Am 28. März traten Heaven Shall Burn, die Metalcore Anführer der
alten Welt, im Rahmen der "The Final March Tour" im Zürcher
Volkshaus auf. Die verdienten Veteranen aus Deutschland vereinten
bei dieser Tour ein mächtiges Support-Team. Zusammen mit dem
Headliner standen an diesem Abend noch In Hearts Wake - eine
originelle junge australische Metalcore-Band, Whitechapel -
Amerikaner, die heutzutage den extremsten Trend in der Musik, den
Death Core vertreten und auch die extrem progressiven und
melodischen August Burns Red mit auf der Bühne.
In Hearts
Wake
Der Abend begann mit dem Auftritt von In Hearts Wake um 19:30 Uhr.
Ich freute mich sehr darüber, dass diese Band das Schweizer Publikum
so schnell und offensichtlich aufwärmen konnte. Man bekam schon nach
zehn Minuten das Gefühl, dass das Konzert bereits länger andauerte.
Meiner Meinung nach schufen die Jungen eine neue Art der
Kommunikation mit dem Publikum und der Interaktion mit den Fans bei
ihrem Konzert. Unmittelbar nach den Fotos, weil die Fotografen zuvor
die Kommunikation mit dem Publikum beeinträchtigt hätten, wurde ein
Schlauchboot gebracht und anschliessend ins Publikum gesetzt.
Nachdem Jake Taylor, Mainman und Growl-Sänger der Band, sich
vergewisserte, dass das Boot sicher auf Händen getragen wird,
kletterte er oben drauf und liess sich über den Köpfen der Fans weit
nach hinten in den Saal befördern. Dabei performte der glücklich
scheinende Sänger weiter und warf gleichzeitig Bälle in die Meute
hinaus. Ausserdem hielt er eine Fahne in seinen Händen und schwenkte
diese so fest er „dort oben“ konnte. Bezüglich der Musik kann ich
sagen, dass die Band einen sehr guten Eindruck auf mich machte. Der
Bassist und gleichzeitig zweiter Sänger der Band zeigte die Stärke
seines reinen Gesanges in vollem Umfang. Es ist erstaunlich, wie
lebendig seine Stimme klang! Normalerweise hat die erste
Anheizer-Band etwas Schwierigkeiten mit dem Sound, aber dieses Mal
habe ich keine Beschwerden vorzubringen. Der Mix war von Anfang an
gut. Die Jungen spielten ihre halbe Stunde mit vollem Einsatz durch
und verliessen die Bühne um 20:00 Uhr.
Whitechapel
Während der Umbau-Pause, die gleich anschliessend begann, erklang
plötzlich leichte Popmusik, die in den späten 80er-Jahren sehr
populär war, wie zum Beispiel Rick Astley mit «Together Forever». Es
dauerte zehn Minuten und die Musik hörte nicht auf, auch nachdem es
klar wurde, dass Whitechapel bald auf der Bühne erscheinen werden.
Erst als die Riff-Wand über die Köpfe der Zuhörer hinweg fegte,
wurde klar, dass die Band vorhatte, den Eindruck ihres extremen
Klanges noch zu verstärken, und deshalb wählten sie seichte Popmusik
als Intro aus. Und klappte, da so ein kontrastierender Effekt immer
funktioniert! Phil Bozeman, der Frontmann der Band, ist für seinen
extremen Gesang berühmt. In der Tat konnten alle, die zum Konzert
kamen, sehen und hören, dass Phil grossartige gutturale Vocals drauf
hat. Auf dem letzten Album überraschte er die Fans der Band jedoch
und sang bei einigen Tracks mit cleanem Gesang. Heute Abend
beschloss Phil offensichtlich, diese nicht vorzutragen, um
höchstwahrscheinlich extrem zu bleiben. Dafür zettelte einen
Circle-Pit an. Abgesehen davon, dass der Auftritt ein wenig länger
als eine halbe Stunde dauerte, legten Whitechapel nach dem fünften
Song eine kurze Pause ein, so dass die Zuhörer die Gelegenheit
erhielten, wieder etwas Kraft vor dem Höhepunkt zu gewinnen. Um
20:50 Uhr war es dann aber auch schon wieder alles vorbei.
August Burns Red
Der Auftritt der Amerikaner aus Lancaster begann mit einem
atmosphärischen Intro um neun Uhr. August Burns Red sorgen immer,
unabhängig von der Spieldauer, für positive Vibes. Jedes Mitglied
der Band besitzt seine eigene Persönlichkeit, die sich bei den
Konzerten anschaulich manifestiert. Jake, der Sänger der Band,
tanzte viel, wie immer, schwang das Mikrofon mit dem Kabel und rief,
damit die Zuhörer sich seinem feurigen Tanz anschlossen. Er und
Bassist Dustin performten zudem als würdiges Vocal-Duo. Der
grossartige Gitarrist JB, in Pantoffeln spielend (!), verzauberte
mit der unverändert grünen Gitarre alle mit seiner virtuosen
Technik. Der Hauptkomponist der Band, Schlagzeuger Matt, erhob sich,
wenn es möglich war, von seinem Sitz und applaudierte mit den
Stöcken. Die Band konzentrierte sich auf das neue Material aus den
vergangenen zwei Alben (das letzte davon war "Phantom Anthem" und
wurde im vergangenen Jahr veröffentlicht). Es wurden fast keine
besonders bekannten Songs gespielt. So konnte man sich daran
erfreuen, dass die Band nicht auf der Stelle tritt und bei den
Konzerten neues Material spielt. Dabei wurden nicht wirklich viele
Songs gespielt, aber wegen dessen Länge dauerte der Auftritt dennoch
gute 50 Minuten. August Burns Red verliessen die Bühne unter
laustarkem Applaus und versprachen, wieder zurück zu kehren.
Heaven
Shall Burn Um etwa 22:10 Uhr war die Bühne bereit für
den Auftritt des Headliners Heaven Shall Burn. Das Niveau der
technischen Ausrüstung für die Speerspitze der deutschen schweren
Szene überraschte. Grossartige Beleuchtung, toller Sound,
Spezialeffekte und die Musiker so zu sehen - das alles waren
Anzeichen des hohen Niveaus. Erstaunlich, dass die künstlichen
Rauchschwaden schnell verflogen und nicht störten, Fotos zu machen.
Marcus, der Sänger der Band, eroberte in seinem roten Hemd sofort
die Aufmerksamkeit des Publikums. Nachdem die ersten zwei Songs
gespielt worden waren, wandte er sich mit Worten der Dankbarkeit an
die Zuhörer aus Zürich für ihre wie immer starke Unterstützung. Das
Publikum wurde aber auch vom Gitarristen Alexander Dietz
angesprochen, der sich auf der Bühne fast wie ein zweiter Frontmann
aufführte. Dieser extrem energetische Mann mit seinem ziemlich
starken reinen Gesang schmückt die Band ohne Zweifel. Meiner Meinung
nach strebte die Musik der Band vor kurzem nach industrieller
Monotonie, und ausserdem besitzt sie einen ordentlichen Anteil an
ernstem philosophischem Tiefgang. Genau deswegen wird der zweite pro
forma Anführer Alexander benötigt, um die Spannung, die der Rest der
Bandmembers auf der Bühne erzeugt, abzubauen. Bleibt nachzutragen,
dass diese Tour das letzte Album der Amis, das 2016 veröffentlicht
wurde, unterstützte. Der Auftritt begann mit «Downshifter», dem
erfolgreichsten Song aus diesem Album. Die Show wurde etwas
auseinander gerissen, weil die Pausen zwischen den Songs wegen den
ausufernden Reden des Frontmanns recht lang waren. Als echter Fan
konnte man sich allerdings darüber freuen, dass Heaven Shall Burn
als deren Idole es ermöglichten, so reichlich mit ihnen zu
kommunizieren. Wir warten gespannt auf neue Auftritte!
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