An diesem Samstag
Abend war in Winterthur im Endstation-Club wieder einmal ein Metal-Konzert angesagt. Man
konnte gespannt sein, was sich die Basler Power-Metaller Godiva diesmal wieder einfallen
lassen, um das Publikum zu schocken oder zu erfreuen. Mit einem starken Debüt-Album im
Gepäck und einigem Pech mit ihrem letzten Booker, waren Godiva sicher richtig scharf
darauf, live wieder mal voll ab zu rocken. Das letzte Konzert ist ja auch schon eine Weile
her. Als Support wurden die aus der Gegend um Bern stammenden Dark Sign angekündigt. Man
durfte also sehr neugierig sein, was einen nun erwarten wird. Zuerst gab es jedoch eine
angenehme Überraschung, aber eins nach dem andern...
Mein frühzeitiges Erscheinen hatte zur Folge, dass ich genau beim Soundcheck von Godiva
reingeplatzt war. Da kamen auch schon Sini und Tenz, die zwei Inhaber vom Endstation-Club
und begrüssten mich herzlich. Ich wurde gleich mal mit einer Flasche Bier bestückt und
danach in den Backstage-Bereich geführt. Dieser kann sich wirklich sehen lassen. Ein Ort,
wo sich jede Band wohlfühlen kann. Sogar eine Sony-Playstation hatte es da. Diese wurde
dann auch relativ lange vom Godiva-Drummer Peter Gander und dem Bandmischer in Beschlag
genommen. Das Zusammensein mit den Jungs von Godiva war wieder einmal mehr eine
Konversation auf höchstem Niveau. Schwerpunktthema waren Frösche aus Südamerika. Wenn
man diese spezielle Art dieser Tiere ableckt, dann soll das High machen. Kurz darauf liess
ich es mir nicht nehmen, auch dem Soundcheck von Dark Sign beizuwohnen. Ich wollte ja
wissen, was mich da erwartet. Um 21 Uhr war dann Türöffnung und über 150 Fans strömten
in das Szene-Lokal hinein.
Dann hiess es Showtime und die Jungs und das Mädel von Dark Sign bestiegen die Bühne.
Dieser circa fünfzig-minütige Auftritt geriet zu einem musikalischen Erlebnis der
Extraklasse. Im Mittelpunkt stand Sänger Roman Frei. Mit seiner kraftvollen und sehr
ausdruckvollen Stimme ist er für die Schweizer Szene eine echte Neuentdeckung. Auch die
Ansagen zwischen den Songs, die mit viel Witz vorgetragen wurden und die gesamte Präsenz
überhaupt, wirkten sehr professionell. Musikalisch lässt sich das Ganze eher schwer
einordnen, da man viel Abwechslung geboten bekam. Von Doublebass Drum lastigen Parts, zum
Teil thrashigem Riffing und progressiven Elementen, bis hin zu ruhigen Passagen, welche
immer wieder von der Dame an den Tasten optimal getragen wurden, gab es musikalisch von
allem etwas. Die Gitarristen Urs Friedli und Thom Müller konnten sich derweil mit
abwechselnden Soli gekonnt in Szene setzen.. In Sachen Live-Acting, auf das ich grossen
Wert lege, gab es zwar nicht all zu viel, aber das war in diesem Fall auch gar nicht
nötig. Die musikalische Leistung überzeugte mehr als genug. So durften, ja mussten Dark
Sign noch eine Zugabe spielen und wurden unter grossem Applaus verabschiedet.
Nach der Umbaupause und geilstem Metal-Sound vom D.J., enterten Godiva die nicht sehr viel
Platz bietende Bühne. Während ein inferales Intro ab Dose lief, konnten die anwesenden
Fans auf der Grossleinwand, oberhalb der Bühne, ein paar Bilder der Bandmembers und das
Bandlogo von Godiva anschauen. Dabei kam schon fast etwas Grossarena-Atmosphäre auf.
Losgerockt wurde mit "Razorback romantic" und danach "Let the tank
roll". Es ist wirklich erstaunlich, wie sich Godiva inzwischen entwickelt haben. Wie
ein starker Panzer, bereit, alles ihm im Weg Stehende ohne Gnade nieder zu walzen. Die
Basler sind ja auch bekannt dafür, immer wieder etwas für's Auge zu bieten. So wurde
während "Cold blood" ein grosser Kelch nach vorne gebracht, der mit
künstlichem Blut gefüllt war. Sänger Anthony de Angelis liess es sich darauf nicht
nehmen, dieses in seinen Mund und auf einen Fan, der zuvorderst stand, zu leeren. Mit
"One shot" folgte ein weiterer Mitsing-Kracher vom Debüt-Album. Nach dem
Drum-Solo von Peter Gander, der heute Abend sehr gut in Form war, spielten Godiva mit
"Heavy Metal thunder" meinen Favorite-Song. Hier zeigte De Angelis, wie gut er
die höheren Gesangslagen beherrscht. Obwohl es auf der Bühne nicht all zu viel Platz
hatte, versuchte die Band, optisch das Bestmögliche heraus zu holen. Natürlich stand der
Sänger im Mittelpunkt des Geschehens, doch auch Bassist Mitch Koontz peitschte die
tobende Menge immer wieder an. Mit seiner Präsenz wirkte der Berner Dicksaiten-Zupfer
sehr überzeugend. Nachdem sämtliche Songs vom Debüt-Album durchgespielt waren, blieb
schon fast nichts mehr anderes übrig, als sich an ein paar Cover-Songs zu versuchen.
Runtergezockt wurden: "Electric eye" von Judas Priest, "We rock" von
Dio und "Running in the dust" von Primal Fear. Als die anwesenden Fans immer
noch nicht genug hatten, sorgten Godiva zum Schluss für eine Einlage der besonderen Art.
Emilia, die ewige Begleiterin der Band, wurde auf die Bühne geholt. Dabei handelte es
sich um eine lebensgrosse Stoffpuppe, gekleidet in Reizwäsche. Während "Let me
entertain you" von Robbie Williams in einer metallischen Version gespielt wurde,
musste die "arme" Emilia Einiges an Prügel einstecken, Beschimpfungen kassieren
und andere nicht ganz jugendfreie Aktivitäten über sich ergehen lassen. Den Fans gefiel
es, tobten lautstark darob und alle waren sich einig, dass es so eine Show schon lange
nicht mehr zu sehen und hören gab.
Set-Liste: "Intro", "Razorblade romantic", "Let the tanks
roll", "Where angels die", "Cold blood", "One shot",
"Sinner", "Drum-Solo", "Heavy Metal thunder", "Bullshit
lover", "Riding through the time", "Nightmare", "Electric
eye", "We rock", "Running in the dust", "Let me entertain
you".
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