HIM, eine Art Legende, beliebt unter Gruftis und Rockern,
sanft und dennoch mit einem gewissen, mysteriösen Pepp. Die
finnische Band um den beliebten und geliebten Ville Valo, dem
mehrfach von verschiedenen Magazinen mehr oder weniger offiziell als
Sexiest Man Alive gekürten und mit einem wunderschönen Singorgan
ausgestatteten Musiker hat nun beschlossen, aufzuhören. Die letzte
Möglichkeit, mir das Spektakel zu gönnen, will ich mir nicht
entgehen lassen.
Voller Erwartungen und mit
startklarer Kamera bin ich erstmal über die merkwürdige
Organisation im Xtra verwundert. Wir sind recht viele Fotografen,
also kommen wir von zwei Seiten. Die eine Hälfte geht hintenrum und
muss über die Barriere klettern - zur Missgunst des Publikums,
welches kein Verständnis zeigt. Die andere Hälfte von uns muss sich
durch das Publikum kämpfen, dumme Sprüche über sich ergehen lassen
und hoffen, dass die Kamera ganz bleibt, denn viele glauben uns
nicht, dass wir in Wirklichkeit Fotografen sind und meinen, extra
schubsen und drücken zu müssen. Ob es an der Mentalität des
Publikums liegt oder an sonst was, kann ich nicht sagen. Jedoch ist
es bestimmt kein gewohntes Umfeld. Metalheads verhalten sich anders,
sind in der Regel lockerer drauf.
Weiter kann es nur noch schlimmer werden. Wir alle müssen am Rand
bleiben, sogar während der beschränkten Fotozeit von drei Liedern. Als
wäre es nicht schwierig genug, auf einer kleinen Treppe zu sein,
nicht aufzustehen und schöne, brauchbare Bilder von dem zu machen,
was sich wenige Zentimeter über den eigenen Knien befindet. Durch
diese Leute, die so ziemlich unlocker wirken, ist auch die
Atmosphäre im Club recht unsympathisch für mich. Nun, ein Punkt für
den Heavy Metal.
Die Show beginnt und es fehlt jegliche
Stimmung. Fangirls starren auf "ihren" sexy Ville, ein paar Leute
singen mit - und man hört sie besser als den Sänger selbst, denn die
Tonabmischung ist..., suboptimal. Ich komme mir vor wie im falschen
Film. Manches ist ab CD eben besser als live, und ich muss traurig
feststellen, dass es sich diesmal um einen solchen Fall handelt. Die
Hoffnung auf Besserung bleibt zu diesem Zeitpunkt aber noch
bestehen.
Nach der mühsamen Treppengymnastik und
Überanspruchung der Knie und Gelenke (denn was tut man nicht für das
bestmögliche Foto?) geht es um den Kampf zurück zum Ausgang. Diesmal
weniger angerempelt oder blöd angemacht, komme ich nach kurzem
Krampfen raus, um die Kamera abzugeben. Einige Leute stehen an der
Bar und ich merke, dass ich mit meinem ersten Eindruck nicht alleine
stehe. Einige sind recht enttäuscht vom Anfang der Show. In der
Hoffnung auf Besserung
lausche
und beobachte ich weiter. Je länger ich dastehe, desto überzeugter
bin ich, dass das Ende der Band einzuleiten eine gute Entscheidung
war. Es scheint jegliche Motivation zu fehlen, selbst die besten
Lieder reissen kein Wenig mit, die einzigen die Spass zu haben
scheinen, sind die Diehards und die, die es geschafft haben, in eine
musikalische Trance abzudriften (was bei diesem Mix recht schwierig
sein dürfte). Mir ist bewusst, dass dies eine andere Sorte Musik
ist, aber das ist kein Grund für solche Langeweile. Der Abend
scheint sich ewigs in die Länge zu ziehen. Die Musik an sich ist
schön, die Stimme Valo's ist schön, die Jungs spielen ordentlich -
aber es fehlt die Konzertpower, die Motivation, das innere Feuer. Ob
es daran liegt, dass ich zu 97% Metal oder Hard Rock Shows besuche
und mir das "Abgehen" gewohnt bin? Denke nicht. Da geht bei einem
klassischen Orchesterkonzert mehr. Ja, schon erlebt.
Mit
jedem weiteren, schönen Lied wird es unerträglicher, denn es stimmt
mich einfach unendlich traurig, dass eine Band, die so schöne Musik
gemacht hat, die Jugend so vieler Menschen prägen konnte, es nicht
schafft, würdig abzutreten. Dann, das Encore, gut, es geht nicht
mehr lange, dann ist die Enttäuschung vorbei. Doch was ist
das? Hoppla, endlich regt sich was! Billy Idol's Rebel Yell wird
gecovert und ich bemerke ein gewisses Erwachen. Ja, ich empfinde zum
ersten Mal heute Abend Spass!
Wie sagt man? Habe keine
Erwartungen und du wirst nicht enttäuscht werden. Nun, dies ist eine
weise Lektion. Abschiedstourneen wecken aber nunmal Erwartungen. Man
hofft noch auf den energischen Endspurt. Ein Abend mit schöner Musik
war es jedenfalls. Aber ohne die gewohnte Konzertpower, die wäre
möglicherwiese sogar bei Britney Spears grösser. Nanu, it's time to
say goodbye. Danke HIM, beendet diese Tour und kommt bitte nicht auf
die Idee, euch zu reaktivieren, ab CD seid ihr immer noch
fantastisch - und dabei soll es auch bleiben.
Setliste: Buried Alive By Love - Heartache Every Moment - Your
Sweet 666 - Kiss Of Dawn - Sacrament - Tears On Tape - Rip Out The
Wings Of A Butterfly - Gone With The Sin - Soul On Fire - Wicked
Game (Chris Isaak Cover) - Killing Loneliness - Poison Girl - Bleed
Well - Heartkiller - Join Me - Stigmata Diaboli - In Joy And Sorrow
- Right Here In My Arms - The Funeral Of Hearts - Rebel Yell (Billy
Idol Cover) - When Love And Death Embrace
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