Es geht wieder los. Das neue Konzertjahr hat gestartet und
mit dem ICE ROCK Festival wurden bereits ein paar tolle Bands serviert. Mit
diesem Bewusstsein ging es ins Z7, um sich eine Power Metal Ladung um
die Ohren hauen zu lassen. Dass die Deutschen Grave Digger eine
Macht auf der Bühne sind, ist seit Jahrzehnten bekannt. Wie sich
aber die helvetischen Hexen schlagen würden, das mussten die Mädels
auf der Bühne in Pratteln erst noch beweisen.
Burning Witches Man kann über Seraina (Vocals),
Ramona (Gitarre), Sonia (Gitarre), Jeanine (Bass) und Lala (Drums)
sagen was man will. Ist es nun ein Hype? Zieht im Moment der
Frauen-Bonus? Ist der Mentor allgegenwärtig oder sind sie wirklich
so gut, wie sie in den Medien gemacht werden? Wahrscheinlich liegt
die Wahrheit irgendwo in der Mitte. ABER!!! Man darf den Ladys an
diesem Abend attestieren, dass sie das Z7 zum Kochen brachten. Und
das ist bisher nur sehr wenigen Support-Combos gelungen. Von Beginn weg
steigerte sich die Stimmung im Publikum, so dass nach dem Dio-Cover
und der Band-Hymne «Burning Witches» der Jubel, besser gesagt das
Geschrei, keine Grenzen kannte. Dies lag sicher auch an der
Performance von Seraina und ihrem Gesang, der zwischen cleanen
Screams und bösartigen Growls alles beinhaltete und dank den
sympathischen Animationen die (männlichen) Fans sofort auf ihre
Seite zog. Jeanine und Ramona waren oft in Bewegung und liessen
ihre Haare fliegen. Wenn sich nun Sonia noch mehr in die
Präsentation einbringt, von ihrem Bierdeckel-Dasein wegkommt und die
Ladys eine Accept-like Gitarrenfront-Darbietung an den Tag legen…
Mein lieber
Scholli,
da könnte was ganz, ganz Grosses entstehen. Die Songs sind kleine
Ohrwürmer, die Mischung stimmt und somit sind die wichtigsten
Merkmale vorhanden. In den letzten Monaten habe ich Burning Witches
drei Mal gesehen. Der Gig an diesem Abend war sicherlich der Beste,
aber ich bin mir sicher, dass es noch Luft nach oben hat. Daumen
(ganz) hoch für einen feinen, tollen und begeisternden Auftritt der
Mädels.
Setliste: «Executed», «Metal Demons»,
«We Eat Your Children», «Hexenhammer», «Bloody Rose», «Save Me»,
«Black Widow», «Open Your Mind», «Holy Diver (Dio Cover)», «Burning
Witches»
Grave Digger Nach dem
Auftritt der Schweizerinnen mit niederländischer
Verstärkung stand das deutsche Metal-Kommando auf der
Bühne. Was kann bei Grave Digger schief gehen? Eigentlich nichts.
Die handwerklichen Fähigkeiten sind im gleichen Mass wie
das Hitaufgebot vorhanden. Hier besteht höchstens das Problem, nicht zu
wissen, welchen Kracher man spielen will und welcher auf der Strecke
liegen bleibt. Mit einer dreidimensionalen-Bühne, den Papp-Zombies, die
dem Ganzen einen furchteinflössenden Glanz verliehen, endlich wieder
Sprühregen und einer Band, die sich nach drei Gigs schon
richtig warm gespielt hat, wurde nichts dem Zufall überlassen. Auch
der Reaper hatte seine Auftritte und brachte unter anderem Sänger
Chris Boltendahl die Schottenfahne. Trotz der leichten
Neuaus-richtung des aktuellen Albums «The Living Dead» und den damit
leicht vertrackteren Songs, fanden speziell die aus der
Schotten Trilogie stammenden Hits wieder den Weg in die Setliste.
«The Bruce», «The Dark Of The Sun», «The Clans Will Rise Again»,
«Lionheart», «The Curse Of Jacques», «Highland Farewell»,
«Excalibur» und «Rebellion» wiederspiegelten die Tracks aus der
schottischen Zeit. Überraschenderweise verzichteten die Jungs auf
«Scotland United», «The Roundtable», «Killing Time» oder
«Knights Of The Cross». Mutig! ABER! Ein gelungener Schachzug der
zeigt, dass Grave Digger aus einem unglaublichen Fundus an tollen
Songs ziehen können. Daneben servierte der Vierer neues Material in
Form von «Fear Of The Living Dead», «Blade Of The Immortal», plus
«Zombie Dance» vom neusten Album, «Tattoed Rider», «Wargod» und
«Season Of The Witch» vom «Return Of The Reaper»-Werk und
«Lawbreaker», «Call For War» und «Healed By Metal» von der «Healed
By Metal»-Scheibe. Mit «Circle Of Witches» fand endlich wieder ein
Track von der «Heart Of Darkness»-Scheibe den Weg in die Setliste,
dafür motten nach wie vor die Tracks aus der «The Reaper»-, «The
Grave Digger»-, «Rheingold»-, «Clash Of The Gods»-, «The Last
Supper»-, «Liberty Or Death»- und «Ballads Of A Hangman»-Phase vor
sich hin. Aber, auch hier… Man kann nicht alles haben. Die Herren um
Shouter Chris schrieben einfach zu viele geile Tracks in der
Vergangenheit!
Mister
Boltendahl dirigierte das Publikum nach Belieben. Mit seiner sehr
sympathischen Art, seiner authentischen Kutte, seinem nach wie vor
kräftigen Gesang und seiner engagierten Performance machte er alles
richtig. Er kann am Bühnenrand stehen, ohne grosse Gestiken wie ein
Tom Araya (Slayer) oder Gene Simmons (KISS), und das Publikum
beginnt zu toben. Die Fans frassen dem Gladbecker aus den Händen,
was er mit einem breiten und zufriedenen Grinsen quittierte. Es war
wie ein sich gegenseitiges Antreiben zwischen der Band und den Fans, was in
einer unglaublichen Euphorie endete. Axel Ritt zauberte erneut tolle
Riffs und Soli aus seinen Saiten. Er poste wie ein Gott, stand
breitbeinig auf der Bühne, solierte halbliegend bei «Heavy Metal
Breakdown», der obligaten Schlussnummer, und war ganz einfach einmal
mehr eine coole Rampensau. Bassist Jens Becker ist und bleibt in meinen
Augen einer der weltbesten Bassisten. Dabei spielt er sicher
unauffälliger als ein Billy Sheehan oder Steve Harris, aber wer sich
seine Läufe einmal genauer angehört hat, weiss, was ich meine. Mit
einer unglaublichen Leichtigkeit und Präzision zauberte er Melodien
aus seinen dicken Saiten, dass sich Axel daneben locker austoben
konnte, ohne dass es ein Soundloch gab. Neutrommler Marcus Kniep
ersetzte Stefan Arnold nach 22 Jahren. Ja, es war ein Umgewöhnen,
den Blonden nicht mehr hinter den Toms und Becken sitzen zu sehen.
Ja, es fühlte sich anders an, wenn Marcus sein Arbeitsinstrument
bearbeitet. Ob nun besser oder schlechter, muss jeder für sich
selber entscheiden. ABER! Er passt ganz einfach zur Band, und ich bin
mir sicher, dass es die Wenigsten störte, dass nicht mehr Stefan
dabei war. Ausser die Die Hard-Fans… So ist es eben, das
Musiker-Dasein. Leider oder gut, je nach Betrachtungsweise des
Einzelnen. Aber wenn eine Band noch immer dermassen abliefert,
spielt es für die Meisten kaum eine Rolle, wer am Bass, der Gitarre,
oder hinter dem Schlagzeug sitzt. Traurig aber wahr…
Chris animierte durch seine lockeren Sprüche, kündigte Jens bei
seinem Solo mit den Worten an: "…er sieht älter aus, als dass er
ist… Sorry natürlich sieht er jünger aus, als dass er ist!" oder
verkündete bei «Zombie Dance»: "…wir haben Frevel begangen und den
Metal verraten. Wir haben eine Polka komponiert, und das geht gar
nicht im Metal. Trotzdem wollen wir mit euch Spass haben und spielen
euch nun die Nummer, die für so viel Aufsehen sorgte". Das Schöne an
einer Band wie Grave Digger ist, dass sie sich für nichts schämen
muss, ihr keine Grenzen gesetzt sind und sie tun und lassen
kann, was ihr gefällt. Denn am Ende des Tages wird es noch immer
nach Grave Digger klingen. Das Quartett kam, sah und siegte. Haben
wir was anders erwartet? Nein, denn die Truppe ist nach wie vor eine
Macht auf der Bühne, gibt Gas ohne Ende und kann es sich erlauben,
einen "mutigen" Set zu spielen, ohne Schiffbruch oder besser
gesagt Schwertbruch zu erleiden. Jungs, kommt bald wieder, ihr seid
immer gern gesehene Gäste und euer Geld allemal wert!
Setliste: «Fear Of The Living Dead», «Tattooed Rider»,
«The Clans Will Rise Again», «Lionheart», «Blade Of The Immortal»,
«Lawbreaker», «The Bruce (The Lion King)», «The Dark Of The Sun»,
«Call For War», «The Curse Of Jacques», «Wargod», «Season Of The
Witch», «Highland Farewell», «Circle Of Witches», «Excalibur»,
«Rebellion (The Clans Are Marching)» - «Healed By Metal», «Zombie
Dance», «Heavy Metal Breakdown»
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