Mit keinerlei Erwartungen machte ich mich an jenem Samstag auf
den Weg ins schöne Brugg, wo Gonoreas ihre Plattentaufe feiern würden. Ausgestattet mit
einer Fotokamera betrat ich kurz nach 20 Uhr das Salzhaus, wo noch nicht überwältigend
viele Leute sich vor der Bar drängten. Doch nach und nach durfte man freudig feststellen,
dass immer mehr Fans den Weg nach Brugg gefunden hatten.
Als erste legten Aka Profound live los. Ich muss schon
sagen, dass ich von dieser mir bis anhin unbekannten Band sehr beeindruckt war. Besonders
die Bühnenklamotten der fünf Männer fand ich bemerkenswert. Sänger Giusi trug einen
langen Rock! Das wäre an sich nichts besonderes, wenn dieser Rock nicht vorne
aufgeschlitzt gewesen wäre, denn dank dieser Öffnung blitzten bei manchen Bewegungen
extrem glänzende Lackhosen darunter hervor, was natürlich sehr raffiniert aussah. Wo ich
grad dabei bin Komplimente zu verteilen: auch das Stageacting des italienischen Sängers
war überdurchschnittlich gut. Er legte sich so richtig ins Zeug und führte regelrechte
Balztänze mit dem Mikrofonständer auf. Auch von seinem Hüftschwung lohnt sich zu
berichten, denn da könnte selbst der Hüftschwingkönig Axl Rose noch etwas lernen.
Profound machen Metal vom Feinsten, das habe ich schnell erkannt. Besonders
der Song Tragedy hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Profond
bestehen aus talentierten Musikern, jeder ein Künstler auf seinem Gebiet. Sie können auf
einen energischen und guten Drummer blicken und einen Keyboarder, der durch oftmaliges
Lächeln auffiel. Schlussendlich wurde noch ein neuer Song vorgestellt, der mit
wunderbaren Keyboard-Klängen beginnt, jedoch sofort schneller wird und zu einem gut
rübergebrachten Geflüster des Sängers führte, welcher besonders hier beim letzten Song
seine Haarpracht gut ins Stageacting einbrachte. Mir gefielen Profound so gut, dass ich
mir nach dem Konzert gleich zwei CDs von ihnen kaufte. Ich bin gespannt, ob man noch mehr
von ihnen hören wird und wie weit sie es schaffen.
Nach kurzer Pause ging es weiter mit Tanelorn unplugged. Darauf war ich sehr
gespannt, denn ich sah die Band vor ein paar Jahren schon einmal live. Ich stellte es mir
äusserst schwierig vor, die Musik unplugged zu spielen. Tanelorn standen zu zweit auf der
Bühne, ausgestattet mit Keyboard, akustischer Gitarre und natürlich einem Mikro. Sänger
Titus stellte sich und seinen Bandkollegen Marco als Simon and Garfunkel vor, was jedoch
beim Publikum nur mässiges Gelächter hervorrief. Das mag daran liegen, dass es sich
hierbei um ein recht junges Publikum handelte, welches Simon and Garfunkel wahrscheinlich
nicht kannte. Nun ging es endlich los mit der Musik! Der erste Song war eine Ballade,
welche mit Gesang und Gitarre zum Besten gebracht wurde. Zum Schluss sangen Titus und
Marco einen Teil zusammen. Hierbei muss ich bemerken, dass die beiden Stimmen hervorragend
miteinander harmonierten. Unterstrichen wurde der Auftritt durch eine dezente und passende
Lichtshow. Sehr interessant war das Medley, welches Tanelorn spielten um dem
Publikum ihre Musik vorzustellen. Ich muss schon sagen, Sänger Titus hat sich stimmlich
gewaltig verbessert! Er war die ganze Zeit über so konzentriert, dass ich mir seine
Nervenstränge symbolisch als Drahtseile vorstellte, die aber sicher nicht platzen
würden. Die beiden nahmen ihre Sache verdammt ernst, das merkte man. Einen kleinen
Zwischenfall gab es, als Titus bei einer kurzen Erfrischung Orangensaft ins Auge kriegte,
aber er meisterte die Situation mit gutem Humor. Dear Titus and Marco, das habt Ihr
wirklich sehr gut gemacht! Ich hab selten solche Gänsehaut gehabt wie während der
Gesangssolos von Titus. Euer Auftritt war grandios, und ich freue mich schon auf den
nächsten, vielleicht ja auch wieder unplugged, denn dies war hoffentlich nicht das letzte
Mal!
Nun kam es zum eigentlichen Anlass des Abends: der Auftritt von Gonoreas, die mit Fans und
Freunden ihre neue CD feiern wollten. Auch sie waren mir bisher nicht bekannt, also
verfolgte ich den Gig neugierig mit. Bei Gonoreas fällt besonders der Sänger
auf, der mit Glatze und rauer Stimme Vollgas gibt. Er verstand es ausgezeichnet, sein
Publikum zu begeistern und zu unterhalten. Doch auch Gitarrist Damir fiel mir auf, denn
was er mit seinem Instrument anstellte war saubere Arbeit. Exzellente Riffs, musikalisch
absolut lupenrein. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, als sich Damirs
Bruder plötzlich vor das Publikum stellte um die Leute durch laute Zurufe und Klatschen
zum Mitmachen zu animieren. Erfreut stellte ich fest, dass die zweite Gitarre von einer
blonden Lady bedient wurde, die ihre Haare gekonnt zur Musik mitschüttelte. Da soll mal
einer sagen, dass Frauen nur Bassgitarre spielen können! Wieder mal untergräbt eine Frau
dieses Klischee, aber das stand wohl auch schon bei Lita Ford und The Great Kat fest. (Na,
erinnert dich noch jemand an die Dame?) Gonoreas spielten alte und neue Songs, beides kam
beim Publikum sehr gut an. Es wurde sogar ein Song dargeboten der so neu ist, dass man
dafür noch nicht mal einen Namen gefunden hat. Vorerst wird er nur als neuer
Song gehandelt. Wie gesagt, an diesem Abend sah ich Gonoreas zum ersten Mal live.
Aber es gefiel mir so gut, dass ich gerne bei einem anderen Auftritt wieder mal
reinschaue. Gonoreas versprühen auf der Bühne sehr viel Power und Elan. Sie haben sich
extrem Mühe gegeben, das merkte man. Dafür verdienen sie grosse Anerkennung, das muss
hier mal gesagt werden. Sogar die Kosten für die Produktion wurden wenn auch nur
flüsternd- verraten, aber das soll hier unerwähnt bleiben. Mir persönlich gefiel der
gitarrenlastige Metal sehr gut. Besonders bei den Coversongs merkte man, was für ein
Potenzial in den Musikern steckt. Holy Diver wurde beinahe Eins zu Eins
widergegeben. Auch Kings of Metal kam dem Original sehr nahe. Ich bin
überzeugt, dass Gonoreas zu grösseren Taten fähig sind. Doch gerade in der Schweiz ist
das nicht so einfach. Deshalb bleibt mir nur eines übrig: ihnen viel Glück zu wünschen,
und dass sie weiterhin mit so viel Einsatz ihrer Sache treu bleiben. Auf ein nächstes
Mal! Es war eine gelungene Party zum CD-Release. Cheers!
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