Livereview: Grave Digger - Orden Ogan - Downspirit
03. April 2011, Pratteln - Z7
By Rockslave (rsl) - All Pics by Rockslave
Nach der ordentlichen Sause mit Shakra und Maxxwell zwei Tage zuvor, standen Unsereins, das heisst Tinu und meine Wenigkeit, wieder im Z7! Mit uns zusammen dann aber deutlich weniger Fans als die gut 800 Leute vom vergangenen Freitag. Dies schmälerte jedoch die Freude auf den heutigen Abend nicht, obwohl es im Billing kurz vor der Tour noch markante Änderungen gab. Eigentlich wären als Support ja Grand Magus und Sister Sin mit von der Partie gewesen, aber weil GM-Drummer Sebastian Sippola unvermittelt krankheitsbedingt komplett ausfiel, mussten die Schweden absagen und mit ihnen dann aus finanziellen Gründen leider auch Sister Sin. Mit Orden Ogan und Downspirit konnten allerdings zwei versierte Bands als Ersatz verpflichtet werden. Erstere hatte ich eh noch noch nie live gesehen und darum war ich gespannt, ob der mitunter opulente Bombast-Sound der CD auf der Bühne reproduziert werden konnte. Der Headliner hatte derweil das letztjährige Album «The Clans Will Rise Again» und Axel Ritt, den neuen Mann an der Gitarre, mit im Gepäck.

Downspirit

Die Band aus Deutschland mit dem Schweizer Gitarristen Cede Dupont (Symphorce, Ex-Freedom Call) in ihren Reihen hatte sich in den letzten Wochen und Monaten richtig gehend warm spielen können. Den benötigten Background, respektive die richtigen Songs dazu, lieferte deren tolles Debüt-Album «Point Of Origin». Sänger Steffen Lauth hat dabei mit seiner variablen Stimme einen wesentlichen Anteil daran, dass der hart rockende Blues oder eben Blues Metal, wie die Musik von Downspirit schubladisiert werden kann, nie langweilig oder uninspiriert klingt. Da sie als erste Gruppe des Abends dran waren, musste halt die 30-Minuten Support-Kröte geschluckt werden. Um sich aktuell von der besten Seite zeigen zu können, bestand der ganze Set ausschliesslich aus Songs der neuen Langrille. Nach dem Intro wurde als Opener gleich der «Love Song» kredenzt, dessen Refrain bereits zum Mitsingen anregte. Die Musiker, allen voran Klampfenmaestro Dupont, liessen es von gleich von Anfang krachen und legten sich voll ins Zeug. Downspirit sind wie geschaffen für die Bühne und das merkt man von der ersten Sekunde an. Es bleibt schwer zu hoffen, das solche (zu) kurze Aufwärmshows bald einmal der Vergangenheit angehören und man die ganze Bandbreite dieser aufstrebenden Combo zu Gesicht und zu Gehör bekommt.

Setliste: «Intro» - «Love Song» - «Highway Run» - «Lost» - «Life's A Bitch» - «Point Of Origin» - «Good Times (Riot Act)».

Orden Ogan
Und nun war ich wirklich gespannt wie ein Flitzebogen, denn den zweiten Vertreter aus Teutonien hatte ich echt nicht auf der Rechnung. Musikkonservenmässig hinterliessen die Jungs bei mir bisher nicht nur eitel Freude und darum nahm es mich jetzt schon echt Wunder, was auf mich zukam. Orden Ogan, die sich früher mal "Tanzende Aingewaide" nannten (wie einfallsreich! - MF), haben bislang zwei Longplayer veröffentlicht. Das erste full lenght Debüt (bei einem Label) war «Vale» von 2008 (2010 rereleased) und auch im letzten Jahr kam mit «Easton Hope» der Nachfolger auf mindestens gleicher Augenhöhe. Der Sound ist grundsätzlich in der Melodic Power Ecke angesiedelt. Bei schnelleren Songs lassen durchaus Sonata Arctica grüssen und auch die töften Backing Vocals tragen viel dazu bei, dass das Ganze mitunter sehr opulent daher kommt und teils auch progressive Züge trägt. Die Keyboards sind dabei stets präsent und so dosiert oder eben akzentuiert, dass das Ganze optimal zusammen passt. Die Musiker agierten dazu recht aktiv wie engagiert auf der Bühne und wenn man schon mal lange Haare hat, soll man diese auch in Bewegung bringen. Warum es diese Band bisher nicht weiter gebracht hat, ist mir eigentlich ein Rätsel, aber wenn man 15 Jahre nach der Gründung gerade mal zwei vollständige Alben am Start hat, reicht das heutzutage natürlich nicht weit. Insgesamt haben mir Orden Ogan für das erste Mal recht gut gefallen und mal sehen, wann man das Quintett an dieser Stelle wieder sehen wird. Die Zwischenzeit sollte mit dem regelmässigen Anhören der beiden Alben angegangen werden, es lohnt sich.

Setliste: «To New Shores Of Sadness» - «Farewell Play» - «Welcome Liberty» - «Easton Hope» - «We Are Pirates» - «Angels War» (Setliste von Bochum, 29.03.11).

Grave Digger
Die Bühne, zusammen mit dem fetten Backdrop hinten, versprühte gleich etwas Bedrohliches. Doch Grave Digger, allen voran Mastermind und Frontmann Chris Boltendahl, sind weit davon entfernt "böse" zu sein. Vielmehr sind die Deutschen seit über drei Dekaden eine Bank in Sachen erdigem (True) Heavy Metal und die letzten paar Alben waren eines besser als das andere. Weniger beständig waren hingegen die Lineups der letzten Jahre, doch seit Gitarrist Axel Ritt (u. a. Domain) 2009 an Bord gekommen ist, geht es wieder spürbar aufwärts mit den Grabschauflern. Zum einen kann man das auf dem bärenstarken, neuen Album «The Clans Will Rise Again» nachhören und auch live auf der Bühne brauchte der "neue" Mann an der Axt nicht lange, um die gut gelaunte Fanschar in Schwung zu bringen. Die dazugehörige Soundwand kam ziemlich fett daher, unterstützt durch stimmiges Z7-Licht und dem obligaten Trockeneis in rauen Mengen. Darüber thronte die unverwechselbare Stimme von Chris, der sein Publikum immer wieder von Neuem antrieb. Der Set war quasi zweigeteilt, denn nach «Rebellion» gab es eine kurze Performance vom Reaper (HP Katzenburg), bevor dieser etwas später bei «Morgane Lefay» ein Keyboard-Solo auf seiner Kanzel oben zum Besten gab. Nicht zu vergessen ist natürlich auch der Einmarsch zu Beginn mit dem Dudelsack. Mit letzterem Instrument wird zudem der geschichtliche Hintergrund der aktuellen CD in Erinnerung gerufen, als man in Schottland noch mit Ritterrüstungen unterwegs war und einander die Köpfe einschlug. Zu «Highland Farewell», der ersten, ausgekoppelten Single, gibt es ja noch ein cooles Video, das man sich bei jeder Gelegenheit auf Youtube rein ziehen kann. Nicht wenige Songs von Grave Digger weisen ja ein recht flottes Tempo auf und animieren entsprechend zum Headbangen. Mein persönlicher Fave des Abends war aber klar «The Last Supper», ein zähflüssig schleppender Midtempo-Kracher vom Feinsten, der keine Gefangenen machte und ohne Ende groovte. Das tat zuletzt der unkaputtbare Klassiker «Heavy Metal Breakdown» auch und hinterliess nach guten 100 Minuten einmal mehr nur zufriedene Gesichter. In dieser bestechenden Form werden uns Grave Digger hoffentlich noch eine ganze Weile erhalten bleiben!


Setliste: «Intro (Days Of Revenge)» - «Paid In Blood» - «The Dark Of The Sun» - «Hammer Of The Scots» - «The Bruce» - «The Ballad Of Mary» - «Highland Farewell» - «Killing Time» - «Whom The Gods Love Die Young» - «Rebellion» - «Intro Hangman mit Performance vom Reaper» - «Ballad Of A Hangman» - «Morgane Lefay (Keyboard Solo)» - «Medley: Twilight Of The Gods - Circle Of Witches - The Grave Dancer» - «The Last Supper» - «Excalibur» - «Knights Of The Cross» -- «Hell Of Disillusion» --- «The Roundtable« ---- «Heavy Metal Breakdown».