Seit Mitte März war die Schweiz auf Stillstand getrimmt und
damit auch alles was Spass macht. Partys, Festivals und Konzerte
sind ab dem Zeitpunkt dem Tod geweiht. Viel Musik gab es ab
Konserve, konnte über Live-Stream erkauft oder im Autokino im
eigenen Kleinwagen beigewohnt werden. All das waren Versuche, das
Feeling der Musik am Leben zu halten. Jedoch war es nicht möglich,
Livegefühl, -gestank, -atmosphäre und Schweissfontänen des Nachbarn
zu spüren und zu schmecken. Nicht, dass ich alles daran vermisst
hätte aber, dass am 27. Juni wieder einmal die Tore vom Z7 zu einem
krachenden Livekonzert geöffnet wurden, war ein Grund zum Jubeln.
Speziell war allerdings, dass nur 300 Personen zugelassen wurden und
damit noch sehr viel Platz für weitere Gäste gewesen wäre. Das
Gefühl, als die ersten Takte von der Bühne hallten, war nach all
dieser Zeit schlichtweg berauschend.
tHola Die
Baselbieter Truppe tHola heizte ab 19:30 Uhr so richtig ein. Als ich
im Z7 ankam, stimmten sie gerade die letzten zwei Songs an, aber die
waren überzeugend. Sie hatten ihre kleine Fanschar dabei, die sich
sehr darüber freute, was ihre Helden auf der Bühne ablieferten.
Unter frenetischem Jubel wurden sie schliesslich verabschiedet und
man wartete gespannt auf die nächste Truppe des Abends.
Lotrify
Daraufhin
wurde die Bühne und auch das Z7 etwas voller, zumindest so voll, wie
es eben nach den aktuellen Bestimmungen möglich war. Die fünf
Aargauer Musiker von Lotrify gaben von Beginn an volle Power und
ihre Art von Melodic Metal kam sehr gut an. Die 2008 in Baden
entstandene Truppe wurde zu recht gefeiert und war ein gelungener
zweiter Anheizer. In den ersten Reihen war die eigene kleine
Fangemeinde ihre Helden am Abfeiern, welche offensichtlich bestens
vertraut waren mit den Songs. Die Badener erhöhten die
Geschwindigkeit und Sänger Sacha Wacker schrie und sang sich die
Kehle aus dem Leib. Er machte gewaltig Stimmung, und während zwei
Songs stand der Sänger inmitten der Zuschauer und zeigte sich
publikumsnah, wie bestimmt schon lange nicht mehr. Auch später
forderte er die Zuschauer auf, einen "Spaziergang-Mosh-Pit" und zwei
"Spaziergang-Wall-Of-Death's" zu veranstalten. Alles zum Zweck der
Einhaltung der Hygienevorschriften und um Verletzungen vorzubeugen.
Es sah echt affig aus, aber die Teilnehmenden hatten einen
Riesenspass. Die Melodic Metal Formation gefiel mir sehr und war an
dem Abend in Topform. Mit sehr viel Energie und Dynamik wurden die
Headbanger des Abends heraus gefordert und die Spielfreude der
Mitglieder konnte man durchs Band hinweg beobachten.
Setliste: «Resurrection» «Floating Fall» «Something To Nothing»
«Collateral Damage» «Prophecy» «The Fence» «Split The Pit» «Maria»
«One Kind» «Ill-Minded» «Xerophobic»
GurD
Die Hauptspielzeit gehörte den Hardcore Punk Metal-Veteranen von
GurD. V.O. Pulver und seine Jungs nahmen die sich ihnen bietende
"lotrifysche" Steilvorlage dankend an und legten dementsprechend
energiegeladen los. «Get Up», ein Track des ersten Albums, der mir
damals schon die Jugendzeit versüsst hat, katapultierte mich direkt
wieder auf den Vorplatz der Reitschule Bern. Persönlich hatte ich
sowieso einen riesigen Nachholbedarf, was die Baselbieter Kult-Band
angeht, da ich zwischenzeitlich härterer
Kost
frönte. Mit zunehmendem Alter kommt man aber so oft auf die gute
alte Mucke zurück. Es gibt in den heimischen Gefilden kaum eine
andere Band, die so ein Groove-Brett auffährt. Dies tun sie schon
seit Jahren, aber dennoch sind sie bis heute sowas wie ein Geheimtipp
und bei vielen unter dem Radar geblieben. Gründer, Gitarrist und
Sänger V.O. Pulver ist nebst dem Musikerdasein auch ein national
bekannter Produzent und hat schon bei vielen aufstrebenden
einheimischen Truppen Starthilfe geleistet. Wenn man sieht, was der
Corona-Lockdown alles verhindert hat in den letzten Monaten, so muss
dieser Auftritt wieder reinster Balsam für die Seele gewesen sein.
Die aktuelle Besetzung ist eine geölte Maschine, die regelmässig
alles in Schutt und Asche legt. Einmal rasend schnell, dann
groovende Riffs, treibendes Gebolze und der gnadenlos treibende
Rhythmus. Das ist die Kombination, die zum Erfolg bei vielen Fans
führt. Nach gut siebzig Minuten folgte dann ein Break, der von Pulver
erneut dazu genutzt wurde, sich noch einmal über das
"Scheiss-Corona-Virus" auszulassen und nahm dies gleich zum Anlass, das
gut gelaunte Publikum zu Mitsingchören zu bewegen. Und es
funktionierte! Im Anschluss gab das Quartett noch einmal Vollgas und
verlangte von den Fans die restlichen Kraftreserven ab. Das
KISS-Cover «Warmachine» erhielt ordentlich Zuspruch. Es ist auch ein
Klassiker in der Setlist von GurD, denn bei KISS handelt es sich um
die Lieblingsband von V.O. Pulver und dem Drummer Steve Karrer. Es
stellte das Original in Sachen Heavyness total in den Schatten. Als
danach noch der S.O.D.-Knaller «United Forces» aus den Lautsprechern
dröhnte, kochte das Publikum noch ein letztes Mal hoch und der
Schweiss tropfte nur so von den aktivsten Personen herunter. GurD
waren das Eintrittsgeld absolut wert, und so konnten alle friedlich
grinsend, nach Monaten der Entbehrung, zufrieden und mit einem
Pfeifen in den Ohren nach Hause gehen. Schön war es und irgendwie
hat man diesen Anlass ganz anders geschätzt, als noch vor einem
halben Jahr!
Setliste: «Get Up» «A New War» «Learn» «Just
Give It Up» «I.O.U. Nothing» «Rule The Pit» «What Do You Live For»
«Seven Starz» «Fake» «Your Drug Of Choice» «Go For It» «Masterplan»
«Hagridden» «The Grand Deception» «Bang!» «Never Fail» «Terminate»
«Skin Up» «Down The Drain» «H.H.H.» «Get Groovy» «Warmachine»
«United Forces»
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