Livereview: Heaven Shall Burn - Deathrite

24. September 2016, Aarau - KIFF
Text & Pics by Oliver H.
Aus aktuellem Anlass, nämlich um das neu erschienene Werk „Wanderer“ einem ersten Live-Publikum vorzustellen, machten die Herren von Heaven Shall Burn im beschaulichen „Kiff“ in Aarau halt. Die Truppe aus Deutschland konnte im Rahmen der Veranstaltung „Metal Mayhem“ verpflichtet werden. Das Interesse an diesem Anlass war gross und so konnten unsere „Nachbarn“ bereits im Vorverkauf alle verfügbaren Tickets unters Volk bringen. Als Anheizer standen die Dresdener Deathrite auf der Bühne.

Deathrite
Die Grindcore- und Death Metal-Band Deathrite aus Sachsen war definitiv nichts für gechillte Kopfnicker oder sensible Indie-Ohren. Die Jungs eröffneten im bereits recht gut gefüllten Kiff ihr Set mit gnadenlosem Geballer und einem Feuerwerk an fiesen Death´n´Roll Grooves. Das Quartett unter der Leitung von Frontmann Tony, brachte die Songs von ihrem dritten Album „Revelation Of Chaos” mit Wucht und Entschlossenheit unter die Leute. Leidend, so sah der Sänger zumindest aus, die Haare immer im Gesicht und sich am Mikroständer krallend, schrie seine Kompositionen in den Saal hinaus. Das Publikum war begeistert und ein paar ganz treue Anhänger hatten sich bereits den Platz bei den Monitoren am Bühnenrand ergattert, wobei sie ungestört die Haare kreisen lassen konnten. Die teilweise langsameren Tracks enthielten gar einen Hauch Entombed, zu „Wolverine Blues“-Zeiten, was mir persönlich grosse Freude bereitete. Im Gegensatz zum körperlichen Sparprogramm des Sängers, rockten und „bangten“ die restlichen Mitglieder des Vierers die kleine Bühne. Unmerklich schlich die Zeit davon und Deathrite verabschiedeten sich nach gut einer halben Stunde unter Jubelrufen des Publikums. Ihre Platte „Revelation Of Chaos“ ist übrigens auf dem amerikanischen Label Prosthetic Records erschienen, das schon bekannten Bands, wie Kylesa, Himsa und Caliban eine Heimat bot.

Heaven Shall Burn
Nach einer kurzen Umbaupause, betrat schliesslich der Trupp von Heaven Shall Burn unter frenetischem Fanjubel die Bühne. Das Kiff platzte mittlerweile beinahe aus allen Nähten und die Temperatur ist unter den hereinströmenden Menschenmassen nochmals merklich angestiegen. Donnernd und energiegeladen legten die Melodic-Death Metaller mit „The Loss Of Fury“ los. Dies ist zugleich der Opener ihrer topaktuellen Scheibe „Wanderer“, die nur eine Woche zuvor (16.09.16) der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Fan-Massen kamen gewaltig in Bewegung und in den ersten Reihen vor der Bühne war kaum noch ein Durchkommen möglich. Körper an Körper dicht gedrängt, wurde gesprungen, gemosht und mitgeschrien, dass man den Musikern den Spass an der Sache ins Gesicht geschrieben sah. Nach den ersten drei Songs hielt Marcus Bischoff eine kurze Ansprache, in der er die Energie der Fans bewunderte aber gleichzeitig auch seine Skepsis über das Durchhalten über die volle Länge des Konzerts in den Raum stellte. Weiter ging der wilde Ritt und Song für Song durchbrach die Stille der Nacht. Bei Titeln wie „The Weapon They Fear“ oder „Hunters Will Be Hunted“ sangen die Fans in beeindruckender Weise lauthals mit. Die Temperatur im total ausverkauften Kiff hat Wüstenniveau angenommen und erste Wasserläufe suchen sich einen Weg von der Decke, über die Wände, Richtung Boden. Die Stimmung ist blendend und Bischoff arrangiert immer wieder Sing-a-longs mit den Zuschauern, die dieser Aufforderung gerne Folge leisten. Meist hart und schnell, mit hörbaren Hardcore Einflüssen bearbeiten Heaven Shall Burn die Trommelfelle des Publikums ununterbrochen. Bischoff, dessen Hemd nun massgeblich die Farbe gewechselt hat, schreit und growlt wie ein Besessener und lässt sich von der Kraft der Masse tragen. Die beiden Gitarristen wechseln sich ab mit heftigen Riffs und ultraschnellen Solis. Nach gut einer Stunde dann aber doch der erste Break und die Band verschwindet zu einer Pause in den hinteren Bereich der Bühne.

Unter lauten „HSB…,HSB…-Rufen“ erschienen die Thüringer schliesslich noch einmal, um nochmals eine halbe Stunde dem Publikum alles abzuverlangen. Zwischen den Songs wurden die Pausen aber doch merklich länger und Marcus Bischoff hatte den Fans immer mehr zu erzählen, was darauf hinwies, dass die Band doch auch an ihren Energiereserven zehrte. Zum Abschluss des Gigs durfte aber ihr Hammertrack „Valhalla“ nicht fehlen, der wiederum aus fast 600 Kehlen mitgesungen wurde. Ohne Aufforderung ging der ganze Saal dann noch vor der Bühne in die Knie, um beim Einsetzen der Musik die letzten Kraftreserven freizusetzen. Showmässig waren Heaven Shall Burn im Klub natürlich ein wenig die Hände gebunden, da sie massiv an Feuerwerk und Kanonen zurückfahren mussten. Auch das Bühnenbild hat gefehlt, was aber bestimmt den meisten Besucherinnen und Besuchern egal war. Highlight zum Schluss war sicherlich unter anderem die Crowdsurf-Einlage des Sängers, der sich so einmal quer durch den Raum transportieren liess und im Anschluss sein triefend nasses Hemd dem Publikum als Andenken überliess. Heaven Shall Burn haben ihrem Ruf als energiegeladene Live-Band wieder alle Ehre gemacht und es war ein Konzertabend, der in guter Erinnerung bleiben wird.