Livereview: H.E.A.T. - Supercharger

10. Mai 2014, Pratteln – Mini-Z7
By Rockslave
 
Jahrelang kam das deutsche und inzwischen längst konkursite Label „MTM“ mit einer Melodic Rock Perle nach der anderen an den Start. Darüber hinaus wurden diverse alte Bands, die oft nur ein oder zwei Alben gemacht hatten, wieder an das Tageslicht zurück geholt. Wer also damals dachte, dass dieses Genre nichts mehr zu vermelden hat, wurde bald eines Besseren belehrt. In der jüngeren Vergangenheit und aktiv bis heute, sind die initiativen Italiener von „Frontiers Records“ in die Bresche gesprungen und lassen die Quelle nicht versiegen. Gerne hätten diese sicherlich auch die schwedischen Überflieger von H.E.A.T mit an Bord, aber das kann ja immer noch was werden in der Zukunft. Man kann in diesem Zusammenhang getrost davon ausgehen, dass dessen neues und vierte Studio-Album «Tearing Down The Walls» mitunter zum Besten gehört, was diese Stilecke im laufenden Jahr bisher hervor gebracht hat. Dass die Chose auch live ordentlich was hergibt, konnte man zum Beispiel letztes Jahr in Balingen beim BYH!!!-Festival eindrücklich miterleben. Mit der aktuellen Hammer-Scheibe stiegen die Erwartungen noch mehr und Supercharger aus Dänemark heizten zusätzlich ein.

Supercharger

So ganz unbekannt waren mir die Dänen irgendwie nicht, aber ich war mir nicht sicher, ob ich sie zuvor schon irgendwo mal live gesehen hatte. Die Mini-Z7 Bühne war natürlich die perfekte Umgebung für die Turborocker aus dem hohen Norden. Optisch erinnerten sie ein wenig an Audrey Horne, vor allem Frontmann Mikkel Neperus wies eine gewisse Ähnlichkeit zu Toschie auf. Als der Fünfer aus Kopenhagen die Bühne bestieg, liess sich sogleich erahnen, dass es bald zünftig abgehen wird. Im Hintergrund war ein fettes Backdrop aufgehängt, das von einem barbusig dargestellten Pinup-Girl dominiert wurde. Die so ausgestrahlte Attitüde wurde dann von Supercharger treffend umgesetzt. Ihr rüder Rock war wild und absolut tanzbar, was sich dann auch bald auf das gut gelaunte Publikum übertrug. Sänger Mikkel fand dabei mit coolen Ansagen bald den Draht und liess es zusammen mit Thomas Buchwald (Lead Guitar), Benjamin Funk (Drums), Lars Rygaard (Piano, Bluesharp) und Karsten Dines Johansen (Bass) richtig krachen. Letzterer stach dann optisch etwas aus seinen Kollegen heraus und machte auch bewegungstechnisch einen auf Ex-Gunners Tieftöner Duff McKagan. Obwohl die Mucke der Dänen mit unbändiger Energie vorgetragen wurde, wirkte das Ganze hinten raus jedoch reichlich austauschbar. Es fehlten einmal mehr auch bei dieser sonst töften Band die wirklich zündenden Songs mit Hit-Faktor, und darum bleibt einem am Schluss halt kaum was hängen. Der Auftritt an sich war aber voll ok und die Leute hatten sichtlich ihren Spass daran gefunden.

H.E.A.T
Eigentlich war es ja eine Schande, dass die aufstrebenden Youngsters noch mit einem Mini-Z7 vorlieb nehmen mussten, nachdem H.E.A.T letztes Jahr mitunter auch beim BYH!!!-Festival in Balingen (D) auf der Bühne standen und gewaltig abgerockt hatten. Immerhin kamen heute Abend doch einige Fans und füllten den reduzierten Platz praktisch ganz aus. Nicht wenige, mich eingeschlossen, waren ziemlich gespannt auf die Live-Show im Rahmen der Tour zum neuen brillanten vierten Album «Tearing Down The Walls», das wie eine Bombe einschlug. Die ganze Platte ist einfach nur geil und Frontmann Erik Grönwall ein Volltreffer, der seine Reifeprüfung von wegen seiner Casting-Vergangenheit längst abgelegt hat. Eigentlich ist es müssig, dieses Thema überhaupt noch anzusprechen und ich werde das hiermit zum allerletzten Mal tun! Kurz vor 22.00 Uhr eröffneten die Schweden nach dem Intro ihren Set gleich mit dem hammermässigen Opener «Point Of No Return», dessen Titel gleich Programm war. Erik wie seine Kollegen waren wie elektrisiert, legten fulminant los und beantworteten schon nach wenigen Takten die Frage, ob sie imstande sind, den Sound und die Arrangements live entsprechend umsetzen zu können. Es war nichts als die berühmte Faust aufs Auge und auch «A Shot At Redemption» knallte voll rein, dass es eine wahre Freude war. Dass H.E.A.T dabei unüberhörbar auf den Spuren der frühen Europe und Strangeways zu ihren besten Zeiten wandeln, wiegt kaum negativ, denn erstens spielen sie ein Quäntchen härter und hatten schon auf ihren früheren Alben ein ausgesprochenes Faible für catchy Refrains und ausgefeilte Melodien. Wenn das Ganze dann noch mit mächtig Schub versehen wird, passts einfach…, und wie!

Der Fokus des begeisternden Konzertes lag bei den beiden Alben, die von Grönwall eingesungen wurden, angereichert mit ein paar Perlen der früheren Tage, die noch auf das Konto des Vorgängers Kenny Leckremo gehen. Dessen Stimme war zwar auch ganz gut, wenn auch nicht gleich wie die seines Nachfolgers. Und der bewies eindrücklich, wie gut die Chose daher kommt. Die Stimmung war ausgelassen und der Applaus brandete immer lauter auf. H.E.A.T lieferten eine astreine Show ab, die bis zu dem Zeitpunkt locker zum Besten gezählt werden konnte, was bisher in dieser Halle, ob jetzt klein oder gross hergerichtet, zelebriert wurde. Obwohl Erik seinen Stimmbändern keine Ruhepause gönnte, lieferte er eine konstante Performance ab, die sich gewaschen hatte. Vor allem die brandneue Langrille ist gespickt mit Earcatchern, wie zum Beispiel auch mit dem galoppierenden Gassenhauer «Inferno», wo mit den töften Backing Vocals zudem ein weiteres Markenzeichen der Band auszumachen war. Des Weiteren liess Gitarrist Eric Rivers seine grosse Klasse als einzelner Musiker an diesem Instrument ebenso aufblitzen. So powerte das quirlige Quintett aus dem hohen Norden mit unbändiger Spielfreude und hinterliess einen fabelhaften Eindruck. Im gleichen Atemzug konnte man ausserdem mit ziemlicher Gewissheit darüber debattieren oder gar voraus sagen, dass beim nächsten Mal bedeutend mehr Leute in Pratteln aufkreuzen werden. Was zusätzlich bleibt, ist die Hoffnung darüber, dass in der nahen wie fernen Zukunft hoffentlich noch Vieles mehr von dieser obergeilen Truppe zu hören wie sehen sein wird! Im diesem Sinne hoch die Tassen und "Skål"!!

Setliste: «Intro/The Heat is On (Glenn Frey Song)» - «Point Of No Return» - «A Shot At Redemption» - «Better Off Alone» - «1000 Miles» - «It's All About Tonight» - «Inferno» - «The Wreckoning» - «Tearing Down The Walls» - «Mannequin Show» - «Late Night Lady» - «In And Out Of Trouble» - «Beg Beg Beg» - «Downtown» - «Enemy In Me» - «Eye For An Eye» - «Danger Road» - «Emergency» -- «Breaking The Silence» - «Living On The Run».