An sich hätte
meine livehaftige Premiere des noch jungfräulichen neuen Konzertjahres
auch früher ausfallen können, aber irgendwie juckte es mich einfach
noch zu wenig bezüglich des Angebotes. Das Datum des Auftrittes von
Grave Digger war freilich schon letztes Jahr bekannt und bekam darum
den Zuschlag meiner Wenigkeit schon vorzeitig. Um die Vorbands kümmerte
ich mich zunächst gar nicht und hatte längst vergessen, wer das alles
war. Das Update haute mich dann nicht wirklich aus den Socken und ein
prüfender Blick in mein Tonträgerreich förderte dann genau das zu Tage,
was ich gedacht hatte, nämlich dass ich von den drei Support-Acts rein
gar nichts rum stehen hatte. Von Gun Barrel entdeckte ich dann
allerdings bei iTunes dessen vierte Scheibe «Outlaw Invasion» von 2008,
die ich jedoch schon länger nicht mehr am Ohr hatte. Wie dem auch sei,
denn das Hauptinteresse galt eh Chris Boltendahl und seinen Jungs, die
nun mit «Clash Of The Gods» ihr mittlerweile siebzehntes Studio-Album
am Start haben. Von Rezensent Tinu vor einigen Jahren her entsprechend
„auf den richtigen Weg“ gebracht, erfreut sich der Rockslave nun seit
2001 am urigen Sound der Totengräber. (rsl)
Gun Barrel
Bei insgesamt vier Bands muss die Running Order jeweils entsprechend
eingehalten werden, und so enterten Gun Barrel als Opener des Abends
die
Bühne pünktlich um 19.00 Uhr. Dies vor einer erfahrungsgemäss noch
ziemlich spärlichen Kulisse. Davon zeigten sich Patrick Sühl (v), Rolf
Tanzius (g), Toni Pinciroli (d) und Tomcat Kintgen (b) jedoch ziemlich
unbeeindruckt und powerten von Anfang an wacker drauf los. Der mitunter
metallisch anmutende und räudige Sound gefiel mir von Anfang an und
liess unmittelbar ein echtes Interesse an den Kölnern aufkommen. Das,
was Gun Barrel während der knappen halben Stunde zeigten, hatte echt
Hand und Fuss. Der riffbetonte Sound kam bei den anwesenden Fans immer
besser an und diese tauten zunehmend auf. Der Fokus lag dann aber eher
bei den neueren Songs, die Frontmann Sühl auch selbst eingesungen hat,
denn er ist seit der Gründung der Gruppe vor zwölf Jahren als vierter
Frontmann (!) am Start. Diese Konstellation, respektive dieses Lineup,
scheint sich offensichtlich gefunden zu haben und so mündete das Ganze
schliesslich in einer überaus tight gespielten Show. Darüber hinaus
trug ich gar ein Exemplar von «Brace For Impact» mit nach Hause! Mehr
braucht man dazu nicht mehr zu erzählen. (rsl)
Wizard
Nach einer relativ kurzen Umbaupause standen bereits die Kollegen von
Wizard auf der Bühne des Z7, und nun war True Metal angesagt, der mich
in der Regel meist rasch zu verscheuchen mag. Frontmann Sven D’Anna
hatte aber neben einer stattlichen Wampe auch eine amtliche Stimme
anzubieten, die bestens zu den Songs passte und durch Abwechslung
glänzen
konnte. Der lupenreine Heavy Metal der Marke NWOBHM versprühte danach untrügliche Vibes
von Judas Priest, Manowar oder auch Saxon. Bassist Volker Leson lief
derweil sprichwörtlich im roten Bereich, denn er gab Kund, dass er
Fieber habe und eigentlich ziemlich im Eimer sei. Er biss sich aber
durch, was man von einem Profi entsprechend auch erwarten kann. Besser
erging es seinem Rhythmus-Kumpel und Bandgründer Sören van Heek, der
seine Kessel mit ordentlicher Power bearbeitete. Optisch wirkte sein
geschorener Kopf zwar etwas eigen, aber Gitarrist Michael Maass sah
dann wirklich viel zu bünzlig, respektive zu brav aus. Als Kollektiv
funktionierte die Band aber bestens und vermochte die spürbar
angewachsene Meute locker abzuholen. Die Mitsing-Parts mit
Manowar-Flair klappten auf jeden Fall gut und das trug letztlich zu
mehr als einer nur ansprechenden Stimmung bei. Mir selber mundete die
Chose nicht so, da mir die Songs bald zu eingleisig wurden und ich
davon eh nichts kannte. Nichtsdestotrotz merkte man Wizard die
mehrjährig gestählte Live-Erfahrung deutlich an, was unter dem Strich
für ein soweit positives Fazit sorgte. Mehr aber auch nicht. (rsl)
Setliste: «Intro» - «Midgards Guardian» - «Betrayer» - «The Hall Of
Odin» - «Messenger Of Death» - «Bluotwarves» - «Children Of The Night»
- «Head Of The Deceiver» - «Defenders Of Metal».
Majesty
Nun fragte ich mich ernsthaft, was denn jetzt noch folgen möge, denn
der Co-Headliner gehört ja eigentlich in die gleiche Genre-Ecke wie
Wizard. Zu meinem Schrecken ging es dann hier tatsächlich noch mehr in
Richtung Manowar, aber da altersmässig etwas jünger, wussten sie diesen
Vorteil zu nutzen und rissen eine professionelle Show runter. Den Fans
gefiel die Darbietung über weite Strecken und das befügelte die Jungs
von Majesty sichtlich. Die Spielfreude war nicht zu übersehen und darum
wurden auch einige Songs des neuen Albums «Thunder Rider» zum Besten
gegeben. Dieses stieg in der Heimat Deuschland in den Top-100 gar auf
Platz 55 vor, was schon bemerkenswert ist. In Skandinavien, zum
Beispiel in Schweden oder vor allem in Finnland, würde man darüber nur
schnippisch lächeln. Hierzulande bedeutet das schon was und darum wurde
das auch entsprechend zelebriert. Sänger Tarek "MS" Maghary beschwor
darauf den Zusammenhalt in der Szene damit herauf, dass er Patrick Sühl
(Gun Barrel) und Sven D’Anna (Wizard) plus noch
ein paar Musikerkumpels auf die Bühne zitierte und man dann gemeinsam
für
die Sache des Heavy Metals weibelte. Immerhin wurde das Ganze mit
deutlich weniger Pathos als bei Manowar begangen, so dass es wirklich
noch erträglich war. Musikalisch gesehen waren aber auch Wizard
letztlich viel zu schräg für meine Ohren und ich war dann sowas von
froh, als das Licht wieder anging. Das sahen einige echte True Metal
Fans bestimmt anders und das ist ja auch gut so. Die musikalischen
Präferenzen sind nun mal unterschiedlich und schliesslich geht es nur
darum, dass man Spass an der Sache hat und gemeinsam abfeiern,
respektive abrocken kann. Diesen Auftrag erfüllten alle drei
Support-Bands des heutigen Abends mit Bravour und somit war alles für
den Headliner angerichtet. (rsl)
Grave Digger
Mit «Charon (Fährmann des Todes)» stiegen Grave Digger in den Set ein.
Der Reaper, in Form von Keyboarder H.P. Katzenburg, schlenderte mit
einem Akkordeon unter den Klängen des Intros über die Bühne und heizte
das Publikum schon mal auf Betriebstemperatur an. Es bleibt mir ein
Rätsel wie der Tastendrücker unter seiner Maske nicht dem Hitzetod
erlag, aber er ist und bleibt nicht nur durch seine schauspielerischen
Fähigkeiten ein ganz wichtiger Teil in der Show der Grabschaufler.
Trommler Stefan Arnold, Bassist Jens Becker und Gitarrist Axel Ritt
eröffneten mit dem ersten Song die folgenden Minuten. Der Titeltrack
des neuen Albums «Clash Of The Gods» war nicht das einzige frische
Lied, welches das Quintett um Sänger Chris Boltendahl zum Besten gab.
Ganze vier Songs spielten Grave Digger und neben dem Opener dieses
Konzertes fanden mit «Death Angel And The Grave Digger», «Medusa» und
«Home At Last» noch drei weitere Albumtracks den Weg in die Setliste.
Da die Herren vom vorletzten Werk, das erste zusammen mit Axel Ritt,
«Hammer Of The Scots» und «Highland Farewell» intonierten, beweisen
Chris und seine Mannen erneut, dass sie vom neuen Material überzeugt
waren und sind. Nach einer über 30-jährigen Karriere ist es kein
leichtes Unterfangen, eine Setliste zusammen zu stellen, welche alle
Fans glücklich machen wird. Zudem werden Grave Digger wohl keine Show
mehr spielen können, ohne dabei «Excalibur», «The Dark Of The Sun»,
«Knights Of The Cross», «The Round Table (Forever)» und natürlich
«Rebellion (The Clans Are Marching)» sowie den allabendlichen
Rausschmeisser «Heavy Metal Breakdown» gespielt zu haben. Somit ist
eine gewisse Präsentationszeit fix verbucht. Die Deutschen machen aber
das Beste aus dieser Situation und bauen immer wieder alte Hits ein. So
fanden endlich wieder «The House» und «Killing Time» den Weg in die
Setliste und wurden durch ein interessantes Medley mit den angespielten
Liedern «Twilight Of The Gods», «The Reaper» (endlich wieder!),
«Baphomet» (grosse Überraschung) und «We Wanna Rock You» (eine noch
viel grössere Überraschung!) ergänzt.
Die Jungs selber boten die Show, welche man von Grave Digger gewöhnt
ist. Stefan Arnold gab von Hinten den Rhythmus an. Jens Becker spielte
gewohnt souverän seinen Part, blieb aber in meinen Augen oftmals zu
weit im Hintergrund. Axel Ritt poste nach dem alten Metal-ABC. Seine
langen Haare verhinderten einen Blick in seine Augen, aber alleine das
breite Grinsen in seinem Gesicht verriet, dass er das Konzert genoss.
Er vereinte sich mit seiner Gitarre, haute die Riffs und die teils
leicht abgeänderten Soli in die Menge und ist schon lange ein festes
Bindeglied in der Band. – Dass er nach dem Konzert erneut einer
behinderten Frau ein Taxi rief und sie zum fahrbaren Untersatz
begleitete, zeigt wie bodenständig der Junge geblieben ist! – Tja und
Chris Boltendahl..., was soll man über den sympathischen Schreihals
noch
schreiben? Dass er auf die Bühne geht und seinen Spass hat? Dass er
versucht auf sehr authentische Art das Publikum zu begeistern und
mitzureissen? Dass seine Ansagen bodenständig und ehrlich sind? Der Sänger nimmt
sich auch gerne selber auf den Arm, wie die Ansage zu «Yesterday»
bestätigt. «Alte Männer müssen mal Pause machen und darum stehen die
Barhocker auf der Bühne, damit wir ein bisschen Luft holen können». Die
darauf folgende Version der Ballade des ersten Grave Digger-Albums
hätte
auch gut zu Joe Cocker gepasst und würde jeder Pianobar gut zu Gesichte
stehen. Grave Digger kamen an diesem Sonntagabend, sahen und siegten
auf der ganzen Linie. Die Idee mit der «German Metal Attack»-Tour
schien aufzugehen. Auch wenn ich denke, dass ein solches Unter-fangen
zusammen mit anderen hochkarätigen Truppen wie Helloween oder Running
Wild noch mehr Leute angezogen hätte. ABER, die Enttäuschung, welche
Chris im Vorfeld mit einer solchen Realisierung einstecken musste,
zeigt immer wieder, dass gewisse Dinge heute leider nur sehr schwer
umsetzbar sind. (tin)
Setliste: «Charon (Fährmann des Todes)» - «Clash Of The Gods» - «Death
Angel And The Grave Digger» - «Hammer Of The Scots» - «Ballad Of A
Hangman» - «The House» - «Killing Time» - «Medusa» - «Excalibur» -
«Medley (Twilight Of The Gods-The Reaper-Baphomet-We Wanna Rock
You-Twilight Of The Gods) » - «Knights Of The Cross» - «The Round Table
(Forever) » - «The Dark Of The Sun» - «Home At Last» - «Rebellion (The
Clans Are Marching) » - «Yesterday» - «Highland Farewell» - «Heavy
Metal Breakdown».
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