Livereview: Glenn Hughes - The Lizards
7. März   Z7
By Rockslave
Noch gross über Glenn Hughes zu lamentieren, hiesse schlicht Eulen nach Athen tragen. Dieser geniale Musiker und Sänger hat sich seinen Platz im Olymp der Musikgeschichte schon längst gesichert. Für meine Begriffe geschah dies schon vor sagenhaften dreissig Jahren (!) mit dem Mitwirken beim Deep Purple Album "Come taste the band", das nicht nur wegen Blackmore-Ersatz Tommy Bolin anders war. Zudem hatte der gute David Coverdale (v) damals vor allem auf der Bühne einen schweren Stand, als ihn Glenn mit seiner Wahnsinns-Stimme eigentlich jeden Abend an die Wand klatschte. Seit dem Abgang bei Purple legte Glenn eine beeindruckende Solo-Karriere hin, während der er musikalisch völlig frei war und immer nur das machte, was er und auch mit wem er gerade wollte. Seine Vorliebe für Funk und Soul zieht sich allerdings wie ein roter Faden durch seine Musik, mal weniger, mal wieder etwas mehr. Auf dem neuen Album "Soul mover", der Titel deutet es bereits an, geht es deshalb abermals entsprechend zu und her. Nachdem mich der zweite Schweizer Besuch des HTP's (Hughes/Turner-Project) nicht locken konnte, gab es zu Glenn Hughes pur keine Ausflüchte mehr. Ein Entscheid, der sich schon beim fantastischen Support The Lizards bestätigen sollte!

The Lizards
Wenn bei einem Headliner ein "Special Guest" als Support angekündigt ist, darf man als Fan meist frohlocken und auf einen hochkarätigen Gast hoffen. Was jedoch an diesem Abend während unglaublichen 75 Minuten zelebriert wurde, verdient das Prädikat weltklasse! Dafür bürgten vordergründig zwei bekannte Namen: Drummer Bobby Rondinelli (Ex-Rainbow, Ex-Black Sabbath & Ex-Blue Öyster Cult) und Sänger Mike DiMeo (Ex-Riot). Ergänzte wurde die Band durch Gitarrist Patrick Klein und (6-String) Bassist Randy Pratt. Nebst den exzellenten, technischen Fertigkeiten des Quartetts veranlasste mich auch die Optik der beiden Letztgenannten schmunzelnd zu einer kleinen Notiz. Während Patrick wie der (wirklich kleine) Bruder von Schauspieler Owen Wilson ("Starsky & Hutch 2004") aussah, schien Randy Manowar's Karl Logan (g) wie aus dem Gesicht geschnitzt zu sein und trug dazu aber die 70er-Jahre Haarpracht von Sweet's ehemaligem Fronter Brian Connolly (R.I.P.), kult!! Die Äusserlichkeiten waren dann aber bereits nach kürzester Zeit unwichtig, denn was die Band da als Gesamtkunstwerk vom Leder zog, war schlicht unfassbar! Irgendeine Mischung aus Led Zeppelin, Black Sabbath, Deep Purple, Free, ZZ-TOP und einem gelegentlichen Schuss Rainbow wehte einen da entgegen, der schiere Rock-Hammer! Ich und mein Begleiter, gemütlich auf zwei Barhockern (plus Tischchen mit optimalem Blick auf die Bühne) sitzend, sahen uns mehrmals während des Auftritts ziemlich ungläubig an. Die jetzige Besetzung mit Neuzugang DiMeo hat erst Bestand seit dem aktuellen (dritten) Album "Cold blooded kings" von letztem Jahr, wovon mehr als die Hälfte der Songs an diesem Abend gespielt wurden. Müssig auch zu erwähnen, dass alleine schon das Schlagzeugspiel von Bobby Rondinelli (inkl. kurzem Solo!) das Eintrittsgeld wert war. Dazu offenbarte der glatzköpfige Mike DiMeo (der übrigens auch ganz passabel Keyboard spielte!), welcher geilen Stimme Riot fortan nachtrauern werden. The Lizards, die nach dem Konzert sogleich am Merch-Stand waren und geduldig alles Hingereichte signierten, kündigten zuvor am Ende ihres Sets an, dass sie schon bald, nämlich am 17.5.05, als Support von UFO nochmals im Z7 gastieren werden. Wer das hier gelesen hat und nicht hingeht, ist selber schuld! Gleichzeitig sei an dieser Stelle der Erwerb der oben erwähnten CD wärmstens empfohlen, da diese bislang kaum bis gar nicht im Handel erhältlich ist und sonst nur direkt bei der Band über deren Homepage www.thelizardswebsite.com bestellt werden kann!

Set-Liste (Original-Text): "Tramp", "Something higher", "Rodeo", "Dark angel", "Down", "Band Introduction", "Hyperspace", "Opal chrest", "Donosaurs", "I can't help myself", "Cold blooded kings", "Turning me under".

Glenn Hughes
Nach dieser unerwartet starken Vorlage war ich natürlich gespannt, wie der Funk-Meister musikalisch darauf antworten würde. Diesmal hatte er als Tourband wieder seinen alten Spezi JJ Marsh (g), Keyboarder Kjell Haraldson und Drummer Thomas Broman mit dabei. Mehr braucht es nicht, wenn Profis zusammen Musik machen. Und dann kam er..., der Meister! Mit langer, wallender Haarpracht, gertenschlank und einem breitem Grinsen auf dem Gesicht legte er gleich mit dem Titeltrack des neuen Albums los. Während bei The Lizards ein Topsound abgemischt war, kam es bei Hughes zunächst einiges lauter und relativ brachial rüber. Danach folgten gleich weitere zwei neue Tracks, ehe mit "Mistreated" ein legendärer Kracher der purple'schen Coverdale-Aera zum Besten gegeben wurde, und wie! Glenn lieferte eine furiose Version ab, die nur so vor Dramatik strotzte. Dazu riss er massig Grimassen und stiefelte wie ein Wilder auf der Bühne herum. Mein Gott..., woher nimmt der Mann (hey Leute, der ist längst 50...!) bloss diese Stimme her? Er lieferte die Antwort kurz darauf gleich selber: "Nicht auf die Technik komme es an, sondern dass es von innen her ausgehe!" Welch' einfache, aber wahre Worte, die man ihm locker abnahm. Trotz des ziemlich spärlichen Aufmarsches von etwa nur 200 bis 250 Fans war die Stimmung sehr gut. Der Sound war inzwischen immer noch laut, aber differenzierter und die Band harmonierte optimal. Allen voran begeisterte JJ Marsh mit superben Soli und sattem Riffing. Dabei ist es immer wieder ein Genuss, einem so versierten Musiker bei der "Arbeit" zuzusehen. Die Leichtigkeit, mit welcher Marsh über das Griffbrett glitt, liess nichts als den blanken Neid zurück. Die Set-Liste, welche nicht weniger als sieben (!) neue Songs aufwies, liess dann insgesamt allerdings etwas zu wünschen übrig, da man noch einige, ältere Knaller hätte ausgraben können. Nichtsdestotrotz überzeugte das neue Songmaterial mit einem oberfetten Groove und als Überraschung stand ja mit "Medusa" ein nicht zwingend erwarteter Track aus der guten, alten Trapeze Zeit auf dem Programm. Nach "Wherever you go" ging der Blick zur Uhr und es war gerade mal die Zeit verstrichen, die zuvor The Lizards schon auf der Bühne gestanden waren. Somit sollte es also schon noch einen Nachschlag geben, der schliesslich in Form einer genialen Version von "Seventh star" und dem erwarteten Smasher "Burn" gewährt wurde. Ein Blick auf die Set-Listen der laufenden Tour auf der offiziellen Hughes-Homepage verriet jedoch, dass man an ein paar Orten "Burn" gar nicht gespielt hatte! Pratteln bekam somit den (vollen) 90 Minuten Standard-Set geboten, bei dem mir halt die "Come taste..."-Songs wie "You keep on moving", "Gettin' tighter" und "Owed to G" schon fehlten. Zeit wäre noch gewesen, denn es gibt ja Bands wie Saxon, die an dieser Stelle noch glatt eine Stunde dranhängen und dabei am Schluss fast jeden Fan zufrieden stellen können. Unter dem Strich war der Abend aber mehr als unterhaltend, und es wäre wirklich wünschenswert, wenn es weitere Packages dieser Güteklasse geben würde!

Set-Liste: "Soul mover", "Orion", "Land of the living", "Mistreated", "Can't stop the flood", "Let it go", "High road", "Medusa", "Don't let me bleed", "Wherever you go", "Seventh star", "Burn".