Livereview: Gloryhammer, Freedom Call - Maxxwell

22. Juli 2017, Hägendorf – Rinderweid (Highland Games Mittelland)
By Rockslave
Zugegeben, der erste Gedanke daran war schon etwas verwegen, aber im Nachhinein kann überzeugt konstatiert werden, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hat! Die Rede ist davon, dass es so einen Anlass in der Region und letztlich gar dem Wohnort der Metalrose (Rockstation) und meiner Wenigkeit bisher noch nie gegeben hat! Das tat einerseits dem Ansehen unseres Dorfes gut, und andererseits stellte das Organisations-Komitee erfolgreich unter Beweis, wie man einen Anlass dieser Grösse (Platz für rund 5‘000 Leute) auf die Beine stellt. Die Kombination zwischen den Highland Games mit mittelalterlichem Ambiente und harter Rockmusik über Happy Metal bis hin zu True Power Metal war eine Herausforderung, die auf der musikalischen Seite mit Maxwell, Freedom Call und Gloryhammer angenommen und unter dem Strich ein positives Resultat erzielt werden konnte. Der ganze Event dauerte vom 21. bis zum 23. Juli, beinhaltete Ritterspiele, einen Mittelaltermarkt, viel Musik und Highland Games, die zur offziellen Jahresmeisterschaft zählten. Unser Bericht beschränkt sich auf den Samstag, wo sich die meisten Fans der drei genannten Bands vor Ort einfanden.

Maxxwell

Das Zelt, in dem die Bühne aufgebaut war, nahm von der Gesamtfläche die Hälfte ein, sprich im anderen Teil gab es Speis und Trank für alle Besucher. Als die Jungs von Maxxwell für den Soundcheck die Bühne enterten und dabei schon ordentlich Krach machten, merkte man schon etwas, dass das normale Fussvolk nicht wegen den Bands gekommen war. Ich verdrückte während der Zeit mein Nachtessen und musste mir zum Schutz meines tinnitusgeschädigten Gehörs umgehend die Ohrenpfropfen montieren. Dennoch bekam ich auch so mindestens ungefähr mit, wie der Sound nachher einfahren wird. Pünktlich um 20.00 Uhr war es dann soweit, und gerade mal drei Tage nach dem Support-Slot für Extreme in Pratteln standen die Innerschweizer Rocker auf Hägendörfer Gemeindeboden, sprich der Rinderweid und für mich war es dann interessant zu hören und zu sehen, wie die Truppe im Vergleich dazu abschneiden wird. Die Antwort liess in der Tat nicht lange auf sich warten und schon nach kurzer Zeit war klar, dass der heutige Abend bedeutend intensiver ausfallen wird. Vor allem der vergleichsweise gute Sound hinterliess für Zeltverhältnisse einen mehr als soliden Eindruck, und davon liessen sich Maxxwell so zu sagen mitreissen. Das Resultat war ein beherzter Auftritt vor deutlich weniger Leuten (so gegen knapp 150 herum), der jedoch voll einschlug. Ich selber habe Maxxwell bisher noch nie mit solcher Energie und Spielfreude gesehen, und die Fans gerieten darob echt aus dem Häuschen. Die Setliste zeigte sich leicht verändert, sprich neu wurde noch «Independent», ein wohl neuer Song, gespielt. Die Stimmung war nach den obligaten 45 Minuten so gut, dass mit «Black Widow» noch eine Zugabe folgte, die ebenso lautstark abgefeiert wurde. Hierbei zeigte es sich eindrücklich, dass es nicht immer das Prädikat „sold out“ braucht, um tolle Konzerte erleben zu können.

Setliste: «Heads Or Tails» - «Slapshot» - «Man Of Steel» - «No Pain No Gain» - «Independent» - «Nothing Changes My Mind» - «Trails Of Hate» - «Partykings» - «Queen Of The Night» -- «Black Widow».


Freedom Call
Wer ein offizielles Programmheft zur Hand hatte, stellte fest, dass der Beginn des Auftritts von Maxxwell um eine halbe Stunde vorgezogen wurde. Ursprünglich stand da nämlich 20.30 Uhr. Somit hätten Freedom Call als nachfolgende Band von diesem „Vorsprung“ profitieren können, doch es kam anders. Der Soundcheck gestaltete sich nämlich aufgrund von technischen Problemen, hauptsächlich mit dem In-Ear Monitor-System, ziemlich langwierig, und das schlug zunehmend auf die zuvor gute Stimmung unter den Musikern. Vor allem Chef Chris Bay (g/s) war augenscheinlich angesäuert auf die bemüht agierenden Stagehands, und auch Bassist Ilker Ersin machte keinen Hehl aus seiner Gemütsverfassung. Mit dem Mut der Tüchtigen und vielleicht auch etwas Glück liessen sich die Unpässlichkeiten glücklicherweise beheben, und so konnte es um 21.25 Uhr weiter gehen. Inzwischen standen gut 200 Fans vor der Bühne, was letztlich aber hiess, dass gut und gerne doppelt so viele Platz gehabt hätten. Nichtdestotrotz powerten Chris und seine Jungs volle Pulle los und sorgten sofort für die erwartete Metal-Party. Was dem überwiegenden Teil der bierseligen Meute und Metalinside-Ikone Kaufi sehr zu gefallen schien, löste bei mir bald einmal eher gepflegte Langeweile aus. So zog ich mich nach den obligaten Fotos freiwillig wie bestimmt zugleich aus der ersten Reihe zurück und verfolgte das ganze Spektakel aus „sicherer Distanz“. Mir wurde die Happy Metal Sause echt zu viel, vor allem bei den speedigeren Tracks. Genau diese waren es aber, die die ausgelassene Stimmung im Zelt hoch hielten und Freedom Call den harzigen Beginn vergessen liessen. Das Repertoire ist zum Glück nicht nur auf Vollgas-Tracks aufgebaut, und so gab es auch immer wieder mal ein paar Breaks zur Auflockerung. Das hymnische Element der Deutschen entsteht nebst fetten Backing Vocals jedoch vor allem durch den giftigen Keyboard-Sound (ab Band), und auch wenn «Land Of Light» insgesamt durchaus unterhaltende achtzig Minuten mit johlenden wie glücklichen Fans abschloss, werde ich nie Anhänger dieser Truppe werden…, nie im Leben!

Setliste: «Metal Is for Everyone (Intro)» - «Tears Of Babylon» - «United Alliance» - «Union Of The Strong» - «Freedom Call» - «Hammer Of The Gods» - «Masters Of Light» - «Carry On» - «Mr. Evil» - «A Perfect Day» - «High Up» - «Metal Is for Everyone» - «Power & Glory» - «Warriors» - «Land Of Light».


Gloryhammer
Wie kann der Rockslave über Freedom Call die Nase rümpfen und eine Kehrtwende bei Gloryhammer vollziehen?! Klar gibt es Übereinstimmendes wie zumeist schnelle Tracks, dominante Keyboards und hymnischen Gesang, so what?! Doch es gibt schon ein paar Unterschiede, und da ist zum einen mal Frontmann Thomas Winkler, der stimmlich einiges mehr als Chris Bay bietet und zum anderen spielt Alestorm-Member Christopher Bowes sein Instrument, sprich den Synthie, selber. Dazu kommt das theatralische Element in Verbindung mit Kostümen und intergalaktischen Piraten Metal Lyrics. Somit bieten Gloryhammer als Paket einfach mehr, und zudem sah ich sie 2014 zweimal auf der „70000 Tons Of Metal“ Cruise. Da mir diese beiden Auftritte ziemlich gefielen, blieb seither offensichtlich was hängen. Tragende Figur der schottisch schweizerischen Freundschaft ist auf jeden Fall Angus McFife Winkler, dessen kraftvolle Stimme das bestimmende Element der Band ist. Zudem mimt er den Zeremonienmeister perfekt und spricht dabei das Publikum immer wieder direkt an. Weiterer zumindest optischer Aufhänger ist der „Hootsman“ in der Person von Bassist James Cartwright, der neben den songdienlichen Backing Vocals stehts einen ziemlich Durst zu haben scheint. Die zwischenzeitlichen Trinkeinlagen sind seiner Leber wahrscheinlich nicht so zuträglich, aber das gehört halt einfach als Showelement dazu und ist wenigstens, im Gegensatz zu Sabaton’s „Noch ein Bier“-Gebaren, nur halb so peinlich wie gleichzeitig aufgesetzt.

Wichtiger nebst all diesem Bühnen-Firlefanz ist freilich die Musik, und davon gab es reichlich. Den Vogel schoss aber quasi unfreiwillig unser MF Interview-Gott Martin „El Tino“ Fust ab, der grundsätzlich als Bandbetreuer hinter den Kulissen tätig war und beim Song «Quest For The Hammer Of Glory» ganz spontan in die Rolle des maskierten wie auf der Bühne hammerschwingenden Gnoms sprang und sich die Dramaturgie des Kurzauftritts innert Sekunden draufpacken musste. Dass dabei das Requisit unerwartet in die Brüche ging, war nicht natürlich nicht vorgesehen, sorgte aber für einige Lacher vor, auf und hinter der Bühne, absolut priceless diese Szene! Im Verlauf des energetischen Konzertes machten sich bei Thomas allerdings ein paar zum Glück nur marginale Konditionsprobleme seiner Stimmbänder bemerkbar. Diese erholten sich dann hinten raus wieder etwas, und es ist eh unglaublich, was der Typ da abliefert, ganz grosses Kino! Ein weiterer Garant für eine jeweils grandiose Stimmung ist der hohe Mitsingfaktor der Songs. Zusammen mit den enthusiastisch abfeiernden Fans bereitete es auch der Band einen Riesenspass und die Organisatoren unterstrichen hiermit die richtige Auswahl der Bands für diesen Anlass. Ein junger Fan reiste gar extra aus Florenz (!) an. Man darf also gespannt sein, wie das weiter gehen wird, denn obwohl die abschliessende monetäre Bilanz des Events noch Luft nach oben ergab, fielen die wesentlichen Aspekte durchwegs positiv aus, und somit steht einem weiteren Anlass auf der Rinderweid, oberhalb von Hägendorf, nichts im Weg!

Setliste: «Infernus Ad Astra (Intro)» - «Rise Of The Chaos Wizards» - «Legend Of The Astral Hammer» - «Hail To Crail» - «Questlords Of Inverness, Ride To The Galactic Fortress! » - «Magic Dragon» - «Goblin King Of The Darkstorm Galaxy» - «Apocalypse 1992» - «Amulet Of Justice» - «Quest For The Hammer Of Glory» - «The Hollywood Hootsman» - «Angus McFife» - «Universe On Fire» - «The Unicorn Invasion Of Dundee» -- «Wizards!» - «The National Anthem Of Unst (Outro)».