Es war eine strenge Woche, und mit diesem Viererpack hatte
ich erst die Hälfte des Gig-Marathons hinter mir. Hardcore Superstar
sind immer eine Bank, und noch nie haben die Jungs um Sänger Joakim
«Jocke» Berg einen wirklich schlechten Gig abgeliefert. Auch an
diesem Abend konnte der Vierer überzeugen, allerdings muss man den
Schweden einen Punktabzug betreffend der Setliste machen, denn die
war beim letzten Gig im Z7 um einiges geiler.
Madame Mayhem Bevor Ihr aber den Bericht über
HCSS zu lesen bekommt, zwängen wir uns durch die Vorbands hindurch. Als
da wären Madame Mayhem, die sich getreu dem Motto «Sex sells»
durch die ersten 30 Minuten spielten. Die Begleitband entpuppte sich
neben der Sängerin als komplett austauschbar und spielte modernen
Metal. Eingetaucht in meist dunkles Licht, bekam die Musik die
optisch entsprechende Untermalung. Die Truppe schien kaum jemand zu
kennen, und dies änderte sich auch nicht mit diesem Gig, denn der
Applaus nach dem letzten Ton blieb sehr verhalten. Als Vorband bei
Sixx A.M. könnte die Truppe sicher den einen oder anderen Besucher für
sich gewinnen. An diesem Abend blieb aber kaum was hängen, und so
fragten sich die Anwesenden immer wieder: «…wie hiess die erste
Truppe noch?»
The Last Band Mit The Last Band veränderte
sich das Energielevel auf der Bühne schlagartig. Waren Madame Mayhem
ausser der Performance der Shouterin noch recht hüftsteif, tobte
plötzlich der Bär auf der Bühne. Wie eine stählerne Faust peitschten
die Schweden ihren brutalen Nu-Metal in das Z7 und machten keine
Gefangenen. Ob dies nun unbedingt eine Truppe ist, die man sich vor
HCSS wünscht, muss jeder für sich selber entscheiden. In meinen Augen
passte Michael Monroe beim letzten Gig von Hardcore Superstar um
einiges besser ins Vorprogramm. Die «fucking animals», damit waren
die Besucher des Z7 gemeint, wurden von der Truppe heiss geliebt.
Der fast keifende Schreigesang verfehlte seine Wirkung nicht und
mobilisierte das Publikum ein ums andere Mal. Mit nackten Oberkörper
und vielen Tattoos verzückten The Last Band die weiblichen Fans,
konnten aber am Ende des Tages die hardcore HCSS-Fans kaum
überzeugen. Dazu war der Sound zu aggressiv und auf seine Art auch
zu unmelodisch.
Fozzy Mit Fozzy
hatte ich immer meine Mühe. Die Truppe um Sänger Chris Jericho hängt
mit ihrem Sound irgendwie zwischen Stühlen und Bänken. Einerseits
klingt alles sehr traditionell und hat mit den Coverversionen, an
diesem Abend war es «Eat The Rich» von Krokus, viele Freunde
gefunden. Auf der anderen Seite will man aber auch die Sixx A.M.- und
die Black Veil Brides-Fans für sich gewinnen. Ein Unterfangen, das
nicht immer so einfach umzusetzen ist. Dennoch
überzeugte der ehemalige Wrestler mit seinem Gesang, wurde aber
wegen seines Haarreifens von vielen belächelt. Etwas
Unmetallischeres gibt es wohl kaum! Derweil brillierte Bassist
Paul Di Leo mit seinen Nikki Sixx Gedächtnis-Streifen auf der Backe
und Trommler Frank Fontsere mit seiner Krawatte wie seinem
unglaublichen harten Schlag auf seine Snare. Mit den beiden
Gitarristen, Rich Ward (Stuck Mojo) und Billy Grey, wurde genügend
Druck auf die Ohren ausgeübt. Der Mittelpunkt ist und bleibt aber
Chris, der genau weiss, wie man das Publikum antreibt. Dass er an
diesem Abend seinen Geburtstag feierte, nahm das Publikum mehrmals
zum Anlass, «Happy Birthday» anzustimmen. Die Stimmung stieg im Z7 an
und man merkte, dass Fozzy was bewegen könnten, würden sie sich nur
entscheiden, in welche musikalische Richtung die Jungs gehen wollen.
Es war eine unterhaltsame Show, bei der die Amis ihr gesamtes
musikalisches Repertoire auspackten und von Traditionellem, über
Thrash bis zu Nu-Metal alles spielten.
Hardcore
Superstar Von Beginn weg trumpften dann HCSS gross auf.
Es war nicht nur Jocke, der das Publikum auf seine Seite zog,
sondern auch Gitarrist Vic Zino, der mit seinen Grimassen und seinem
Gitarrenspiel gross auftrumpfte. Zudem steht mit Bassist Martin Sandvick
ein immer grinsendes Groovemonster auf der Bühne, ohne das eine
Hardcore Superstar Show unvorstellbar ist. Ebenso wenig dürfte
Trommler Magnus «Adde» Anderasson fehlen, der mit seinem Spiel an
einen jungen Tommy Lee (Mötley Crüe) erinnert. Mit «Can I see your
hands? So many nice people tonight» liess Jocke nicht nur die Mädels
im Z7 aufheulen. Unterstützt von einem Hammerlicht standen die Jungs
kaum
still und kämpften um jeden Fan. «Pratteln! Are you ready to touch
the sky?» Und wie das Z7 bereit war! Die Stimmung war auf einem sehr
hohen Level, und dank der unglaublichen Gesangsleistung von Jocke
wuchs der Vierer über sich hinaus. Ob man nun den Shouter neuerdings mit
seinem Schnauz cool finden soll, muss jeder selber entscheiden.
Dafür war das Hardcore Superstar-Banner mit dem umgedrehten Kreuz im
Schriftzug ein Lacher. Die Herren sind meilenweit davon entfernt
eine satanische Truppe zu sein. Wenn, dann höchstens teuflisch gut!
Mit dem neuen Track «Have Mercy On Me» vom kommenden
Studioalbum zauberten HCSS auch etwas ganz Neues aus ihrem
Sleaze-Rock-Metal-Hut. Und als das
Sirenengeheul «Above The Law» ankündete, meinte Jocke nur: «Oh no!
It's the cop! Are you ready to fuck the law?» Ab diesem Track
spielten die Schweden endlich den erhofften Hit-Reigen, den man sich
von den Herren wünschte. Zu «Last Call For Alcohol» wurde eine
schmucke HCSS-Bar auf die Bühne gestellt. Mit einigen auf die Bühne
geholten Fans würde diese Klasse-Nummer abgerundet, und ob der teils
eher unfreiwilligen Situationskomik der neuen Bühnendarsteller
konnte sich nicht nur die Band das Lachen kaum verkneifen. Der
absolut krönende Abschluss folgte mit «We Don't Celebrate Sundays»,
welches mit seinem sofort in die Ohren gehenden Refrain nochmals die
letzten Reserven mobilisierte, bevor sich die Jungs müde, aber
überglücklich vom Publikum verabschiedeten.
Setliste: «Beg For It» -
«Liberation» - «My Good Reputation» - «Dreaming In A Casket» - «Wild Boys» -
«Touch The Sky» - «Sensitive To The Light» - «Dear Old Flame» - «Someone Special» -
«Have Mercy On Me» - «Above The Law» - «Last Call For Alcohol» - «Moonshine» - «We Don't
Celebrate Sundays».
|
|