Hypocrisy haben sich über die letzten sechs Jahre unumstritten zu
einem Liebling der Deathmetal-Szene gemausert - Seit dem Wandel hin
zu mehr melodischen Elementen dank Alben wie 'Catch 22' und
'Arrival' sind die Jungs um Mastermind Peter Tägtgren nicht mehr aus
dem europäischen Metalgeschehen wegzudenken, und zudem ein
verlässlicher Wert was solide Platten und fette Live-Shows angeht.
Die Show im Dynamo sollte da keine Ausnahme sein, bloss in Sachen
Besucheraufmarsch wurde im Vorfeld hübsch spekuliert – Zu recht,
denn ausser dem Stammklub Z7 hat das nordländische Quartett bis
anhin selten den Fuss auf anderwertigen Schweizer Boden gesetzt. Und
ich glaube an dieser Stelle mit Fug und Recht behaupten zu können,
dass das schweizerische Publikum in den letzten Jahren durchaus
etwas reisefaul geworden ist, was Konzertbesuche angeht!
Requiem
Bei Requiem gabs dann überraschenderweise ein Aufatmen - bereits um
die 150 zahlende Besucher waren vorort, um sich zum Aufwärmen eine
ordentliche Ladung Death-Metal zu geben. Zwar verpasste ich die
ersten Songs (Es wurde mal wieder vor der angekündigten Uhrzeit
gezockt), aber die Reaktionen wurden sowieso von Song zu Song
stärker. Requiem kamen diesmal klar fetter rüber, als noch etwa bei
ihrem Gig im Bad Bonn vor einigen Monaten, aber die Band schien auch
diesmal bewegungstechnisch etwas auf dem Schlauch zu stehen. Alleine
Basser Ralf schien die Meute motivieren zu wollen, während vor allem
Fronter Michi erneut etwas abwesend wirkte – Schade, zumal dies
seine letzte Show mit der Band war. Musikalisch gesehen gab's auch
diesmal nix zu meckern, Requiem ballerten tight wie eh und je ihre
Death-Granaten ins Publikum und liessen der langsam warm werdenen
Meute kaum eine Gelegenheit zum Verschnaufen. Irgendwo gegen Schluss
des kurzen Sets tat sich dann auch ein kleiner Pit auf, und der
Applaus am Ende der Show sprach klar für die Band. Feiner Gig, aber
nach wie vor nicht meine Sorte an Mucke.
Survivors Zero
Survivors Zero aus Finnland hatten somit ein leichtes Spiel: Das
Publikum hatte offensichtlich Bock auf die Supportacts, und war
mittlerweile bereits auf Betriebstemperatur – Zeit, ihnen die
Hintern mit etwas melodischem Death zu versohlen. Vom ersten Song an
wurde dann auch klar, weshalb Schweizer Bands trotz bestmöglichsten
Ambitionen und musikalischen Voraussetzungen im internationalen
Vergleich leider nach wie vor unter dem Schnitt bleiben: Obwohl
wohl
kaum ein Besucher bisher von den Finnen gehört hatte, waren sie vom
ersten Song an tight und präzise am Start, und ballerten dem
Publikum als durchgängige Einheit die Songs vor den Latz - Die
vielseite Live-Erfahrung macht's halt nach wie vor aus. Fronter
Tommi klebte dabei von Beginn des Sets an seinen Fuss auf die
Monitor-Box und war im Laufe der folgenden 40 Minuten nicht mehr von
der Stelle wegzubringen. Lediglich für einige Instru-mentalpassagen
verschwand er zwi-schendurch kurz von der Bühne. Unter seiner langen
Mähne war selten das Gesicht zu erkennen, doch glücklicher-weise gibt
es die moderne Tontechnik in all ihren schillernden Facetten: Seine
Vocals kamen kräftig drückend daher und fügten sich präzise in die
Soundwand der vier Mitmusiker ein. Zwar riss die Bands musikalisch
gesehen nicht sensationell viel neues, aber balancierte die Rechnung
dafür mit der Bühnenpräsenz aus. Das Publikum war auf jeden Fall
schnell auf ihrer Seite, und offensichtlich vom Dargebotenen mehr
als angetan: Haare flogen, Köpfe rotierten, Pommesgabeln wurden
durch die Luft geschwungen - Die ganze Palette an schwermetallischen
Ausdrucks-möglichkeiten halt. Kleine Insider-Info am Rand: Am Bass
betätigte sich niemand geringeres als Tapio Wilska, Ex-Fronter von
Finntroll.
Hypocrisy
Knapp um 22.00 Uhr war es dann an der Zeit für Hypocrisy, das
mittlerweile gut gefüllte Dynamo frontal in die Kinnladen zu treten
- Was die Band noch so gerne mit «Valley Of The Damned» in die Tat
umsetzte. Der Sound war dabei wie so oft um einige Dezibel lauter
als noch bei den Vorbands, kam aber trotz der etwas spezielleren
gebäudetechnischen Bedingungen (Das Mischpult stand einen Stock
höher, am hinteren Ende des Raumes!) ziemlich klar und präsent
rüber. Natürlich war für Hypocrisy auch das Licht um einige Stufen
höher angesetzt, die Kälte der Mucke wurde mit grüner und blauer
Ausleuchtung optimal in Szene gesetzt, während glücklicherweise auf
all zu viel Strobo-Einsatz verzichtet wurde. Obwohl die Band
durchgehend gemeinsam für ein fettes Brett sorgte (Was hätte man mit
Horgh hinter der Schiessbude auch anderes erwarten können?), lag das
Hauptaugenmerk des Publikums klar auf Fronter/Gitarrist Peter
Tägtgren, der sich allerdings wie gewohnt etwas zurückhielt. So
blieb es dann neben einigen Posi-tionswechseln bei kollektivem
Headbangen, die Band war klar auf eine optimale musikalische
Performance fokussiert - Auch wenn die ganze Sache so etwas
Hüftsteif rüberkam. Die Reaktionen des Publikums schienen dabei im
Mittelteil der Show etwas abzuflauen, aber Tracks wie «Eraser» und «Let
The Knife Do The Talking» sorgen für kollektives Haareschüttlen der
Extraklasse, und konnten das Abflauen im Mittelteil locker
auffangen. Mein persönlicher Lieblings-Song des Sets war dabei klar
«Weed Out The Weak», der sich ziemlich schnell in die Reihen an
Hypocrisy-Klassiker einfügen könnte - Die voranpreschende Nummer
konnte live komplett überzeugen, vor allem der Breakdown in der
Mitte kam gigantisch rüber. Das Publikum dankte der Band den finalen
Energie-zuschub dieses Songs mit erneut aufbrausendem Zuspruch und
wurde darauf mit «Fire In The Sky» als einzige Zugabe noch mal
hübsch geplättet – Fetter Abschluss! Als Fazit würde ich meinen,
dass ich Hypocrisy schon mal intensiver und kommunikativer erlebt
habe, aber an der musikalischen und showtech-nischen Leistung gibt es
definitiv nichts auszusetzen.
Setliste: Valley Of The Damned, Hang Him High, Fratured Millenium,
Adjusting The Sun, Eraser, Pleasure/Osculum/Penetralia (Medley),
Apocalypse/4th Dimension (Medley), Killing Ar, A Coming Race, Let
The Knife Do The Talking, Weed Out The Weak, Fire In The Sky.
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