Livereview: HammerFall - Gloryhammer - Lancer

21. Januar 2017, Pratteln - Z7
Text & Pics by Oliver H.
Die schwedische Metal-Truppe HammerFall ist derzeit auf grosser Europa-Tour. Mit ihrem brandneuen Album «Built To Last» im Gepäck, machten sie glücklicherweise gleich zwei Tage hintereinander Halt im legendären Konzertlokal Z7 in Pratteln, wovon der erste Tag mit 1600 Besuchern restlos ausverkauft war. Als Support konnten sie ihre Landsmänner von Lancer und ihre Label-Kollegen von Gloryhammer verpflichten, was alles in allem einen lauten und energiegeladenen Konzertabend versprach. Da ich persönlich die letzten fünfzehn Live-Auftritte von HammerFall im Z7 verpasst habe, war nun die Zeit gekommen, mich von der geballten Ladung Metal der Nordlichter zu überzeugen.

Lancer

Als die Band um Sänger Isak Stenvall um 19.30 Uhr die Bühne enterte, war das Z7 schon proppenvoll. Die Youngsters legten schwungvoll los und waren ihrer Aufgabe als Warmup-Act mehr als gewachsen. Die Musiker legten enorme Spielfreude an den Tag und Stenvall nutzte die schmale Bühne mit seinem extravaganten Stageacting vollends aus. Lancer nutzten die kurze Zeit um hauptsächlich ihr neustes Album «Mastery» vorzustellen. Dabei ging allerdings auch ihr Zweitling «Second Storm» nicht ganz vergessen und sie beendeten nach gut dreissig Minuten mit «Masters And Crown» ihren wirklich gelungenen Auftritt, der mit reichlich Applaus begleitet wurde.

Setliste: «Dead Raising Towers» - «Future Milennia» - «Behind The Walls» - «Mastery» - «Iscariot» - «Masters And Crowns».


Gloryhammer
Lancer war der gelungene Einstieg für das, was mit Gloryhammer noch folgen sollte. Die schottisch-schweizerische Formation um Christopher Bowes hatte eine wirklich beeindruckende Anhängerschar um sich versammelt, die wohl jeden Song auswendig hätte mitsingen können. Als Sänger Thomas Winkler in seinem mittelalterlichen Space-Ranger Anzug die Bühne betrat, gab es in den ersten Reihen kein Halten mehr und die Halle verwandelte sich in ein echtes Tollhaus. Jeder Song wurde vom Publikum enthusiastisch gefeiert und zwischendurch wurde die Szenerie von Showeinlagen aufgelockert, wie etwa der Kampf zwischen Sänger und einem mit Riesenhammer bewaffneten Monstrum. Höhepunkt der Showeinlagen war mit Sicherheit die Aufforderung durch Angus McFife, wie sich der Sänger auch noch nennt, einen Fan über die Köpfe der Zuschauer hinweg zur Bar zu tragen, um für die Band frisches Bier zu holen. Man mag vom Konzept und der teilweise peinlichen Ballermann-Metal-Attitüde der Band halten was man will, aber der Erfolg und die Massen geben ihrem Tun scheinbar recht. Gleichwohl kam trotz der Albernheiten die Musik nicht zu kurz und spätestens mit dem Kultsong «The Hollywood Hootsman» hatten Gloryhammer die Halle voll im Griff. Ein stimmungsvolles Outro beendete nach knapp einer Stunde das Set und die Band wurde gebührend gefeiert.

Setliste: «Infernus Ad Astra» - «Rise Of The Chaos Wizards» - «Legend Of The Astral Hammer» - «Hail To Crail» - «Questlords Of Inverness» - «Ride To The Galactic Fortress!» - «The Hollywood Hootsman» - «Angus McFife» - «Universe On Fire» - «The Unicorn Invasion Of Dundee».


HammerFall
Nach so einer Show war es nun am Headliner, noch einen drauf zu legen. HammerFall wären aber nicht HammerFall, wenn ihnen dies nicht problemlos gelungen wäre. Mit zwei Dekaden Metal-Business auf dem Buckel betrat das Quartett um 22.00 Uhr energiegeladen die aufgeheizten Bretter. Mit ihrem neuen Drummer Johan Koleberg, der den aus familiären Gründen ausgefallenen David Wallin ersetzt und dafür wieder mit Bassist Fredrik Larsson, der bei der letzten Tour noch von Ex-Gitarrist Stefen Elmgren vertreten worden war, präsentierten sich die Schweden in veränderter Besetzung. Gleichwohl zeigte sich die Truppe jederzeit als eingespielte Formation. Nach einem Intro legten sie mit «Hector's Hymn» los und es folgte Hit auf Hit. Spätestens bei «Any Means Necessary» war auch der letzte Fan im Saal vollends infiziert.

Neben vier Songs des neuen Albums wurden zahlreiche Klassiker der letzten zwanzig Jahre präsentiert. So lange ist es nämlich schon her, dass mit dem Album «Glory To The Brave» der Siegeszug von HammerFall begann. Statt wie andere Bands das Jubiläumsalbum komplett zu spielen, entschieden sie sich dafür, einige Songs des Kultwerkes in Form eines instrumentalen Medleys zu präsentieren. Die darauf von Joacim Cans gestellte Frage, ob im Saal Fans vertreten waren, die HammerFall zum ersten Mal live erleben, konnte zum Erstaunen der Band von vielen Händen mit „ja“ beantwortet werden (mich eingeschlossen). Es war aber nach diesem grandiosen Gig sicher nicht das letzte Mal. Wie üblich wurden alle Bandmitglieder von Cans vorgestellt, bevor er selber von Gitarrist und Bandgründer Oscar Dronjak vorgestellt wurde. Joacim wurde dabei von Oscar (völlig zurecht) mit gutem Wein verglichen, der mit dem Alter immer reifer und gehaltvoller wird. Ich kann an dieser Stelle nur bestätigen, dass die Stimmgewalt beeindruckend kraftvoll gewesen ist und er auch die hohen Passagen mühelos gemeistert hat. Einen fetten Daumen nach oben hat auch der zweite Gitarrist Pontus Norgren verdient, der einen richtig hammermässigen Job gemacht hat und mit seinen sehr starken Solos einige Gänsehaumomente erzeugt hat. Nach fünfzehn regulären Songs war ihr Set beendet, was dem Publikum aber nicht schmeckte und es forderte natürlich lautstark Zugaben. Ein Wunsch, den die Band erhörte und mit drei zusätzlichen Titeln auch erfüllte. «Hearts On Fire» beendete in fast schon traditioneller Manier (habe ich mir sagen lassen) einen weiteren überzeugenden Auftritt von HammerFall. In diesem Sinne: Horns Up!

Setliste: «Hector's Hymn» - «Riders Of The Storm» - «Bring It!» - «Blood Bound» - «Any Means Necessary» - «Renegade» - «Dethrone And Defy» - «Crimson Thunder» - «Last Man Standing» - «Let The Hammer Fall» - «Built To Last» - «Medley To The Brave» - «Glory To The Brave» - «Origins» - «Punish And Enslave» -- «Hammer High» - «Bushido» - «Hearts On Fire».