Das diesjährige Greenfield Festival hatte einige musikalische
Überraschungen parat. Ein wenig weg vom allzu jugendlichen
Metalcore, hin zu Death- und Black Metal. Während drei Tagen gaben
sich Grössen aus der Rock-, Alternative- und Metalszene die Klinke
in die Hand. Das Festival versprühte einmal mehr seinen jugendlichen
Charme, was nicht nur am jüngeren Publikum, sondern auch an den
Aktivitäten rund ums Gelände lag. Für die meisten Fans war der Auftritt
der Toten Hosen das Highlight des Greenfield Festivals, den ich
allerdings gezielt umschifft habe. Viele andere Auftritte haben das
Metal Factory Team dafür umso mehr erfreut, wie ihr nachfolgend
lesen könnt. 40 Bands in drei Tagen und eine komplette
Festivalevakuation wegen Sturm boten den Rahmen des Festivals 2019.
BEHEMOTH Das Festival startete traditionell mit
Alphornklängen und mehr oder weniger namhaften Bands, um sich
langsam auf das dreitägige Spektakel einzugrooven. Mein Einsatz
startete erst am Abend, als Behemoth ihren Auftritt hatten. Zu
düsteren Klängen lief die Truppe um Adam „Nergal“ Darsky in
Interlaken ein. Ganz so fies und unheimlich wie in einem Klub am
Abend wirkte die Szenerie allerdings im romantischen Sonnenun-tergang
nicht. Trotzdem, der Sound liess erschaudern und auch die
Feuerfontänen machten beim Publikum Eindruck. Die Kuttenträger
sorgten für ordentlich Dampf und liessen sich von der Menge feiern.
Darsky unternahm erste Ausflüge zu den Leinwänden, die seitlich der
Hauptbühne hingen, um den Fotografen den im Graben den Stinkefinger
zu zeigen. Mit viel Rauch und dezentem Licht arbeiteten sich die
Polen in ihrem Set vorwärts. Stimmung kam nochmals so richtig auf,
als der Frontmann mit der bereits bekannten Papstkrone die Bühne
betrat. Rückwirkend muss ich zugeben, dass mir musikalisch nichts
hängen geblieben ist von diesem Abend. Die Show des Vierers jedoch,
war mal etwas anderes fürs klassische Greenfield-Publikum. (oli)
ESKIMO CALLBOY Ohne zu viel zitieren zu wollen,
Bands mit Scheissnamen sind meistens wirklich scheisse. Aber diese
Meinung sollte man definitiv verwerfen, wenn man sich ansieht, was
die Jungs aus Deutschland bühnen-technisch hinbringen. Sowohl
musikalisch wie auch personaltechnisch darf man die Gruppierung
zurecht beschmunzeln; Mitglie-der die bei Realityshows teilnehmen,
die Mischung der Musik mit Trancecore, zurecht als speziell zu
bezeichnen. Auch die Liedthemen dürften nicht bei allen typischen
Metalheads Anklang finden. Was aber keinen Raum zur Diskussion lässt,
ist die starke Bühnenpräsenz und Energie der Truppe. Das Publikum
wurde von Anfang an zum Mitmachen animiert und die Atmosphäre war
vom Anfang bis zum Schluss genial. (mon)
SALTATIO
MORTIS
Eine Band, deren Charme oder Magie oder wie auch
immer man dieses "Etwas" nennen will, ich nie zu verstehen vermochte,
rockt die grosse Bühne. Mittelalterlicher Folk Rock, so könnte man
es grob einstufen (auch wenn mich ein paar eingefleischte Fans
hierfür am liebsten aufhängen würden). Das Publikum ist in
Feierlaune und macht ordentlich mit. Trotz dass mich diese
Gruppierung nie wirklich überzeugen konnte, so verstehe ich was die
Menge darin sieht: eine Band, die förmlich gute Laune versprüht und
die Musik mit dem ganzen Herzen fühlt. Der Sänger liess sich gar vom
Publikum tragen. Das nennt man Partystimmung. Am Schluss der Show
stand "Alea der Bescheidene" sogar neben der Bühne, um mit Fans
Selfies zu machen und Autogramme zu verteilen. Sympathiepunkte dafür
gibts auf jeden Fall! (mon)
FRANK TURNER AND THE
SLEEPING SOULS Dieser Name dürfte bei so manchen
klingeln. Der hochsympathische Folk-Rock-Punk Künstler konnte sich
mit über 2000 Liveauftritten in die Herzen der Fans spielen.
Energie-geladene Auftritte und eine besonders starke Ausstrahlung
lassen die verhältnismässig sanften Klänge richtig reinhauen und
obschon die Musik im ganzen Programm der Jungfrau Stage etwas
chillig rüberkam, so war das Publikum gefesselt. Bezüglich der Musik
selber bin ich unsicher, bei der Mehrheit der Anwesenden dürfte es
bloss die Sympathie gewesen sein, aber passt schon. Das Set liess die Menge
feiern und die gute Laune war förmlich spürbar. (mon)
LAMB OF GOD Unpopular Opinion vorneweg: Nicht mein
Bier! Die Extreme Metaller aus Virginia haben sich völlig zurecht
einen Namen in der Szene erarbeitet, verbinden Elemente aller
krassen Genres und auch textlich verteilen sie Hiebe. Muss man aber
mögen. Die gewaltige Energie des Frontmanns brachte das Publikum
abermals
zum Toben und die Party ging ab. Die Band selber schien dabei
sehr motiviert zu sein und ich glaube, es wurde etwas heisser
im Graben. Der Auftritt schien mir rasend schnell vorbei zu sein,
aber die Energieladung in der Luft dürfte bis zum Ende des Abends
angehalten haben. (mon)
Ach du meine Fresse! Randy Blythe und
seine Mannen haben übermässig abgeliefert. Viel zu früh am
Nachmittag aber mit unbändigender Spielfreude nahmen sie das
Greenfield unter Beschuss. Krachende Riffs, dumpfe Bässe, groovende
Drums und dann eben diese Growls. Blythe selbst schien an diesem Tag
in bester Verfassung, denn er sprang, rannte und spuckte was das
Zeug hält und nutzte die ganze Bühne für seine Kurzstreckenläufe.
Eine durchwegs mehr als überzeugende Leistung der Amerikaner, die im
Greenfield Line-Up stets einen Platz verdient haben. (oli)
PAPA ROACH
Wie manche behaupten, eine echte
Nostalgieband. Ich weiss nicht ob es an meinen Sensoren liegt, aber
ich spüre das Gemüt des Publikums. Dieses ist (wieder einmal) hin
und weg. Ganz der Jüngste auf der Bühne ist Jacoby Shaddix zwar
nicht mehr, aber das hält ihn nicht davon ab, sich mit teenagermässiger
Energie auf der Bühne zu bewegen. Mit alten und neuen Hits findet
jeder etwas für sich und die Atmosphäre steht am Rande einer Explosion.
Dies könnte jedoch auch damit zu tun haben, dass die Fans bereits
die Vorfreude auf Amon Amarth spüren. Papa Roach gelten jedoch auch
als eine der Livebands überhaupt. Nun, dies hätten sie mit diesem
Auftritt bewiesen. (mon)
Zumindest das jüngere Publikum hatte
seine helle Freude an den, nun ja, doch nicht mehr ganz so jung
gebliebenen Herren. Mir wurde an diesem Gig bewusst, dass ich
unaufhaltsam älter werde und hier schon die zweite Generation an
Fans in der ersten Reihe steht. Meinen Geschmack traf es nicht, aber
zu Bratwurst und Bier kann es schlimmere Hintergrundmusik geben.
(oli)
AMON AMARTH Eine Ladung
Vikingerpower gefällig? Aus dem hohen Norden angereist, präsentierten
Amon Amarth ein Inferno für Auge und Ohr. Vor fantastischer Laune
fast platzend, bewegte sich Sänger Johan Hegg selbstbewusst auf der
Bühne und zeigte mühelos, dass er hier das Tier ist - und was für
eins. Voller Power growlte er das Publikum in Extase. Was mir
auffiel: das grosse Bühnenbild, das etwa am „Sweden Rock Festival“
zum Einsatz kam, wurde beim Greenfield durch das alte ersetzt. Wegen
der Bühnengrösse, denke ich mal. Schade! Nichtsdestotrotz war dies
zweifelsohne mein Tageshighlight. Die Growls empfand ich als
wohltuend und die Atmosphäre explodierte diesmal wirklich. Mit viel
Pyros boten die Schweden eine unglaubliche Show. Definitiv eine DER
Livebands überhaupt. Das Spektakel könnte für meinen Geschmack
endlos so weitergehen und für mich konnte nichts mehr den Tag
toppen. (mon)
SLIPKNOT Der Freitagabend
stand wieder einmal im Zeichen der Maskenmänner aus Des Moines,
Iowa! Gespannt sind Publikum und Presse, denn im Vorfeld wurde viel
über Slipknot diskutiert. Neues Album oder der im Streit endende
Line-Up-Wechsel. Man wusste nicht recht, was einen erwartet. Die
Bedenken waren allerdings unbegründet, denn die Truppe lieferte ab –
und zwar gewaltig. Bereits beim Intro ging unter den Maskierten auf
der Bühne und im Publikum ordentlich die Post ab. Eine unbändige
Energie ging von der Hauptbühne auf das Publikum über, und die
Security in den ersten Reihen hatte alle Hände voll zu tun.
Frontmann und Mastermind Corey Taylor übernahm die Führung und
beeindruckte durch wildes Herumspringen und akrobatische Einlagen.
Neue Masken, neue Power! So könnte man die Energie der „Neun“
beschreiben. Feuersäulen schossen in die Höhe, die bis in die
hintersten Zuschauerränge spürbar waren. «Duality» sowie
«Psychosocial» trafen den Nerv des Publikums, und es gab für die
Menge kein Halten mehr. Die zwei Perkussionisten am linken und
rechten Bühnenrand trommelten wie gewohnt auf ihren Ölfässern herum
und verliehen dem wilden Treiben eine eigene Note. Taylor brüllte den
Text von «People=Shit» ins Mikrofon, und die Menge dankte es ihm
lautstark. Es war ein wirklich gelungener, um nicht zu sagen
brillanter Auftritt, den ich persönlich so nicht erwartet habe. Die
Amis haben eine unterhaltsame und energiegeladene Show der
Extraklasse abgeliefert. (oli)
Dass der Samstag
so abwechslungsreich wird, hätte ich mir beim besten Willen nicht
vorgestellt. Für mich begann der Tag mit einer Pressekonferenz. Ich
lauschte dem Organisatorischen und erfuhr auch Einiges über die
Greenfield Foundation. Während der Pressekonferenz begann auch die
erste Band des Tages, Cellar Darling zu spielen. Eine Band, die
mitunter dank der Greenfield Foundation ihr neues Album finanzieren
konnte. Zum Fotografieren der drei ehemaligen Eluveitie-Stars bin
ich aber nicht gekommen. Wie ich später mitbekam, war die Band
showtechnisch aber leider auch nicht der wahre Hingucker. Somit tat
es auch nicht so weh, dass ich es verpasst hatte. (mon)
HELLVETICA Die Hel(l)vetier aus Lenzburg waren mein
erster eigentlicher Fotoeinsatz des Tages, und die Mischung aus Death
und Thrash brachte die Fans recht schnell in Stimmung. Ob es daran
lag, dass die Band auf der Eiger Stage spielte, kann ich so nicht
sagen, doch mir persönlich schien die Atmosphäre etwas platt.
Vielleicht verstehe ich die Show auch einfach nicht, da die
Thrash-Schiene nun wirklich nicht ganz so die meine ist und erst
recht nicht, wenn dazu noch Punkelemente dazukommen. Was von den
brisanten Liveshows so erzählt wird liess mich natürlich auf viel
hoffen. Nun, zumindest an diesem Tag legte die Band definitiv keinen
Wert auf eine gute Show, bei ihnen stand die Musik im Vordergrund.
Die Greenfield Bandcontest-Gewinner gaben aber richtig Gas, das muss
ich ihnen lassen. Voller Power bewegte sich der Sänger Roman
Wettstein auf der Bühne und riss das Publikum mit. Dies machte
Freude, und das ist das Allerwichtigste. (mon)
THE
PEACOCKS Eine recht grosse Überraschung erhielt ich mit
den Peacocks. Dieses Trio ist definitiv der Ausreisser am
diesjährigen Greenfield. Hübsch in Hemden gekleidet, trugen die
Winterthurer Jungs ihren Rockabilly Punk vor, und besonders Simon
Langhart stach mir ins Auge. Der Typ weiss, wie man mit einem
Kontrabass die Blicke auf sich zieht! Musikalisch kann ich mich
leider nicht gross zur Band äussern, da mir die Rockabilly-Szene
nicht wirklich bekannt ist und mit Punk habe ich auch nicht sehr
viel am Hut. Was ich aber bestimmt sagen kann, ist dass die Stimmung
super war und ich mir durchaus vorstellen könnte, diese Band auch
wieder mal anschauen zu gehen. Manchmal ist weniger eben doch mehr,
und diese Band ist ein tolles Beispiel dafür. Kein grosses
Schnickschnack, einfach nur Musik und die Musiker selber. Es muss
nicht immer die grösste Show sein (auch wenn ich es liebe). (mon)
AT THE GATES Wenn der Metal aus Göteborg kommt, ist
es eigentlich eine Art Referenz. Nun, der Göteborger Sound ist sehr
markant, und viele der guten und grossen Bands stammen aus eben
dieser schwedischen Stadt. At The Gates sind wichtige Mitgründer des
Melodic Death Metal nach der so genannten Göteborger Art und somit
kann man eigentlich nur einen bombastischen Auftritt erwarten. Die
Band um Sänger Tomas Lindberg, welcher übrigens studierter Lehrer
für unter anderem Politologie und Geschichte ist, gab von der ersten Sekunde
an richtig Gas. Das Publikum war voll dabei und die Stimmung konnte
durchaus als gehoben empfunden werden. Sänger Lindberg war definitiv
mehr in Bewegung als der Rest der Band und somit das auffälligste
Bandmitglied. (mon)
Auf At The Gates habe ich mich besonders
gefreut, da sie live eine Premiere für mich darstellten. Ab Konserve
kannte ich etliches von ihnen, konnte mich aber nicht wirklich
überzeugen. Doch sie legten ordentlich los an diesem Samstag.
Lindberg, immer wieder seine locker sitzende Hose hochziehend,
kämpfte zu Beginn mit seinem Arbeitsgerät. Etwa drei Mal wechselte
er das Mikro, bis es dann zu seiner Zufriedenheit klang. Das
Publikum war zu meinem Erstaunen überschaubar, denn was da aus den
Boxen dröhnte war echt der Hammer! At The Gates hatten Power und
Spielfreude und es zog mich einfach in ihren Bann! Die Abwechslung
an altem und neuem Material war äusserst gelungen. At The Gates
werden sicher wieder einmal einen Platz in meiner musikalischen
Agenda erhalten. Top! (oli)
HÄMATOM Oh,
diese Typen sind es! Nun, an Hämatom scheiden sich bekanntlich die
Geister. Orientiert an der Neuen Deutschen Härte, jedoch mit viel
Groove und noch ein paar anderen Elementen, bietet die Band aus
Franken einen recht satten Sound. Dazu kommen Texte aus europäischen
Märchen und sozialkritische Themen. Nun, ich bin ehrlich gesagt hin-
und hergerissen. Diese Band vermochte es noch nie wirklich, mich
ganz zu überzeugen, aber umso mehr erfreute ich mich an der
Möglichkeit, die teils recht aufwändig gestalteten Masken zu
fotografieren. Wie immer ist es am Wichtigsten, dass die Fans Spass
haben, und dies war definitiv mehr als gegeben. Der Auftritt der
Maskierten musste aber abgebrochen werden, da das Gelände wegen
Sturmwarnung geräumt wurde. Glücklicherweise konnte mit einer
relativ kleinen Verspätung weitergespielt werden. (mon)
Next on stage: Within Temptation. Die Auftritte von Me First
And The Gimme Gimmies und Our Last Night mussten infolge des Sturms
gecancelt werden.
WITHIN TEMPTATION Die
Symphonic Metal Giganten aus Holland erfreuen die Mehrheit der
Metalgemeinde, egal aus welcher Sparte. Während es noch regnete,
betraten die Musiker motiviert die Bühne, und es war schon ein
Spektakel, sich diese fantastische Gruppe anzu-sehen, während es auf
einen herunter tropft. Die talentierte und hübsche Sharon den Adel
verzauberte das Publikum mühelos und die Stimmung stieg schnell
wieder an. Ergebene Fans sangen in der ersten Reihe lauthals mit, und
man merkte eigentlich gar nicht, dass das Festival zuvor
unterbrochen worden war. Den Lead hatte ganz klar die Frontfrau,
welche die höchste Bühnenaktivität aufwies und definitiv auch am
meisten ins Auge (und Ohr) stach. Die Fans lieben sie, und das war
deutlich spürbar. Sie war auch sehr dankbar, sprach zu den Fans und
drückte ihre Bewunderung aus, für die Ausdauer und den Willen,
weiterzumachen. Unmöglich, sie nicht zu lieben. (mon)
AMARANTHE Die Pop-Band des Tages, Ladies und
Gentlemen! Die grosse schwedische Gruppe zieht eine ganze Menge
Publikum an, welches trotz Regen sichtlich Spass hatte. Die
Mischung, die die Band darbietet, ist interessant, daran besteht kein
Zweifel. Klarer Gesang wird durch die durchaus niedliche, aber
meiner Meinung überhaupt nicht rockige Elize Ryd und den
sympathischen Nils Molin geboten. Um das Ganze etwas metalmässiger
zu gestalten, finden wir auch Henrik Englund auf der Bühne, welcher
sich ziemlich gekonnt um die Growls kümmert. Musikalisch bekamen wir
eine Mischung aus Power und Death Metal sowie Dance und Metalcore zu
hören. Dies gestaltet sich zwar ganz nett, aber, wie ich es damals in
der Albumreview schon sagte, klingt es einfach mehr-heitlich nach
Pop, bestenfalls nach radiotauglichem Pop-Rock (wobei das Wort Rock
in diesem Zusammenhang wohl wegen der Gitarren benutzt wird). Nur
weil etwas ins Ohr geht, muss es nicht schlecht sein. Wohl
verstanden! Aber der popsternchenmässige Auftritt und das Kostüm der
Sängerin hinterliessen bei mir einfach nur einen faden Beigeschmack.
Auch die Tatsache, dass die Band in Göteborg gegründet wurde, der
Referenz in der schwedischen Metalszene schlechthin, macht diese
Sache für mich besonders unfassbar. Kurz gesagt: mich überzeugte der
Auftritt nicht (entgegen meiner bisherigen Vorstellung, dass die
Band sich gut als Liveact eignen würde), und einzig die Freude der
Musiker und der Fans sind für mich als positiv einzustufen. (mon)
ELUVEITIE Es wird nun Zeit für den grössten
musikalischen Export der Schweiz. Die grosse Band, die selbst in
Indien eine ergebene Fangemeinde hat, ehrte das Greenfield schon zum
fünften Mal, und die Luft fühlte sich bereits ein paar Minuten vor
Showbeginn schon sehr prickelnd an. Die neunköpfige Gruppierung gilt
zurecht als eine der grössten Folk Metal Bands überhaupt. Die
Musiker um Multiinstrumentalist und Mastermind Chrigel Glanzmann
strahlen alle sehr individuell mit ihrem Können und fügen sich in
ein perfektes Gesamtbild zusammen. Für mich gibt es momentan drei
Schlüsselpersonen im Line-up: Chrigel (na logisch), Fabienne Erni,
eine bildhübsche und verdammt talentierte junge Frau, welche seit
der Trennung von Anna Murphy die Female Vox übernimmt und auch mal
die Harfe und Mandola spielt, und die super sympathische und auch
sehr enthusiastische Michalina Malisz, welche die Drehleier (Hurdy
Gurdy) spielt. Diese drei Personen stahlen den anderen die Show, und
es fiel mir etwas schwer, mich auch auf die anderen zu
konzentrieren. Fantastisch gelaunt (Eluveitie habe ich noch nie
schlecht gelaunt erlebt) verführten die Winterthurer das Publikum
mühelos. Die Atmosphäre schien kaum zu toppen zu sein. Wer in der
Schweiz lebt und von sich behauptet Metal zu mögen, der sollte diese
Band mindestens einmal gesehen haben. Ein Set aus älteren und
neueren Songs verschmolz zu einem grandiosen Auftritt, welchen man
am liebsten gleich wiederholt hätte. Gibt es Fernbedienungen für
Konzerte, um diese zurück zu spulen? Wäre verdammt geil! (mon)
SABATON Endlich! In grösster Vorfreude auf das neue
Album und das neue Showkonzept betrat ich den Fotograben. Ein
schwarzer Vorhang und sanfte, anregende und mysteriöse Musik
stimmten das hibbelige Publikum ein. Es war ein sehr starkes
Kribbeln zu vernehmen. Als dann endlich der Vorhang verschwand, herrschte
aber die pure Verwirrung. Auf der sonst schon etwas zu hohen Bühne
war ein Schützengraben aus Sandsäcken und Stacheldraht errichtet
worden. Was optisch natürlich perfekt zu Sabaton passt und
normalerweise eine sexy Bühnendeko geben würde, erwies sich als eine
leider sehr mühsame Challenge für uns Fotografen. Die Lösung: Auf
die Barrieren! Zum Unmut der Fans in der ersten Reihe stand ich auf
den Treppchen der Barriere und sah endlich etwas. Die Musiker
standen etwas weit hinten. Ich fragte mich, ob man in der ersten
Reihe überhaupt etwas von der Show mitbekommen wird. Mein
zusätzlicher Nachteil war wieder einmal meine Körpergrösse. Da hilft
auch das beste Teleobjektiv nichts. Zu meinem Glück kamen Joakim,
Pär, Chris und Tommy immer mal wieder nach vorn und ich schaffte es
dann doch, ein paar gute Bilder meiner Lieblingsschweden zu
schiessen. Die Laune der Band war fantastisch und das Publikum
wurde, sofern nicht vorher schon gut gelaunt, davon angesteckt. Vor
«Ghost Division», wie auch schon, das Cover des legendären «In The
Army Now». Von den neusten Veröffentlichungen bekamen wir nur
«Bismarck» und die erste Single des neuen Albums, «Fields Of Verdun»
zu hören. Trotz der Veröffentlichung der zweiten Single, «The Red
Baron&» vor dem Auftritt, wurde dieser Song leider nicht gespielt. Im
Gegensatz zu den früheren Shows, die ich bereits miterleben durfte,
wurden etwas weniger Witzchen gemacht und zu meinem Erstaunen hat
auch der Running Gag mit Swedish Pagans etwas abgenommen. Joakim
selber musste das Publikum dezent darauf hinweisen, dass etwas nicht
stimmt. Selbstnatürlich wurden auch Bierchen getrunken auf der
Bühne. Die Band war in Bestform und sichtlich geboosted vom
kommenden Album-Release. Neu auf der Bühne war übrigens auch der
Panzer des Drummers Hannes Van Dahl, den ich jedoch erst später vom
VIP-Deck zu sehen bekam. Bassist Pär Sundström kam mir extrem
entspannt und fantastisch gelaunt vor. Bisher empfand ich ihn immer
als etwas gestresst. Diese Entspanntheit wirkte sich natürlich auf
die Bühnenpräsenz aus und er glänzte förmlich. Ebenso gut drauf war
mein persönlicher Liebling Chris Rörland. Lustiger-weise sehe ich ihn
im Graben dann mit einer Ibanez in der Hand, doch ansonsten grinste
er frech und versprühte gute Laune wie gewohnt und strahlte eine
sanfte, natürliche Autorität aus. Einzig das neuste Bandmitglied
schien dezent abwesend zu sein, was mich für mich eine Art Leck in
der Gruppendynamik darstellte. Wer Sabaton schon mal live erleben
durfte, dem braucht man natürlich nicht zu erklären, wie das läuft.
Witzige Typen mit Humor und Partylaune bringen das Publikum zum
Toben und Mitsingen, die militärhistorischen Texte sind aber
bitterernst. Mein Herz geht jeweils auf, wenn ich mein geliebtes «Price Of A
Mile» und «40-1» höre. Und natürlich den Heroes-Knaller «Night
Witches», welcher live immer dieses gänse-hauterregende, chorale
Intro vorspielt. War die Show geil? Ja, verdammt! (mon)
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