Schon ein Weilchen werden im
Aarauer KiFF Konzerte der härteren Fraktion mit dem Gütesiegel
„Metalmayhem geführt. Das trifft eigentlich mehrheitlich zu und heute
Abend zumindest auch auf den Headliner Grand Magus. Die hochkarätige
Begleitmannschaft der Tour ist jedoch mehr im Hard-, respektive
Retro-Rockbereich zuhause und mit The Vintage Caravan waren erstmals
die drei jungen Isländer in der Schweiz zu Gast und auf die war ich
besonders gespannt, denn erstens hat deren geniales Video «Expand Your
Mind» auf Youtube schon weit über 100000 Viewer und wer zweitens
bereits mit dem Debüt einen Deal bei Nuclear Blast in der Tasche hat,
ist mal grundsätzlich auf dem richtigen Weg. Der Opener alleine wäre
eigentlich die Reise nach Aarau schon wert gewesen, doch in diesem
kultigen Tourpackage findet sich mit Audrey Horne eine der geilsten
Livebands der letzten Jahre. Die Norweger waren erst kürzlich hier zu
Gast und hinterliessen nur noch Schutt und Asche. Dazu zelebrieren sie
ihre Gigs mitunter mitten unter ihren Fans und kennen keinerlei
Berührungsängste. Das Sahnehäubchen waren schliesslich Zodiac aus
Deutschland, die bislang zwei brillante Retro-Alben am Start haben.
The Vintage Caravan
Mit den Jahren und ungezählten absolvierten Konzertbesuchen braucht es
schon einiges, bis mich eine neue Band wirklich aus den Schuhen haut.
Nachdem ich also zuerst mal übers Internet auf die Youngsters aus
Island (!) gestossen bin, war ich natürlich hoch erfreut darüber, als
die Tour von Grand Magus im Detail bekannt wurde. The Vintage Caravan
zum ersten Mal überhaupt in der Schweiz?! Das war ein absolutes Muss
und ich war mir eigentlich vorher schon ziemlich sicher, dass mich die
drei Jungs nicht enttäuschen würden. Was dann aber während den an sich
mageren dreissig Minuten als Opener des Abends zur Schau gestellt
wurde, übertraf meine Erwartungen locker! Von der ersten bis zur
letzten Sekunde ihres genialen Schweizer Einstandes bewiesen Óskar Logi
Ágústsson (g/v), Alexander Örn Númason (b/v) und Guðjón Reynisson (d),
dass sie es schon schwer drauf haben! Die Performance der jungen Männer
zwischen 19 und 21 Jahren war schlicht atem- beraubend! Das Zusammenspiel
tight wie Sau und die Songs ab ihrem Debüt-Album «Voyage» kamen roh und
unverfälscht rüber. Somit dauerte es nicht lange, bis das Aarauer
Publikum immer lauter wurde und sich die Jungs dadurch in einen
veritablen Rausch spielten. Natürlich ist diese im Moment sehr populäre
Retro-Mucke nicht das Ei des Kolumbus und letztlich Geschmackssache,
aber wenn The Vintage Caravan künftig an ihr jetzt schon beträchtlich
hohes Niveau anschliessen können, stehen uns in der nächsten Zeit noch
einige tolle Scheiben wie Konzerte bevor!
Setliste: «Craving» - «M.A.R.S.W.A.T.T » - «Expand Your Mind» - «Let Me
Be» - «Cocaine Sally» - «Midnight Meditation (nicht gesichert)».
Zodiac
Nach dieser brutal geilen Steilvorlage konnten die Deutschen als zweite
Band des Abends eigentlich nur verlieren! Doch dem war keinesfalls so,
obwohl die Musik von Zodiac nicht so heftig wie vorher daher kam. Doch
vielleicht war es genau dieser Kontrast, den es nach der isländischen
Phonorgie brauchte. Die vierköpfige Gruppe aus Münster veröffentlichte
2012 mit dem full lenght Debüt «A Bit Of Devil» nicht nur ein
akustisches Vintage Rock Juwel, sondern punktete auch gleich mit dem
überaus ästhetischen Cover. Nicht wenige Vinyl-Liebhaber
(mich eingeschlossen) dürften sich auch des- wegen die Scheibe gekrallt
haben. Im Schlepptau von Spiritual Beggars, Sword oder Graveyard fanden
Nick van Delft (v/g), Stephan Gall (g), Ruben Claro (b) und Janosch
Rathmer (d) die richtige stilistische Umgebung und Ende 2013 war man in
den Staaten gar einen ganzen Monat mit Monster Magnet unterwegs. Sowas
tut gut, schweisste Zodiac weiter zusammen und mündete schliesslich im
zweiten Album «A Hiding Place», das noch im vergangenen Jahr erschienen
ist. Nach dem Intro folgte als Opener mit «A Bit Of Devil» zunächst mal
der Titeltrack der ersten Scheibe, der durchaus groovte und mit coolen
zweistimmigen Guitar-Soli aufwarten konnte. Der nachfolgende und neue
Song «Free» stand dann als fluffiger Rocker für die zumindest etwas
neue Ausrichtung von Zodiac. Sprich eher weniger laut, dafür mit mehr
Tiefgang. Das braucht es dann auch, wenn die Spielzeit gut sieben
Minuten beträgt. Die hierzu gut passenden Orgelparts wurden dabei von
Bassist Ruben Claro gespielt und hier wurde ich nun, während das Stück
zum Abtippen gerade im Hintergrund läuft, an die Band The Lizards
erinnert. Mit dem genialen «Blue Jean Blues» (ab dem Erstling)
schaltete man lautstärkemässig noch einen Gang runter und zelebrierte
den Blues in gekonnter Weise. Damit trafen die Deutschen den Nerv des
Publikums durchaus, auch wenn hierzu zunächst mal andächtig gelauscht
und erst später heftig abgefeiert wurde. «Coming Home» schlug zum
Schluss schliesslich mit satten zehn Minuten (!) zu Buche und liess die
kompositorische Klasse des Quartetts ein letztes Mal aufblitzen.
Setliste: «Intro» - «A Bit Of Devil» - «Free» - «Blue Jean Blues» -
«Moonshine» - «Coming Home».
Audrey Horne
Mittlerweile habe ich die Norweger zu vierten Mal live gesehen und
bräuchte eigentlich gar nicht mehr viel dazu zu sagen, denn Audrey
Horne haben sich seit 2005 mit vier Alben einen exzellenten Ruf
erspielt. Es gibt zurzeit kaum eine andere Band, die auf der Bühne
derart kompakt rüber kommt. Dabei haben sich kleinere Locations als die
eigentlich einzig richtige Plattform für diese Hammerband erwiesen und
das wurde auch hier in Aarau ein weiteres Mal bewiesen. Dies nur wenige
Monate nach dem letzten Besuch hier im KiFF, denn die Nordländer waren
im vergangenen Herbst als Headliner, zusammen mit Karma To Burn und den
bemerkenswerten Oranjes von Gold unterwegs. Das aktuelle Album
«Youngblood» ist das, kommerziell gesehen, bisher beste Album von
Sänger Toschie und seinen Jungs. Es stieg in der Heimat gar bis auf
Platz 10 der Charts (!), was angesichts der sich darauf befindenden
Songs auch kein Wunder ist! Doch was auf den Studioalben schon der
Hammer ist, wird auf der Bühne lockerst getoppt. Nebst dem zappeligen
wie ansteckend sympathischen Frontmann, sind es vor allem die beiden
Gitarristen Ice Dale und
Thomas Tofthagen (spielt ja auch noch bei Sagh), die für pausenlose
Action sorgen. Sie sind das wohl posergeilste und kongenialste
Gitarristen-Duo unter der Sonne. Dazu noch Bassist Espen Lien als
Meister des Grimasse-schneidens. Eher bescheiden wirkt da Drummer Kjetil
Greve, doch zusammen mit Espen bildet er das unerschütterliche
Rhythmusgrat der Band. Dadurch erhalten die Songs den richtigen Drive
und es knallte auch heuer wieder wie Anton. Toschie lenkte das erneut
auf Betriebstemperatur gebrachte Publikum mit links und die Stimmung
war generell einfach nur geil. Wenn Audrey Horne in kleinen Clubs wie
dem KiFF spielen, lassen sie es sich nicht nehmen, im wahrsten Sinne
des Wortes Tuchfühlung mit ihren Fans aufzunehmen. Dabei vermag der Frontmann
seine Saitenakrobaten jeweils auch noch unten zu den Fans zu bringen
und ehe man es versah, standen alle Musiker, bis auf Drummer Kjetil
Greve, mitten im Gewusel drin und liessen sich amtlich abfeiern! Was
für eine Party, doch der Höhepunkt stand ja noch an, denn die erste
Zugabe «Blaze Of Ashes» liess dann auch die letzten Dämme brechen. Das
ist einfach der Übersong schlechthin und gehört zu meinen absoluten
Top-10-Classics ever! Mit «Straight Into Your Grave»und dem
mittlerweile zur Tradition gewordenen Selfie-Pic mit Bassist Espen (auf
der Bühne in Richtung Fans geschossen) empfahlen sich Audrey Horne
wärmstens für weitere Auftritte.
Setliste: «Redemption Blues» - «Bridges & Anchors» - «Youngblood» -
«There Goes A Lady» - «Pretty Little Sunshine» - «Cards With The Devil»
- «Youngblodd 2 (Gravity)» - «This Ends Here» - «The Devil And The Blue
Sea» - «Show And Tell» -- «Blaze Of Ashes» - «Straight Into Your Grave».
Grand Magus
Wer genau hinschaute, konnte zweifelsfrei feststellen, dass ein Teil
des Publikums bereits abgewandert war, bevor Grand Magus als Headliner
die Bühne betraten. Das lag sicher vielleicht auch etwas daran, dass
nun, stilistisch gesehen, die Retro-Schiene ich Richtung Heavy Metal
verlassen wurde. Andererseits sind die Schweden trotz dem
guten neuen Album «Triumph And Power» nicht gerade die Szene-Stars
schlechthin. Nichtsdesto- trotz besteht ein gewisser Reiz, der von dieser
Combo ausgeht, denn Grand Magus sind nur ein Trio und das bringt halt
gewisse Begleitumstände mit sich. Ausser dem Intro wie auch Outro gibt
es keinen weitere Unterstützung ab Band, also auch keine
Keyboard-Klänge. Vielmehr regiert ein roher wie rumpelnder Sound, der
vom schleppenden Riffing her nicht selten an Manowar erinnert. Zudem
hört sich Frontmann und Gitarrist JB mitunter nach dem Ex-Candlemass
Shouter Messiah Marcolin an, was eigentlich besser zur doomlastigen
Vergangenheit passt. Ver-vollständigt wir die aktuelle Besetzung durch
Bassist Fox und Schlagzeuger Ludwig Witt, der ja auch noch die Felle
von Spiritual Beggars bearbeitet. Trotz dezimiertem Publikum liessen
sich Grand Magus nichts anmerken und powerten von Anfang an räudig los.
Die Labelmates des Openers blieben sich wirklich nichts schuldig und
liessen mit dem donnernden «I, The Jury» die Katze gleich aus dem Sack.
Kaum zu glauben, dass die Jungs in ihren Anfangstagen Doom Metal
zelebrierten. Dies beherrschten sie damals zwar auch gut, doch
angesichts der Energie, die mit dem Schwenk in Richtung Heavy Metal ohne Schnick-schnack
vollzogen wurde, bestätigt, dass sie das Richtige getan haben.
Allerdings wird die grundsätzliche Schwere des aktuellen Sounds dennoch
von der Vergangenheit geprägt, was bei den eher im Midtempo-Bereich
angesiedelten Tracks deutlich zum Ausdruck kommt. Drummer Ludwig Witt
zeigte ausserdem, war er aus seinem spartanisch anmutenden Arbeitsgerät
alles heraus holen kann. Des Weiteren sorgte der hohe Mitsingfaktor bei
Perlen wie «Steel Versus Steel» oder dem genialen «Hammer Of The North»
zu erstaunten, respektive natürlich erfreuten Gesichtern bei der ganzen
Band. Das Trio aus dem hohen Norden konnte kaum glauben, was da gerade
abgeht. Selbst als die Band schon komplett von der Bühne runter war,
sangen die Fans den Refrain einige Zeit weiter. Mit dem (ab Band)
abgespielten Instrumental «Ymer» ging ein echt schweisstreibender
Konzertabend in Aarau schliesslich mehr als würdig zu Ende. Mein Fazit
fiel sehr positiv aus, aber angesichts der Wirkung waren Audrey Horne
(nebst The Vintage Carava) die klaren Sieger, Zodiac mehr als
bemerkenswert und Grand Magus klar überzeugend, jedoch nicht
unwiderstehlich.
Setliste: «Intro» - «I, The Jury» - «Sword Of The Ocean» - «On Hooves
Of Gold» - «Ravens Guide Our Way» - «Like The Oar Strikes The Water» -
«Drum Solo» - «Steel Versus Steel» - «Valhalla Rising» - «Iron Will» -
«Arv» - «Triumph And Power» - «Hammer Of The North» - «Ymer».
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