Beim letzten Auftritt in der Hall Of Fame, vor etwas mehr
als einem Monat, und noch als Opener für Emerald wie Freedom Call
unterwegs, war der heutige Status besser, sprich Headliner! Zusammen
mit dem Umstand, dass meine Präsenz in der Met-Bar nach wie vor
unter der Rubrik „selten vor Ort“ läuft, hatte ich am heutigen Abend
somit gleich zwei Gründe, den Weg nach Lenzburg unter die Räder zu
nehmen. Was in Wetzikon schon sehr gut rüber kam, stand vor der
Bestätigung, und diesmal war nicht nur Keyboarder Bruno Berger
wieder vor seinem Arbeitsgerät anzutreffen, sondern auch die Gewähr
hoch, dass das, was das letzte Mal, zeitlich bedingt, nicht mehr
drin lag, heute zum Handkuss kommt. Da heisst also mit Sicherheit
der Übersong «Alone» und das Werweisen darüber, welchen
Kirk-Klassikern wieder neues Leben eingehaucht wird. Bevor der
Hauptact auf die Bühne stieg, versuchten Anam’Kara den Leuten ihren
Music-Style female fronted Symphonic Metal mit verstärkter
Schlagseite hin zu Melodic Death Metal näher zu bringen. Im Fokus
stand dabei junge Sängerin Sophie, die zwar offensichtlich Spass
hatte, aber dennoch einen durchzogenen Abend einziehen musste.
Anam’Kara Als Gitarrist Jonathan und Bassist Flo noch
die letzten Vorbereitungen auf der Bühne abschlossen, liess das
äussere Erscheinungsbild der beiden Musiker schon vorneweg erahnen,
dass sogleich kein Kindergeburtstag auf der Traktandenliste stehen
würde. Da ich die Aargauer Band aus Wettingen zuvor nicht kannte,
liess ich mich einfach mal überraschen. Es dauerte dann auch nicht
lange, bis klar wurde, in welche Richtung die Reise gehen wird. Die
sichtlich junge Frontfrau wirkte dabei etwas unsicher und man merkte
ihr an, dass sie sich ihr Territorium auf der Bühne zuerst noch
erkämpfen muss. Hin zum teils ziemlich brachialen Sound wirkte ihr
Auftreten mitunter viel zu brav. Die Saitenfraktion, allen voran
Jonathan, lieferte genretypische Growls ab, denen Sophie live oft zu
wenig
Energie
entgegen setzen konnte. Als sich dann noch ein offensichtlicher
Texthänger einschlich, war das liebe Girl kurzzeitig sichtlich
überfordert. Vor heimischem Publikum und Familienmitgliedern ist
sowas ja noch weitgehend zu verschmerzen, aber an anderen Orten kann
man sich das als Support nicht erlauben! Wäre es im Rahmen eines
Band-Contests passiert, hätten die Koffer mit Sicherheit gleich
gepackt werden können. Symphonic Metal kommt bekanntlich nicht ohne
Synthie-Sounds aus, aber da diese bloss eingespielt wurden, fehlte
der Performance insgesamt einfach etwas. Des Weiteren wirkte Sophie
etwas verloren in der Mitte, wenn die Kollegen ihre Growls
auspackten und windmühlenmässig voll abschädelten. Unter dem Strich
war es sicherlich unterhaltend, doch um gegenüber der zahlreichen
Konkurrenz in der Szene wirklich was reissen und bestehen zu können,
müssen Anam’Kara als Band spürbar zulegen, auch kompositorisch.
Setliste: «Intro» - «Wasted» - «Darkness And Decay» - «Tribes Of
The North» - «Three Wise Monkeys» - «Tales Of Blood» - «Firestorm» -
«The Dying Swan».
Gods Of Silence
Nachdem mich die Support-Band Anam’Kara nur bedingt aus der Reserve
locken konnte, war ich jetzt richtig heiss auf Gods Of Silence! Nach
der ersten Begegnung vor ein paar Wochen in der Hall Of Fame in
Wetzikon, wollte ich nun eine Steigerung erleben, sprich sehen und
hören, wie sich die „neuen Kirk“ als Headliner schlagen würden. Fakt
war natürlich die Fokussierung auf die Songs des sehr überzeugenden
Debüt-Albums «Neverland», und das alleine war schon das
Eintrittsgeld wert. Heute Abend, einen Tag vor der offiziellen
CD-Taufe im heimatlichen Münchenstein, gab es so zu sagen eine Art
Generalprobe. In der Vollbesetzung mit Gilbi Meléndez (Vocals),
Sammy Lasagni (Guitars), Daniel Pfister (Bass), Bruno Berger
(Keyboards) und Philipp Eichenberger (Drums) enterte die Band die
Bühne und setzte mit dem Opener «Army Of Liars» zu einem wahren
Siegeszug an. Obwohl dieser Song gesanglich schon einiges abfordert,
war Gilbi von Anfang auf zack, sprich ready. Angetrieben von
bollernden Drums gab es zunächst mal eine volle Ladung Power Metal
auf die Lauscher. Mehr in die progressive Richtung ging danach das
mitunter flotte «You Mean Nothing More», das ganz auf der Linie von
Kirk, der vormaligen Band, liegt und die guten alten Zeiten sogleich
mit
sackstarken
Vocals herauf beschwörte, Gänsehaut inklusive! Spätestens mit
«Neverland», dem Titeltrack der aktuellen CD, gelangten alle
Protagonisten auf Betriebstemperatur, und wie! Somit geriet auch
«Wonderful Years» vorzüglich und verströmte abermals massig DNA der
verblichenen Kirk, die das Publikum in sichtlich gute Stimmung
versetzte.
Gleiches verursachte «Demons», wobei ich jedoch
unweigerlich an das geniale Debüt von Ivanhoe («Visions And
Reality», 1994) denken musste. Genial sind dabei die grundsätzlich
hammergeilen Vocals von Master Meléndez, die, wie Arsch auf Eimer,
nicht besser sein könnten! Was bei Maxxwell nur bedingt, wenn
überhaupt, passen würde, entfaltet sich bei Gods Of Silence in
Perfektion. So steuerte das Ganze ohne jeglichen Hänger auf mein
erstes persönliches Highlight zu: «Alone»! Bereits an anderer Stelle
erwähnt, gehört dieser Übersong mit seiner catchy Melodyline zu
meinen absoluten Faves, der sich nach dem allerersten Anhören zur
Rezi bereits in die Hirnwindungen rein gefräst hat. Ein Track, den
ich hundertprozentig auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würde.
Wie nahe beieinander Gods Of Silence
und Kirk nach wie vor sind, zeigten alle verbleibenden Songs, wo die
(Kirk-) Alben «Masquerade» (2014) sowie «The Final Dance» (2003) und
das neue Werk fliessend ineinander übergehen. Die absoluten Peaks
waren dann natürlich drei alte Kirk-Kracher, darunter das immer noch
unantastbare Meisterwerk «Center Of The Universe». Der einzige
(persönliche) Wermutstropfen war in diesem Zusammenhang das
Ausbleiben von «Sell Your Soul», einem weiteren unabdingbaren
„Insel-Song“. Dafür wäre ich ehrfürchtig auf die Knie gegangen, aber
die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt! Es bleibt inbrünstig zu
hoffen, dass Gods Of Silence, zusammen mit Goldjunge Gilbi, künftig
noch viele weitere tolle Songs gelingen und die Konzerte das
songwriterisch gewichtige Erbe von Kirk lautstark in die Welt hinaus
tragen.
Setliste: «Intro» - «Army Of Liars» - You Mean
Nothing More» - «Neverland» - «Wonderful Years» - «Demons» - «All My
Life» - «Alone» - «Devil’s Claw» - «Fight Or Die» - «Full Moon» -
«Against The Wall» - «Center Of The Universe» - «Masquerade» - «The
Phoenix» -- «Ashes» - «Shattered Dreams».
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