Livereview: H.E.A.T. Festival 2016

26.-27 November 2016, Rockfabrik Ludwigsburg /DE
By Juliane E. & Sascha Sch.

Das H.E.A.T Festival fand in diesem Jahr schon zum 7. Mal und wie immer, perfekt gelegen, in der Rockfabrik in Ludwigsburg statt. Nach 2010 entschieden sich die Veranstalter auch 2016 das Festival zu einem 2 tägigen Event zu machen, welches wieder Melodic Rock Fans aus ganz Europa anzog. Trotz zweier Bandabsagen im Vorfeld, bauten die Macher ein fantastisches Line Up zusammen und konnten schon knapp 2 Wochen vor Beginn des Festivals das „Sold Out“ Schild dranhängen. Ein denkwürdiger Event zum Jahresende war vorprogrammiert.


Tag 1

Maverick
Die ehrenwerte Opener-Position des diesjährigen H.E.A.T. Festivals hatten die Newcomer Maverick. Und die starteten gleich richtig durch! Die Jungs aus Belfast hatten ihre großartige Scheibe „Big Red“ im Gepäck und schmetterten mit sichtlicher Spielfreude Ohrwürmer wie „All For One“, „Asylum“ und „Whiskey Lover“. Frontmann David Balfour bewies nicht nur seine Gesangsqualitäten, sondern zog auch das verspätet eintrudelnde Publikum direkt vor die Bühne. Auch wenn man ihn optisch wohl eher in einer Heavy Metal Band erwarten würde, gefällt mir Maverick’s Mischung aus sattem Hard Rock und eingängigem Melodic Rock ganz besonders. Meine Highlights des Auftritts waren „The One“ und „Mademoiselle“. Doch mit z.B. „In Our Blood“ kamen auch Songs vom 2013er Debütalbum „Quid Pro Quo“ nicht zu kurz. Klasse Auftritt einer tollen Band, von der man sicherlich noch viel hören wird!


Miss Behaviour >>

Nach dem fantastischen Auftritt von Maverick, war es natürlich sehr schwer für die schwedischen Melodic Rocker von Miss Behaviour, diese Stimmung zu halten. Alles in Allem muss man sagen, dass die Mannschaft um Sänger Sebastian Roos bei ihrem ersten Deutschland Abstecher ein gutes Konzert abgeliefert haben, welches allerdings erst zum Ende hin überzeugen konnte. Das Problem beim Gig von Miss Behaviour waren die technischen Probleme zu Beginn. Hier kann die Band natürlich nichts dafür, aber als die Ballade „Corporation Arms“ als nächster Song angesagt wurde, machte die Technik schlapp. Nach der mehrminütigen Unterbrechung hätten sie dann vielleicht besser die Ballade nach hinten geschoben und einen schnelleren Song gespielt. Denn das war insgesamt eine zu lange Ruhephase, nach der Miss Behaviour das Publikum nicht mehr so recht auf ihre Seite brachte. Trotzdem ein guter Auftritt einer tollen Melodic Rock Band.


<< Houston

Mit Houston folgte sogleich ein weiteres großes AOR-Highlight. Nach dem Auftritt beim Rock Of Ages Festival 2014 war dies die zweite Show in Deutschland überhaupt. Um die Schweden ist es in letzter Zeit leider ziemlich ruhig geworden, doch Hank Erix, der Sänger mit der goldenen Stimme, versprach, dass das neue Album nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird. Solange verzauberten uns die Stockholmer mit ihren „alten“ Hits wie „I’m Coming Home“, „1000 Songs“ und „Hold On“ und verstärkten die Sehnsucht nach Neuem nur noch mehr. Hoffentlich darf man die Band dann auch mal häufiger im deutschsprachigen Raum erleben.

Johnny Lima
Einer der großen Gewinner des diesjährigen H.E.A.T. Festivals war ohne Zweifel Johnny Lima. Der Amerikaner, der mit seiner Stimme immer wieder an Jon Bon Jovi erinnert, hatte nicht nur bei seinem Auftritt auf der Bühne, sondern auch während des gesamten Festivalwochenendes sichtlich seinen Spaß. Bei Nummern wie „Gimme Some Rock“, „Made In California“, „Blame It On Love“ oder dem abschließenden Neil Young Cover „Rockin‘ In A Free World“ herrschte bombastische Stimmung und der gute Herr Lima war offensichtlich überwältigt von den Reaktionen des Publikums. Er und seine Truppe zahlten es mit einem energischen, klasse Gig zurück, der gerne noch hätte länger dauern dürfen.

Treat
Nachdem Kane Roberts‘ Auftritt leider schon vor ein paar Monaten gecancelt werden musste, wurde mit Treat fixer Ersatz aus Schweden besorgt. Da ich Treat dieses Jahr damit schon zum dritten Mal live sah, fehlte zwar der Seltenheitswert eines Kane Roberts, doch musikalisch passten sie zweifellos wie die Faust aufs Auge ins Festival-Lineup. Setlistentechnisch gab es für mich auch keine Überraschungen, denn eröffnet wurde erneut mit drei tollen Songs vom aktuellen „Ghost Of Graceland“ Album, gefolgt von Klassikern wie „We Own The Night“, „Conspiracy“ und „Get You On The Run“. Zwar wurde hier und da gemunkelt, dass Robert Ernlund’s Lead Vocals vom Band kamen, dennoch lieferten die Schweden eine solide Show ab, welche mit dem Überhit „World Of Promises“ abschloss.

Eclipse
Wer Eclipse schon einmal live erleben konnte, weiß, dass hier ein absolut würdiger Headliner den ersten Tag des H.E.A.T. Festivals abschließen durfte. Vor einer randvollen Rockfabrik rockten sich die Schweden rund 80 Minuten durch ihr Set mit Krachern wie „Blood Enemies“, „Runaways“, „Battlegrounds“, „Stand On Your Feet“ oder dem Hammer Song „The Storm“ und sorgten für die wohl beste Stimmung des Tages. Sänger und Multitalent Eric Martensson hatte wie gewohnt das Publikum fest im Griff und nicht nur er, sondern auch seine Kollegen, punkteten mit ihrer üblichen, bodenständigen Ausstrahlung. Man kann ein Eclipse Konzert mittlerweile, ohne zu übertreiben, als ein echtes Erlebnis bezeichnen. Auch die Letzten, die diese Gruppe bisher noch nicht On Stage zu sehen bekamen, mussten das nach diesem Wochenende neidlos anerkennen.


Tag 2

Romeo’s Daughter
Am Sonntag ging es für uns nach einer kurzen Nacht erst relativ spät mit Romeo’s Daughter weiter. Man merkte den Zuschauern im Vorfeld an, dass sich nicht wenige auf den Auftritt der Briten um Frontfrau Leigh Matty freuten, da diese außerhalb Englands sehr rar gesät sind. Und sie wurden nicht enttäuscht. Romeo’s Daughter konnten auf ganzer Linie überzeugen und sich nach getaner Arbeit über einige neue Fans freuen. Dies lag nicht zuletzt an Leigh Matty, die immer noch bei bester Stimme, sehr sympathisch durch ein Set führte, welches einen Querschnitt durch die Schaffensphase der Band bot.

Hartmann kann man schon fast als Stammgast des H.E.A.T. Festivals bezeichnen, spielt die Band um Oliver Hartmann nach 2010 und 2013 bereits zum dritten Mal hier. Dieses Mal hatten sie ihr brandaktuelles Album „Shadows & Silhouettes“ dabei, von dem mir u.a. „High On You“ live sehr gut gefallen hat. Doch auch ältere Stücke wie „What If I“ oder „Out In The Cold“ kamen nicht zu kurz. Tolle Stimme, professionelle Band! Auch wer die Songs nicht kannte, hatte hier mit Sicherheit Gefallen gefunden. Ein wenig mehr Interaktion mit dem Publikum wär noch drin gewesen, aber insgesamt legen Hartmann auch anno 2016 eine gute, solide Show hin.

Reckless Love
Dann war reine Party angesagt, denn Reckless Love sind nicht nur auf CD, sondern gerade live eine absolute Macht. Es gibt aktuell in diesem Genre wohl keine andere Band, die es versteht solch geniale Hits zu schreiben und dabei zu jeder Sekunde absoluten Spaß auszustrahlen wie die Finnen. Sänger Olli Herman tänzelte, rannte, sprang und poste wie gewohnt exzellent die Bühne rauf und runter und brachte damit die in der Überzahl, anwesenden Damen ordentlich ins Schwitzen. Doch nicht nur diese kamen auf ihre Kosten, denn bei Krachern der Marke „Born To Break Your Heart“, „Night On Fire“, „Beautiful Bomb“, „Hot“ oder Hits des aktuellen Albums „Monster“ oder „We Are The Weekend“ herrschte überragende Stimmung beim kompletten Publikum, dass sich als sehr lautstark und textsicher bewies. Es war wie immer bei einem Reckless Love Gig: hingehen, mitsingen, abfeiern und mit bester Laune wieder weiterziehen. Diese Band sucht derzeit seinesgleichen. Großartig!

Ted Poley
Die Co-Headliner-Position des zweiten Festivaltages hatte ein weiterer, im deutschsprachigen Raum selten gesehener Gast, auf den sicher viele Leute ganz besonders gespannt waren: Ted Poley. Nachdem er bei seiner gut besuchten Autogrammstunde zuvor schon sehr nahbar, sympathisch und authentisch wirkte, setzte er dieses Bild sogleich auf der Bühne fort. Natürlich packte er mit „Monkey Business“ und „Under The Gun“ direkt die ersten Danger Danger Hits aus und die Party konnte beginnen. Mit „Let’s Start Something“ enthielt das Set auch ein großartiges Stück seines aktuellen Soloalbums, dessen italienische Begleitband auch in Ludwigsburg live dabei war. Die Musiker (u.a. Alessandro Del Vecchio am Keyboard) passten vom Auftreten her nur irgendwie gar nicht zu Ted Poley und wirkten stocksteif. Doch im Mittelpunkt stand sowieso der sympathische Sänger, der übrigens immer noch bei so fantastischer Stimme ist wie damals! Bei „Feels Like Love“ wanderte Ted durchs gedrängte Publikum und die Spielfreude war ihm ins Gesicht geschrieben, auch als er freudestrahlend immer wieder Luftballons in der feiernden Menge verteilte. Die Hammerballade „One Step From Paradise“ sowie der Ohrwurmklassiker „Naughty Naughty“ setzten dem Ganzen die Krone auf und so beendete eine gelungene Allstar-Version von „Bang Bang“ (Veranstalter Eddy Freiberger durfte auf der Bühne natürlich nicht fehlen) einen grandiosen und denkwürdigen Ted Poley Gig!!!

Bleibt zum Schluss nur zu sagen, dass es ein fantastisches Festival war, welches die Veranstalter hier auf die Beine gestellt haben. Alleine schon die Tatsache, dass das H.E.A.T. Festival in diesem Jahr an beiden Tagen ausverkauft war, zeigt, dass alles richtig gemacht wurde. Aber auch trotz des vollen Hauses, waren alle Beteiligten immer sehr freundlich, es war eine rundum familiäre und begeisternde Stimmung und es war immer Zeit, ein Schwätzchen mit den anwesenden Musikern zu halten. Dieses Festival ist in seiner Art einzigartig und wird zum Glück im nächsten Jahr, wieder an zwei Tagen, erneut in der Rockfabrik stattfinden. Die ersten Bands sind mit Hardline, Dare, Art Nation, Brother Firetribe, Crystal Ball, Dantes Fox und Tuff/Shameless bereits bestätigt und lassen jetzt schon auf ein weiteres Highlight im nächsten Jahr schließen.