musikalischen Kurses dieer Band. Eben das
wollte ich aufklären, indem ich das Konzert von Ghost Bath im Kiff
in Aarau besuchte. Zu meiner grossen Freude erfuhr ich, dass als
Einheizer Heretoir - die schönen Meister des Post/Black Metal-Sound
aus Deutschland - auftreten werden. Eine Überraschung war, dass in
diese Gesellschaft auch Trap Them geriet – eine Crust/Punk-Gruppe
aus Seattle. Das Konzert versprach also, wirklich sehr interessant
zu werden.
Heretoir
Als erste traten diesen Abend Heretoir auf, welche die Bühne unter
Rauschen-Intro gegen acht Uhr abends betraten. Übrigens halte ich es
für unangebracht, diese Band nur als Einheizer zu betrachten, da sie
in der Schweiz schon sehr bekannt und beliebt ist. Als ich den
vollen Saal des Kiff sah, schien es mir sogar, dass viele nur für
diese Band gekommen waren. Der Dauer der Spielzeit nach zu urteilen,
war das eher ein vollwertiger Auftritt als bloss gewöhnliches
Einstimmen des Publikums. Heretoir veröffentlichte dieses Jahr das
neue Album „The Circle“, das erste konzeptuelle Album in der
Geschichte der Band, welches auf philosophischen Ansichten des
Frontmanns der Gruppe Eklatanz basiert. Übrigens bevorzugt er es in
letzter Zeit, David Conrad zu heissen. Die Musik der Band klingt
weniger "roh" und mehr konstruktiv. Ich kann noch nicht beurteilen,
ob mir diese Wendung gefällt, da ich die Musik von Heretoir gerade
für die Atmosphäre der Unbestimmtheit und der Verwundbarkeit
schätze. Diesmal kamen während des Konzerts andere Empfindungen hoch
als bei den vorigen Malen, was meinem Entzücken über die
Meisterschaftigkeit der Band keinen Abbruch tut. Besonders
registrierte ich die Basspartien von Matthias, dessen Mitwirkung an
der Schaffung des musikalischen Materials viel ausmacht. Ich muss
wieder einmal betonen, wie einfach und freundschaftlich der
Frontmann der Gruppe mit dem Saal umgeht! Das Album sollte man sich
unbedingt aufmerksam anhören.
Trap Them
Um neun Uhr abends liess nichts das Auftreten der nächsten Gruppe
erahnen, trotzdem begann man plötzlich bei fast totaler Abwesenheit
der Beleuchtung. Natürlich, es ist dumm, sich über das schlechte
Licht und den Sound zu beklagen, wenn es sich um solches Genre
handelt wie Crust/Punk, jedoch hätte ich gerne gehört, was der
Sänger und die “Seele der Gruppe” Rayan John McKenney da eigentlich
ins Mikrofon schrie. Leider, ungeachtet aller seiner Bemühungen,
konnte man ihn im Saal schlecht
hören,
was für den Sound der Instrumente und besonders des Drumsets nicht
galt. Mich erfreuten die mannigfaltigten rhythmischen Lösungen und
der Reichtum an Riffs. Nebenbei gesagt, das letzte Album der Gruppe
"Crown Feral“, das 2016 veröffentlicht wurde, wurde von Fans des
Genres hoch bewertet. Ich will besonders darüber berichten, wie sich
Rayan auf der Bühne verhielt, denn sein Verhalten war alles andere
als anständig, da die Zuschauer seinen in kurzen Hosen steckenden
Hintern öfter als sein Gesicht zu sehen bekamen. Rayan kraxelte
einer Spinne ähnlich auf Händen und Beinen über die Bühne, warf
seinen Kopf in den Nacken. Manchmal warf er den Kopf zurück und
brüllte seine Songtexte der Decke zu. Mitten im Auftritt legte Rayan
für eine Minute die Maske des Wahnsinns ab und bat das Publikum mit
ruhiger Stimme, etwas näher zu kommen, da der grosse Abstand
zwischen der Band und den Zuschauern für ihn bedeutet, dass sie
keine echten Fans seien. Nachdem das geklärt war, fegte er wieder
wie ein Epileptiker während eines Anfalls über die Bühne. Mit
vierzig Minuten Spielzeit war auch der Auftritt von Trap Them
grosszügig bemessen. Danke den Organisatoren!
Ghost Bath
Gegen zehn Uhr abends begaben sich die Headliner Ghost Bath auf die
Bühne. Zu Beginn des Auftritts war der Saal noch ziemlich leer, was
sich jedoch rasch änderte. Trotzdem kam es mir so vor, als hätten
die Support Bands mehr Zuschauer gehabt. Danke den Organisatoren,
dass sie den notwendigen Sound-Check durchgeführt haben, denn die
Stimme des Sängers war nun klar und deutlich zu hören. Übrigens,
Ghost Bath sah wie eine typische depressive Metal-Gruppe aus,
während ihr Material sich von den Mustern dieses Genres schon
ziemlich stark unterscheidet. Wirklich, das späte Material der Band
ähnelt eher einer "kosmischen Psychodelie», als typischem Black
Metal-Material, trotzdem fühlte man die eigenartige Atmosphäre des
kosmischen Raumes nicht. Kann sein, dass es daran lag, dass
irgendwelche Computer-Samples und Tasteninstrument-Parts als Intro
einfach nicht ausreichten. Die grosse Action kam vor allem von
Sänger und Gitarrist Dennis Mikula, der mit seinen Shriek-Parts das
Publikum erfreute, obwohl er selbst lieber ein Tasteninstrument und
nicht die Gitarre spielen würde. Nichtsdestoweniger, man sollte die
Band nicht zu sehr kritisieren, da sie offensichtlich auf der Suche
nach neuen musikalischen Herangehensweisen ist. Zu guter letzt
möchte ich erwähnen, dass das Konzert im oberen Stockwerk stattfand,
wo es wesentlich bequemer ist und somit auch die gemütliche
Atmosphäre erhalten geblieben ist. Ich hoffe, dass der Sound im Klub
ebenso perfektioniert wird, wie es im oberen Stockwerk der Fall war.
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