Die schwedische Metal-Truppe HammerFall ist derzeit auf
grosser Europa-Tour. Mit ihrem brandneuen Album «Built To Last» im
Gepäck, machten sie glücklicherweise gleich zwei Tage hintereinander
Halt im legendären Konzertlokal Z7 in Pratteln, wovon der erste Tag
mit 1600 Besuchern restlos ausverkauft war. Als Support konnten sie
ihre Landsmänner von Lancer und ihre Label-Kollegen von Gloryhammer
verpflichten, was alles in allem einen lauten und energiegeladenen
Konzertabend versprach. Da ich persönlich die letzten fünfzehn
Live-Auftritte von HammerFall im Z7 verpasst habe, war nun die Zeit
gekommen, mich von der geballten Ladung Metal der Nordlichter zu
überzeugen.
Lancer Als die Band um Sänger Isak Stenvall um 19.30 Uhr
die Bühne enterte, war das Z7 schon proppenvoll. Die Youngsters
legten schwungvoll los und waren ihrer Aufgabe als Warmup-Act mehr
als gewachsen. Die Musiker legten enorme Spielfreude an den Tag und
Stenvall nutzte die schmale Bühne mit seinem extravaganten
Stageacting vollends aus. Lancer nutzten die kurze Zeit um
hauptsächlich ihr neustes Album «Mastery» vorzustellen. Dabei ging
allerdings auch ihr Zweitling «Second Storm» nicht ganz vergessen
und sie beendeten nach gut dreissig Minuten mit «Masters And Crown» ihren
wirklich gelungenen Auftritt, der mit reichlich Applaus begleitet
wurde.
Setliste: «Dead Raising Towers» - «Future Milennia» -
«Behind The Walls» - «Mastery» - «Iscariot» - «Masters And Crowns».
Gloryhammer Lancer war der gelungene
Einstieg für das, was mit Gloryhammer noch folgen sollte. Die
schottisch-schweizerische Formation um Christopher Bowes hatte eine
wirklich beeindruckende Anhängerschar um sich versammelt, die wohl
jeden Song auswendig hätte mitsingen können. Als Sänger Thomas
Winkler in seinem mittelalterlichen Space-Ranger Anzug die Bühne
betrat, gab es in den ersten
Reihen
kein Halten mehr und die Halle verwandelte sich in ein echtes
Tollhaus. Jeder Song wurde vom Publikum enthusiastisch gefeiert und
zwischendurch wurde die Szenerie von Showeinlagen aufgelockert, wie
etwa der Kampf zwischen Sänger und einem mit Riesenhammer
bewaffneten Monstrum. Höhepunkt der Showeinlagen war mit Sicherheit
die Aufforderung durch Angus McFife, wie sich der Sänger auch noch
nennt, einen Fan über die Köpfe der Zuschauer hinweg zur Bar zu
tragen, um für die Band frisches Bier zu holen. Man mag vom Konzept
und der teilweise peinlichen Ballermann-Metal-Attitüde der Band
halten was man will, aber der Erfolg und die Massen geben ihrem Tun
scheinbar recht. Gleichwohl kam trotz der Albernheiten die Musik
nicht zu kurz und spätestens mit dem Kultsong «The Hollywood
Hootsman» hatten Gloryhammer die Halle voll im Griff. Ein
stimmungsvolles Outro beendete nach knapp einer Stunde das Set und
die Band wurde gebührend gefeiert.
Setliste: «Infernus Ad
Astra» - «Rise Of The Chaos Wizards» - «Legend Of The Astral Hammer» -
«Hail To Crail» - «Questlords Of Inverness» - «Ride To The Galactic
Fortress!» - «The Hollywood Hootsman» - «Angus McFife» - «Universe On
Fire» - «The Unicorn Invasion Of Dundee».
HammerFall
Nach so einer Show war es nun am Headliner, noch einen drauf zu legen.
HammerFall wären aber nicht HammerFall, wenn ihnen dies nicht
problemlos gelungen wäre. Mit zwei Dekaden Metal-Business auf dem
Buckel betrat das Quartett um 22.00 Uhr energiegeladen die
aufgeheizten Bretter. Mit ihrem neuen Drummer Johan Koleberg, der
den aus familiären Gründen ausgefallenen David Wallin ersetzt und dafür
wieder mit Bassist Fredrik Larsson, der bei der letzten Tour noch
von Ex-Gitarrist Stefen Elmgren vertreten worden war, präsentierten
sich die Schweden in veränderter Besetzung. Gleichwohl zeigte sich
die Truppe jederzeit als eingespielte Formation.
Nach einem Intro legten sie mit «Hector's Hymn» los und es folgte
Hit auf Hit. Spätestens bei «Any Means Necessary» war auch der
letzte Fan im Saal vollends infiziert.
Neben vier Songs des neuen
Albums wurden zahlreiche Klassiker der letzten zwanzig Jahre präsentiert.
So lange ist es nämlich schon her, dass mit dem Album «Glory To The
Brave» der Siegeszug von HammerFall begann. Statt wie andere Bands
das Jubiläumsalbum komplett zu spielen, entschieden sie sich dafür,
einige Songs des Kultwerkes in Form eines instrumentalen Medleys zu
präsentieren. Die darauf von Joacim Cans gestellte Frage, ob im Saal
Fans vertreten waren, die HammerFall zum ersten Mal live erleben,
konnte zum Erstaunen der Band von vielen Händen mit „ja“ beantwortet
werden (mich eingeschlossen). Es war aber nach diesem grandiosen Gig
sicher nicht das letzte Mal. Wie üblich wurden alle Bandmitglieder
von Cans vorgestellt, bevor er selber von Gitarrist und Bandgründer
Oscar Dronjak vorgestellt wurde. Joacim wurde dabei von Oscar
(völlig zurecht) mit gutem Wein verglichen, der mit dem Alter immer
reifer und gehaltvoller wird. Ich kann an dieser Stelle nur
bestätigen, dass die Stimmgewalt beeindruckend kraftvoll gewesen ist
und er auch die hohen Passagen mühelos gemeistert hat. Einen fetten
Daumen nach oben hat auch der zweite Gitarrist Pontus Norgren
verdient, der einen richtig hammermässigen Job gemacht hat und mit
seinen sehr starken Solos einige Gänsehaumomente erzeugt hat. Nach
fünfzehn regulären Songs war ihr Set beendet, was dem Publikum aber nicht
schmeckte und es forderte natürlich lautstark Zugaben. Ein Wunsch,
den die Band erhörte und mit drei zusätzlichen Titeln auch erfüllte.
«Hearts On Fire» beendete in fast schon traditioneller Manier (habe
ich mir sagen lassen) einen weiteren überzeugenden Auftritt von
HammerFall. In diesem Sinne: Horns Up!
Setliste: «Hector's
Hymn» - «Riders Of The Storm» - «Bring It!» - «Blood Bound» - «Any Means
Necessary» - «Renegade» - «Dethrone And Defy» - «Crimson Thunder» - «Last
Man Standing» - «Let The Hammer Fall» - «Built To Last» - «Medley To The
Brave» - «Glory To The Brave» - «Origins» - «Punish And Enslave» -- «Hammer
High» - «Bushido» - «Hearts On Fire».
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