Reine Girl-Groups aus der Ecke Rock und Metal gibt es sehr wohl
noch, aber wenn es darum geht, eine zu nennen, die nachhaltig Erfolg
hat(te) und bis auf den heutigen Tag noch aktiv ist, dann lautet die
Antwort ziemlich eindeutig Girlschool! Spätestens nach der Rückkehr
von Bassistin und Gründungsmitglied Enid Williams im Jahre 2000 kam
wieder zusehends Zug in die Band zurück. Etwas später trat leider
ein heimtückischer Knochenkrebs ins Leben von Gitarristin Kelly
Johnson, der ihren Ausstieg zur Folge hatte. Ihr Platz wurde von
Jackie Chambers eingenommen, die auch heute noch zum Line-Up gehört.
Kelly starb im Sommer 2007 und auf dem neuen Album «Legacy» wurde
ihr speziell der Song «Legend» gewidmet. Das Album ansich
zelebriert, neben dem Nachruf, die grandiose, 30-jährige Karriere
der Kult-Truppe. Die Amis von Benedictum mit ihrer umwerfenden
Power-Frontfrau absolvierten erst den zweiten Auftritt auf Schweizer
Boden und die V8 Wankers hatte zumindest ich nicht auf dem Plan!
V8 Wankers
Als um 19.45 Uhr das Licht zum ersten Mal an diesem Abend ausging,
enterten die V8 Wankers als erster Act des Abends die Bühne und
fackelten nicht lange! Angesagt war rauer, schwer von Rose Tattoo
und alten AC/DC getränkter Biker-Rock in Reinkultur. Der Deutsche
Fünfer aus Offenbach war bereits im letzten Jahr als Support von
W.A.S.P. unterwegs und somit auch schon mal im Z7 zu Gast. Nebst
zahlreichen Tattoos trugen die meisten der Musiker auch relativ
üppige Wampen zur Schau. Musikalisch wie gesagt ziemlich deftig
ausgerichtet, legten sich die Jungs voll in Zeug. Der Blick auf die
umfangreiche Setliste bestätigte die eigene Stil-Definition von
wegen High Speed Rock'n'Roll. Die 2000 gegründete Truppe um
Frontmann, respektive Boss Wanker Lutz Vegas hat sich seither den
berühmten Arsch abgespielt. Das merkte man der tighten Performance
von der ersten Sekunde an. Vor allem die Axt-Fraktion mit Latino
Wanker Vulcanus und Big Wanker Schmuddel bewegte sich sehr aktiv und
war
kurz nach Beginn schon schweissgebadet. Dies konnte man vom eher
reserviert reagieren Publikum hingegen nicht behaupten. Bei
genauerem Hinhören war allerdings auszumachen, dass das Ganze zwar
mit ordentlich Schmackes vorgetragen wurde, aber irgendwie nicht
eingängig genug war. Trotz einigen guten Ansätzen konnten die V8 Wankers insgesamt nicht mit ihren Vorbildern, zum Beispiel Rose
Tattoo gleich ziehen. Da halt mit nur etwa hundert Nasen
zwangsläufig keine ausgelassene Stimmung erzeugt werden konnte,
verpuffte die auf der Bühne erbrachte Energie nach vierzig Minuten
gleich nach dem Einschalten des Hallenlichtes.
Setlist: «Hell On Wheels - Lights Out - Bad Ass Boys Drive Bad Ass
Toys - Baddest Ride In Town - Bad Ass/SS - Rockin' Horse - What Me
Worry - Prolehead - We Control Rock'n'Roll - Blitzkrieg Burnout -
Rock'n'Roll Dictator - Demolition Man - Great Racer - Autobahn
Outlaw - Detroit Steel - This One Is For You - We Went Rockin' -
Iconoclased - Rat That Roars -- Wankers Without A Case.
Benedictum
Ein ganz anderes Kaliber wartete nun auf die Besucher im Z7! Bevor
es jedoch soweit war, hätte eigentlich das abgemachte Interview mit
Front-Amazone Veronica Freeman stattfinden sollen. Deswegen fand
sich meine Wenigkeit bereits um etwa 18.00 Uhr vor Ort ein. Während
es draussen ziemlich feucht war, sprich regnete, wartete ich derweil
im Auto auf den Anruf, respektive versuchte meinerseits Kontakt
aufzunehmen. Da vorher noch der Soundcheck angesagt war, verzögerte
sich das Gespräch noch ein Weilchen, um etwas später an den Schluss
der Veranstaltung verschoben zu werden. Das kam mir eigentlich
gerade recht, denn so konnte ich in Ruhe meiner Arbeit nachgehen,
sprich Fotos schiessen und ein paar Notizen machen. Nach dem
Biker-Rock der V8 Wankers war nur finest Power Metal mit schwerem
Dio/Black Sabbath/Rainbow Einschlag angesagt. Wie erwartet,
richteten sich die vorab männlichen Blicke auf die umwerfende
Veronica, die für wahre Testosteron-Schübe sorgte. Der passende Look
einer heissen Indianer-Squaw wurde gepaart mit einer messerscharfen
Stimme, die vorzüglich zur Musik passte. Ihre Kollegen, darunter
Songwriter und Gitarrist Pete Wells, zeigten nach dem Intro bereits
beim Opener «Two Steps To The Sun», aus welcher Richtung der Wind
weht. «Burn It Out» folgte als erster Song, der auf dem neuen,
zweiten Album «Seasons Of Tragedy» zu finden ist. Zu
Beginn noch
undifferenziert und breiig, besserte sich der Sound zusehends und
fiel mit etwas Basslastigkeit in brachiale Gefilde ein. Was die
Setlist anging, rechnete ich eigentlich fest mit mindestens einer
der genialen Cover-Versionen von «Heaven & Hell», «The Mob Rules»
(Black Sabbath), «Balls To The Wall (Accept) oder «Catch The Rainbow«
(Rainbow). Doch keine einzige dieser allesamt sehr gelungenen
Interpretationen wurde vorgetragen. Somit ein klares Bekenntnis zum
eigenen Material. Highlight war natürlich die epische Titeltrack «Seasons
Of Tragedy», der hammergeil rüber kam. Für meinen Geschmack fehlte
halt der einen oder andere, griffigere Track wie «Wicca» oder «Nobodies
Victim». Nichtsdestotrotz eine geiler Auftritt von Benedictum und
mein Interview stand ja erst noch bevor!
Setlist: «Intro - «Two Steps To The Sun» - «Burn It Out» - «Vakyrie
Rising» - «Shell Shock» - «Beast In The Field» - «Seasons Of Tragedy»
- «Ashes To Ashes».
Girlschool
Nach dieser Metal-Walze war die Reihe nun am Headliner! Mit dem
bärenstarken Album «Legacy» im Gepäck, begaben sich die vier
Britinnen auf die Reise durch unsere Breitengrade und machten
erfreulicherweise wieder Halt im Z7. Im letzten Sommer rockten sie
ja unter anderem am BYH!!!-Festival in Balingen und konnten dort
nicht nur mit ihren zahlreichen Gassenhauern überzeugen. Heute Abend
folgte nach dem Intro mit «C'mon Let's Go» bereits der erste Kracher
aus alten Tagen, gefolgt von «Not For Sale». Das Ganze kam von
Anfang an mit viel Drive daher und man spürte, dass der All-Girl
Band das Performen auch nach über dreissig Jahren im Music-Business
immer noch mächtig Spass bereitet. Besonders Bassistin Enid war oft
nicht zu halten und poste headbangend, wenn sie nicht gerade einen
Gesangspart übernahm, ohne Ende. Derweil klopfte Drummerin Denise
Dufort (spielte übrigens, wie schon Benedictum Drummer Paul Courtois,
auf dem Drum-Set der V8 Wankers!) von hinten her ihre
unverwüstlichen und teils leicht punkigen Beats voll nach vorne. Die
Abteilung der sechssaitigen Instrumente, sprich Kim McAuliffe und
Jackie Chambers, riffte(n) und solierte(n) solide wie eh und je. Mit
«I Spy» und «Spend Spend Spend» sowie weiteren
neuen Tracks bestätigten Girlschool eindrücklich, dass sie das Songschreiben noch
nicht verlernt haben. Für einen der Höhepunkte sorgte jedoch erstmal
der Uralt-Klassiker «Screaming Blue Murder», der einfach nur geil
und unzerstörbar ist! Je mehr neues Material wie zum Beispiel «From
The Other Side» oder Everthing's The Same) aber vorgetragen wurde,
desto mehr wurde einem klar, wie verdammt gut die dienstälteste Girl
Lärmkappelle zu ihrem stolzen Jubiläum drauf ist. Das Publikum,
zumindest die etwa anderthalbe Hundertschaft, spendete dazu
lautstarken und absolut verdienten Applaus. Da ist alles noch echt
und nix ab Konserve! Zudem sind sie sich Girlschool all die Jahre
über immer selber treu geblieben, haben nie den Bezug zu Realität
verloren und geben sich natürlich und fannah. Einer dieser Fans (in
der ersten Reihe stehend) hatte ein Stofftuch dabei, auf dem eine
Widmung für Kelly Johnson (R.I.P.) stand. Diese nette Geste wurde am
Schluss eigentlich nur durch die viel zu kurze Spielzeit von gerade
mal etwas über einer Stunde (!) getrübt. Als mir nach dem Interview
mit Benedictum im Backstage Bereich die gute Denise direkt gegenüber
stand, war mir klar warum, denn für neunzig Minuten hätte die
Ausdauer offensichtlich nicht gereicht. Aber lieber eine volle
Stunde Power auf dem gleichen Level bieten, als bei längerer
Spielzeit entsprechend, respektive fortlaufend nachzulassen. Müssig
zu ergänzen, dass sich alle Mädels nach dem Konzert reichlich Zeit
für alle Fan-Wünsche nahmen und so auf jeden Fall für einen
positiven Schlusspunkt sorgten.
Setlist: «Intro» - «C'mon Let's Go» - «Not For Sale» - «Hit And Run»
- «I Spy» - «Spend Spend Spend» - «Screaming Blue Murder» - «Future
Flash» - «From The Other Side» - «Everything's The Same» - «Yeah
Right - «Race With The Devil - «Demolition - «Emergency - «Take It
All Away -- «Tush».
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