Zugegeben, der erste Gedanke daran war schon etwas verwegen,
aber im Nachhinein kann überzeugt konstatiert werden, dass sich der
ganze Aufwand gelohnt hat! Die Rede ist davon, dass es so einen
Anlass in der Region und letztlich gar dem Wohnort der Metalrose
(Rockstation) und meiner Wenigkeit bisher noch nie gegeben hat! Das
tat einerseits dem Ansehen unseres Dorfes gut, und andererseits
stellte das Organisations-Komitee erfolgreich unter Beweis, wie man
einen Anlass dieser Grösse (Platz für rund 5‘000 Leute) auf die
Beine stellt. Die Kombination zwischen den Highland Games mit
mittelalterlichem Ambiente und harter Rockmusik über Happy Metal bis
hin zu True Power Metal war eine Herausforderung, die auf der
musikalischen Seite mit Maxwell, Freedom Call und Gloryhammer
angenommen und unter dem Strich ein positives Resultat erzielt
werden konnte. Der ganze Event dauerte vom 21. bis zum 23. Juli,
beinhaltete Ritterspiele, einen Mittelaltermarkt, viel Musik und
Highland Games, die zur offziellen Jahresmeisterschaft zählten.
Unser Bericht beschränkt sich auf den Samstag, wo sich die meisten
Fans der drei genannten Bands vor Ort einfanden.
Maxxwell
Das Zelt, in dem die Bühne aufgebaut war, nahm von der Gesamtfläche
die Hälfte ein, sprich im anderen Teil gab es Speis und Trank für
alle Besucher. Als die Jungs von Maxxwell für den Soundcheck die
Bühne enterten und dabei schon ordentlich Krach machten, merkte man
schon etwas, dass das normale Fussvolk nicht wegen den Bands
gekommen war. Ich verdrückte während der Zeit mein Nachtessen und
musste mir zum Schutz meines tinnitusgeschädigten Gehörs umgehend
die Ohrenpfropfen montieren. Dennoch bekam ich auch so mindestens
ungefähr mit, wie der Sound nachher einfahren wird. Pünktlich um
20.00 Uhr war es dann soweit, und gerade mal drei Tage nach dem
Support-Slot für Extreme in Pratteln standen die Innerschweizer
Rocker auf Hägendörfer Gemeindeboden, sprich der Rinderweid und für
mich war es dann interessant zu hören und zu sehen, wie die Truppe
im Vergleich dazu abschneiden wird. Die Antwort liess in der Tat
nicht lange auf sich warten und schon nach kurzer Zeit war klar,
dass der heutige Abend bedeutend intensiver ausfallen wird. Vor
allem der vergleichsweise gute Sound hinterliess für
Zeltverhältnisse einen mehr als soliden Eindruck, und davon liessen
sich Maxxwell so zu sagen mitreissen. Das Resultat war ein beherzter
Auftritt vor deutlich weniger Leuten (so gegen knapp 150 herum), der
jedoch voll einschlug. Ich selber habe Maxxwell bisher noch nie mit
solcher Energie und Spielfreude gesehen, und die Fans gerieten darob
echt aus dem
Häuschen. Die Setliste zeigte sich leicht verändert,
sprich neu wurde noch «Independent», ein wohl neuer Song, gespielt.
Die Stimmung war nach den obligaten 45 Minuten so gut, dass mit
«Black Widow» noch eine Zugabe folgte, die ebenso lautstark
abgefeiert wurde. Hierbei zeigte es sich eindrücklich, dass es nicht
immer das Prädikat „sold out“ braucht, um tolle Konzerte erleben zu
können.
Setliste: «Heads Or Tails» - «Slapshot» - «Man Of
Steel» - «No Pain No Gain» - «Independent» - «Nothing Changes My
Mind» - «Trails Of Hate» - «Partykings» - «Queen Of The Night» --
«Black Widow».
Freedom Call Wer ein
offizielles Programmheft zur Hand hatte, stellte fest, dass der
Beginn des Auftritts von Maxxwell um eine halbe Stunde vorgezogen
wurde. Ursprünglich stand da nämlich 20.30 Uhr. Somit hätten Freedom
Call als nachfolgende Band von diesem „Vorsprung“ profitieren
können, doch es kam anders. Der Soundcheck gestaltete sich nämlich
aufgrund von technischen Problemen, hauptsächlich mit dem In-Ear
Monitor-System, ziemlich langwierig, und das schlug zunehmend auf
die zuvor gute Stimmung unter den Musikern. Vor allem Chef Chris Bay
(g/s) war augenscheinlich angesäuert auf die bemüht agierenden
Stagehands, und auch Bassist Ilker Ersin machte keinen Hehl aus
seiner Gemütsverfassung. Mit dem Mut der Tüchtigen und vielleicht
auch etwas Glück liessen sich die Unpässlichkeiten glücklicherweise
beheben, und so konnte es um 21.25 Uhr weiter gehen. Inzwischen
standen gut 200 Fans vor der Bühne, was letztlich aber hiess, dass
gut und gerne doppelt so viele Platz gehabt hätten. Nichtdestotrotz
powerten Chris und
seine Jungs volle Pulle los und sorgten sofort
für die erwartete Metal-Party. Was dem überwiegenden Teil der
bierseligen Meute und Metalinside-Ikone Kaufi sehr zu gefallen
schien, löste bei mir bald einmal eher gepflegte Langeweile aus. So
zog ich mich nach den obligaten Fotos freiwillig wie bestimmt
zugleich aus der ersten Reihe zurück und verfolgte das ganze
Spektakel aus „sicherer Distanz“. Mir wurde die Happy Metal Sause
echt zu viel, vor allem bei den speedigeren Tracks. Genau diese
waren es aber, die die ausgelassene Stimmung im Zelt hoch hielten
und Freedom Call den harzigen Beginn vergessen liessen. Das
Repertoire ist zum Glück nicht nur auf Vollgas-Tracks aufgebaut, und
so gab es auch immer wieder mal ein paar Breaks zur Auflockerung.
Das hymnische Element der Deutschen entsteht nebst fetten Backing
Vocals jedoch vor allem durch den giftigen Keyboard-Sound (ab Band),
und auch wenn «Land Of Light» insgesamt durchaus unterhaltende
achtzig Minuten mit johlenden wie glücklichen Fans abschloss, werde
ich nie Anhänger dieser Truppe werden…, nie im Leben!
Setliste: «Metal Is for Everyone (Intro)» - «Tears Of Babylon» -
«United Alliance» - «Union Of The Strong» - «Freedom Call» - «Hammer
Of The Gods» - «Masters Of Light» - «Carry On» - «Mr. Evil» - «A
Perfect Day» - «High Up» - «Metal Is for Everyone» - «Power & Glory»
- «Warriors» - «Land Of Light».
Gloryhammer
Wie kann der Rockslave über Freedom Call die Nase rümpfen und eine
Kehrtwende bei Gloryhammer vollziehen?! Klar gibt es
Übereinstimmendes wie zumeist schnelle Tracks, dominante Keyboards
und hymnischen Gesang, so what?! Doch es gibt schon ein paar
Unterschiede, und da ist zum einen mal Frontmann Thomas Winkler, der
stimmlich einiges mehr als Chris Bay bietet und zum anderen spielt
Alestorm-Member Christopher Bowes sein Instrument, sprich den
Synthie, selber. Dazu kommt das theatralische Element in Verbindung
mit Kostümen und intergalaktischen Piraten Metal Lyrics. Somit
bieten Gloryhammer als Paket einfach mehr, und zudem sah ich sie
2014 zweimal auf der „70000 Tons Of Metal“ Cruise. Da mir diese
beiden Auftritte ziemlich gefielen, blieb seither offensichtlich was
hängen. Tragende Figur der schottisch schweizerischen Freundschaft
ist auf jeden Fall Angus McFife Winkler, dessen kraftvolle Stimme
das bestimmende Element der Band ist. Zudem mimt er den
Zeremonienmeister perfekt und spricht dabei das Publikum immer
wieder direkt an. Weiterer zumindest optischer Aufhänger ist der
„Hootsman“ in der Person von Bassist James Cartwright,
der neben den
songdienlichen Backing Vocals stehts einen ziemlich Durst zu haben
scheint. Die zwischenzeitlichen Trinkeinlagen sind seiner Leber
wahrscheinlich nicht so zuträglich, aber das gehört halt einfach als
Showelement dazu und ist wenigstens, im Gegensatz zu Sabaton’s „Noch
ein Bier“-Gebaren, nur halb so peinlich wie gleichzeitig aufgesetzt.
Wichtiger nebst all diesem Bühnen-Firlefanz ist freilich die
Musik, und davon gab es reichlich. Den Vogel schoss aber quasi
unfreiwillig unser MF Interview-Gott Martin „El Tino“ Fust ab, der
grundsätzlich als Bandbetreuer hinter den Kulissen tätig war und
beim Song «Quest For The Hammer Of Glory» ganz spontan in die Rolle
des maskierten wie auf der Bühne hammerschwingenden Gnoms sprang und
sich die Dramaturgie des Kurzauftritts innert Sekunden draufpacken
musste. Dass dabei das Requisit unerwartet in die Brüche ging, war
nicht natürlich nicht vorgesehen, sorgte aber für einige Lacher vor,
auf und hinter der Bühne, absolut priceless diese Szene! Im Verlauf
des energetischen Konzertes machten sich bei Thomas allerdings ein
paar zum Glück nur marginale Konditionsprobleme seiner Stimmbänder
bemerkbar. Diese erholten sich dann hinten raus wieder etwas, und es
ist eh unglaublich, was der Typ da abliefert, ganz grosses Kino! Ein
weiterer Garant für eine jeweils grandiose Stimmung ist der hohe
Mitsingfaktor der Songs. Zusammen mit den enthusiastisch abfeiernden
Fans bereitete es auch der Band einen Riesenspass und die
Organisatoren unterstrichen hiermit die richtige Auswahl der Bands
für diesen Anlass. Ein junger Fan reiste gar extra aus Florenz (!)
an. Man darf also gespannt sein, wie das weiter gehen wird, denn
obwohl die abschliessende monetäre Bilanz des Events noch Luft nach
oben ergab, fielen die wesentlichen Aspekte durchwegs positiv aus,
und somit steht einem weiteren Anlass auf der Rinderweid, oberhalb
von Hägendorf, nichts im Weg!
Setliste: «Infernus Ad Astra
(Intro)» - «Rise Of The Chaos Wizards» - «Legend Of The Astral
Hammer» - «Hail To Crail» - «Questlords Of Inverness, Ride To The
Galactic Fortress! » - «Magic Dragon» - «Goblin King Of The
Darkstorm Galaxy» - «Apocalypse 1992» - «Amulet Of Justice» - «Quest
For The Hammer Of Glory» - «The Hollywood Hootsman» - «Angus McFife»
- «Universe On Fire» - «The Unicorn Invasion Of Dundee» --
«Wizards!» - «The National Anthem Of Unst (Outro)».
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