Die Schweizer Hardrocker und mit ihnen unser ganzes Land, standen
im Herbst 2010 unter Schock nach dem plötzlichen Unfall-Tod von
Steve Lee (R.I.P.), und zunächst schien das Ende der Band besiegelt!
So einen charismatischen Frontmann kann man nicht ersetzen, das
steht und stand auch damals fest, doch nach der Trauerarbeit wurde
der Entschluss gefasst, dass es Gotthard auch weiterhin geben soll.
Ein getroffener Entscheid, der sicher auch im Sinne von Steve ist.
Doch wer sollte ihn ersetzen? Umgehend machten ein paar Namen die
Runde und letztlich fiel die Wahl auf einen gewissen Nic Maeder. Die
Erwartungen an ihn waren kolossal, aber es war klar, dass die
verbliebenen Bandmembers nicht nur einen Sänger, sondern auch einen
neuen Freund suchten, der so wie sie tickt. Die musikalische Antwort
lieferte zunächst das Album «Firebirth», das nicht perfekt, aber
optimal daher kam. Es zeigte eine „neue Band“, die aber den
Brückenschlag zur glorreichen Vergangenheit meisterte. Das dem
wirklich so ist, sah man mitunter auch am BYH!!!-Festival 2012, als
Gotthard als Co-Headliner vor Edguy einen Hammer-Gig hinlegten, der
sämtliche Zweifel aus dem Weg räumte. Sie waren definitiv wieder da!
Gotthard
Nach dem quasi Neustart und einem sehr hoffnungsvollen dazu, galt es
nun, die Zukunft aktiv zu gestalten. Nachdem Nic Maeder seinen Platz
in der Band weiter festigen konnte, folgte die Notwendigkeit, aus
dem Schatten des „Übergangsalbums“ «Firebirth» heraus zu treten. Am
4. April 2014 war es dann soweit: «Bang!» erblickte das Licht der
Welt und setzte mit einer neuerlichen „Nr. 1“ Platzierung das
richtige Zeichen. Das neue Album rockt amtlich, weist wiederum
Zitate zu früheren Zeiten auf («Get Up’n’Move On»), bringt
gleichzeitig neue Sounds hervor («C’est La Vie») und beinhaltet den
bisher längsten Studiotrack überhaupt («Thank You»). Eine Woche
später war im Zürcher Volkshaus eine exklusive CD-Release Show
angekündigt, die im Nu ausverkauft war. Meine Wenigkeit wie viele
andere Fans waren nun mehr als gespannt, wie sich Gotthard in der
Ausgabe 2014 präsentieren werden. Eine Support-Band gab es nicht und
so musste man sich bis kurz nach 20.45 Uhr gedulden, ehe das
Saallicht ausging und Intro vom neuen Album abgespielt wurde. Die
Eingangstriplette, nota bene in der gleichen Reihenfolge wie auf dem
Album, setzte dann gleich den ersten Markstein und stand bereits für
vieles, was die „neuen“ Gotthard ausmacht. Darüber hinaus war
offensichtlich, dass Nic Maeder nun definitiv in der Band angekommen
ist. Auf der Bühne stand ein geschlossenes Kollektiv, das sie wie
aus einem Guss präsentierte und mächtig Spass an dem hatte, was
zusammen und
gemeinsam erarbeitet wurde. Man spürte die Energie und
Spielfreude förmlich, die einem entgegen wehte. Dass dann das
eigentlich vernachlässigbare «Hush» bereits ziemlich früh im Set
auftauchte, war goldrichtig. Man würde hier gescheiter einen
weiteren alten Song, wie zum Beispiel das total unterbewertete
Hammer-Stück «Eagle» (von der Homerun-Scheibe 2001 und kein
ABBA-Cover!), in den Set einbauen! Mann, würden hier Marcs Bassläufe
geil klingen, zumal sein Instrument seit «Firebirth» so laut wie nie
abgemischt wurde.
Eigentlich hatte ich ihn, als ich am Hintereingang des Volkshauses,
zusammen mit den anderen FotographenInnen, auf Einlass wartete,
bereits rum hängen sehen. Die Rede ist von der Schweizer
Mundartrock-Grösse Florian „Flöru“ Ast, der bei «C'est La Vie» mit
seinem „Quetschbalken“ einen lautstark abgefeierten Gastauftritt
hinlegte, der wie die berühmte Faust auf das Auge passte. Ebenfalls
gut, da auf akustisch umarrangiert, war die Must-Ballade «Heaven».
Mein persönliches Highlight des Abends war jedoch ganz klar «Spread
Your Wings», wo neben starken Vibes von Deep Purple einige Parts von
The Lizards (u.a. mit Bobby Rondinelli und Mike DiMeo)
durchschimmerten und stilistisch mindestens etwas Neuland erkundet
wurde, hammer! Das gleiche Verdikt konnte beim groovigen «Jump The
Gun» mit dem Alt-Klassiker «Mountain Mama» als voran gegangene
Sandwicheinlage vergeben werden. Das sind Gotthard anno derzeit und
es ist den Jungs zu wünschen wie gönnen, dass dies noch lange nicht
alles gewesen ist, was diese Band erschaffen hat. Davon gibt es ja
schon reichlich und das Meiste davon ist undiskutabel hochstehend.
Dafür verantwortlich war natürlich der unvergessene Steve Lee (R.I.P.),
dessen Todestag sich im Herbst bereits zum vierten Mal (!) jähren
wird. Seine Kumpels wie die Fans werden ihn nie vergessen und mit
Nic Maeder wurde der perfekte Nachfolger gefunden, der seinen
Vorgänger mit seiner eigenen Stimme partiell bei jedem Konzert ehren
wird. Dass dem in frappanter Art und Weise wirklich so ist, durfte
das ausverkaufte Volkshaus bei der ersten Zugabe der Kult-Ballade
«One Life, One Soul» miterleben. Bei geschlossenen Augen und
andächtigem Zuhören wähnte man zu hundert Prozent den verstorbenen
Ausnahmesänger auf der Bühne! Das ist schon oberkrass, wie das
jeweils daher kommt. Nichtsdestotrotz und bereits erwähnt, hat Nic
Maeder die würdige Nachfolge seines Vorgängers mit Bravour
angetreten und die vollständige Akzeptanz der Fans erlangt. Es
brauchte hierzu etwas Anlauf und Geduld sowie eine Prise
Risikobereitschaft, doch die Wahl war zum Glück goldrichtig. Die
Zukunft wartet auf Gotthard!
Setliste: «Let Me In Katie (Intro)» - «Bang!» - «Get Up 'n' Move On»
- «Feel What I Feel» - «Hush (Billy Joe Royal Cover)» - «Right On» -
«Remember It's Me» - «C'est La Vie (feat. Florian Ast)» - «Heaven» -
«Spread Your Wings» - «Mountain Mama» - «Jump The Gun» - «My Belief»
- «Sister Moon» - «Lift U Up» - «Anytime Anywhere» -- «One Life, One
Soul» - «Starlight» --- «Top Of The World» ---- «Quinn The Eskimo (The
Mighty Quinn - Bob Dylan Cover)».
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