Nach der ordentlichen Sause mit Shakra und Maxxwell zwei Tage zuvor,
standen Unsereins, das heisst Tinu und meine Wenigkeit, wieder im
Z7! Mit uns zusammen dann aber deutlich weniger Fans als die gut 800
Leute vom vergangenen Freitag. Dies schmälerte jedoch die Freude auf
den heutigen Abend nicht, obwohl es im Billing kurz vor der Tour
noch markante Änderungen gab. Eigentlich wären als Support ja Grand
Magus und Sister Sin mit von der Partie gewesen, aber weil
GM-Drummer Sebastian Sippola unvermittelt krankheitsbedingt komplett
ausfiel, mussten die Schweden absagen und mit ihnen dann aus
finanziellen Gründen leider auch Sister Sin. Mit Orden Ogan und
Downspirit konnten allerdings zwei versierte Bands als Ersatz
verpflichtet werden. Erstere hatte ich eh noch noch nie live gesehen
und darum war ich gespannt, ob der mitunter opulente Bombast-Sound
der CD auf der Bühne reproduziert werden konnte. Der Headliner hatte
derweil das letztjährige Album «The Clans Will Rise Again» und Axel
Ritt, den neuen Mann an der Gitarre, mit im Gepäck.
Downspirit
Die Band aus Deutschland mit dem Schweizer Gitarristen Cede Dupont (Symphorce,
Ex-Freedom Call) in ihren Reihen hatte sich in den letzten Wochen
und Monaten richtig gehend warm spielen können. Den benötigten
Background, respektive die richtigen Songs dazu, lieferte deren
tolles Debüt-Album «Point Of Origin». Sänger Steffen Lauth hat dabei
mit seiner variablen Stimme einen wesentlichen Anteil daran, dass
der hart rockende Blues oder eben Blues Metal, wie die Musik von
Downspirit schubladisiert werden kann, nie langweilig oder
uninspiriert klingt. Da sie als erste Gruppe des Abends dran waren,
musste halt die 30-Minuten Support-Kröte geschluckt werden. Um sich
aktuell von der besten Seite zeigen zu können, bestand der ganze Set
ausschliesslich aus Songs der neuen Langrille. Nach dem Intro wurde
als Opener gleich der «Love Song» kredenzt, dessen Refrain bereits
zum Mitsingen anregte. Die Musiker, allen voran Klampfenmaestro
Dupont, liessen es von gleich von Anfang krachen und legten sich
voll ins Zeug. Downspirit sind wie geschaffen für die Bühne und das
merkt man von der ersten Sekunde an. Es bleibt schwer zu hoffen, das
solche (zu) kurze Aufwärmshows bald einmal der Vergangenheit
angehören und man die ganze Bandbreite dieser aufstrebenden Combo zu
Gesicht und zu Gehör bekommt.
Setliste: «Intro» - «Love Song» - «Highway Run» - «Lost» - «Life's A
Bitch» - «Point Of Origin» - «Good Times (Riot Act)».
Orden Ogan
Und nun war ich wirklich gespannt wie ein Flitzebogen, denn den
zweiten Vertreter aus Teutonien hatte ich echt nicht auf der
Rechnung. Musikkonservenmässig hinterliessen die Jungs bei mir
bisher nicht nur eitel Freude und darum nahm es mich jetzt schon
echt Wunder, was auf mich zukam. Orden Ogan, die sich früher mal
"Tanzende Aingewaide" nannten (wie einfallsreich! - MF), haben
bislang zwei Longplayer
veröffentlicht. Das erste full lenght Debüt
(bei einem Label) war «Vale» von 2008 (2010 rereleased) und auch im
letzten Jahr kam mit «Easton Hope» der Nachfolger auf mindestens
gleicher Augenhöhe. Der Sound ist grundsätzlich in der Melodic Power
Ecke angesiedelt. Bei schnelleren Songs lassen durchaus Sonata
Arctica grüssen und auch die töften Backing Vocals tragen viel dazu
bei, dass das Ganze mitunter sehr opulent daher kommt und teils auch
progressive Züge trägt. Die Keyboards sind dabei stets präsent und
so dosiert oder eben akzentuiert, dass das Ganze optimal zusammen
passt. Die Musiker agierten dazu recht aktiv wie engagiert auf der
Bühne und wenn man schon mal lange Haare hat, soll man diese auch in
Bewegung bringen. Warum es diese Band bisher nicht weiter gebracht
hat, ist mir eigentlich ein Rätsel, aber wenn man 15 Jahre nach der
Gründung gerade mal zwei vollständige Alben am Start hat, reicht das
heutzutage natürlich nicht weit. Insgesamt haben mir Orden Ogan für
das erste Mal recht gut gefallen und mal sehen, wann man das
Quintett an dieser Stelle wieder sehen wird. Die Zwischenzeit sollte
mit dem regelmässigen Anhören der beiden Alben angegangen werden, es
lohnt sich.
Setliste: «To New Shores Of Sadness» - «Farewell Play» - «Welcome
Liberty» - «Easton Hope» - «We Are Pirates» - «Angels War» (Setliste
von Bochum, 29.03.11).
Grave Digger
Die Bühne, zusammen mit dem fetten Backdrop hinten, versprühte
gleich etwas Bedrohliches. Doch Grave Digger, allen voran Mastermind
und Frontmann Chris Boltendahl, sind weit davon entfernt "böse" zu
sein. Vielmehr sind die Deutschen seit über drei Dekaden eine Bank
in Sachen erdigem (True) Heavy Metal und die letzten paar Alben
waren eines besser als das andere. Weniger beständig waren hingegen
die Lineups der letzten Jahre, doch seit Gitarrist Axel Ritt (u. a.
Domain) 2009 an Bord gekommen ist, geht es wieder spürbar aufwärts
mit den Grabschauflern. Zum einen kann man das auf dem bärenstarken,
neuen Album «The Clans Will Rise Again» nachhören und auch live auf
der Bühne brauchte der "neue" Mann an der Axt nicht lange, um die
gut gelaunte Fanschar in Schwung zu bringen. Die dazugehörige
Soundwand kam ziemlich fett daher, unterstützt durch stimmiges
Z7-Licht und dem obligaten Trockeneis in rauen Mengen. Darüber
thronte die unverwechselbare Stimme von Chris, der sein Publikum
immer wieder von Neuem antrieb. Der Set war quasi zweigeteilt, denn
nach «Rebellion» gab es eine kurze Performance vom Reaper (HP
Katzenburg),
bevor dieser etwas später bei «Morgane Lefay» ein
Keyboard-Solo auf seiner Kanzel oben zum Besten gab. Nicht zu
vergessen ist natürlich auch der Einmarsch zu Beginn mit dem
Dudelsack. Mit letzterem Instrument wird zudem der geschichtliche
Hintergrund der aktuellen CD in Erinnerung gerufen, als man in
Schottland noch mit Ritterrüstungen unterwegs war und einander die
Köpfe einschlug. Zu «Highland Farewell», der ersten, ausgekoppelten
Single, gibt es ja noch ein cooles Video, das man sich bei jeder
Gelegenheit auf Youtube rein ziehen kann. Nicht wenige Songs von
Grave Digger weisen ja ein recht flottes Tempo auf und animieren
entsprechend zum Headbangen. Mein persönlicher Fave des Abends war
aber klar «The Last Supper», ein zähflüssig schleppender
Midtempo-Kracher vom Feinsten, der keine Gefangenen machte und ohne
Ende groovte. Das tat zuletzt der unkaputtbare Klassiker «Heavy
Metal Breakdown» auch und hinterliess nach guten 100 Minuten einmal
mehr nur zufriedene Gesichter. In dieser bestechenden Form werden
uns Grave Digger hoffentlich noch eine ganze Weile erhalten bleiben!
Setliste: «Intro (Days Of Revenge)» - «Paid In Blood» - «The Dark Of
The Sun» - «Hammer Of The Scots» - «The Bruce» - «The Ballad Of
Mary» - «Highland Farewell» - «Killing Time» - «Whom The Gods Love
Die Young» - «Rebellion» - «Intro Hangman mit Performance vom Reaper»
- «Ballad Of A Hangman» - «Morgane Lefay (Keyboard Solo)» - «Medley:
Twilight Of The Gods - Circle Of Witches - The Grave Dancer» - «The
Last Supper» - «Excalibur» - «Knights Of The Cross» -- «Hell Of
Disillusion» --- «The Roundtable« ---- «Heavy Metal Breakdown».
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