Es scheint fast so, als sei der Kanton Aargau
die Brutstätte für Ausnahmetalente. Die Schweiz beherbergt Unmengen
aufstrebender, junger Bands, doch nur wenige vermögen zu überzeugen.
Und noch weniger Bands haben die Initiative, ihre Konzerte einfach
selber zu organisieren. Nicht so Gonoreas, die sich mittlerweile in
über zehn Jahren Bandgeschichte national einen grossen Namen gemacht
haben, und den Sommer mit fünf Konzerten in zwei Balkan-Staaten
verbracht haben. Gonoreas nahmen für einen Abend das Brugger
Salzhaus in Beschlag, eine sehr gute Location übrigens, und gaben
nebst drei weiteren Aargauer Bands ihr Können zum besten. Wollen wir
doch mal sehn, wie es war.
Sonic Delivery
Den Anfang machten drei junge Männer, auffallend brachial auch ohne
einen Bassisten. Sänger Lars Christen glänzte nicht nur mit seiner
schwarzen Glitzer-Gitarre, sondern auch mit einer äusserst flexiblen
Stimme. Diese vermochte langsamere Stücke ebenso beeindruckend rüber
zu bringen, wie auch tempolastige Feger. Leadgitarrist Sascha
Lackner war für die rohen Riffs zuständig, während Drummer Christian
Zimmermann für ordentlich Druck in dieser Mischung aus alternativem
Rock und Metal sorgte. Alles in allem ein gelungener Auftritt, der
musikalisch wie auch optisch an Sonic Youth in ihren sehr jungen
Tagen erinnerte. Und ja, das ist ein Kompliment! Zur Zeit ist das
Trio mit den Aufnahmen zu einem neuen Album beschäftigt, von dem man
auf ihrer MySpace-Seite bereits Auszüge aus drei Songs hören kann.
Fürs Erste klingt das schon äusserst vielversprechend, und auch hier
wieder die Riffs und packenden Melodien, welche mich schon bei
diesem Auftritt verzaubert haben. Man behalte diese Band im Auge,
die könnte noch was werden!
The Roadhouse Preachers
Zu
viert stand diese Badener/Zürcher Truppe auf der Bühne, allen voran
Sänger (Schreier) Stefan Specht, der von Anfang an eine
überwältigende Begeisterung versprühte, welche auch gleich aufs
Publikum übersprang. Schon nach wenigen Augenblicken hatte er die
Meute durch diesen Enthusiasmus sprichwörtlich an den Eiern gepackt,
um diesen Auftritt zu einer lebhaften Party werden zu lassen. Doch
der Kern dieser Mischung aus klassischem Rock und ein wenig Punk ist
ganz klar Gitarrist Roman Eggel, der dem Sound eine Substanz so
hohen Niveaus verleiht, dass man damit in Ärsche treten kann. Selten
habe ich in der Schweiz jemandem gehört, der seinem Instrument
solche Klänge entlocken kann. Besonders die bluesigen Parts waren
einfach ein Gedicht! Bassist Andreas Bätschmann braucht sich auch
nicht hinter dem Strauch zu verstecken, denn er versorgte die ganze
Setliste mit göttlich tiefen Klängen., während The Roadhouse
Preachers mit Roger Gautschi einen Könner am Schlagzeug hatten, der
für mitreissendes Getrommel zuständig war. Schmucker Auftritt!
Firesnake
Vor sechs Jahren von halben Kindern gegründet und durch diverse
Wechsel im Line Up gebeutelt, mittlerweile zu einer Sensation
geworden, die einen nur noch ungläubig den Kopf schütteln lässt, das
sind Firesnake. Ich muss an dieser Stelle anmerken, dass ihr Ruf
ihnen voraus geeilt ist. Was mir schon Wochen vor dem Konzert
erzählt wurde, nahm ich mit einer ordentlichen Portion Misstrauen
zur Kenntnis. Es kann ja nicht sein, dass sechs Aargauer im
durchschnittlichen Alter von 21 Jahren Musik spielen, die sich mit
alten Profis messen kann, oder? Doch, es kann! Als erstes stachen
mir die geschnürten Lederhosen von Rhythm Gitarrist Michel Bandi und
Basser Lukas Hauser ins Auge. Welch eine willkommene und stilvolle
Abwechslung in einer Zeit, in der viele Bands scheinbar in ihren
Freizeit-Klamotten auf der Bühne stehen! Auch in Sachen Stage Acting
bieten Firesnake diverse Augenschmeichler. Sänger Jonas Ambühl mit
beeindruckend
trainiertem und entblösstem Oberkörper, dessen Headbanging einen
schier in Ehrfurcht erstarren lässt. Dazu synchron bangende
Saitenzauberer, und zur Krönung der Szenerie Michel Bandi auf den
Knien, seiner Gitarre herrliche Klänge heraus kitzelnd; ein Bild für
die Götter! Was haben sie denn in ihrem Repertoire, diese
Wunderknaben? So richtig klar definierbar ist es nicht, aber es
könnte als klassischer Metal mit thrashiger Dekoration bezeichnet
werden. Für letztere sorgte Leadgitarrist Sascha Maksymov mit
beeindruckend schnellem und präzisem Riffing. Selbst die
Hey-Spielchen mit dem Publikum funktionierten tadellos. Ich muss
schon sagen, Firesnake's Ruf ist absolut gerechtfertigt, denn
solches Talent sieht man nicht alle Tage. Vor allem verspürt man als
Zuschauer nicht oft ein solches Einheitsgefühl seitens der Band,
denn die Atmosphäre war voll davon. Diese Band sollte man sich
unbedingt ansehen, und dieser Meinung waren wohl auch die Zuschauer,
denn der Wunsch nach einer Zugabe war unüberhörbar. Firesnake,
weiter so!
Gonoreas
Beinahe abwegig scheint es, jemandem etwas über diese Brugger Band
erzählen zu müssen. In über zehn Jahren haben sie es geschafft,
Metal mit Wiedererkennungswert zu entwickeln und eine für Schweizer
Verhältnisse sehr grosse Fangemeinde um sich zu scharen. Dies stellt
man unter anderem fest, wenn man in diversen Kantonen Jugendliche
mit Gonoreas-Shirts herum laufen sieht. Doch was macht sie bloss so
beliebt und erfolgreich? Dies zeigten sie bei ihrem heutigen
Auftritt einmal mehr: Nur schon die Bühnenpräsenz zeugt von
Erfahrung, und gleich bei den ersten Klängen hört man, dass hier
gestandene Musiker am Werk sind. Wo andere Bands noch patzen und
etwas schüchtern wirken, stehen Gonoreas mit beiden Füssen fest auf
dem Bühnenboden und spielen selbstbewusst satten Heavy Metal, der
nach einer
Kreuzung
von Iron Maiden und Slayer klingt. Gerne werden sie als Power Metal
schubladisiert, doch diese Schublade ist einfach zu gross, und diese
Band musikalisch zu eigenständig. Die über hundert absolvierten
Konzerte haben dazu geführt, dass Gonoreas sich selbst
perfektioniert haben. Ihre Musik ist, wie Gitarrist Damir Eskic
selbst sagt, hart und treibend, aber doch melodiös und herzlich.
Kompakte Rhythmen und ergreifende Melodien sorgten auch an diesem
Konzert für ein euphorisches und aktives Publikum, das ihre Brugger
Helden ordentlich abfeierte. An dieser Stelle nicht nur Gratulation
zu diesem Auftritt, sondern auch noch Kompliment zur Durchführung
des gesamten Anlasses. Der Anstrich "Von Freunden für Freunde"
beschreibt den äusserst gelungenen Abend perfekt. Und so machten
sich einige Freunde nach dem Konzert noch auf den Weg zum Wettiger
Fäscht, wo bis spät in die Nacht weiter gefeiert wurde. Herrlich!
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