Da war sie wieder! Die «German Metal Attack», präsentiert
von Grave Digger und mit neuen aufstrebenden (?) Gruppen mit im
Konzert-Gepäck. Auch im Rucksack war das neue, von den Fans
heissgeliebte Wunderwerk «Return Of The Reaper», das diesmal den
Zugang zur Fangemeinde bedeutend direkter fand. Was die Reviews und
Verkäufe noch andeuteten, konnten Chris Boltendahl und seine Jungs
allerdings nicht als gewinnbringend verbuchen. Anstelle von
ausverkauften Häusern spielten die Herren vor weniger Besuchern als
noch auf der letzten Konzertreise. Das Konzert-Überangebot mit
Motörhead/Skew Siskin, Saxon, Edguy, Accept und Overkill schien im
wahrsten Sinne des Wortes „der Overkill“ für den Geldbeutel der Fans
zu sein. Vielleicht lag es auch an den Supportbands, die dem
geneigten GD-Fan, neben Nitrogods, nicht gerade ein Begriff waren.
Aber es zeigte sich einmal mehr, dass Grave Digger nach wie vor eine
Truppe ist, die jeden Ort zum Rocken bringt, und so konnten sich
Mister Boltendahl und seine Mannschaft am Ende des Abends, unter
frenetischem Jubel der Besucher, an einem lautstarken Sieg auf der
ganzen Linie erfreuen. (tin)
Wolfen Der Abend
wurde durch die Kölner Band Wolfen eröffnet und diese vermochte als
Opener bloss vereinzelte Besucher vor die Bühne zu locken. Die
mittlerweile schon seit zwei Dekaden existierende Combo konnte mit
ihrer Version von Heavy Metal sicherlich Sympathiepunkte verbuchen,
blieb aber gegenüber den anderen drei Bands, respektive unter dem
Strich, sehr blass. Mit dem fünften Album «Evilution» in der
Hinterhand und einer blonden unbekannten Schönheit, die ihre
Bühnenmitstreiter lautstark wie tatkräftig unterstützte, steigerte
sich das Interesse an Wolfen immerhin vorübergehend. Gemessen an den
dürftigen Reaktionen des Publikums war jedoch nicht zu übersehen,
dass mit dieser Darbietung keine wirklich dicken Stricke zerrissen
wurden. Bei den Deutschen werden vermutlich auch die nächsten
zwanzig Jahre in der gleichen Art und Weise vergehen, ohne dass man
gross Notiz von ihnen nehmen wird. (tin)
Nitrogods Der ehemalige Thunderhead-, Primal
Fear- und Sinner-Gitarrist Henny Wolter liess seine Saiten rauchen
und stand ab und zu auch als Leadsänger am Mikrofon. Nitrogods boten
in der Folge eine verdammt coole Rock-Show, die stark von einem
zentnerschweren Motörhead-Groove geprägt war, der den Jungs am Bein
hing. Daneben stand der singende Bassist Claus «Oimel» Larcher, der
mit seinen coolen und spassigen Ansagen die Lacher jedes Mal auf
seiner Seite hatte. Hinter den Beiden sass Schlagzeuger Klaus
Sperling, den man von Freedom Call, Sinner und Primal Fear her
kennt. Mit seinem unglaublichen Groove und seiner tighten Spielart
verleiht er dem Sound von Nitrogods genau das, was man sich von
einem hart rockenden Trio wünscht. Nämlich einen wilden, rotzigen
und alles niedermähenden Sound. Klaus spielte zur Erheiterung des
Publikums auf einer leeren Bierflasche, animierte das Publikum und
grinste sich einen ab, als Oimel tänzelnd den Elvis zum Besten gab.
Ein Bild für die Götter! Das Publikum hatte sichtlich seine Freude,
applaudierte von Song zu Song kräftiger und sang beim alten
Thunderhead-Kracher «Take It To
The
Highway» laut mit. Daneben waren es die Nitrogods-Kracher «Lipsynch
Stars», «At Least I'm Drunken» und «Damn Right (They Call It Rock'n
Roll)», die für die entsprechende Laune sorgten und den
verschworenen Haufen zum heimlichen Headliner, neben Grave Digger,
machten. Hier könnte sich eine Band entwickeln, die locker die sich
langsam aber sicher abzeichnende Lücke von Motörhead zu schliessen
vermag. Mit einem noch breiteren Soundgemisch aus Country, Metal,
Rock und Blues trafen die Jungs den Nerv der Besucher. Am Schluss
des Sets konnten sie sich deshalb, nassgeschwitzt und breit
grinsend, mit erhobenem Haupt vom angeheizten Publikum
verabschieden. (tin)
Heavatar
Eigentlich hätte es nach den brillanten Nitrogods, respektive vor
dem Headliner, keine weitere Vorband mehr gebraucht, doch die
diesjährige «German Metal Attack» hatte mit Heavatar noch einen
weiteren heimatlichen Pfeil im Köcher. Ob der spitz war und über
eine gute Flugbahn verfügte, sollte sich schon bald erweisen.
Zugpferd der 2012 gegründeten Band ist der Van Canto Mastermind
Stefan Schmidt, eskortiert von Altmeister Jörg Michael (Ex-Saxon,
Ex-Stratovarius, Ex-Laos und noch „hundert“ andere, darunter auch
Grave Digger!). Wie der Bandname schon entsprechend enthüllt, frönen
auch diese Germanen dem powervollen Heavy Metal. Zumindest ist diese
Information dem Internet zu entnehmen. Ein Debüt-Album mit dem Titel
«All My Kingdoms» gibt es ebenso, wurde allerdings bereits 2013
veröffentlicht. Wie Meister Tinu schon bei Wolfen (die ich selber
zwar nicht gesehen und gehört hatte) wurde ich bei Heavatar schon
von Anfang an nicht wirklich warm. Obwohl man die ganze Chose
zusammengefasst soweit als Power Metal
bezeichnen
konnte, fehlte irgendwie der rote Faden. Man setzte sich durch das
stilistische Wildern in verschiedenen Gefilden wie Thrash und
düsteren Sounds bald einmal in die musikalischen Nesseln. Da konnte
auch ein Jörg Michael nicht verhindern, dass das Ganze insgesamt
ziemlich dröge rüber kam. Gar nervend waren die unpassenden Backing
Vocals und somit war ich heilfroh, als die zumindest für mich total
langweilige Darbietung endlich ihr Ende fand. Die mittlerweile etwas
zahlreicheren Fans spendierten am Schluss immerhin etwas mehr als
Höflichkeitsapplaus, aber bis auf Nitrogods war von wegen „Metal
Attack“ bisher nichts zu sehen wie zu hören gewesen und der heutige
Abend somit praktisch voll für’n Arsch! Keine Ahnung, ob dieses
Tour-Billing in anderen Städten für mehr Resonanz sorgen konnte,
aber eine Band weniger wäre bestimmt kein Nachteil gewesen, im
Gegenteil. (rsl)
Setliste: «Introgobble» - «Replica» -
«Abracadabra» - «All My Kingdoms» - «Luna Luna» - «Born To Fly» -
«Long Way Home» - «Elysium» - «Look Above (Outro)».
Grave Digger Wie in der Einleitung bereits
erwähnt, fanden sich beim 2014er Schweizer Tour-Stopp von Grave
Digger eher enttäuschend wenige Besucher in der heiligen
Z7-Konzerthalle ein. Ob es dabei am Headliner alleine lag? Eher
nicht, aber man stellt nun schon eine Weile fest, dass längst nicht
mehr alle Konzerte für volle Häuser sorgen. Bei der Flut an Bands,
die jeweils um ihr Publikum buhlen, ist das auch kein Wunder. Die
Kaufkraft der Metalheads nimmt hier tendenziell (ausser bei Sabaton
*sic*) eher ab als zu und somit wird die Anzahl der sich auf Tour
befindenden Bands sicher nicht geringer in der nächsten Zeit. Meine
Wenigkeit wusste mehr oder weniger schon, was sie nun erwartete,
denn ich war im vergangenen Sommer mitunter auch an der Pre-Show des
letztjährigen „BYH!!!-Festivals, wo Chris Boltendahl und seine Jungs
ein mächtiges Brett zum damals gerade neu erschienenen Longplayer
«Return Of The Reaper» auffuhren. Stimmungsmässig war das natürlich
von einem anderen Stern und dennoch mussten heute Abend deutlich
kleinere Brötchen gebacken werden. Nichtsdestotrotz wurde die Band
freudig empfangen und legte nach dem Intro mit dem schnellen Opener
«Hell
Funeral»
gleich heftig wie ziemlich optimal los. Der richtige Rahmen für
dieses Metalfest war ebenso vorhanden, sprich ein opulentes Backdrop
hinten und als Blickfang die sechs aufgestellten Särge mit den im
Verlauf des Konzertes unterschiedlich angeleuchteten Totenköpfen. Zu
dieser standesgemässen Kulisse liessen es Frontmann Chris Boltendahl
und seinen Mannen richtig krachen. Da die Band sichtlich mit Freude
und Spass agierte, übertrug sich das je länger je mehr auf die Fans.
So kam dann trotz grosser Lücken in der Halle eine wirklich gute
Stimmung zustande und so schloss sich der Kreis zwischen den
Akteuren auf der Bühne und den Leuten davor.
Da der
Backkatalog von Grave Digger inzwischen auf achtzehn Studio-Alben
angewachsen ist, war natürlich interessant zu sehen, welche davon
für die aktuelle Tour berücksichtigt wurden und welche nicht. Die
fünf Vertreter des neuen Albums deckten auf jeden Fall den
klassischen Sound zwischen galoppierenden und stampfenden Songs
schon mal treffend ab. Interessanterweise schaffte es jedoch kein
einziger Track des Vorgängeralbums «Clash Of The Gods» (2012) auf
die Setliste. Und was eigentlich bis zur Vorstellung der Band
niemand bemerkte (wie auch?), war der neue Tasten-Mann
mit der Kutte und der kultigen Skullmaske, der die fast
zwanzigjährige Zugehörigkeit von H.P. Katzenburg beendete. Derweil
gaben die Deutschen einige ihrer weiteren Klassiker wie «Excalibur»
und «Knights Of The Cross» zum Besten, die keineswegs Rost angesetzt
haben. Man mag ja über die gesanglichen Fähigkeiten von Herrn
Boltendahl streiten oder auch nicht. Fakt ist auf jeden Fall, dass
Chris weder ein Rob Halford noch ein Ronnie James Dio ist, seine
Stimme jedoch unvergleichlich wie die von Lemmy ist. Man hört
sofort, wer da hinter dem Mikro steht und das kann beileibe nicht
jede Band von sich behaupten. Im Zugabenteil bewies «Grave
Desecrator» auf beeindruckende Weise, wie gut das neue Album, wenn
nicht eines der besten der letzten Jahre, geworden ist. In Hochform
befand sich einmal mehr auch Gitarrist Axel Ritt, der neben sich nur
noch Bassist Jens Becker und hinter ihm Drummer Stefan Arnold
brauchte, um mit ihnen gemeinsam ein Hammerbrett abzuliefern. Nicht
fehlen durfte als allerletzter Song schliesslich das unverwüstliche
«Heavy Metal Breakdown», wo nochmals alle Register gezogen wurden.
In dieser bemerkenswerten Form dürfen Grave Digger ruhig noch ein
paar Jährchen weiter machen und das nächste Mal an besagter Stelle
dann aber mit mindestens doppelt so vielen Leute wie heute Abend!
(rsl)
Setliste: «Return Of The Reaper (Intro)» - «Hell
Funeral» - «The Round Table (Forever)» - «Witch Hunter» - «The Dark
Of The Sun» - «Ballad Of A Hangman» - «Seasons Of The Witch» -
«Lionheart» - «Wedding Day» - «War God» - «Hammer Of The Scots» -
«Tattooed Rider» - «Excalibur» - «Knights Of The Cross» - «Rebellion
(The Clans Are Marching)» -- «Highland Farewell» - «Grave
Desecrator» - «Heavy Metal Breakdown».
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