Für den einen oder anderen Melodic Rock Fan war bereits
heute Weihnachten, denn die schwedischen Szene-Überflieger H.E.A.T
beehrten die Schweiz nach dem grandiosen Konzert im Z7 am 10. Mai
2014 ein zweites Mal im Rahmen der «Tearing Down The Walls» Tour.
Viele der heute anwesenden Besucher waren mit Sicherheit schon in
Pratteln dabei und wollten sich dieses Spektakel auch in Wetzikon
keinesfalls entgehen lassen. Das galt auch für mich und zudem war es
meine längst fällige Premiere im „Hall Of Fame“. Diese neue Konzert-
und Partylocation springt nun in Bresche der sich anbahnenden
Schliessung des „Starclub“ (Ex-Rock City) im nicht weit weg davon
liegenden Uster. Des einen Leid ist bekanntlich oft bis immer des
anderen Freud und somit wird sich in Zukunft zeigen, ob sich die
Trägerschaft des „Hall Of Fame“ bewährt und halten kann. Der erste
Augenschein der geräumigen Innenräume hinterliess umgehend einen
guten Eindruck und das Flächenangebot der Indoor-Raucherzone gehört
landesweit wohl zu den grössten! Die Hauptbühne selber ist hingegen
nicht so üppig ausgelegt, doch H.E.A.T und ihre Landskollegen der
Sherlock Brothers fanden sich trotzdem gut zurecht.
Sherlock
Brothers
Es ist ja mittlerweile bekannt, dass es in Schweden Rock- und
Metal-Bands in rauen Mengen gibt. Im Internet finden sich bei „Metal
Archives“ aufgerundet rund 4‘000 erfasste Bands, während die Schweiz
auf knapp 900 Nennungen kommt. Das ist ja schon mal nicht schlecht,
aber darin sind auch inzwischen inaktive Gruppen enthalten. Vom
Verhältnis her bringen es die Nordlichter jedoch auf locker viermal
mehr! Darum erstaunt es auch nicht, dass genreunabhängig immer
wieder Schweden-Combos auf meinem Schreibtisch landen. Die Sherlock
Brothers stammen aus der Region Enköping, also rund 100 km von
Stockholm weg und waren mir bisher nicht bekannt. Deren vermutlich
erster Auftritt in der Schweiz ging somit einher mit meiner ersten
Visite in Wetzikon. Das Quintett um André Andersson (v), Marcus
Hellgren (g), Alexander Nordqvist (g), Jerry Ossmark (b) und Andreas
Lindqvist (d) enterte pünktlich um 20.00 Uhr die Bühne und bedeutete
für mich als Fotographen lichtmässig erstmal Stress. Der ständige
Rauch und die fototechnisch eigentlich unbrauchbare
Lichtverhältnisse ärgerten mich gleich heftig, aber dafür konnten
die Sherlock Brothers ja nichts. Deren alternativ wie mitunter
grungemässig
geprägter Sound wurde zwar agil vorgetragen, traf
meinen Nerv aber
nicht wirklich. Das Publikum urteilte gnädiger und machte ordentlich
mit. Die vorgetragenen Songs wie «Sinkhole», «Control» und «My Way»
stammten zu einem Teil vom aktuellen Album «Monkey Made Nation» und
der eine oder andere Song war womöglich ganz frisch. Immerhin
stimmte die gesangliche Leistung von Mister Andersson und
zwischendurch waren auch einige gute Melodylines auszumachen. Am
besten gefielen mir die „echten“ Rocker «Down», «This Motel» und
«Crave» ab der 2011er Debüt-Scheibe «Black Cat Tango», die
eigentlich alle soweit einen geilen Groove hatten. «Mein Ding wars
jedoch insgesamt, wie gesagt, nicht zwingend und nach den gut
vierzig Support-Minuten verspürte ich eigentlich nur Durst sowie
Hunger. Wie hiessen die nochmals…, Sherlock was auch wieder?!
Setliste: «Urine» - «Rollin'» - «Sinkhole» - «Down» - «This
Motel» - «Control» - «Crave» - «Stay» - «My Way».
H.E.A.T
Eins war ja schon zum Vorneherein klar und zwar, dass es wiederum
eine ziemlich fette Show des Headliners absetzen würde! Die Frage
war dabei nur, ob der sackstarke Auftritt der schwedischen Melodic
Rock Hipster von Pratteln noch getoppt werden konnte oder nicht. Die
Antwort darauf liess nicht lange auf sich warten, denn als Frontmann
Erik Grönwall mit seinen Jungs nach dem wie die Faust aufs Auge
passenden Intro die Bühne enterte, war im Nu wieder der Teufel los!
Der krachende Opener «Point Of No Return» konnte dabei nicht besser
ausgewählt werden und was auf dem Studioalbum bereits unschlagbar
ist, erzeugte auf der Bühne ein veritables Erdbeben. Erik war
wiederum sichtlich bis in die Fingerspitzen motiviert und platzte
fast vor Energie, aber nicht nur er. Seine Kollegen taten es im
gleich und der erwartete Siegeszug von H.E.A.T nahm auch in der
„Hall Of Fame“ seinen erwarteten Lauf. Nein, es zeichnete sich bald
einmal ab, dass es heute Abend gar noch geiler werden sollte und das
war bei diesen hochklassigen Songs auch kein Wunder. Gute,
respektive geile Hardrock Bands wie H.E.A.T gibt es einige, aber die
Hitdichte, die hier geboten wird, sucht einfach Seinesgleichen! Da
gibt es bereits auf den
sackstarken
Alben kaum, wenn überhaupt, einen Hänger und auf dem neuen Werk
«Tearing Down The Walls» schon gar nicht. Da die Jungs auch
technisch ziemlich beschlagen sind, bringen sie diesen Druck ohne
Mühe auf der Bühne ebenso hin, was sie gegenwärtig live einfach
unschlagbar macht. Dabei muss man neidlos anerkennen, und damit sind
zahlreiche andere Combos gemeint, dass sich begleitende Bands von
H.E.A.T überaus warm anziehen müssen, um da auch nur halbwegs
mitziehen zu können!
Auch wenn die Schweden am
BYH!!!-Festival in Balingen (D) und zu Hause beim «Sweden Rock» ihre
absolut überzeugenden Visitenkarten bereits hinterlassen konnten
(und dies heuer im Juni wieder tun werden!), so entfalten sie ihren
Hammer-Sound in kleineren Locations wie dem „Hall Of Fame“ klar
besser. So wähnten sich die Fans fast im Rock-Himmel und feierten
Helden nach allen Regeln der Kunst ab. Die Stimmung war schlicht
grandios und auch wenn Master Grönwall in der oberen Stimmlage
gelegentlich etwas am Anschlag war, gab es unter dem Strich rein gar
nichts zu bemängeln und somit die Höchstnote. Doch die heutige Show
hatte überdies eine zusätzliche Überraschung zu bieten, die den
Hardcore-Fans natürlich längst bekannt war. Frontmann Erik feierte
nämlich nach Mitternacht seinen 27. Geburtstag in Wetzikon und dies wurde durch zwei
knackige sowie eher leicht bekleidete Girls kund getan. Diese
liefen nämlich, mit zwei grossen Torten bewaffnet, mitten durch die
Fans hindurch und erklommen die Bühne. Flankiert von Crew-Members
kriegte Erik die Torten danach natürlich mitten ins Gesicht
gedrückt, was
dieser ziemlich sportlich aufnahm. Zwischendurch sah er wie ein
Zombie aus, was ihn aber anschliessend nicht daran hinderte, noch die Zugaben
runter zu zocken. Nach etwas über hundert äusserst unterhaltsamen
wie weitgehend sehr intensiven Minuten war es dann leider auch schon
wieder vorbei. Bleibt zu hoffen, dass HE.A.T dieses Level auf den
kommenden Alben mindestens beibehalten können. Falls ja, können wir
uns auf weitere schweisstreibende Shows dieser sehr talentierten wie
sympathischen Band aus dem hohen Norden freuen. Des Weiteren wird so
bekräftigt, wie stark die schwedische Rock-Szene nach wie vor ist…,
Sweden rocks!
Setliste: «Intro: The Heat Is On (Glenn Frey
Song)» - «Point Of No Return» - «A Shot At Redemption» - «Better Off
Alone» - «Heartbreaker» - «It's All About Tonight» - «Inferno» -
«The Wreckoning» - «Tearing Down The Walls» - «Mannequin Show» -
«Late Night Lady» - «Beg Beg Beg» - «All The Nights» - «Downtown» -
«Enemy In Me» - «Emergency» -- «Breaking The Silence» - «Living On
The Run» - «Laughing At Tomorrow».
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