Diverse Umstände auf dem Weg ins Z7 trugen
leider dazu bei, dass ich eine Stunde später als geplant vor Ort
aufkreuzte, und nur noch Zeuge des letzten halben Songs von One Man
Army And The Undead Quartet wurde, und selbstredend Scar Symmetry
schon verpasst hatte. (Bei allem Respekt vor optimalen Zeitplänen,
um Punkt sechs mit der Show anzufangen, finde ich doch ein wenig
hastig, zumal die wenigsten der potenziellen Besucher bereits um
diese Zeit ihre täglichen Verpflichtungen hinter sich gebracht
hatten.)
Amorphis
Als Amorphis unter kräftigem Beifall ihr Set begannen, war ein
Grossteil des Publikums ziemlich überrascht - Der Goth-Touch des
kraftvollen Sechsers um Neuzugang Tomi Joutsen wollte anfänglich
nicht so recht in das vom stählernen Tod durchzogene Programm
passen. Nach den ersten Songs löste sich aber glücklicherweise die
Anspannung des Publikums, was vor allem an der charismatischen
Performance der Band liegen dürfte. Während des folgenden rund
40-minütigen Auftritts wurden nebst einigen neuen Songs (wie
beispielsweise der Smash-Hit "House of sleep") hauptsächlich
Klassiker aus der Schatztruhe geangelt, wobei sämtliche Songs bei
mir ein undefinierbares Mitsing-Bedürfnis an den Tag legten. Obwohl
hauptsächlich Tomi Joutsen im Scheinwerferlicht stand, gab sich die
Band als Einheit, offensichtlich funktioniert die Zusammenarbeit
prima. Und wenn wir schon gerade beim Thema sind: Tomi meisterte
sämtliche Gesangs-Passagen ohne Mühe, die Wechsel zwischen klaren
Vocals und gutturalen Growls kamen sauber - Amorphis haben hier klar
einen Glücksgriff gelandet!
Soilwork
Als Soilwork bereits um 21.00 Uhr die Bühne betraten, war sofort
klar, weswegen zumindest der jüngere Teil des Publikums überhaupt
anwesend war. Die Band startete direkt mit dem Übersong "Follow the
hollow" aus ihrem Durchbruchs-Album "Natural born chaos" durch, und
die Haare flogen in sämtliche Richtungen. Vokalist Speed Strid
agierte zwar etwas reserviert, feuerte dafür aber gesangstechnisch
aus allen Rohren - was man vom Mix allerdings nicht behaupten
konnte. Die Vocals gingen streckenweise beinahe komplett unter -
Kein Wunder, dass sich am Ende des 45-minütigen Auftritts einige
Besucher über die Band beklagten, denn ohne Gesang verliert man im
progressiven Todesblei der Schweden schnell mal die Orientierung.
Soilwork hingegen bekamen von all dem Drama nicht viel mit, sie
feuerten Hit um Hit ins Publikum und wurden dafür mit baren
Emotionen bezahlt. Von sämtlichen Alben wurde was gespielt, Hymnen
wie "Bastard chain" und "Chainheart machine" fanden in der Setlist
ebenso Verwendung, wie neuere Songs von "Figure number five" und "Stabbing
the drama". Neuzugang Dirk Verbeuren (d) hämmerte sich auf seinem
Mini-Kit arschtight durch die Show, die restliche Band gab sich
bewegungsfreudig, und vor allem Bassist Ola Flink war andauernd für
irgendwelche Scherze zu haben. Klasse Auftritt, bitte mehr davon!
Hypocrisy
Als sich Hypocrisy schliesslich um 22.30 Uhr mit "Let the knife do
the talking" ins Gefecht stürzten, war ein grosser Teil des
Publikums zwar bereits etwas abgekühlt, genoss dafür aber um so
entspannter die Show. Chef-Alien Tägtgren und seine Mannen liessen
nichts anbrennen und setzten hauptsächlich auf alte Gassenhauer der
Marke "Fire in the sky", wobei schnelle Tracks und doomigere Songs
sich in etwa die Waage hielten. Wie unser allseits geliebter
Wishmaster (der an diesem Abend auch anwesend war) richtig erkannte,
konnte die Band vor allem bei der zweitgenannten Spielweise
brillieren, der durchschnittliche Haarflug unterstrich diese Theorie
deutlich. Obwohl die Band sich absolut keine Schnitzer leistete, die
Songs ordentlich groovten und Tägtgren die Stimmbänder bis zum
Anschlag reizte, fehlte mir der eine oder andere showtechnische
Höhepunkt. Das gesamte Paket kam zu routiniert rüber - Schade!
Auch interessant: Die circa 800 Besucher kamen in den Genuss des
mittlerweile in der gesamten Szene etablierten "Magic-Buttons" am
Mischpult. Noch nie davon gehört? Ich will's mal kurz erklären:
Situation Vorbands: Schwammiger Mix, Feedback, undeutlicher Gesang.
Situation Hauptband (Arbeitgeber): Glasklarer Mix, absolut kein
Rauschen, klar verständliche Vocals. Da muss doch jemand den
Magic-Button gedrückt haben, oder etwa nicht? Ich wäre wirklich
froh, wenn man dieses "Phänomen" endlich zum Aussterben bringen
könnte. Es kann doch nicht sein, dass man den kleineren Bands die
Show vermiest, in dem man ihnen bewusst den Sound kaputt mixt!
Anyway, die Reise ins Z7 hat sich mal wieder gelohnt, für wenig
Kohle gleich fünf Bands um die Ohren gehaut zu kriegen (wenigstens
für die pünktlichen Konzertgänger), das darf ruhig nachgeahmt
werden!
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