Livereview: Ice Rock 2014

02. Januar bis 04. Januar 2014, Wasen i. E. – Festivalgelände
By Rockslave (rsl) & Roger W. (rog) - Pics by Rockslave (Fr & Sa) & Jürgen Lugerth (Do)


Es dauerte jetzt nicht weniger als neun Jahre (!), bis ich (rsl) meinen Hintern endlich wieder mal nach Wasen im schönen Emmental schwang. Ich sollte es nicht bereuen, denn was gibt es nämlich Besseres, als das neue Jahr gleich mit einer geballten Ladung Live-Metal zu beginnen? Eben nichts eigentlich! Und wenn das Billing noch aus einem aussergewöhnlich guten Mix an einheimischem wie internationalem Metal zwischen Power, Melodic, Epic und Folk bestand, konnte Unsereins sowieso nicht mehr widerstehen. Das i-Pünktchen auf diesem grandiosen Billing waren zum Auftakt definitiv Gloryhammer. Die Gruppe um Alestorm Sänger und Keyboarder Christopher Bowes spielte zusammen mit ihrem Berner Sänger Thomas Winkler ihre Schweizer Liverpremiere. Und was für eine! An Tag zwei und drei sorgten dann vor allem The Order, Freedom Call, Nitrogods, Bonafide sowie Hardbone als letzte Band der Ausgabe 2014 für weitere wie unvergessliche Glanzpunkte. Eingebettet war das Ganze natürlich wieder in einem von der ICE ROCK -Crew liebevoll eingerichteten Festivalgelände, das abermals nichts schuldig blieb und heuer schon zum zwölften Mal über die Bühne ging! (rog/rsl)


Donnerstag, 02.01.2014 (Erster Tag)

Endoras
Wasen im Emmental, 2. Januar 2014, 20.10 Uhr: Draussen war es dunkel und auf der Ice Rock-Bühne heizten Endoras tüchtig ein. Publikum war für einen Donnerstagabend reichlich vorhanden. Und es verzog sich innerhalb des stündigen Auftritts auch nicht nach hinten, sondern blieb vor der Bühne. Kein Wunder, denn die Band aus dem Grossraum Baden entpuppte sich als richtige Stimmungskanone. Mal mit ernsteren Liedern, mal frisch fröhlich und stets top motiviert sprang der Funke schnell aufs Publikum über. Vor allem Sänger Mischa schaffte mit theatralischer Gestik und spontanen Ansagen viel Sympathie. Da vergass man fast, dass er doch arg schrägt klang, sobald auf der Tonleiter nach oben kletterte. Ebenfalls ärgerlich war der zu Beginn gänzliche und später wiederholte Ausfall der Gitarre von Marco. Trotzdem rockte dieser, als ob es kein Morgen gäbe. Die Band genoss den Auftritt sichtlich und das ICE ROCK zog mit. Umso verwunderlicher, dass für dieses Jahr, laut Webseite, bisher keine weiteren Konzerte gebucht sind. (rog)



Pertness
Eine Stufe härter und weniger rumpelig stürmten nach einer kurzen Pause Pertness die Bühne. Die Band aus dem Berner Oberland spielt präzis gerifften Heavy Metal, welcher mit Folkelementen gespickt ist. Passend dazu trug die Front, bestehend aus Gitarrist Tom, Sänger und Gitarrist Tom und Bassist Mäse Schottenröcke, während Chris am Schlagzeug, trotz den eher kühlen Temperaturen, oben ohne spielte. Spätestens nach dem ersten Song wäre sein T-Shirt sowieso bereits durchnässt gewesen. Pertness zeigten sich agil, wechselten häufig die Seiten und verzettelten sich nicht in langen Ansagen. So bleibt der Auftritt als äusserst Kompakt und Kraftvoll in Erinnerung. Mit „Frankenstein“, „Seven Times Eternety“, „My Prophecy“ und „Frozen Time“ verfügen die Oberländer über ein ansehnliches Hitarsenal, das mit vielen kaum schlechteren Liedern ergänzt wurde. Fazit: Klasse Auftritt einer Super-Band. (rog)


Gloryhammer
Rhapsody Of Fire (und Luca Turillis Version ebenfalls) könnt ihr glatt vergessen! Die wahren Helden sind die Briten Gloryhammer mit ihrem Schweizer Sänger Thomas Winkler. Denn im Vergleich zu den Italienern haben Gloryhammer a) Humor, b) den besseren Sänger und c) bereits jetzt mit dem ersten Album Songs, welche den ganzen Pomp aus dem Süden in den Schatten stellen. Oder mit anderen Worten: Ich finde diese Band ganz toll! Umso mehr gespannt war ich deshalb, ob der Sound auch live funktioniert, und das tut er. Verkleidet wie im Videoclip (Winkler in der Lederrüstung, Bowes als Bösewicht im Mantel und der Gitarrist im Kettenhemd) erzählten Gloryhammer dem ICE ROCK die Konzept-Geschichte vom Debüt-Album „Tales From The Kingdom Of Fife“. Dies taten sie mit der exakt gleichen Liederreiherfolge (inklusive Bonustracks) und mit ohrensichtlich vielen Geräuschen ab Band. Trotzdem schaffte es die Band aus dem Auftritt mehr zu machen als ein reines Liederspielen. Denn passend zur Kleidung wurde aus Winkler der Held Angus McFife, welcher nicht nur sein Land gegen die untoten Einhörner von Bösewicht Zargothrax (Bowes) verteidigen musste, sondern auch noch eine holde Prinzessin befreite. Das Publikum staunte, mit wie wenig Gloryhammer aus der Geschichte das Maximum heraus holten. Da gab es einen Gummihammer, eine Prinzessin und zum Schluss einen Scheinkampf. Nur der magische Drachen musste zu Hause bleiben. Abseits vom Klamauk und Kitsch erkannte man wohl einen der fähigsten Sänger, der gleichzeitig das Publikum zu Hochleistungen motiviert. Gloryhammer überfuhren das Publikum regelrecht. Wenn man dabei bedenkt, dass im Anschluss der nicht mehr ganz nüchterne Bassist James Cartwright den Auftritt als „schrecklich“ bezeichnet, kann man nur erahnen, wie gut Gloryhammer sind, wenn sie hervorragend spielen. Bereits am ICE ROCK konnten sicherlich einige neue Fans gewonnen werden. Eine weitere Frage bleibt allerdings ebenfalls offen: Warum Thomas Winkler, der als Berner hier im Emmental ein kantonales Heimspiel hatte, selbst die einfachsten Ansagen in Englisch machte? Es sei ihm aber verziehen, da die Ansagen zur Geschichte auf berndeutsch noch lächerlicher als auf englisch geklungen hätten. (rog)


Excelsis
Ebenfalls mit Drachen kennen sich die Emmentaler Excelsis aus. Allerdings reiten sie nicht wie Gloryhammer auf diesen putzigen Viechern, sondern töten sie. Völlig unpeinlich bezeichnen sich Excelsis als Emmentaler Drachentöter (dem Deutschen Pendant zu Dragonslayer) und beziehen sich dabei auf den Schriftsteller Jeremias Gotthelf. Stolz verkündete Sänger Münggu, dass sie sich auf die hiesige Geschichte beziehen würden. Excelsis waren vielleicht die düsterste und mystischste Band des Abends, auch wenn es immer noch Berührungspunkte zum Power Metal der anderen Bands gab. Zudem wirkten die öfters in berndeutsch gesungenen Refrains und Strophen hier in der Heimat der Gruppe umso authentischer. Das Publikum dankte es, in dem es trotz später Stunde den Klängen aufmerksam lauschte, und dabei Zeuge vom Besenklopfen wurde. Für mich hiess es an dieser Stelle allerdings und leider abzubrechen, da ich noch eine lange Heimfahrt vor mir hatte. Und so verliess ich das ICE ROCK wirklich ungerne, während Excelsis das episch schleppende „Chrieger“ unter Begleitung von Fan-Chören in die dunkle, kalte Nacht stampften. (rog)



Freitag, 03.01.2014 (Zweiter Tag)

Chickenhouse
Eigentlich war ich der Meinung, dass ich mit genügend Vorlauf unterwegs war, doch satte neun Jahre Abstinenz beim ICE ROCK hatten die entsprechenden Spuren hinterlassen. Auf dem Weg hin zum ICE ROCK ging mir durch den Kopf, wie dass es kommen konnte, dass ich beim Schweizer Konzert-Kleinod schlechthin so lange mit Abwesenheit glänzte. Die Antwort war schnell gefunden, denn die (Frei-) Zeit über Weihnacht/Neujahr war mir halt einfach zu kostbar, respektive ich nahm mir jeweils bis zum Neubeginn des folgenden Geschäftsjahres einfach die Freiheit mal „nichts“ zu tun. Nachdem der ICE ROCK Chefindianer Fridu Gerber mir aber freundlich wie bestimmt nahe legte, diesmal besser nicht zu fehlen, liess ich Gnade vor Recht walten und sollte es nicht bereuen! Da meine Anfahrt also ein zeittechnisches Desaster war, rockten Chickenhouse schon etwa eine gute Viertelstunde. Nichtsdestotrotz fand ich meinen persönlichen Einstieg in zwei Tage ICE ROCK, nota bene zum zwölften Mal, ziemlich rasch. Die Hausband zog ihren Bluesrock gekonnt vom Leder und seit die Ex-Mines/Unchain Bassistin Emi das Lineup ziert, geht das Ganze auch optisch noch besser als vorher durch. Während gut 45 Minuten wurde das Publikum bestens unterhalten, was auch der Verdienst von Gitarrist und Gast Philipp „Phipu Bluedög“ Gerber war, der sich ein paar schöne Soli-Duelle mit Jim Bows lieferte, bevor er sich nachher wieder als Stage-Tech in Szene setzte. (rsl)


The New Black
Pünktlich um 21.15 Uhr stiegen dann die Hardrocker aus Würzburg (D) auf die Bühne, die mir bis anhin kein Begriff waren. Dass diese mitunter auch schon mit Volbeat auf Tour waren und im Sommer 2010 sogar mal für Angus Young & Co. vor über 60‘000 Fans (!) eröffnen durften, war mir ebenso wenig präsent. So liess ich das Quintett mit dem ehemaligen The Traceelords Gitarristen Christof Leim einfach mal vorurteilslos auf mich einwirken. Was ich dann zu sehen und zu hören kriegte, war metallisch gefärbter Hardrock, der aber nicht so richtig grooven wollte. Sänger Markus Hammer, dessen Timbre mich immer wieder mal an die Brainstorm-Röhre Andy B. Franck erinnerte, zauberte dann im Verlauf des Auftrittes auf einmal eine Mundharmonika hervor. Mit diesem Instrument, beziehungsweise dessen Einsatz, hatte wohl vor Ort niemand wirklich gerechnet. Es hörte sich dann auch entsprechend etwas speziell an, doch insgesamt konnte man es so stehen lassen. Auch wenn ich persönlich mit der (Live-) Darbietung von The New Black nicht merklich warm wurde, so trat die Band in sich geschlossen jedoch ziemlich tight auf und die beiden Gitarristen liessen es dabei ordentlich krachen. Hört man sich entsprechend die Studiomucke an, fällt das Fazit besser aus und ich denke, dass diese Band nicht so gut zum ICE ROCK gepasst hat. Das Wasener Publikum sah das aber anders und spendete ordentlichen Applaus. (rsl)


Motorjesus
Mit ein paar Minuten Verspätung auf die offizielle Marschtabelle enterten darauf Motorjesus aus Mönchengladbach, also wieder eine Band aus Germany, die Bühne und schickten sich an, so richtig abzudrücken. Allerdings hätten da fünf Musiker aufmarschieren sollen, doch einer fehlte aus familiär bedingten Gründen, nämlich der zweite Gitarrist Guido Reuss. Diese Hypothek sollte sich schon bald negativ bemerkbar machen. Ohne grossen Firlefanz legten die Jungs zuerst einmal mit räudiger Attitüde bestückt wie gleichzeitig fett los und erinnerten sogleich an die alten Motörhead, vermischt mit ordentlichen Biker-Vibes. Solange das Rumpfquartett gemeinsam lärmte, ging die Chose recht gut ab und wurde vom Publikum nicht überschwänglich, aber mindestens interessiert abgeklatscht. Bei Gitarrist Andy Peters schlichen sich dann jedoch vor allem bei den Soli einige Unsicherheiten, respektive kleinere Patzer ein, die mich zunehmend zu stören begannen. Dazu kam, dass der Gitarrensound insgesamt zu dünn war und somit einiges an Druck fehlte. Darüber hinaus schien Frontmann Chris Birx seine liebe Mühe mit der Kälte vor Ort zu haben und klagte, neben kalten Füssen, auch über eine triefende Nase. Das diesen Zustand lindernde und folglich benötigte Papiertaschentuch wurde flugs aus dem Zuschauerraum auf die Bühne befördert. Das aktuelle Album «Wheels Of Purgatory» kam 2010 heraus und somit wäre es an der Zeit, dass hier nachgelegt wird. Dass letztlich zwei Covers («Rock You Like A Hurricane» von den Scorpions und «T.N.T.» von AC/DC) für die augenscheinlich beste Stimmung sorgten, hinterliess bei den insgesamt 80 Minuten halt einen insgesamt „nur“ zufrieden stellenden Eindruck. (rsl)


Nitrogods
Um den Freitag als zweiten Festivaltag doch noch nachhaltig ausklingen zu lassen, brauchte es nun eine klare Steigerung, und die Antwort darauf hiess Nitrogods! Da ich mich zuvor nicht über die Truppe informiert, das heisst, den Bandnamen zwar schon irgendwie und irgendwoher auf dem Schirm hatte, staunte ich vorab zuerst ein paar Baumklötze, als ich zwei der drei Musiker sofort erkannte. Da war zum einen natürlich der ehemalige Thunderhead-Gitarrist Henny Wolter, den ich live zuletzt bei der vorletzten Ausgabe von «Rock Meets Classic» gesehen und gehört hatte. Nicht zu vergessen sind hierbei natürlich Primal Fear, in dessen Lineup der heute Abend anwesende Schlagzeuger Klaus Sperling (wie Henny) ebenso mal in Lohn und Brot stand. Tja, so klein ist die Welt, aber keine Bühne zu klein, um nicht darauf abrocken zu können. Vervollständigt wurde die als Trio agierende Gruppe durch Sänger und Bassist Oimel Larcher, einem bärtigen Hünen mit ansehnlicher Plauze. Dass seine Stimme zuweilen frappant der von Motörhead-Urgestein Lemmy ähnelte, gereichte jedoch nicht zum Nachteil. Dies auch, weil das Power-Trio mitunter recht abwechslungsreiche Songs vortrug. Henny schnappte sich zwischendurch seine Gretsch-Gitarre, die natürlich erstens einen ganz anderen Sound machte und zweitens ziemlich clean wie praktisch unverzerrt gespielt wurde. Man merkte auch sofort, dass die Truppe ziemlich auf den Punkt spielte und mächtig Arsch trat! Mit «Take It To The Highway» ging dann so zu sagen ein persönlicher Traum in Erfüllung…, und liess die alten Thunderhead wenigtens für einen ihrer besten Songs aus dem damaligen Repertoire wieder kurz aufleben..., hach..., was für eine Freude! (rsl)



Samstag, 04.01.2014 (Dritter Tag)

The Order
Vom Vortag her wusste ich ja, wie lange es dauert, bis man in Wasen i. E. ankommt, und trotzdem war ich auf den Beginn des Konzertes von The Order wieder zwei, drei Minütchen zu spät, was sich aber nicht negativ auswirkte. Wer die Basler Rocker schon mal gesehen hat, weiss um die (Live-) Qualitäten dieses Power-Quartetts mit ihrem exzellenten Frontmann Gianni Pontillo. So gesehen war dies genau die richtige Einheizer-Band zum Auftakt des zweiten Tages am ICE ROCK. Es dauerte dann auch nicht lange, bis der agile Frontmann, unterstützt durch seine versierten Kollegen, das Publikum locker auf seine Seite ziehen konnte. Mit dem aktuellen Album «1986» und dem deutlichen Schwenk zum Hardrock der 80er-Jahre hin ergänzten The Order ihre eigene Rock-Stilpalette um eine weitere Facette. Dazu gehören die härteren Songs der früheren Jahre. Zusammen ergab das einen explosiven Mix, der stets von spürbarem Hitpotenzial begleitet war, und das kam an! Die Refrains waren mitunter einfach zum Nachsingen und wurden vom gut gelaunten Publikum erwidert. Eigentlich musste man fast sagen, dass hier Perlen vor die Säue geworfen wurden. Nichtsdestotrotz rockten The Order das ICE ROCK vom Feinsten und empfahlen sich ein weiteres Mal als eine der geilsten Live-Bands, die wir zurzeit in unserem Land haben. Bleibt zu hoffen, dass The Order einen längeren Atem als der ebenso brillante Vorgänger Pure Inc. haben, von denen im heutigen Repertoire nach wie vor das eine oder andere Fragment raus zu hören ist. (rsl)


Fatal Smile
Und nun kam die Band an die Reihe, die zwar für Abwechslung sorgte, aber irgendwie doch nicht so recht hierhin gepasst hat. Vor ein paar Jährchen sah ich die mal in Zürich im ehemaligen Rohstofflager als Support von Lordi. Was ich damals sah und hörte, haute mich nicht aus den Socken und darum waren meine Erwartungen für den heutigen Abend entsprechend tief. Wenn man bedenkt, dass die Schweden eigentlich schon seit 1995 existieren, also fast schon zwei Dekaden lang, kommt das Palmares nicht gerade üppig daher. Treibende Kraft seit den Anfängen ist Gitarrist Mr. Y (der nennt sich wirklich so!) und der Rest der Truppe Stand heute ist rundum erneuert. 2007 kam der neue Sänger namens Blade, der zumindest optisch kaum von seinem Vorgänger unterschieden werden kann. Soundmässig gibt man sich rauer und rumpeliger als früher und lässt auch einen Hauch von Düsterkeit erkennen, was auch auf das Outfit zurück zu führen ist. Dazu gehören überdies noch weisse Speziallinsen, ein vampirartiges Grinsen und lange Haare satt. Wie schon The Order zuvor durften Fatal Smile ebenso eine Stunde lang auf der Bühne des ICE ROCK lärmen. Mag ja sein, dass es Leute gibt, die die Schweden wirklich mögen, aber für meine Begriffe wird das wohl nie (mehr) was werden auf diese Art. Unter dem Strich war es einfach zu eintönig und liess jegliches Hitpotenzial aussen vor. (rsl)


Freedom Call
Ich will hier nun nichts schön reden und gleich verkünden, dass ich persönlich mit dem „Happy Metal“ der Deutschen schon länger meine liebe Mühe bekunde. Gleichzeitig möchte ich natürlich keinesfalls in Abrede stellen, dass die Band um Mastermind Chris Bay seit der Gründung 1998 zu Recht einige Erfolge verbuchen konnte. Zwischen 2001 und 2005 spielte da mit Cede Dupont (Ex-Symphorce) bekanntlich auch ein Schweizer mit. Dass der Vierer aus dem benachbarten Norden nun für die zwölfte Ausgabe des ICE ROCK hat verpflichtet werden können, war an sich aber eine ziemlich tolle Sache und die Jungs schienen auch ihre helle Freude daran zu haben. Das galt auch für die nicht wenigen antiziperenden Fans, die nicht lange brauchten, um warm zu werden. Derweil boten Freedom Call einen repräsentativen Querschnitt ihres Schaffens und Chris verkündete dabei, nebst weiteren kurzen Ansprachen zwischen ein paar Songs, dass das neue Studio-Album «Beyond» im Februar erscheinen wird. Reinhören werde ich da bestimmt und man soll dabei nie nie sagen. Auf jeden Fall hielt die sympathische Truppe ihr Publikum konstant auf Trab und sorgte für die eine oder andere Hüpfeinlage. Darüber hinaus gefiel mir das Ganze doch wesentlich besser als der Auftritt von Fatal Smile zuvor. (rsl)




Bonafide
Die Schweden aus Malmö gehören zur jüngeren Generation der Rock’n’Roll und Hardrockbands, die nachwievor dem Geiste der unsterblichen Aussie-Rocker AC/DC frönen. Eigentlich könnte man ja meinen, dass dieses Terrain zur Genüge beackert worden ist, doch ihre Landsleute von Bullet und natürlich auch Airbourne haben in der jüngeren Vergangenheit eindrucksvoll bewiesen, dass dieses Thema offenbar immer noch genug Fleisch am Knochen hat. Der heutige Auftritt war jedoch mit einer etwas traurigen Note versehen, denn es war das allerletzte Konzert, das man gemeinsam mit Gitarrist Mikael Fässberg zockte. Somit geriet die eh schon kultige Chose zu etwas wirklich Besonderem als diese sonst schon war. Mastermind und Sänger Pontus Snibb gab von Anfang an Gas und haute mit seinen sichtlich motivierten Kollegen einen Groove-Rocker nach dem anderen heraus. Eigentlich braucht es gar nicht viel, bis dieser Sound umgehend den Weg in Arme und Beine findet und diese entsprechend in Bewegung versetzen kann. Das war wiederum eine typische ICE ROCK-Band, die das Tenn in Wallung versetzte. Bevor Mikaels Klampfe für immer (?) verstummte, wurde dieser vom anwesenden Fanclub geehrt und unter anderem mit einem Fressalien-Korb beschenkt. Sichtlich gerührt bedankte er sich herzlich bei den Fans und spielte darauf hin die letzten Bonafide-Riffs. (rsl)

Hardbone
Wer nun dachte, dass die allerletzte Band des Festivals für einen gemächlichen Ausklang sorgen würde, sollte sich schon bald ziemlich wundern. Alleine die Affiche, dass sich die aus Hamburg stammende Truppe nicht zu schade war, für dieses eine Konzert einen Weg von über 900 Kilometer unter die Räder zu nehmen, verdiente höchsten Respekt! Das muss man sich mal vorstellen und wie eine Lindor Schokokugel auf der Zunge zergehen lassen. Mittlerweile war es nach ein Uhr morgens im Emmental, als Hardbone die Bühne enterten und darauf wie die Feuerwehr loslegten. Bonafide zuvor waren ja schon absolut top, aber die Norddeutschen legten hier noch einige Briketts nach. Wiederum im Fahrwasser von Angus Young & Co. rotzte der hochmotivierte Nordküsten-Fünfer eine Granate nach der anderen herunter. In der offensichtlichen Schnittmenge von Airbourne und '77 war es vor allem Sänger Tim Dammann, der, zusammen mit den beiden Gitarristen Sebastian Kranke und Tommy Lindemann, den Unterschied ausmachte und die allerletzten Kraftreserven am ICE ROCK mobilisierte. Da die schweisstreibende Show ein permanentes Durstgefühl erzeugte, wurde sowohl auf wie vor der Bühne kräftig Bier gebechert. Das wiederum sorgte ein letztes Mal für beste Stimmung im Emmental und Hardbone zündeten zum Schluss des diesjährigen ICE ROCK ihr musikalisches Feuerwerk in beeindruckender Weise. Da musste man nicht nur wegen dem irrwitzigen Anfahrweg den Hut ziehen, sondern weit nach zwei Uhr morgens ein generelles wie fettes Lob aussprechen. (rsl)