Die amerikanische Band High On Fire aus Oakland veröffentlichte in diesem
Jahr ihr neues Album: Seit dem 16. Juni ist es offiziell für alle
erhältlich, und die Fans aus der Schweiz hatten noch mehr Glück
- schon am 18. Juni gaben High On Fire ihr erstes Konzert nach dem
Release von „Luminiferous“ in Bern, und das zweite Konzert am 27.
Juni im Gaswerk in Winterthur. Die Band High On Fire wurde schon
längst zum Kult unter den Liebhabern des Stoner Metal-Genres. Und sie
haben es eigentlich verdient: Den Musikern gelingt es, ziemlich
schnelles Material zu spielen, das ganz gut mit schweren Doom
Metal-Klängen zusammenpasst. Als Vorgruppen wurden zwei Schweizer
Bands angekündigt: Die Post/Hardcore-Band Tyrannosaurus Globi und
Ølten, die instrumentalen Post/Sludge spielen.
Schon drinnen im Club stellte sich heraus, dass der Gast High On
Fire als erste Band auftrat und danach nur die einheimische Gruppen -
Tyrannosaurus Globi und Ølten. Die Stars traten ohne Aufwärmen auf!
Nebenbei gesagt sollte man das Publikum nicht aufwärmen, denn die
meisten nahmen Plätze vor der Bühne ein und unterstützten die
Band vom ersten Song an heftig.
High On Fire
Der Gitarrist und Sänger Matt Pike, der Drummer Des Kensel und der
Bassist Jeff Matz kamen um 20:45 Uhr auf die Bühne und begannen
gleich mit der neuen Komposition „The Black Plot“. Das Drumset stand
sehr nah dem Bühnenrand, und alle drei reihten sich vor dem
Zuschauerraum aneinander. Am besten hörte man die Drum-Parts. Die
Gitarren- und Bassgitarreneinstellungen spielten auch eine grosse
Rolle. Dafür war aber die Stimme von Matt während den ersten paar
Liedern kaum zu hören. Mag auch sein, dass Matt keine Zeit hatte sich
einzusingen und sang deswegen die erste halbe Stunde beinahe
flüsternd; oder es lag an den Einstellungen. Nur zum Schluss des
Auftrittes, also nach der Pause, konnte man den Sänger schon besser
hören. Davor blieb mir nur, seine Fähigkeiten des Gitarrenspiels zu
bewundern. Matt entlockte mehrmals interessante Geräuscheffekte mit
der Hilfe seiner weissen Gibson Les Paul Supreme-Gitarre, doch die
Arbeit des Drummers Des Kensel - einer der Bandgründer - gefiel mir
am meisten. Mit der Hilfe seiner Doublebass gelang es Des, heftigste
Blastbeats in den Zuschauerraum zu ballern, ohne dabei eintönig zu
wirken. Ein weiteres Lob verdiente der Bassist Jeff Matz, der die
Vokalparts von
Matt unterstützte, indem er ihn am Mikro verstärkte. Dieser Begleitgesang
machte den Klang harmonischer. A propos, wie ich schon mitteilte,
sang sich Matt quasi im zweiten Teil des Auftrittes ein. Es passierte
circa nach einer Stunde. Die Gitarren blieben still und Matt
bedankte sich bei den Fans und machte alle aufmerksam darauf, dass
im Merchandise-Shop exklusive Souvenirs zu kaufen gab, zum Beispiel Poster im
Gebrauchsgrafikstil, inkl. Autogrammen der Bandmitglieder.
Der
zweite Teil begann mit einem Trommel-Intro - es war ein Phonogramm.
Die rhythmische Zeichnung wurde nach ein paar Minuten mit
echten Trommeln von Des nachgeholt, und die ganze Halle schüttelte
sich vor verdoppeltem Trommelklang. Ergänzend ist zu sagen, dass viele Leute
die Musik von High On Fire mit dem Schaffen von Motörhead
vergleichen. Nicht von ungefähr hatten viele Fans T-Shirts mit dem Logo
von Lemmy & Co. an. Natürlich ist es für jeden nachvollziehbar, dass die Stimme von
Matt der von Lemmy gleicht, und sogar äusserlich ähnelt der
Gitarrist dem aktuell angeschlagenen Urgestein der Rockmusik. Aber es ist noch
nicht klar, ob diese Ähnlichkeit hilft oder gar hinderlich ist.
Aber man merkte, dass die Musiker mit der Reaktion des Publikums
zufrieden waren. Sie verabschieden sich von den Zuschauern circa um
21:50 Uhr und verliessen die Bühne zu heftigem Beifall!
Setliste: «Black Plot» - «Rumors Of War» - «Carcosa» - «Cometh Down
Hessian» - «Madness Of An Architect» - «The Dark Side Of The Compass» -
«10'000 Years» - «Slave The Hive» - «Fertile Green» - «Snakes For The
Divine».
Tyrannosaurus Globi
Die Bühne wurde ziemlich schnell nach dem Auftritt des Headliners
umgebaut. Der Auftritt von Tyrannosaurus Globi begann nach einer
40-minütigen Pause. Das Drumset stand auf dem üblichen Platz an der
Front der Bühne. Wahrscheinlich war es ziemlich schwer für die
Musiker, die Bühne nach der berühmten Band zu betreten, aber ihr
Auftritt war nun doch lebhaft und einprägsam, obwohl es deutlich
weniger Zuschauer wurden. Aber die Gebliebenen glichen es durch eine
herzliche Anteilnahme aus. Die Gruppe enttäuschte die echten Fans des
Gitarrenspiels nicht: Zwei Gitarristen und ein Bassist zeigten ihr
hohes Niveau und hielten die Zuhörer die ganze Zeit in Atem. Nicht
ohne Interesse stellte ich dann fest, wie gross der Unterschied
zwischen dem Old School-Klang von High On Fire und dem
modernen Sound von Tyrannosaurus Globi ist. Sogar Jeff Matz kam
kurz heraus und liess es sich nicht nehmen, die Musik dieser Band mit dem
echt schweizerischen Titel anzuhören. Der Auftritt dauerte etwa eine
halbe Stunde, und die Band verliess die Bühne unter dem Jubel der
Zuhörer.
Ølten Die letzte Band kam etwa
um 23:15 Uhr auf die Bühne. Es waren Ølten, Experimentatoren aus
Delémont. Sie spielen Instrumentalmusik und bezeichnen ihre Richtung
als Rock/Porn/Sludge. Für ihre Chose fuhren sie allerdings einen viel zu lauten
Sound auf, der in der Halle gleich von Anfang an erschallte. Ohne Zweifel
erzeugen sie aber interessantes und sehr progressives Material. Ausserdem
konnten die Zuschauer den Einfluss der ethnischen Motive spüren: Ølten
sind offensichtlich von Afrika begeistert. Ich glaube, dass die
Zuhörer am Schluss ebenso zufrieden wie die Musiker waren. Das Gaswerk in
Winterthur besitzt eine gute Akustik und eine angenehme
Innenraumausstattung. Es freut mich, dass es so eine Band in der
Schweiz gibt, deren Klang mit den Koryphäen des Genres - The Ocean
oder Baroness - zu vergleichen ist.
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