Turisas
Wenn man mit Iced Earth auftreten muss oder darf, ist es irgendwie
logisch, dass man als noch relativ junge Pagan Metal Band nicht
besonders viel Spielzeit bekommt, aber 25 Minuten sind aus meiner
Sicht eine bodenlose Frechheit, vor allem weil etliche Besucher nur
wegen Turisas gekommen waren. Dies einmal vorneweg. Zum Auftritt an
sich gibt es nicht viel zu sagen, denn die Band kam, sah, spielte
und siegte. Das Publikum klatschte, sang, tobte und kriegte sich
nicht mehr ein. "Battle Metal", "To Holmgard And Beyond", "Rasputin"
und noch ein paar wenige Songs mehr wurden den tanzwütigen
Zuschauern geboten. Wunderbare Folksmusik, gepaart mit
Soundtrack-Anleihen und einem kleinen Schuss Power Metal. Dieses
Rezept wirkt wohl Wunder, denn in der Pagan-Szene sind Turisas nicht
mehr wegzudenken und gehören bereits nach zwei Alben zu den
beliebtesten Bands im Genre. Wenn man aber ihre Auftritte miterlebt,
dann weiss man auch warum die Finnen einen solchen Erfolg feiern
können. Es ist nicht bloss ein Auftritt, es wird viel mehr geboten,
Dramatik, Theater und Show. Leider wurde uns in Pratteln nur ein
minimaler Teil der sonst so unterhaltsamen Turisas-Show geboten.
Trotzdem waren Turisas genial und haben Lust auf mehr gemacht. (Yan)
Annihilator
Obwohl mich Turisas insgesamt nicht wirklich vom Hocker hauen,
respektive gehauen haben, wurde das relativ zahlreich erschienene
Publikum optimal angeheizt. So war es denn für Jeff Waters & Co. ein
Leichtes, den Faden wieder aufzunehmen. Die kanadische Thrash-Ikone
(nun ja..., es ist ja eigentlich nur noch der Chef übrig, aber das
reicht hier völlig!) hat in den letzten Jahren trotz ständig
wechselndem Line-Up laufend gute Alben raus gebracht und gehört
zwingend zur wiedererstarkten
Szene. In Sachen Technik gibt es zudem
nicht viele Gitarristen, die mit Master Waters mithalten können.
Dies ist gerade das richtige Stichwort, also Gitarre, denn auch
Sänger Dave Padden kam mit umgeschnallter Klampfe auf die Bühne,
sodass ich mich am Anfang ernsthaft fragte, wo denn der Sänger
abgeblieben ist! Dieser Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass
in der Mitte der Bühne gar kein Mikro stand. Während Jeff links
spielte, war Dave auf der rechten Seite (immer in Blickrichtung
Bühne) postiert. Somit hatte man kaum das Gefühl, dass diese Band
einen Leadsänger hat. Nichtsdestotrotz legten Annihilator nach dem
Intro (vom Horror-Classic "Der Exorzist") volle Kanne mit "King Of
The Kill" (von Jeff gesungen) los. Ein Hammer von einem Opener, der
einem gleich mächtig in den Unterleib trat. Danach folgten mit
"Operation Annihilation" und dem Opener "Clown Parade" zwei Tracks
vom neuen Album "Metal", ehe der Rest der leider viel zu kurzen 45
Minuten als Support zur grossen Freude nur noch aus Sound-Granaten
der guten alten Zeit bestand. Der Sound war gut, die Spielfreude
gross und Dave Padden's Gesang wie das Gitarrenspiel klangen neben
dem von Jeff Waters erstaunlich hochklassig. Meine Wenigkeit drehte
beim Debüt-Juwel "W.T.Y.D" ("Welcome To Your Death") und auch "Phantasmagoria"
vollends durch. Die Wirbelsäule sollte es später danken, aber einmal
aufgewärmt, konnten für das obilgate "Allison In Hell" zum Schluss
letzte Reserven abgerufen werden. Viel zu schnell war dieser einmal
mehr geniale Auftritt zu Ende und es bleibt schwer zu hoffen, dass
uns die Canucks baldmöglichst wieder und dann aber mit einer fetten
Headliner-Tour beglücken werden! Die Energie, die in diesen Songs
drin steckt, sucht einfach seines Gleichen und zudem liess sich die
Band schon bald nach dem Konzert in der Halle blicken und erfüllte
jeden Autogramm- und Foto-Wunsch mit Freude und Aufmerksamkeit. Jeff
Waters war und ist seit je her ein sehr bodenständiger Kerl, der
genau weiss, wer für den Erfolg seiner Band verantwortlich ist.
Please come back soon! (Rsl)
Setlist: "Intro" - "King Of The Kill" - "Operation Annihilation" -
"Clown Parade" - "Set The World On Fire" - "W.T.Y.D" - "Neverland" -
"Phantasmagoria" -- "Allison In Hell".
Iced Earth
Eines stand von Beginn an fest: Tim Owens würde hier und heute
leichtes Spiel haben. Wie man vor der Show den Gesprächen der Fans
entnehmen konnte, waren einige äusserst gespannt, wie der Ripper all
die Songs meistern würde, die man in der alten Besetzung mit Matt
Barlow lieben gelernt hatte. Auf der Bühne wurde es dunkler und im
Hintergrund prangte riesengross das Cover des aktuellen Albums "Framing
Armageddon". Brent Smedley begann sachte auf das Schlagzeug
einzudreschen, und dann erschien der Rest der Band auf der Bühne.
Erhaben wie Könige standen sie da und schienen erst einmal mit enorm
coolen Mienen das Publikum abzuchecken. Tim Owens machte zunächst
einen etwas unsicheren Eindruck, doch sobald die ersten Rufe "Ripper,
Ripper!" ertönten, konnte er sich ein zufriedenes Grinsen nicht mehr
verkneifen. Mit hoch erhobenen Armen genoss er die Sympathie des
Publikums, während zur Einstimmung "Overture" lief, das Intro der
aktuellen CD. Mit "Something Wicked Pt.1" schlug sprichwörtlich der
Blitz ein, und die Show konnte beginnen! Zunächst wurden fünf Stücke
des aktuellen Albums "Framing Armageddon" abgefeuert, bevor man sich
mit "Burning Times" etwas Älterem widmete. Die vorderen paar Reihen
gingen voll ab, und brauchten nicht mal animiert zu werden. Mit
jedem weiteren Song schlossen sich mehr und mehr Leute dieser
umwerfenden Metal-Party an, sprangen herum und sangen mit. Was nun
alle interessieren wird, die nicht am Konzert mit dabei sein
konnten: Wie war denn der Ripper? Meine Freunde und Bekannten werden
es mir nicht abnehmen, aber er war verdammt gut! Sicher passierte es
hin und wieder, dass er einen Ton nicht traf oder nicht halten
konnte, aber mal ehrlich, welchem Sänger passiert das denn nicht?
Ich habe meine ehemals schlechte Meinung über das Line-Up mit Tim
Owens revidiert. Mittlerweile erkenne ich, dass mit ihm zu hart
umgegangen wurde, ausserdem achtet man bei ihm viel mehr auf Patzer,
als das bei anderen Sängern der Fall ist. Matt Barlow ist gegangen,
weg, Geschichte! Also hört mit dem Jammern auf und gebt diesem
hervorragenden Sänger eine Chance, immerhin war er Euch für Judas
Priest ja auch gut genug. Die ultimative stimmliche Prüfung kam
ganz
klar bei "Melancholy", einem der wohl beliebtesten Songs. Hier
vergriff er sich zwar ein wenig auf der Tonleiter, aber auch Matt
Barlow brachte diesen Song nicht immer 1:1 wie ab CD rüber. Von
meiner Warte aus gesehen hat er (Tim) die Prüfung also bestanden.
Die grösste Überraschung kam gleich danach mit "My Own Savior", als
die Riffs nur so auf das Publikum los hämmerten, und Tim Owens
stimmlich in diesen Kanonendonner einfiel. Einmal wollte er wohl
sein Lungenvolumen unter Beweis stellen und kreischte voll drauf
los. Er hielt es zwar bemerkenswert lange aus, rief damit aber recht
unterschiedliche Reaktionen im Publikum hervor. Während die meisten
Fans ihm begeistert zujubelten, mussten nicht näher beschrieben
werden wollende Männer sich vor Schmerzen an die Nüsse greifen.
Anyway, es war eine super Show. Tim Owens rocks, und nun können
meine Bekannten auch gleich zu den Telefonen greifen und mich
ungläubig anrufen: Tim rockt trotzdem, ausserdem ist er sehr
freundlich. Tut mir ja leid, aber im Fotograben fiel ein
Ripper'scher Schweisstropfen auf meinen Unterarm, ich bin infiziert!
Iced Earth brauchen sich wirklich nicht hinter dem Busch zu
verstecken, auch wenn das aktuelle Album nicht gerade den
Erwartungen entspricht. Live dagegen hörten sich die neuen Songs
sich wirklich gut an, und alles in allem bekam man mit neunzehn
Songs einen guten Querschnitt von sieben Alben zu hören, davon
sieben Stücke von "Framing Armageddon". (Mya)
Setlist: "Overture (Intro)" - "Something Wicked Pt.1" - "Invasion (Intro)"
- "Motivation Of Man" - "Setian Massacre" - "Bell Intro" - "Burning
Times" - "Declaration Day" - "Violate" - "Vengeance Is Mine" - "A
Charge To Keep" - "Stormrider" - "Dracula," - "The Hunter" - "Tenthousand
Strong" - "Hold At All Costs" - "High Water Mark" -- "Melancholy" -
"My Own Savior" - "Iced Earth".
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