Livereview: Grand Magus - Audrey Horne - Zodiac - The Vintage Caravan

22. März 2014, Aarau - KiFF
By Rockslave
 
Schon ein Weilchen werden im Aarauer KiFF Konzerte der härteren Fraktion mit dem Gütesiegel „Metalmayhem geführt. Das trifft eigentlich mehrheitlich zu und heute Abend zumindest auch auf den Headliner Grand Magus. Die hochkarätige Begleitmannschaft der Tour ist jedoch mehr im Hard-, respektive Retro-Rockbereich zuhause und mit The Vintage Caravan waren erstmals die drei jungen Isländer in der Schweiz zu Gast und auf die war ich besonders gespannt, denn erstens hat deren geniales Video «Expand Your Mind» auf Youtube schon weit über 100000 Viewer und wer zweitens bereits mit dem Debüt einen Deal bei Nuclear Blast in der Tasche hat, ist mal grundsätzlich auf dem richtigen Weg. Der Opener alleine wäre eigentlich die Reise nach Aarau schon wert gewesen, doch in diesem kultigen Tourpackage findet sich mit Audrey Horne eine der geilsten Livebands der letzten Jahre. Die Norweger waren erst kürzlich hier zu Gast und hinterliessen nur noch Schutt und Asche. Dazu zelebrieren sie ihre Gigs mitunter mitten unter ihren Fans und kennen keinerlei Berührungsängste. Das Sahnehäubchen waren schliesslich Zodiac aus Deutschland, die bislang zwei brillante Retro-Alben am Start haben.

The Vintage Caravan

Mit den Jahren und ungezählten absolvierten Konzertbesuchen braucht es schon einiges, bis mich eine neue Band wirklich aus den Schuhen haut. Nachdem ich also zuerst mal übers Internet auf die Youngsters aus Island (!) gestossen bin, war ich natürlich hoch erfreut darüber, als die Tour von Grand Magus im Detail bekannt wurde. The Vintage Caravan zum ersten Mal überhaupt in der Schweiz?! Das war ein absolutes Muss und ich war mir eigentlich vorher schon ziemlich sicher, dass mich die drei Jungs nicht enttäuschen würden. Was dann aber während den an sich mageren dreissig Minuten als Opener des Abends zur Schau gestellt wurde, übertraf meine Erwartungen locker! Von der ersten bis zur letzten Sekunde ihres genialen Schweizer Einstandes bewiesen Óskar Logi Ágústsson (g/v), Alexander Örn Númason (b/v) und Guðjón Reynisson (d), dass sie es schon schwer drauf haben! Die Performance der jungen Männer zwischen 19 und 21 Jahren war schlicht atem- beraubend! Das Zusammenspiel tight wie Sau und die Songs ab ihrem Debüt-Album «Voyage» kamen roh und unverfälscht rüber. Somit dauerte es nicht lange, bis das Aarauer Publikum immer lauter wurde und sich die Jungs dadurch in einen veritablen Rausch spielten. Natürlich ist diese im Moment sehr populäre Retro-Mucke nicht das Ei des Kolumbus und letztlich Geschmackssache, aber wenn The Vintage Caravan künftig an ihr jetzt schon beträchtlich hohes Niveau anschliessen können, stehen uns in der nächsten Zeit noch einige tolle Scheiben wie Konzerte bevor!

Setliste: «Craving» - «M.A.R.S.W.A.T.T » - «Expand Your Mind» - «Let Me Be» - «Cocaine Sally» - «Midnight Meditation (nicht gesichert)».


Zodiac
Nach dieser brutal geilen Steilvorlage konnten die Deutschen als zweite Band des Abends eigentlich nur verlieren! Doch dem war keinesfalls so, obwohl die Musik von Zodiac nicht so heftig wie vorher daher kam. Doch vielleicht war es genau dieser Kontrast, den es nach der isländischen Phonorgie brauchte. Die vierköpfige Gruppe aus Münster veröffentlichte 2012 mit dem full lenght Debüt «A Bit Of Devil» nicht nur ein akustisches Vintage Rock Juwel, sondern punktete auch gleich mit dem überaus ästhetischen Cover. Nicht wenige Vinyl-Liebhaber (mich eingeschlossen) dürften sich auch des- wegen die Scheibe gekrallt haben. Im Schlepptau von Spiritual Beggars, Sword oder Graveyard fanden Nick van Delft (v/g), Stephan Gall (g), Ruben Claro (b) und Janosch Rathmer (d) die richtige stilistische Umgebung und Ende 2013 war man in den Staaten gar einen ganzen Monat mit Monster Magnet unterwegs. Sowas tut gut, schweisste Zodiac weiter zusammen und mündete schliesslich im zweiten Album «A Hiding Place», das noch im vergangenen Jahr erschienen ist. Nach dem Intro folgte als Opener mit «A Bit Of Devil» zunächst mal der Titeltrack der ersten Scheibe, der durchaus groovte und mit coolen zweistimmigen Guitar-Soli aufwarten konnte. Der nachfolgende und neue Song «Free» stand dann als fluffiger Rocker für die zumindest etwas neue Ausrichtung von Zodiac. Sprich eher weniger laut, dafür mit mehr Tiefgang. Das braucht es dann auch, wenn die Spielzeit gut sieben Minuten beträgt. Die hierzu gut passenden Orgelparts wurden dabei von Bassist Ruben Claro gespielt und hier wurde ich nun, während das Stück zum Abtippen gerade im Hintergrund läuft, an die Band The Lizards erinnert. Mit dem genialen «Blue Jean Blues» (ab dem Erstling) schaltete man lautstärkemässig noch einen Gang runter und zelebrierte den Blues in gekonnter Weise. Damit trafen die Deutschen den Nerv des Publikums durchaus, auch wenn hierzu zunächst mal andächtig gelauscht und erst später heftig abgefeiert wurde. «Coming Home» schlug zum Schluss schliesslich mit satten zehn Minuten (!) zu Buche und liess die kompositorische Klasse des Quartetts ein letztes Mal aufblitzen.

Setliste: «Intro» - «A Bit Of Devil» - «Free» - «Blue Jean Blues» - «Moonshine» - «Coming Home».


Audrey Horne
Mittlerweile habe ich die Norweger zu vierten Mal live gesehen und bräuchte eigentlich gar nicht mehr viel dazu zu sagen, denn Audrey Horne haben sich seit 2005 mit vier Alben einen exzellenten Ruf erspielt. Es gibt zurzeit kaum eine andere Band, die auf der Bühne derart kompakt rüber kommt. Dabei haben sich kleinere Locations als die eigentlich einzig richtige Plattform für diese Hammerband erwiesen und das wurde auch hier in Aarau ein weiteres Mal bewiesen. Dies nur wenige Monate nach dem letzten Besuch hier im KiFF, denn die Nordländer waren im vergangenen Herbst als Headliner, zusammen mit Karma To Burn und den bemerkenswerten Oranjes von Gold unterwegs. Das aktuelle Album «Youngblood» ist das, kommerziell gesehen, bisher beste Album von Sänger Toschie und seinen Jungs. Es stieg in der Heimat gar bis auf Platz 10 der Charts (!), was angesichts der sich darauf befindenden Songs auch kein Wunder ist! Doch was auf den Studioalben schon der Hammer ist, wird auf der Bühne lockerst getoppt. Nebst dem zappeligen wie ansteckend sympathischen Frontmann, sind es vor allem die beiden Gitarristen Ice Dale und Thomas Tofthagen (spielt ja auch noch bei Sagh), die für pausenlose Action sorgen. Sie sind das wohl posergeilste und kongenialste Gitarristen-Duo unter der Sonne. Dazu noch Bassist Espen Lien als Meister des Grimasse-schneidens. Eher bescheiden wirkt da Drummer Kjetil Greve, doch zusammen mit Espen bildet er das unerschütterliche Rhythmusgrat der Band. Dadurch erhalten die Songs den richtigen Drive und es knallte auch heuer wieder wie Anton. Toschie lenkte das erneut auf Betriebstemperatur gebrachte Publikum mit links und die Stimmung war generell einfach nur geil. Wenn Audrey Horne in kleinen Clubs wie dem KiFF spielen, lassen sie es sich nicht nehmen, im wahrsten Sinne des Wortes Tuchfühlung mit ihren Fans aufzunehmen. Dabei vermag der Frontmann seine Saitenakrobaten jeweils auch noch unten zu den Fans zu bringen und ehe man es versah, standen alle Musiker, bis auf Drummer Kjetil Greve, mitten im Gewusel drin und liessen sich amtlich abfeiern! Was für eine Party, doch der Höhepunkt stand ja noch an, denn die erste Zugabe «Blaze Of Ashes» liess dann auch die letzten Dämme brechen. Das ist einfach der Übersong schlechthin und gehört zu meinen absoluten Top-10-Classics ever! Mit «Straight Into Your Grave»und dem mittlerweile zur Tradition gewordenen Selfie-Pic mit Bassist Espen (auf der Bühne in Richtung Fans geschossen) empfahlen sich Audrey Horne wärmstens für weitere Auftritte.

Setliste: «Redemption Blues» - «Bridges & Anchors» - «Youngblood» - «There Goes A Lady» - «Pretty Little Sunshine» - «Cards With The Devil» - «Youngblodd 2 (Gravity)» - «This Ends Here» - «The Devil And The Blue Sea» - «Show And Tell» -- «Blaze Of Ashes» - «Straight Into Your Grave».


Grand Magus
Wer genau hinschaute, konnte zweifelsfrei feststellen, dass ein Teil des Publikums bereits abgewandert war, bevor Grand Magus als Headliner die Bühne betraten. Das lag sicher vielleicht auch etwas daran, dass nun, stilistisch gesehen, die Retro-Schiene ich Richtung Heavy Metal verlassen wurde. Andererseits sind die Schweden trotz dem guten neuen Album «Triumph And Power» nicht gerade die Szene-Stars schlechthin. Nichtsdesto- trotz besteht ein gewisser Reiz, der von dieser Combo ausgeht, denn Grand Magus sind nur ein Trio und das bringt halt gewisse Begleitumstände mit sich. Ausser dem Intro wie auch Outro gibt es keinen weitere Unterstützung ab Band, also auch keine Keyboard-Klänge. Vielmehr regiert ein roher wie rumpelnder Sound, der vom schleppenden Riffing her nicht selten an Manowar erinnert. Zudem hört sich Frontmann und Gitarrist JB mitunter nach dem Ex-Candlemass Shouter Messiah Marcolin an, was eigentlich besser zur doomlastigen Vergangenheit passt. Ver-vollständigt wir die aktuelle Besetzung durch Bassist Fox und Schlagzeuger Ludwig Witt, der ja auch noch die Felle von Spiritual Beggars bearbeitet. Trotz dezimiertem Publikum liessen sich Grand Magus nichts anmerken und powerten von Anfang an räudig los. Die Labelmates des Openers blieben sich wirklich nichts schuldig und liessen mit dem donnernden «I, The Jury» die Katze gleich aus dem Sack. Kaum zu glauben, dass die Jungs in ihren Anfangstagen Doom Metal zelebrierten. Dies beherrschten sie damals zwar auch gut, doch angesichts der Energie, die mit dem Schwenk in Richtung Heavy Metal ohne Schnick-schnack vollzogen wurde, bestätigt, dass sie das Richtige getan haben. Allerdings wird die grundsätzliche Schwere des aktuellen Sounds dennoch von der Vergangenheit geprägt, was bei den eher im Midtempo-Bereich angesiedelten Tracks deutlich zum Ausdruck kommt. Drummer Ludwig Witt zeigte ausserdem, war er aus seinem spartanisch anmutenden Arbeitsgerät alles heraus holen kann. Des Weiteren sorgte der hohe Mitsingfaktor bei Perlen wie «Steel Versus Steel» oder dem genialen «Hammer Of The North» zu erstaunten, respektive natürlich erfreuten Gesichtern bei der ganzen Band. Das Trio aus dem hohen Norden konnte kaum glauben, was da gerade abgeht. Selbst als die Band schon komplett von der Bühne runter war, sangen die Fans den Refrain einige Zeit weiter. Mit dem (ab Band) abgespielten Instrumental «Ymer» ging ein echt schweisstreibender Konzertabend in Aarau schliesslich mehr als würdig zu Ende. Mein Fazit fiel sehr positiv aus, aber angesichts der Wirkung waren Audrey Horne (nebst The Vintage Carava) die klaren Sieger, Zodiac mehr als bemerkenswert und Grand Magus klar überzeugend, jedoch nicht unwiderstehlich.

Setliste: «Intro» - «I, The Jury» - «Sword Of The Ocean» - «On Hooves Of Gold» - «Ravens Guide Our Way» - «Like The Oar Strikes The Water» - «Drum Solo» - «Steel Versus Steel» - «Valhalla Rising» - «Iron Will» - «Arv» - «Triumph And Power» - «Hammer Of The North» - «Ymer».