Ein Konzert von den durchgeknallten Amis von Hanzel und Gretyl
ist schon etwas sehr Spezielles, was durchaus positiv wie negativ
gewertet werden kann. Die einen werden sich ob der plakativen,
bemühten Texte, welche aus einem wirren Kauderwelsch aus Deutsch und
Englisch bestehen, und der optischen Annäherung an diverse
Armee-Zeiten enervieren, andere jedoch sehen dies gelassener als
eine weitere Form der Unterhaltung, welche definitiv nicht bierernst
genommen werden darf. Bier wird auch noch im weiteren Verlauf des
Abends eine wichtige Rolle spielen, jedoch zuvor enterten die
Italiener von der Höllenfeuergesellschaft die Bühne im schnell
stickig gewordenen Keller des Dynamo.
Hellfire Society
Diese Jungs hatten wahrlich einen schweren Stand, denn die meisten
der heute Abend angereisten Metalheads waren gekommen, um Hanzel und
Gretyl zu sehen. Nichts desto Trotz wurde auf der winzigen Bühne vor
dem Backdrop des Headliners gerockt wie Sau. Man merkte den Jungs
an, dass sie gekommen waren, um Musik zu machen, egal, wie viele
Leute im Publikum sein werden. Diese Haltung gilt es zu loben, denn
es waren gerade mal gefühlte 15 Leute vor der Bühne, welche auch
mehr apathisch denn euphorisch wirkten. Man wippte zwar mit, einige
bangten sogar sachte, aber von
grossen Emotionen zu reden wäre doch ein wenig übertrieben. Der Sound der Italos, eine Mischung aus
Marilyn Manson, Kampf-Samplern und Nine Inch Nails, wurde ohne
Schnörkel und Umwege ins Publikum abgefeuert. Man könnte sich
denken, dass es zwar eine Ehre für die Jungs gewesen sein muss, als
Vorband einer in Insiderkreisen doch recht beliebten Truppe
aufzutreten, jedoch schienen sie etwas erleichtert zu sein, als sie
den letzten Song ankündigten und danach ohne Umschweife die Bühne
verliessen.
Hanzel und Gretyl
Nach einer kurzen Wartepause war es dann soweit: Die Amis mit soweit
ersichtlich zwei Protagonisten erklommen die Bretter, die die Welt
bedeuten, um ihr ebenso skurriles wie unterhaltendes Programm
darzubieten. Wie es schien, konnten sie ihren Schlagzeuger nicht
mitbringen, da er die Reise nicht berappen konnte. Dumm gelaufen,
aber dank dem im Hintergrund laufenden Computer mit allen nötigen
Samples war dieser Verlust mehrheitlich ausgeglichen. Gitarrist und
Background-Sänger Kaiser von Loopy, stilecht mit Helm und
Augenschutz sowie angemessenem Anzug, machte sich neben Gitarristin
und Sängerin/Grunzerin Vas Kallas daran, das Dynamo sowie die doch
recht zahlreich erschienen Metaller in Grund und Boden zu ballern.
Vas Kallas, gekleidet in ziemlich engem Lack und Leder sowie
knallroten Haaren, bangte und brüllte sich durch die Songs, dass man
meinen könnte, ein Mann würde das Mikro würgen. Zwischen den Liedern
wurden verschiedene Sampler eingespielt, mal ertönte ein
Kriegsmarsch, dann wiederum uraltes Liedgut aus der Vorkriegs-Ära
(stilecht mit dem für einen Plattenspieler typischen Rauschen und
Knacken), während Vas Kallas und Loopy auf der Bühne marschierten
und ihre deutsch-englischen Sprachkenntnisse zum Besten gaben
(Beispiel: „Lederhosen macht frei!“). Immer mal wieder schmiss Loopy
ein Bier in die
Menge, welches eine treue Handlangerin von der Seite
aus reichte. Passend dazu trank er ebenfalls Gerstensaft aus einem
gläsernen Stiefel und er hätte ihn beinahe im Rausch der Show
zerdeppert, wäre da nicht die Assistentin rechtzeitig eingesprungen.
Zwischendurch war von der Bühne fast gar nichts mehr zu sehen, weil
dermassen viel Kunstnebel verballert wurde – dies tat jedoch der
Stimmung keinen Abbruch, der Sound kam nach wie vor druckvoll und
sehr basslastig aus den Boxen. Etliche Bierdosen und auch
Bierduschen später war dann das Programm von Hanzel und Gretyl
beendet, eine Show, welche von den Kontroversen wie auch dem Humor
lebt. Fazit des Abends: Man kann sehr wohl provozieren und dabei das
nötige Mass an Abstand halten. Hanzel und Gretyl sind effektiv eine
Sache für sich, und dennoch kann eigentlich nur jedem empfohlen
werden, sich solch eine Show mal anzusehen, denn technisch gesehen
war alles absolut ok und der Humor ist zwar speziell, aber trotzdem
unterhaltsam. In diesem Sinne: Prost!
|
|