Weit herum ist es bekannt, dass sich vermehrt
auch hochkarätige Acts ebenso berühmte Bands als Vorgruppe wählen,
um damit wenigstens annehmbare Verkaufszahlen herbei zu führen. Dass
HammerFall so einen wirtschaftsorientierten Schachzug zu allerletzt
nötig haben, versteht sich von selbst, was also die Frage aufdrängt,
warum in Gottes Namen gerade unsere Schweizer Hard Rock Veteranen
die schwedischen Teutonen-Metaller auf ihrer Europa-Reise
supporteten. Vorbei natürlich die Zeiten, in welchen Krokus damals
ganze Stadien zum Beben brachten, doch deutlicher kann sich ein
Generationenwechsel nicht abzeichnen (wobei dies logischerweise
nicht allgemein zu verstehen ist). Gleich zweimal machte das
multikulturelle Dreiergespann (die Landsmänner von HammerFall
eröffneten die Abende) im Z7 Halt. Das erste Mal war die Show
ausverkauft, am Tag darauf, von welcher dieser Bericht stammt, so
gut wie, wobei so ein Package augenscheinlich alle Altersklassen des
Rock-Genres anspricht, also von circa 12 - 50 Jahren erstreckte sich
das Lebensalter der Anwesenden. Zurecht muss man erwähnen, denn ob
man die eingängig einfachen Krieger-Hymnen der Accept-Fans mag oder
nicht, es gibt im europäischen Metalzirkus kaum eine Band, die live
mehr Stimmung zu vermachen mag, und in Sachen Bass-Drum-Anzahl hauen
die Skandinavier sowieso alle in die Pfanne.
The Poodles
In Sachen Bühnenperformence ebenfalls mit Talent gesegnet, darf man
die Newcomer mit dem etwas gar plüschig klingenden Namen The Poodles
zählen, die das Publikum mit ihrem zwischen Melodic Metal und Glam
Rock schwankenden Sound und dem Auftreten als richtige
Hollywood-Kappelle in die richtige Party-Stimmung versetzten.
HammerFall meets Europe meets Backyard Babies -Gitarrenmusik
auf schwedisch also. Dank Eingängigkeit schraubte das Quartett ihr
Bekanntheitsdefizit auf ein Minimum herunter und so wurden sowohl „Echoes
Of The Past“, das hymnenhafte „Metal Will Stands Tall“, „Number One“
oder „Shadows“ amtlich mitgegrölt. Quicklebendig tobten sich die
Köter auf dem streng limitierten Bühnenplatz (von schwarzen Tüchern
bedeckt thronten schon die HammerFall-Utensilien) aus. Vor allem
Sänger Jakob Samuel feuerte das Publikum konsequent zum Mitfeiern
an. Mit „On The Seven Seas“, einer bombastischen Glam-Rock-Hymne,
kriegte man sogar noch einen Ausblick auf das nächste Album, bei
welchem in Sachen Songwriting sicherlich eine Steigerung zu erwarten
sein wird. Dagegen sackte das folgende Drum-Solo natürlich extrem
ab, denn wer kommt auch auf so eine schwachsinnige Idee, in einem
halbstündigen Support-Gig eine Schlagzeugeinlage zu platzieren?
Egal..., „Night Of Passion“ ging wieder ab und so konnten sich die
rockenden Vierbeiner um eine hübsche Anzahl neu gewonnener Fans
sicher sein.
Setlist: „Echoes From The Past“ - „Metal Will Stand Tall“ - „Number
One“ - „Shadows“ - „On The Seven Seas“ - „Drum Solo“ - „Night Of
Passion“.
Krokus
Ich muss gestehen, an diesem Abend nicht all zu viel von unseren
Solothurner Kantonshelden erwartet zu haben. Dies hauptsächlich
wegen eines Newsletter-Mails, in welchem auch die Setlist dieser
Tour vorgestellt worden war. Darin bestand der Stücke-Kanon unserer
Eidgenossen zu 80% aus
Material
der neuen, zwar nicht schlechten, aber auch nicht übermässig
genialen „Hellraiser“-Scheibe. Als dann aber die Jungs um Marc
Storace sogleich mit einem echten Bandklassiker, nämlich mit „Heatstrokes“
loslegten, waren die Sorgen schnell vom Winde verweht. Mit dem
geradlinigen Titelsong und der aktuellen, stark an das später
folgende „Screaming In The Night“ erinnernden Single „Angel Of My
Dreams“ verwiesen die fünf immerzu grinsenden Landsmänner kurz auf
die aktuelle Scheibe, um dann durch „Bad Boys, Rag Dolls“ gleich
wieder die 80er aufleben zu lassen. Während Storace etwas heiser und
deshalb eher durchschnittlich sang, war es vor allem ein weiteres
Mal Saitenstreichler Mandy Meyer, welcher durch gekonnte Soli und
enorme Spielfreude auffiel. Überhaupt lieferten die Krokusse während
den ihnen zur Verfügung stehenden 45 Minuten eine Show ab, die vor
allem durch Agilität glänzte. Und wer dann noch mit Rockperlen wie „Easy
Rocker“, „Rock City“, „Rock'n'Roll Tonite“ und einer
energiegeladenen Version des The Guess Who Klassikers „American
Woman“ aufwartet, der kann eh nichts mehr falsch machen. Das
HammerFall Publikum sah das wohl etwas anders, denn die Stimmung
stieg nach permanentem Abfallen erst wieder bei der Schlussnummer „Bedside
Radio“ an, natürlich garniert mit einem ausgiebigen Sing-Along in
die Partyzone rein. Dennoch war es ein souveräner, wenn auch nicht
grossartiger Gig, der von der zu spartanischen Light-Show leider
nicht artgerecht untermalt wurde, dafür alle Setlist-Befürchtungen
als unbegründet deklarierte, obwohl natürlich noch dutzende
Klassiker der Band ungespielt blieben, allen voran „Long Sticks Goes
Boom“.
Setlist Krokus: „Heatstrokes“ - „Hellraiser“ - „Angel Of My Dreams“
- „Bad Boys, Rag Dolls“ - „Screaming In The Night“ - „American Woman“
- „Easy Rocker“ - „Rock City“ - „Rock'n'Roll Tonite“ - „Bedside
Radio“.
HammerFall
Ich mag ja alle Arten von Kitsch, von pathetisch bombastisch bis
lieblich verspielt, doch der Bühnenaufbau der letzten
HammerFall-Tour, Plastik-Eisberge überall, in Anlehnung an das
Artwork von „Chapter V:...“, war doch schon schwer verdaulich
gewesen und auch die immer glitzernder werdenden, fast Kiss-mässigen
Outfits der Schweden schimmerten mir einen Tick zu viel. Immer noch
beeindruckend, dafür bodenständiger, präsentierte sich die Bühne
dieses Mal: Vor dem riesigen
Backdrop, auf welchem das „Threshold“-Cover prangte, thronte ein
riesiges Drumset, bestückt mit sage und schreibe 10 (!) Bass-Drums,
für jeden Buchstaben des Bandnamens eine. Mit dem Titelsong der
neuen Scheibe legten die Jungs um Goldkelchen und Profi-Entertainer
Joacim Cans los und stellten gleich klar, wer hier den
Headliner-Status redlich verdient hat. Zu alten Klassikern wie „Templars
Of Steel“ und „Riders Of The Storm“ wirbelten die, wie es sich
gehört, in Leder gekleideten Teutonen-Rocker über die von einer
opulenten Lightshow in Szene gesetzte Bühne, posten was das Zeug
hielt und sprühten nur so vor Spielfreude und Elan. Nach „Legacy Of
Kings“ legte vor allem der langsame, neue Stampfer „Rebel Inside“
die Live-Tauglichkeit des neuen Materials offen und wie beim darauf
folgenden „Blood Bound“, feierte das euphorische Publikum jede Note
ihrer Lieblinge ab, als würden HammerFall zu den Legenden der
Metal-Welt zählen. Notabene ein Status, den zu erreichen sie
sicherlich fähig sind. Dabei schafften es die Skandinavier sogar,
ihre Solo-Einlagen amüsant und kurzweilig zu gestalten. So wurden
die Gitarren-Duelle von Oscar Dronjak und Stefan Elmgren kurzerhand
zu Instrumentals verarbeitet und auch das ausgiebige Drum-Solo von
Anders Johansson wirkte sich in keiner Weise negativ auf die
Stimmung aus. Im Gegenteil, nach dem Getrommel auf sämtlichen Teilen
seines Drum-Sets, setzte der Schiessbuden-Meister zum Sing-Along an,
bestehend aus Aller-Welts-Melodien,
die er auf unterschiedlich gestimmten Kongas zum Besten gab.
Natürlich sparte das Quintett um Mastermind Dronjak auch nicht im
Geringsten mit Zündstoff und Explosionen. Immer wieder krachte und
funkte es, so auch bei der Bandhymne „HammerFall“, die nach
Live-Granaten wie „Renegade“ oder „Let The Hammer Fall„ und einem
Dronjak-Solo, inkl. brennender Fackel an der Gitarre und dem
obligaten Feuerspucken das Ende des regulären Sets markierte, wobei
das Publikum schon ziemlich geschafft wirkte. Doch das Ende war noch
lange nicht gekommen, denn mit der aktuellen Single „Natural High“,
dem natürlich zum Mitsingen drängenden „Glory To The Brave“, zu
welchem Kunstschnee von der Decke rieselte und dem noch einmal alle
Kräfte mobilisierenden „Heading The Call“ wurde nachgedoppelt, um
nach einem weiteren, kurzen Verschwinden von der Bühne der müden
Menge in Form des obligatorischen, mit brennenden Drumsticks
vorgetragenen „Hearts On Fire“ den finalen, metallischen Knock-Out
zu verpassen. Klasse Show, klasse Live-Songs, klasse Stimmung!
HammerFall sollten meiner Meinung nach nichts anderes tun als zu
Touren, denn auf der Bühne funktioniert ihr Material, wie so oft, um
einiges besser als auf den Tonträgern. Zu allem Überdruss stellte
der geneigte Besucher eines der „Threshold“-Konzerte kürzlich auch
noch fest, dass man unverhofft Zeuge eines der letzten Konzerte
HammerFall's mit ihrem Original-Bassist Magnus Rosén geworden war,
der ja vor Kurzem seinen Ausstieg bei Skandinavien's erfolgreichster
Power Metal Band bekannt gegeben hatte.
Setlist HammerFall: „Threshold“ - „Templars Of Steel“ - „Riders Of
The Storm“ - „Legacy Of Kings“ - „Rebel Inside“ - „Blood Bound“ -
„Drum Solo“ - „Raise The Hammer“ - „A Legend Reborn“ - „Renegade“ -
„Let The Hammer Fall“ - „Guitar Solo“ - „Reign Of The Hammer“ -
„Hammerfall“ -- „Natural High“ - „Glory To The Brave“ - „Heading The
Call“ --- „Hearts on Fire“.
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