Aus aktuellem Anlass, nämlich um das neu erschienene Werk
„Wanderer“ einem ersten Live-Publikum vorzustellen, machten die
Herren von Heaven Shall Burn im beschaulichen „Kiff“ in Aarau halt.
Die Truppe aus Deutschland konnte im Rahmen der Veranstaltung „Metal
Mayhem“ verpflichtet werden. Das Interesse an diesem Anlass war
gross und so konnten unsere „Nachbarn“ bereits im Vorverkauf alle
verfügbaren Tickets unters Volk bringen. Als Anheizer standen die
Dresdener Deathrite auf der Bühne.
Deathrite Die Grindcore- und Death Metal-Band Deathrite
aus Sachsen war definitiv nichts für gechillte Kopfnicker oder
sensible Indie-Ohren. Die Jungs eröffneten im bereits recht gut
gefüllten Kiff ihr Set mit gnadenlosem Geballer und einem Feuerwerk
an fiesen Death´n´Roll Grooves. Das Quartett unter der Leitung von
Frontmann Tony, brachte die Songs von ihrem dritten Album
„Revelation Of Chaos” mit Wucht und Entschlossenheit unter die
Leute. Leidend, so sah der Sänger zumindest aus, die Haare immer im
Gesicht und sich am Mikroständer krallend, schrie seine
Kompositionen in den Saal hinaus. Das Publikum war begeistert und
ein paar ganz treue Anhänger hatten sich bereits den Platz bei den
Monitoren am Bühnenrand ergattert, wobei sie ungestört die Haare
kreisen lassen konnten. Die teilweise langsameren Tracks enthielten
gar einen Hauch Entombed, zu „Wolverine Blues“-Zeiten, was mir
persönlich grosse Freude bereitete. Im Gegensatz zum körperlichen
Sparprogramm des Sängers, rockten und „bangten“ die restlichen
Mitglieder des Vierers die kleine Bühne. Unmerklich schlich die Zeit
davon und Deathrite verabschiedeten sich nach gut einer halben
Stunde unter Jubelrufen des Publikums. Ihre Platte „Revelation Of
Chaos“ ist übrigens auf dem amerikanischen Label Prosthetic Records
erschienen, das schon bekannten Bands, wie Kylesa, Himsa und Caliban
eine Heimat bot.
Heaven Shall Burn Nach
einer kurzen Umbaupause, betrat schliesslich der Trupp von Heaven
Shall Burn unter frenetischem Fanjubel die Bühne. Das Kiff platzte
mittlerweile beinahe aus allen Nähten und die Temperatur ist unter
den hereinströmenden Menschenmassen nochmals merklich angestiegen.
Donnernd und energiegeladen legten die Melodic-Death Metaller mit
„The Loss Of Fury“ los. Dies ist zugleich der Opener ihrer
topaktuellen Scheibe „Wanderer“, die nur eine Woche zuvor (16.09.16)
der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Fan-Massen kamen gewaltig
in Bewegung und in den ersten Reihen vor der Bühne war kaum noch ein
Durchkommen
möglich. Körper an Körper dicht gedrängt, wurde gesprungen, gemosht
und mitgeschrien, dass man den Musikern den Spass an der Sache ins
Gesicht geschrieben sah. Nach den ersten drei Songs hielt Marcus
Bischoff eine kurze Ansprache, in der er die Energie der Fans
bewunderte aber gleichzeitig auch seine Skepsis über das Durchhalten
über die volle Länge des Konzerts in den Raum stellte. Weiter ging
der wilde Ritt und Song für Song durchbrach die Stille der Nacht.
Bei Titeln wie „The Weapon They Fear“ oder „Hunters Will Be Hunted“
sangen die Fans in beeindruckender Weise lauthals mit. Die
Temperatur im total ausverkauften Kiff hat Wüstenniveau angenommen
und erste Wasserläufe suchen sich einen Weg von der Decke, über die
Wände, Richtung Boden. Die Stimmung ist blendend und Bischoff
arrangiert immer wieder Sing-a-longs mit den Zuschauern, die dieser
Aufforderung gerne Folge leisten. Meist hart und schnell, mit
hörbaren Hardcore Einflüssen bearbeiten Heaven Shall Burn die
Trommelfelle des Publikums ununterbrochen. Bischoff, dessen Hemd nun
massgeblich die Farbe gewechselt hat, schreit und growlt wie ein
Besessener und lässt sich von der Kraft der Masse tragen. Die beiden
Gitarristen wechseln sich ab mit heftigen Riffs und ultraschnellen
Solis. Nach gut einer Stunde dann aber doch der erste Break und die
Band verschwindet zu einer Pause in den hinteren Bereich der Bühne.
Unter lauten „HSB…,HSB…-Rufen“ erschienen die Thüringer
schliesslich noch einmal, um nochmals eine halbe Stunde dem Publikum
alles abzuverlangen. Zwischen den Songs wurden die Pausen aber doch
merklich länger und Marcus Bischoff hatte den Fans immer mehr zu
erzählen, was darauf hinwies, dass die Band doch auch an ihren
Energiereserven zehrte. Zum Abschluss des Gigs durfte aber ihr
Hammertrack „Valhalla“ nicht fehlen, der wiederum aus fast 600
Kehlen mitgesungen wurde. Ohne Aufforderung ging der ganze Saal dann
noch vor der Bühne in die Knie, um beim Einsetzen der Musik die
letzten Kraftreserven freizusetzen. Showmässig waren Heaven Shall
Burn im Klub natürlich ein wenig die Hände gebunden, da sie massiv
an Feuerwerk und Kanonen zurückfahren mussten. Auch das Bühnenbild
hat gefehlt, was aber bestimmt den meisten Besucherinnen und
Besuchern egal war. Highlight zum Schluss war sicherlich unter
anderem die Crowdsurf-Einlage des Sängers, der sich so einmal quer
durch den Raum transportieren liess und im Anschluss sein triefend
nasses Hemd dem Publikum als Andenken überliess. Heaven Shall Burn
haben ihrem Ruf als energiegeladene Live-Band wieder alle Ehre
gemacht und es war ein Konzertabend, der in guter Erinnerung bleiben
wird.
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