Hätte mein
Abschied vom legendären Club Abart in Zürich besser sein können? Die
Antwort ist ganz klar: Nein! Wie Euch bestimmt bekannt ist, schliesst
das Abart zum Ende des Jahres 2012 seine Tore und zwar für immer. Die
kultige Location fällt der Aufwertung des Sihlcity Quartiers zum Opfer,
wo gerade massig Luxuswohnungen wie Pilze aus dem Boden schiessen. Da
man sich dann mit viel Lärmklagen hätte herum schlagen müssen, hat der
Geschäftsführer Oli Zemp den Mietvertrag nicht weiter verlängert. Der
Name Abart wird aber weiterhin bestehen bleiben und als Qualitätssiegel
für jene Konzerte, die Oli Zemp heute schon an anderen Orten
stattfinden
lässt, weiterhin präsent sein. Dass das Konzert von Halestorm vom
Dynamo ins Abart verlegt wurde, war ein Geschenk Gottes. So kam ich
sogar nochmals in den Genuss, eine der feurigsten Rockbands dort live
zu
erleben. Mit im Gepäck hatten sie die Jungs von Zico Chain aus London.
Die zweite Vorband musste leider kurzfristig absagen...
Zico Chain
Da wehte mal definitiv ein anderer Wind. Ich möchte gar nicht dran
denken, wie öde das Konzert vom letztem Donnerstag im Kiff noch gewesen
ist. Die Support-Acts von Jeff Loomis luden zum Winterschlaf ein und so
benahm sich auch das Publikum. Was hier passierte, passte zum Abart
Groove: Party ab der ersten Minute, da wird nicht lange herum
gefackelt. Zico Chain heizten ein wie eine Granate und hatten
das Publikum mit dem
ersten Titel «New Romantic» sofort voll im Griff. Bereits nach dem
vierten Song «These Birds» tropfte Schweiss und Rotz bei Sänger/Bassist
Chris
Glithero am Mikrofonständer herab. Genau so muss es sein. Ihr aktuelles
Album «The Devil In Your Heart» bewarben sie, indem sie ein paar CDs
unter die Leute warfen. Das gut gefüllte Abart tobte und die Engländer
stachelte das positive Feedback vom Publikum nur noch mehr an. Es wurde
immer wilder vor der Bühne. Das Fotographieren war mal wieder wie ein
Sondereinsatz im Syrischen Bürgerkrieg, aber dazu später mehr. Der
harte Alternative Rock von Zico Chain versprühte dank Chris Glitheros
kratziger Stimme eine Art Punk-Attitüde und als er zwischendurch mal
eine kleine Liebeserklärung an den Hauptact aussprach, drehten die
Leute völlig durch. Jetzt hatte nur noch gefehlt, dass die Bardame
wieder
Schnäpse rund um die Abart Bar aufstellt und dann das Feuer entzündet.
Ach, waren das noch Zeiten...
Halestorm
Nach kurzer Umbaupause kamen halestorm dann um circa 21.00 Uhr auf die
Bühne. „Das riecht nach Ärger“ - aber sowas von! Lzzy Hale wusste
genau was auf sie zukam, als sie das Publikum anschrie. Mittlerweile
füllte sich der Club nochmals ein wenig mehr, und vor der Bühne wurde
es
schon richtig eng. Mein Einsatz als Fotographin im Krisengebiet
verlangte
mal wieder viel ab. Mit dem einen Fuss auf der Absperrung und mit der
Hüfte gegen die Boxen gepresst, schob ich meinen Körper ein paar
Zentimeter nach oben, um wenigstens ein paar gute Fotos zu bekommen. In
dieser Haltung auch noch die Kamera ruhig halten? Nun ja, einfach nicht
atmen! Die zwei eingeflogenen Fans aus den U.S.A. schauten mich an, als
wäre ich ein Alien. Ich wollte mir einen Spass machen und habe sie
angesprochen, dann schauten sie abrupt und erschrocken weg. Ein Bier
mehr
hätte denen bestimmt noch gut getan. Aber Lzzy war total stolz auf das
Pärchen. Sie begrüsste es herzlich und bedankte sich vor dem ganzen
Publikum dafür, dass die beiden der Band bis ans Ende der Welt nachreisen. Für
Halestorm, die sich bereits 1997 zusammengefunden hatten, war dies
tatsächlich die erste Headliner-Tour in Europa seit Bandgründung. Mich
hatten sie bereits als Support von Shinedown voll überzeugen können.
Den Headliner spielten sie damals glatt an die Wand. Die Amerikaner und
vor allem die Frontfrau rocken gewaltig. Was soll ich sagen, Lzzy
könnte die kleine Schwester von Lemmy sein. Da fliesst kein Blut durch
die Adern, sondern dickflüssiger Rock'n'Roll gemischt mit
...Whiskey! Schönes Klischee, nicht? Lzzy kam aus dem Schwärmen nicht
mehr heraus und war sichtlich angetan vom Schweizer Publikum, das sich
dieses Mal so gar nicht zurückhaltend verhalten hatte. Den Song «Break
In» vom aktuellen Album «The Strange Case Of...» widmete sie daher den
Leuten aus Zürich. Irgendwann stand dann mal «Outta Get Me» auf dem
Programm. Den Guns n' Roses Song hatte sie sogar kürzlich mit Slash
persönlich spielen dürfen. Nach der Zugabe war das ganze Spektakel dann
gegen 22:20 Uhr leider schon zu Ende und mit einem fetten Schmunzeln im
Gesicht
verliess ich den Club. Toller Abend!
|
|