Jahrelang kam das deutsche und inzwischen längst konkursite Label
„MTM“ mit einer Melodic Rock Perle nach der anderen an den Start.
Darüber hinaus wurden diverse alte Bands, die oft nur ein oder zwei
Alben gemacht hatten, wieder an das Tageslicht zurück geholt. Wer
also damals dachte, dass dieses Genre nichts mehr zu vermelden hat,
wurde bald eines Besseren belehrt. In der jüngeren Vergangenheit und
aktiv bis heute, sind die initiativen Italiener von „Frontiers
Records“ in die Bresche gesprungen und lassen die Quelle nicht
versiegen. Gerne hätten diese sicherlich auch die schwedischen
Überflieger von H.E.A.T mit an Bord, aber das kann ja immer noch was
werden in der Zukunft. Man kann in diesem Zusammenhang getrost davon
ausgehen, dass dessen neues und vierte Studio-Album «Tearing Down
The Walls» mitunter zum Besten gehört, was diese Stilecke im
laufenden Jahr bisher hervor gebracht hat. Dass die Chose auch live
ordentlich was hergibt, konnte man zum Beispiel letztes Jahr in
Balingen beim BYH!!!-Festival eindrücklich miterleben. Mit der
aktuellen Hammer-Scheibe stiegen die Erwartungen noch mehr und
Supercharger aus Dänemark heizten zusätzlich ein.
Supercharger
So ganz unbekannt waren mir die Dänen irgendwie nicht, aber ich war
mir nicht sicher, ob ich sie zuvor schon irgendwo mal live gesehen
hatte. Die Mini-Z7 Bühne war natürlich die perfekte Umgebung für die
Turborocker aus dem hohen Norden. Optisch erinnerten sie ein wenig
an Audrey Horne, vor allem Frontmann Mikkel Neperus wies eine
gewisse Ähnlichkeit zu Toschie auf. Als der Fünfer aus Kopenhagen
die Bühne bestieg, liess sich sogleich erahnen, dass es bald zünftig
abgehen wird. Im Hintergrund war ein fettes Backdrop aufgehängt, das
von einem barbusig dargestellten Pinup-Girl dominiert wurde. Die so
ausgestrahlte Attitüde wurde dann von Supercharger treffend
umgesetzt. Ihr rüder Rock war wild und absolut tanzbar, was sich
dann auch bald auf das gut gelaunte Publikum übertrug. Sänger Mikkel
fand dabei mit coolen Ansagen bald den Draht und liess es zusammen
mit Thomas Buchwald (Lead Guitar), Benjamin Funk (Drums), Lars
Rygaard (Piano, Bluesharp) und Karsten Dines Johansen (Bass) richtig
krachen. Letzterer stach dann optisch etwas aus seinen Kollegen
heraus und machte auch bewegungstechnisch einen auf Ex-Gunners
Tieftöner Duff McKagan. Obwohl die Mucke der Dänen mit unbändiger
Energie vorgetragen wurde, wirkte das Ganze hinten raus jedoch
reichlich austauschbar. Es fehlten einmal mehr auch bei dieser sonst
töften Band die wirklich zündenden Songs mit Hit-Faktor, und darum
bleibt einem am Schluss halt kaum was hängen. Der Auftritt an sich
war aber voll ok und die Leute hatten sichtlich ihren Spass daran
gefunden.
H.E.A.T
Eigentlich war es ja eine Schande, dass die aufstrebenden Youngsters
noch mit einem Mini-Z7 vorlieb nehmen mussten, nachdem H.E.A.T
letztes Jahr mitunter auch beim BYH!!!-Festival in Balingen (D) auf
der Bühne standen und gewaltig abgerockt hatten. Immerhin kamen
heute Abend doch einige Fans und füllten den reduzierten Platz
praktisch ganz aus. Nicht wenige, mich eingeschlossen, waren
ziemlich
gespannt auf die Live-Show im Rahmen der Tour zum neuen
brillanten vierten Album «Tearing Down The Walls», das wie eine
Bombe einschlug. Die ganze Platte ist einfach nur geil und Frontmann
Erik Grönwall ein Volltreffer, der seine Reifeprüfung von wegen
seiner Casting-Vergangenheit längst abgelegt hat. Eigentlich ist es
müssig, dieses Thema überhaupt noch anzusprechen und ich werde das
hiermit zum allerletzten Mal tun! Kurz vor 22.00 Uhr eröffneten die
Schweden nach dem Intro ihren Set gleich mit dem hammermässigen
Opener «Point Of No Return», dessen Titel gleich Programm war. Erik
wie seine Kollegen waren wie elektrisiert, legten fulminant los und
beantworteten schon nach wenigen Takten die Frage, ob sie imstande
sind, den Sound und die Arrangements live entsprechend umsetzen zu
können. Es war nichts als die berühmte Faust aufs Auge und auch «A
Shot At Redemption» knallte voll rein, dass es eine wahre Freude
war. Dass H.E.A.T dabei unüberhörbar auf den Spuren der frühen
Europe und Strangeways zu ihren besten Zeiten wandeln, wiegt kaum
negativ, denn erstens spielen sie ein Quäntchen härter und hatten
schon auf ihren früheren Alben ein ausgesprochenes Faible für catchy
Refrains und ausgefeilte Melodien. Wenn das Ganze dann noch mit
mächtig Schub versehen wird, passts einfach…, und wie!
Der Fokus des begeisternden Konzertes lag bei den beiden Alben, die
von Grönwall eingesungen wurden, angereichert mit ein paar Perlen
der früheren Tage, die noch auf das Konto des Vorgängers Kenny Leckremo gehen. Dessen Stimme war zwar auch ganz gut, wenn auch
nicht gleich wie die seines Nachfolgers. Und der bewies
eindrücklich, wie gut die Chose daher kommt. Die Stimmung war
ausgelassen und der Applaus brandete immer lauter auf. H.E.A.T
lieferten eine astreine Show ab, die bis zu dem Zeitpunkt locker zum
Besten gezählt werden konnte, was bisher in dieser Halle, ob jetzt
klein oder gross hergerichtet, zelebriert wurde. Obwohl Erik seinen
Stimmbändern keine Ruhepause gönnte, lieferte er eine konstante
Performance ab, die sich gewaschen hatte. Vor allem die brandneue
Langrille ist gespickt mit Earcatchern, wie zum Beispiel auch mit
dem galoppierenden Gassenhauer «Inferno», wo mit den töften Backing
Vocals zudem ein weiteres Markenzeichen der Band auszumachen war.
Des Weiteren liess Gitarrist Eric Rivers seine grosse Klasse als
einzelner Musiker an diesem Instrument ebenso aufblitzen. So powerte
das quirlige Quintett aus dem hohen Norden mit unbändiger
Spielfreude und hinterliess einen fabelhaften Eindruck. Im gleichen
Atemzug konnte man ausserdem mit ziemlicher Gewissheit darüber
debattieren oder gar voraus sagen, dass beim nächsten Mal bedeutend
mehr Leute in Pratteln aufkreuzen werden. Was zusätzlich bleibt, ist
die Hoffnung darüber, dass in der nahen wie fernen Zukunft
hoffentlich noch Vieles mehr von dieser obergeilen Truppe zu hören
wie sehen sein wird! Im diesem Sinne hoch die Tassen und "Skål"!!
Setliste: «Intro/The Heat is On (Glenn Frey Song)» - «Point Of No
Return» - «A Shot At Redemption» - «Better Off Alone» - «1000 Miles»
- «It's All About Tonight» - «Inferno» - «The Wreckoning» - «Tearing
Down The Walls» - «Mannequin Show» - «Late Night Lady» - «In And Out
Of Trouble» - «Beg Beg Beg» - «Downtown» - «Enemy In Me» - «Eye For
An Eye» - «Danger Road» - «Emergency» -- «Breaking The Silence» - «Living
On The Run».
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