Nächstes Jahr im Frühling ist es satte 35 Jahre her, seit ein
junger Bassist mit Namen Glenn Hughes zusammen mit Deep Purple vor
unglaublichen 200'000 Leuten am «California Jam» auf dem Ontario
Speedway als Headliner auf der Bühne stand und Frontgaul David
Coverdale glatt an die Wand sang. Ein Jahr darauf, also 1975, kam
das einzigartige Album «Come Taste The Band» heraus, das irgendwie
komplett anders klang, als alle Alben zuvor und danach. Der Grund
dafür war, nebst Hughes, natürlich Gitarrist Tommy Bolin (R.I.P.),
der eigentlich nichts mit seinem Vorgänger Ritchie Blackmore gemein
hatte. Obwohl glühender Fan seit den seligen «Made In Japan» Zeiten,
begleitete mich auch die Coverdale-Ära (lange vor Whitesnake) einige
Zeit und dazu gehörten bis auf den heutigen Tag alle Songs von «Come
Taste...». Glücklicherweise blieben diese Classics während all den
folgenden Jahren regelmässig erhalten und markierten jeweils die
Höhepunkte eines jeden Konzertes. Heuer, um es gleich vorweg zu
nehmen, blieben diese Sound-Perlen leider aussen vor, aber auch so
ist es einfach ein absolutes «Must», wenn Master Hughes, «The Voice
Of Rock, abermals die Schweiz besucht. Dieses Jahr war es die Tour
zum neuen Album «First Underground Nuclear Kitchen». Als Support
spielte die Schweizer Combo Adrenaline 101 auf, die ich zuvor noch
nie gesehen hatte.
Adrenaline 101
Es ist immer wieder interessant, eine neue Band kennen zu lernen und
wenn es obendrein noch eine waschechte Schweizer Combo ist, um so
mehr! Die Band aus dem Raum Zürich wurde 2003 von Hens Grubenmann
(g), Pascal Luder (b) und Reto Wild (d) gegründet. Nach etlichen
Auditions für den Posten am Mikro fand man 2006 Delon Cyclon, der
zuvor bereits bei Bonafide eine gute Figur gemacht hatte. Im
gleichen Jahr entstand die EP «I Should Be The One», die ein
gewisser Freddie Kjellin masterte, der unter anderem auch schon für
Mother's Finest und Überraschung..., Glenn Hughes gearbeitet hat.
Somit wäre das Zustandekommen dieses Packages gewissermassen
erklärt. Damit das Ganze, das heisst per eigener Definition «New
Rock» auch auf der Bühne funktioniert, wurde das Line-Up noch mit
Gitarrist Mack Schildknecht aufgestockt. Diese fünf Jungs kamen dann
also auf die Bühne des Z7 und legten darauf gleich mal unbekümmert
los. Auch wenn Sänger Cyclon äusserlich eher wie ein Metalcore
Sänger aussah, klang dieser dann und wann jedoch mehr nach Vince
Neil (Mötley Crüe) als nach irgend einem wild gewordenen
Brüllwürfel. Der Sound war soweit ganz ordentlich und durch zwei
Gitarren entsprechend raumfüllend. Dazu fanden sich gute
Melody-Lines und kernige Gitarren-Soli. Wenn auch nicht gerade
überhart, hörte sich das Ganze recht kompakt an, was zweifellos der
Verdienst aller versiert wirkenden Musiker war. Das Publikum schrie
sich zu dieser Performance zwar nicht gerade die Seele aus dem Leib,
sondern spendete zumindest den verdienten Applaus. Als weiteres Plus
konnte die Tatsache abgehakt werden, dass Adrenaline 101 nur eigene
Songs spielten und nicht auf die Hilfe eines zugkräftigen Covers
zählen mussten. Diese typische Liveband sollte man künftig wenn
möglich nicht ignorieren, sondern ansehen/anhören und weiter
bringen!
Setlist: «Seek The Lane» - «Blow Out» - «Golden Frame» - «Simply
Your Touch» - «In The Mix» - «When I'm Gone» - «Push Comes To Shove»
- «Homicide» - «Flush Nights» - «I Should Be The One».
Glenn Hughes
Einleitend zuerst mal die nüchterne und sachliche Feststellung, dass
dieser Kult-Musiker im August 56 Jahre alt wird und sich körperlich
immer noch wie ein drahtiger Jüngling präsentiert. Ganz zu schweigen
von der unnachahmlichen Stimme, die nach über drei Dekaden kaum
etwas von ihrer Ausdruckskraft, wenn überhaupt, eingebüsst hat.
Nebst der längst nostalgisch angehauchten Zeit bei Deep Purple,
veredelte Glenn in den Jahren
danach bis heute ungezählte Heavy-Scheiben mit seiner aussergewöhnlichen Stimme und beteiligte
sich auch rege am Songwriting, wie zuletzt bei Quiet Riot. Die
Bandbreite zwischen Rock, Blues und Funk ist da zeitweilen
fliessend, oft aber das führende Thema einer jeweiligen Scheibe.
Dies trifft aktuell auch auf die neue Langrille «First Underground
Nuclear Kitchen» zu, wo der «Funk-Master» abermals seiner liebsten
Stilrichtung frönt. Dass dem wirklich so war, bewiesen die ersten
vier Songs des Sets, die gleich allesamt aus neuem Material
bestanden und natürlich groovten wie Sau. Das lag in erster Linie
nicht nur am Bass spielenden Sänger, sondern vielmehr dem
exzellenten Line-Up, das diesmal aus dem langjährigen Mitstreiter JJ
Marsh (g), Jungspund Luis Maldonado (g) sowie Anders Olinder (keys)
und Matt Goom (d) besteht. An letzterer Stelle wäre, wenn er denn
Zeit gehabt hätte, Red Hot Chili Peppers Schlagwerker Chad Smith
gesessen, der mitunter ja bereits ein paar der letzten Alben von
Glenn Hughes im Studio eingetrommelt hat. Sein Ersatz liess jedoch
ebenso wenig anbrennen, sodass man hier relativ locker über diese
Vakanz hinweg sehen konnte. So ganz ohne Klassiker ging es heute
Abend zum Glück nicht, und es bedarf an dieser Stelle keiner grossen
Worte um nachzureichen, dass der Purple Übersong «Mistreated»
bereits den ersten Höhepunkt des Abends markierte. Wohl spielte die
Band nicht die allerrockigste Version, aber was Glenn dazu für einen
meisterlichen Gesang beisteuerte, entschädigte für alles! Mann war
das geil!! Der Rest dieses Hammer Konzertes war dann wiederum
ziemlich funklastig, was nicht allen (mich eingeschlossen) gleich
gut gefiel. Nichtsdestotrotz zelebrierte «The Voice of Rock» die
hohe Gesangs-Kunst, wie man es von ihm all die Jahre über gewohnt
ist. Leider waren diesmal zu meiner persönlichen, kleinen
Enttäuschung wie gesagt keine Tracks vom eingangs zitierten «Come
Taste...» Album mit dabei. Dieses Manko wurde aber durch eine ganz
passable Version vom Purple Smasher «Burn» (als letzte Zugabe) in
Grenzen gehalten. Da dringt unweigerlich durch, dass ich den hart
rockenden Mr. Hughes halt bedeutend mehr mag. Auf jeden Fall kann
dieses Konzert bereits jetzt als eines der Z7 Jahres-Highlights
abgebucht werden!
Setlist: «Crave» - «Funk» - «Never Say Never» - «Oil And Water» - «Mistreated»
- «You Got Soul» - «We Shall Be Free» - «Don't Let Me Bleed» - «Love
Communion» - «Steppin' On» - «Soul Mover» - «Burn».
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