Das H.E.A.T Festival fand in diesem Jahr schon zum 7. Mal
und wie immer, perfekt gelegen, in der Rockfabrik in Ludwigsburg
statt. Nach 2010 entschieden sich die Veranstalter auch 2016 das
Festival zu einem 2 tägigen Event zu machen, welches wieder Melodic
Rock Fans aus ganz Europa anzog. Trotz zweier Bandabsagen im
Vorfeld, bauten die Macher ein fantastisches Line Up zusammen und
konnten schon knapp 2 Wochen vor Beginn des Festivals das „Sold Out“
Schild dranhängen. Ein denkwürdiger Event zum Jahresende war
vorprogrammiert.
Tag 1
Maverick
Die ehrenwerte Opener-Position des diesjährigen H.E.A.T. Festivals
hatten die Newcomer Maverick. Und die starteten gleich richtig
durch! Die Jungs aus Belfast hatten ihre großartige Scheibe „Big
Red“ im Gepäck und schmetterten mit sichtlicher Spielfreude
Ohrwürmer wie „All For One“, „Asylum“ und „Whiskey Lover“. Frontmann
David Balfour bewies nicht nur seine Gesangsqualitäten, sondern zog
auch das verspätet eintrudelnde Publikum direkt vor die Bühne. Auch
wenn man ihn optisch wohl eher in einer Heavy Metal Band erwarten
würde, gefällt mir Maverick’s Mischung aus sattem Hard Rock und
eingängigem Melodic Rock ganz besonders. Meine Highlights des
Auftritts waren „The One“ und „Mademoiselle“. Doch mit z.B. „In Our
Blood“ kamen auch Songs vom 2013er Debütalbum „Quid Pro Quo“ nicht
zu kurz. Klasse Auftritt einer tollen Band, von der man sicherlich
noch viel hören wird!
Miss Behaviour
>> Nach
dem fantastischen Auftritt von Maverick, war es natürlich sehr
schwer für die schwedischen Melodic Rocker von Miss Behaviour, diese
Stimmung zu halten. Alles in Allem muss man sagen, dass die
Mannschaft um Sänger Sebastian Roos bei ihrem ersten Deutschland
Abstecher ein gutes Konzert abgeliefert haben, welches allerdings
erst zum Ende hin überzeugen konnte. Das Problem beim Gig von Miss
Behaviour waren die technischen Probleme zu Beginn. Hier kann die
Band natürlich nichts dafür, aber als die Ballade „Corporation Arms“
als nächster Song angesagt wurde, machte die Technik schlapp. Nach
der mehrminütigen Unterbrechung hätten sie dann vielleicht besser
die Ballade nach hinten geschoben und einen schnelleren Song
gespielt. Denn das war insgesamt eine zu lange Ruhephase, nach der
Miss Behaviour das Publikum nicht mehr so recht auf ihre Seite
brachte. Trotzdem ein guter Auftritt einer tollen Melodic Rock Band.
<< Houston Mit Houston folgte sogleich ein
weiteres großes AOR-Highlight. Nach dem Auftritt beim Rock Of Ages
Festival 2014 war dies die zweite Show in Deutschland überhaupt. Um
die Schweden ist es in letzter Zeit leider ziemlich ruhig geworden,
doch Hank Erix, der Sänger mit der goldenen Stimme, versprach, dass
das neue Album nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen wird.
Solange verzauberten uns die Stockholmer mit ihren „alten“ Hits wie
„I’m Coming Home“, „1000 Songs“ und „Hold On“ und verstärkten die
Sehnsucht nach Neuem nur noch mehr. Hoffentlich darf man die Band
dann auch mal häufiger im deutschsprachigen Raum erleben.
Johnny Lima Einer der großen Gewinner des
diesjährigen H.E.A.T. Festivals war ohne Zweifel Johnny Lima. Der
Amerikaner, der mit seiner Stimme immer wieder an Jon Bon Jovi
erinnert, hatte nicht nur bei seinem Auftritt auf der Bühne, sondern
auch während des gesamten Festivalwochenendes sichtlich seinen Spaß.
Bei Nummern wie „Gimme Some Rock“, „Made In California“, „Blame It
On Love“ oder dem abschließenden Neil Young Cover „Rockin‘ In A Free
World“ herrschte bombastische Stimmung und der gute Herr Lima war
offensichtlich überwältigt von den Reaktionen des Publikums. Er und
seine Truppe zahlten es mit einem energischen, klasse Gig zurück,
der gerne noch hätte länger dauern dürfen.
Treat
Nachdem Kane Roberts‘ Auftritt leider schon vor ein paar Monaten
gecancelt werden musste, wurde mit Treat fixer Ersatz aus Schweden
besorgt. Da ich Treat dieses Jahr damit schon zum dritten Mal live
sah, fehlte zwar der Seltenheitswert eines Kane Roberts, doch
musikalisch passten sie zweifellos wie die Faust aufs Auge ins
Festival-Lineup. Setlistentechnisch gab es für mich auch keine
Überraschungen, denn eröffnet wurde erneut mit drei tollen Songs vom
aktuellen „Ghost Of Graceland“ Album, gefolgt von Klassikern wie „We
Own The Night“, „Conspiracy“ und „Get You On The Run“. Zwar wurde
hier und da gemunkelt, dass Robert Ernlund’s Lead Vocals vom Band
kamen, dennoch lieferten die Schweden eine solide Show ab, welche
mit dem Überhit „World Of Promises“ abschloss.
Eclipse Wer Eclipse schon einmal live erleben konnte,
weiß, dass hier ein absolut würdiger Headliner den ersten Tag des
H.E.A.T. Festivals abschließen durfte. Vor einer randvollen
Rockfabrik rockten sich die Schweden rund 80 Minuten durch ihr Set
mit Krachern wie „Blood Enemies“, „Runaways“, „Battlegrounds“,
„Stand On Your Feet“ oder dem Hammer Song „The Storm“ und sorgten
für die wohl beste Stimmung des Tages. Sänger und Multitalent Eric
Martensson hatte wie gewohnt das Publikum fest im Griff und nicht
nur er, sondern auch seine Kollegen, punkteten mit ihrer üblichen,
bodenständigen Ausstrahlung. Man kann ein Eclipse Konzert
mittlerweile, ohne zu übertreiben, als ein echtes Erlebnis
bezeichnen. Auch die Letzten, die diese Gruppe bisher noch nicht On
Stage zu sehen bekamen, mussten das nach diesem Wochenende neidlos
anerkennen.
Tag 2
Romeo’s Daughter
Am Sonntag ging es für uns nach einer kurzen Nacht erst relativ spät
mit Romeo’s Daughter weiter. Man merkte den Zuschauern im Vorfeld
an, dass sich nicht wenige auf den Auftritt der Briten um Frontfrau
Leigh Matty freuten, da diese außerhalb Englands sehr rar gesät
sind. Und sie wurden nicht enttäuscht. Romeo’s Daughter konnten auf
ganzer Linie überzeugen und sich nach getaner Arbeit über einige
neue Fans freuen. Dies lag nicht zuletzt an Leigh Matty, die immer
noch bei bester Stimme, sehr sympathisch durch ein Set führte,
welches einen Querschnitt durch die Schaffensphase der Band bot.
Hartmann kann man schon fast als Stammgast des
H.E.A.T. Festivals bezeichnen, spielt die Band um Oliver Hartmann
nach 2010 und 2013 bereits zum dritten Mal hier. Dieses Mal hatten
sie ihr brandaktuelles Album „Shadows & Silhouettes“ dabei, von dem
mir u.a. „High On You“ live sehr gut gefallen hat. Doch auch ältere
Stücke wie „What If I“ oder „Out In The Cold“ kamen nicht zu kurz.
Tolle Stimme, professionelle Band! Auch wer die Songs nicht kannte,
hatte hier mit Sicherheit Gefallen gefunden. Ein wenig mehr
Interaktion mit dem Publikum wär noch drin gewesen, aber insgesamt
legen Hartmann auch anno 2016 eine gute, solide Show hin.
Reckless Love Dann war reine Party angesagt,
denn Reckless Love sind nicht nur auf CD, sondern gerade live eine
absolute Macht. Es gibt aktuell in diesem Genre wohl keine andere
Band, die es versteht solch geniale Hits zu schreiben und dabei zu
jeder Sekunde absoluten Spaß auszustrahlen wie die Finnen. Sänger
Olli Herman tänzelte, rannte, sprang und poste wie gewohnt exzellent
die Bühne rauf und runter und brachte damit die in der Überzahl,
anwesenden Damen ordentlich ins Schwitzen. Doch nicht nur diese
kamen auf ihre Kosten, denn bei Krachern der Marke „Born To Break
Your Heart“, „Night On Fire“, „Beautiful Bomb“, „Hot“ oder Hits des
aktuellen Albums „Monster“ oder „We Are The Weekend“ herrschte
überragende Stimmung beim kompletten Publikum, dass sich als sehr
lautstark und textsicher bewies. Es war wie immer bei einem Reckless
Love Gig: hingehen, mitsingen, abfeiern und mit bester Laune wieder
weiterziehen. Diese Band sucht derzeit seinesgleichen. Großartig!
Ted Poley Die Co-Headliner-Position des
zweiten Festivaltages hatte ein weiterer, im deutschsprachigen Raum
selten gesehener Gast, auf den sicher viele Leute ganz besonders
gespannt waren: Ted Poley. Nachdem er bei seiner gut besuchten
Autogrammstunde zuvor schon sehr nahbar, sympathisch und authentisch
wirkte, setzte er dieses Bild sogleich auf der Bühne fort. Natürlich
packte er mit „Monkey Business“ und „Under The Gun“ direkt die
ersten Danger Danger Hits aus und die Party konnte beginnen. Mit
„Let’s Start Something“ enthielt das Set auch ein großartiges Stück
seines aktuellen Soloalbums, dessen italienische Begleitband auch in
Ludwigsburg live dabei war. Die Musiker (u.a. Alessandro Del Vecchio
am Keyboard) passten vom Auftreten her nur irgendwie gar nicht zu
Ted Poley und wirkten stocksteif. Doch im Mittelpunkt stand sowieso
der sympathische Sänger, der übrigens immer noch bei so
fantastischer Stimme ist wie damals! Bei „Feels Like Love“ wanderte
Ted durchs gedrängte Publikum und die Spielfreude war ihm ins
Gesicht geschrieben, auch als er freudestrahlend immer wieder
Luftballons in der feiernden Menge verteilte. Die Hammerballade „One
Step From Paradise“ sowie der Ohrwurmklassiker „Naughty Naughty“
setzten dem Ganzen die Krone auf und so beendete eine gelungene
Allstar-Version von „Bang Bang“ (Veranstalter Eddy Freiberger durfte
auf der Bühne natürlich nicht fehlen) einen grandiosen und
denkwürdigen Ted Poley Gig!!!
Bleibt zum Schluss nur zu
sagen, dass es ein fantastisches Festival war, welches die
Veranstalter hier auf die Beine gestellt haben. Alleine schon die
Tatsache, dass das H.E.A.T. Festival in diesem Jahr an beiden Tagen
ausverkauft war, zeigt, dass alles richtig gemacht wurde. Aber auch
trotz des vollen Hauses, waren alle Beteiligten immer sehr
freundlich, es war eine rundum familiäre und begeisternde Stimmung
und es war immer Zeit, ein Schwätzchen mit den anwesenden Musikern
zu halten. Dieses Festival ist in seiner Art einzigartig und wird
zum Glück im nächsten Jahr, wieder an zwei Tagen, erneut in der
Rockfabrik stattfinden. Die ersten Bands sind mit Hardline, Dare,
Art Nation, Brother Firetribe, Crystal Ball, Dantes Fox und
Tuff/Shameless bereits bestätigt und lassen jetzt schon auf ein
weiteres Highlight im nächsten Jahr schließen.
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