Es dauerte jetzt nicht weniger als neun Jahre (!), bis ich (rsl) meinen
Hintern endlich wieder mal nach Wasen im schönen Emmental schwang. Ich
sollte es nicht bereuen, denn was gibt es nämlich Besseres, als das
neue Jahr gleich mit einer geballten Ladung Live-Metal zu beginnen?
Eben nichts eigentlich! Und wenn das Billing noch aus einem
aussergewöhnlich guten Mix an einheimischem wie internationalem Metal
zwischen Power, Melodic, Epic und Folk bestand, konnte Unsereins
sowieso nicht mehr widerstehen. Das i-Pünktchen auf diesem grandiosen
Billing waren zum Auftakt definitiv Gloryhammer. Die Gruppe um Alestorm
Sänger und Keyboarder Christopher Bowes spielte zusammen mit ihrem
Berner Sänger Thomas Winkler ihre Schweizer Liverpremiere. Und was für
eine! An Tag zwei und drei sorgten dann vor allem The Order, Freedom
Call, Nitrogods, Bonafide sowie Hardbone als letzte Band der Ausgabe
2014 für weitere wie unvergessliche Glanzpunkte. Eingebettet war das
Ganze natürlich wieder in einem von der ICE ROCK -Crew liebevoll
eingerichteten Festivalgelände, das abermals nichts schuldig blieb und
heuer schon zum zwölften Mal über die Bühne ging! (rog/rsl)
Donnerstag, 02.01.2014 (Erster Tag)
Endoras
Wasen im Emmental, 2. Januar 2014, 20.10 Uhr: Draussen
war es dunkel und auf der Ice Rock-Bühne heizten Endoras tüchtig ein.
Publikum war für einen Donnerstagabend reichlich vorhanden. Und es
verzog sich innerhalb des stündigen Auftritts auch nicht nach hinten,
sondern blieb vor der Bühne. Kein Wunder, denn die Band aus dem
Grossraum Baden entpuppte sich als richtige Stimmungskanone. Mal mit
ernsteren Liedern, mal frisch fröhlich und stets top motiviert sprang
der Funke schnell aufs Publikum über. Vor
allem Sänger Mischa schaffte mit theatralischer Gestik und spontanen
Ansagen viel Sympathie. Da vergass man fast, dass er doch arg schrägt
klang, sobald auf der Tonleiter nach oben kletterte. Ebenfalls
ärgerlich war der zu Beginn gänzliche und später wiederholte Ausfall
der Gitarre von Marco. Trotzdem rockte dieser, als ob es kein Morgen
gäbe. Die Band genoss den Auftritt sichtlich und das ICE ROCK zog mit.
Umso verwunderlicher, dass für dieses Jahr, laut Webseite, bisher keine
weiteren Konzerte gebucht sind. (rog)
Pertness
Eine Stufe härter und weniger rumpelig stürmten nach
einer kurzen Pause Pertness die Bühne. Die Band aus dem Berner Oberland
spielt präzis gerifften Heavy Metal, welcher mit Folkelementen gespickt
ist. Passend dazu trug die Front, bestehend aus Gitarrist Tom, Sänger
und Gitarrist Tom und Bassist Mäse Schottenröcke, während Chris am
Schlagzeug, trotz den eher kühlen Temperaturen, oben ohne spielte.
Spätestens nach dem ersten Song wäre sein T-Shirt sowieso bereits
durchnässt gewesen. Pertness zeigten sich agil, wechselten häufig die
Seiten und verzettelten sich nicht in langen Ansagen. So bleibt der
Auftritt als äusserst Kompakt und Kraftvoll in Erinnerung. Mit
„Frankenstein“, „Seven Times Eternety“, „My Prophecy“ und „Frozen Time“
verfügen die Oberländer über ein ansehnliches Hitarsenal, das mit
vielen kaum schlechteren Liedern ergänzt wurde. Fazit: Klasse Auftritt
einer Super-Band. (rog)
Gloryhammer
Rhapsody Of Fire (und Luca Turillis Version ebenfalls)
könnt ihr glatt vergessen! Die wahren Helden sind die Briten
Gloryhammer mit ihrem Schweizer Sänger Thomas Winkler. Denn im
Vergleich zu den Italienern haben Gloryhammer a) Humor, b) den besseren
Sänger und c) bereits jetzt mit dem ersten Album Songs, welche den
ganzen Pomp aus dem Süden in den Schatten stellen. Oder mit anderen
Worten: Ich finde diese Band ganz toll! Umso mehr gespannt war ich
deshalb, ob der Sound auch live funktioniert, und das tut er.
Verkleidet wie im Videoclip (Winkler in der Lederrüstung,
Bowes als Bösewicht im Mantel und der Gitarrist im Kettenhemd)
erzählten Gloryhammer dem ICE ROCK die Konzept-Geschichte vom
Debüt-Album „Tales From The Kingdom Of Fife“. Dies taten sie mit der
exakt gleichen Liederreiherfolge (inklusive Bonustracks) und mit
ohrensichtlich vielen Geräuschen ab Band. Trotzdem schaffte es die Band
aus dem Auftritt mehr zu machen als ein reines Liederspielen. Denn
passend zur Kleidung wurde aus Winkler der Held Angus McFife, welcher
nicht nur sein Land gegen die untoten Einhörner von Bösewicht
Zargothrax (Bowes) verteidigen musste, sondern auch noch eine holde
Prinzessin befreite. Das Publikum staunte, mit wie wenig Gloryhammer
aus der Geschichte das Maximum heraus holten. Da gab es einen
Gummihammer, eine Prinzessin und zum Schluss einen Scheinkampf. Nur der
magische Drachen musste zu Hause bleiben. Abseits vom Klamauk und
Kitsch erkannte man wohl einen der fähigsten Sänger, der gleichzeitig
das Publikum zu Hochleistungen motiviert. Gloryhammer überfuhren das
Publikum regelrecht. Wenn man dabei bedenkt, dass im Anschluss der
nicht mehr ganz nüchterne Bassist James Cartwright den Auftritt als
„schrecklich“ bezeichnet, kann man nur erahnen, wie gut Gloryhammer
sind, wenn sie hervorragend spielen. Bereits am ICE ROCK konnten
sicherlich einige neue Fans gewonnen werden. Eine weitere Frage bleibt
allerdings ebenfalls offen: Warum Thomas Winkler, der als Berner hier
im Emmental ein kantonales Heimspiel hatte, selbst die einfachsten
Ansagen in Englisch machte? Es sei ihm aber verziehen, da die Ansagen
zur Geschichte auf berndeutsch noch lächerlicher als auf englisch
geklungen hätten. (rog)
Excelsis
Ebenfalls mit Drachen kennen sich die Emmentaler
Excelsis aus. Allerdings reiten sie nicht wie Gloryhammer auf diesen
putzigen Viechern, sondern töten sie. Völlig unpeinlich bezeichnen sich
Excelsis als Emmentaler Drachentöter (dem Deutschen Pendant zu
Dragonslayer) und
beziehen sich dabei auf den Schriftsteller Jeremias Gotthelf. Stolz
verkündete Sänger Münggu, dass sie sich auf die hiesige Geschichte
beziehen würden. Excelsis waren vielleicht die düsterste und
mystischste Band des Abends, auch wenn es immer noch Berührungspunkte
zum Power Metal der anderen Bands gab. Zudem wirkten die öfters in
berndeutsch gesungenen Refrains und Strophen hier in der Heimat der
Gruppe umso authentischer. Das Publikum dankte es, in dem es trotz
später Stunde den Klängen aufmerksam lauschte, und dabei Zeuge vom
Besenklopfen wurde. Für mich hiess es an dieser Stelle allerdings und
leider abzubrechen, da ich noch eine lange Heimfahrt vor mir hatte. Und
so verliess ich das ICE ROCK wirklich ungerne, während Excelsis das
episch schleppende „Chrieger“ unter Begleitung von Fan-Chören in die
dunkle, kalte Nacht stampften. (rog)
Freitag, 03.01.2014 (Zweiter Tag)
Chickenhouse
Eigentlich war ich der Meinung, dass ich mit genügend
Vorlauf unterwegs war, doch satte neun Jahre Abstinenz beim ICE ROCK
hatten die entsprechenden Spuren hinterlassen. Auf dem Weg hin zum ICE
ROCK ging mir durch den Kopf, wie dass es kommen konnte, dass ich beim
Schweizer Konzert-Kleinod schlechthin so lange mit Abwesenheit glänzte.
Die Antwort war schnell gefunden, denn die (Frei-) Zeit über Weihnacht/Neujahr
war mir halt einfach zu kostbar, respektive ich nahm mir jeweils bis
zum Neubeginn des folgenden Geschäftsjahres einfach die Freiheit mal
„nichts“ zu tun. Nachdem der ICE ROCK Chefindianer Fridu Gerber mir
aber freundlich wie bestimmt nahe legte, diesmal besser nicht zu
fehlen, liess ich Gnade vor Recht walten und sollte es nicht bereuen!
Da meine Anfahrt also ein zeittechnisches Desaster war, rockten
Chickenhouse schon etwa eine gute Viertelstunde. Nichtsdestotrotz fand
ich meinen persönlichen Einstieg in zwei Tage ICE ROCK, nota bene zum
zwölften Mal, ziemlich rasch. Die Hausband zog ihren Bluesrock gekonnt
vom Leder und seit die Ex-Mines/Unchain Bassistin Emi das Lineup ziert,
geht das Ganze auch optisch noch besser als vorher durch. Während gut
45 Minuten wurde das Publikum bestens unterhalten, was auch der
Verdienst von Gitarrist und Gast Philipp „Phipu Bluedög“ Gerber war,
der sich ein paar schöne Soli-Duelle mit Jim Bows lieferte, bevor er
sich nachher wieder als Stage-Tech in Szene setzte. (rsl)
The New Black
Pünktlich um 21.15 Uhr stiegen dann die Hardrocker aus
Würzburg (D) auf die Bühne, die mir bis anhin kein Begriff waren. Dass
diese mitunter auch schon mit Volbeat auf Tour waren und im Sommer 2010
sogar mal für Angus Young & Co. vor über 60‘000 Fans (!) eröffnen
durften, war mir ebenso wenig präsent. So liess ich das Quintett mit
dem ehemaligen The Traceelords Gitarristen Christof Leim einfach mal
vorurteilslos auf mich einwirken. Was ich dann zu sehen und zu hören
kriegte, war metallisch gefärbter Hardrock, der aber nicht so richtig
grooven wollte. Sänger Markus Hammer, dessen Timbre mich immer wieder
mal an die Brainstorm-Röhre Andy B. Franck erinnerte, zauberte dann im
Verlauf des Auftrittes auf einmal eine Mundharmonika hervor. Mit diesem
Instrument, beziehungsweise dessen Einsatz, hatte wohl vor Ort niemand
wirklich gerechnet. Es hörte sich dann auch entsprechend etwas speziell
an, doch insgesamt konnte man es so stehen lassen. Auch wenn ich
persönlich mit der (Live-) Darbietung von The New Black nicht merklich
warm wurde, so trat die Band in sich geschlossen jedoch ziemlich tight
auf und die beiden Gitarristen liessen es dabei ordentlich krachen.
Hört man sich entsprechend die Studiomucke an, fällt das Fazit besser
aus und ich denke, dass diese Band nicht so gut zum ICE ROCK gepasst
hat. Das Wasener Publikum sah das aber anders und spendete ordentlichen
Applaus. (rsl)
Motorjesus
Mit ein paar Minuten Verspätung auf die offizielle
Marschtabelle enterten darauf Motorjesus aus Mönchengladbach, also
wieder eine Band aus Germany, die Bühne und schickten sich an, so
richtig abzudrücken. Allerdings hätten da fünf Musiker aufmarschieren
sollen, doch einer fehlte aus familiär bedingten Gründen,
nämlich der zweite Gitarrist Guido Reuss. Diese Hypothek sollte sich
schon bald negativ bemerkbar machen. Ohne grossen Firlefanz legten die
Jungs zuerst einmal mit räudiger Attitüde bestückt wie gleichzeitig
fett los und erinnerten sogleich an die alten Motörhead, vermischt mit
ordentlichen Biker-Vibes. Solange das Rumpfquartett gemeinsam lärmte,
ging die Chose recht gut ab und wurde vom Publikum nicht
überschwänglich, aber mindestens interessiert abgeklatscht. Bei
Gitarrist Andy Peters schlichen sich dann jedoch vor allem bei den Soli
einige Unsicherheiten, respektive kleinere Patzer ein, die mich
zunehmend zu stören begannen. Dazu kam, dass der Gitarrensound
insgesamt zu dünn war und somit einiges an Druck fehlte. Darüber hinaus
schien Frontmann Chris Birx seine liebe Mühe mit der Kälte vor Ort zu
haben und klagte, neben kalten Füssen, auch über eine triefende Nase.
Das diesen Zustand lindernde und folglich benötigte Papiertaschentuch
wurde flugs aus dem Zuschauerraum auf die Bühne befördert. Das aktuelle
Album «Wheels Of Purgatory» kam 2010 heraus und somit wäre es an der
Zeit, dass hier nachgelegt wird. Dass letztlich zwei Covers («Rock You
Like A Hurricane» von den Scorpions und «T.N.T.» von AC/DC) für die
augenscheinlich beste Stimmung sorgten, hinterliess bei den insgesamt
80 Minuten halt einen insgesamt „nur“ zufrieden stellenden Eindruck.
(rsl)
Nitrogods
Um den Freitag als zweiten Festivaltag doch noch
nachhaltig ausklingen zu lassen, brauchte es nun eine klare Steigerung,
und die Antwort darauf hiess Nitrogods! Da ich mich zuvor nicht über
die Truppe informiert, das heisst, den Bandnamen zwar schon irgendwie
und irgendwoher auf dem Schirm hatte, staunte ich vorab zuerst ein paar
Baumklötze, als ich zwei der drei Musiker sofort erkannte. Da war zum
einen
natürlich der ehemalige Thunderhead-Gitarrist Henny Wolter, den ich
live zuletzt bei der vorletzten Ausgabe von «Rock Meets Classic»
gesehen und gehört hatte. Nicht zu vergessen sind hierbei natürlich
Primal Fear, in dessen Lineup der heute Abend anwesende Schlagzeuger
Klaus Sperling (wie Henny) ebenso mal in Lohn und Brot stand. Tja, so
klein ist die Welt, aber keine Bühne zu klein, um nicht darauf abrocken
zu können. Vervollständigt wurde die als Trio agierende Gruppe durch
Sänger und Bassist Oimel Larcher, einem bärtigen Hünen mit ansehnlicher
Plauze. Dass seine Stimme zuweilen frappant der von Motörhead-Urgestein
Lemmy ähnelte, gereichte jedoch nicht zum Nachteil. Dies auch, weil das
Power-Trio mitunter recht abwechslungsreiche Songs vortrug. Henny
schnappte sich zwischendurch seine Gretsch-Gitarre, die natürlich
erstens einen ganz anderen Sound machte und zweitens ziemlich clean wie
praktisch unverzerrt gespielt wurde. Man merkte auch sofort, dass die
Truppe ziemlich auf den Punkt spielte und mächtig Arsch trat! Mit
«Take It To The Highway» ging dann so zu sagen ein persönlicher
Traum in Erfüllung…, und liess die alten Thunderhead wenigtens
für einen ihrer besten Songs aus dem damaligen Repertoire
wieder kurz aufleben..., hach..., was für eine Freude! (rsl)
Samstag, 04.01.2014 (Dritter Tag)
The Order
Vom Vortag her wusste ich ja, wie lange es dauert, bis
man in Wasen i. E. ankommt, und trotzdem war ich auf den Beginn des
Konzertes von The Order wieder zwei, drei Minütchen zu spät, was sich
aber nicht negativ auswirkte. Wer die Basler Rocker schon mal gesehen
hat, weiss um die (Live-) Qualitäten dieses Power-Quartetts mit ihrem
exzellenten Frontmann Gianni Pontillo. So gesehen war dies genau die
richtige Einheizer-Band zum Auftakt des zweiten Tages am ICE ROCK. Es
dauerte dann auch nicht lange, bis der agile Frontmann, unterstützt
durch seine versierten Kollegen, das Publikum locker auf seine Seite
ziehen konnte. Mit dem aktuellen Album «1986» und dem deutlichen
Schwenk zum Hardrock
der 80er-Jahre hin ergänzten The Order ihre eigene Rock-Stilpalette um
eine weitere Facette. Dazu gehören die härteren Songs der früheren
Jahre. Zusammen ergab das einen explosiven Mix, der stets von spürbarem
Hitpotenzial begleitet war, und das kam an! Die Refrains waren mitunter
einfach zum Nachsingen und wurden vom gut gelaunten Publikum erwidert.
Eigentlich musste man fast sagen, dass hier Perlen vor die Säue
geworfen wurden. Nichtsdestotrotz rockten The Order das ICE ROCK vom
Feinsten und empfahlen sich ein weiteres Mal als eine der geilsten
Live-Bands, die wir zurzeit in unserem Land haben. Bleibt zu hoffen,
dass The Order einen längeren Atem als der ebenso brillante Vorgänger
Pure Inc. haben, von denen im heutigen Repertoire nach wie vor das eine
oder andere Fragment raus zu hören ist. (rsl)
Fatal Smile
Und nun kam die Band an die Reihe, die zwar für
Abwechslung sorgte, aber irgendwie doch nicht so recht hierhin gepasst
hat. Vor ein paar Jährchen sah ich die mal in Zürich im ehemaligen
Rohstofflager als Support von Lordi. Was ich damals sah und hörte,
haute mich nicht aus den Socken und darum waren meine Erwartungen für
den heutigen Abend entsprechend tief. Wenn man bedenkt, dass die
Schweden eigentlich schon seit 1995 existieren, also fast schon zwei
Dekaden lang, kommt das Palmares nicht gerade üppig daher. Treibende
Kraft seit den Anfängen ist Gitarrist Mr. Y (der nennt sich wirklich
so!) und der Rest der Truppe Stand heute ist rundum erneuert. 2007 kam
der neue Sänger namens Blade, der zumindest optisch kaum von seinem
Vorgänger unterschieden werden kann. Soundmässig gibt man sich rauer
und rumpeliger als früher und lässt auch einen Hauch von Düsterkeit
erkennen, was auch auf das Outfit zurück zu führen ist. Dazu gehören
überdies noch weisse Speziallinsen, ein vampirartiges Grinsen und lange
Haare satt. Wie schon The Order zuvor durften Fatal Smile ebenso eine
Stunde lang auf der Bühne des ICE ROCK lärmen. Mag ja sein, dass es
Leute gibt, die die Schweden wirklich mögen, aber für meine Begriffe
wird das wohl nie (mehr) was werden auf diese Art. Unter dem Strich war
es einfach zu eintönig und liess jegliches Hitpotenzial aussen vor.
(rsl)
Freedom Call
Ich will hier nun nichts schön reden und gleich
verkünden, dass ich persönlich mit dem „Happy Metal“ der Deutschen
schon länger meine liebe Mühe bekunde. Gleichzeitig möchte ich
natürlich keinesfalls in Abrede stellen, dass die Band um Mastermind
Chris Bay seit der Gründung 1998 zu Recht einige Erfolge verbuchen
konnte. Zwischen 2001 und 2005 spielte da mit Cede Dupont
(Ex-Symphorce) bekanntlich auch ein Schweizer mit. Dass der Vierer aus
dem benachbarten Norden nun für die zwölfte Ausgabe des ICE ROCK hat
verpflichtet werden können, war an sich
aber eine ziemlich tolle Sache und die Jungs schienen auch ihre helle
Freude daran zu haben. Das galt auch für die nicht wenigen
antiziperenden Fans, die nicht lange brauchten, um warm zu werden.
Derweil boten Freedom Call einen repräsentativen Querschnitt ihres
Schaffens und Chris verkündete dabei, nebst weiteren kurzen Ansprachen
zwischen ein paar Songs, dass das neue Studio-Album «Beyond» im Februar
erscheinen wird. Reinhören werde ich da bestimmt und man soll dabei nie
nie sagen. Auf jeden Fall hielt die sympathische Truppe ihr Publikum
konstant auf Trab und sorgte für die eine oder andere Hüpfeinlage.
Darüber hinaus gefiel mir das Ganze doch wesentlich besser als der
Auftritt von Fatal Smile zuvor. (rsl)
Bonafide
Die Schweden aus Malmö gehören zur jüngeren Generation
der Rock’n’Roll und Hardrockbands, die nachwievor dem Geiste der
unsterblichen Aussie-Rocker AC/DC frönen. Eigentlich könnte man ja
meinen, dass dieses Terrain zur Genüge beackert worden ist, doch ihre
Landsleute von Bullet und natürlich auch Airbourne haben in der
jüngeren Vergangenheit eindrucksvoll bewiesen, dass dieses Thema
offenbar immer noch genug Fleisch am Knochen hat. Der heutige Auftritt
war jedoch mit einer etwas traurigen Note versehen, denn es war das
allerletzte Konzert, das man gemeinsam mit Gitarrist Mikael Fässberg
zockte. Somit geriet die eh schon kultige Chose zu etwas wirklich
Besonderem als diese sonst schon war. Mastermind und Sänger Pontus
Snibb gab von Anfang an Gas und haute mit seinen sichtlich motivierten
Kollegen einen Groove-Rocker nach dem anderen heraus. Eigentlich
braucht es gar nicht viel, bis dieser Sound umgehend den Weg in Arme
und Beine findet und diese entsprechend in Bewegung versetzen kann. Das
war wiederum eine typische ICE ROCK-Band, die das Tenn in Wallung
versetzte. Bevor Mikaels Klampfe für immer (?) verstummte, wurde dieser
vom anwesenden Fanclub geehrt und unter anderem mit einem
Fressalien-Korb beschenkt. Sichtlich gerührt bedankte er sich herzlich
bei den Fans und spielte darauf hin die letzten Bonafide-Riffs. (rsl)
Hardbone
Wer nun dachte, dass die allerletzte Band des Festivals
für einen gemächlichen Ausklang sorgen würde, sollte sich schon bald
ziemlich wundern. Alleine die Affiche, dass sich die aus Hamburg
stammende Truppe nicht zu schade war, für dieses eine Konzert einen Weg
von über 900 Kilometer unter die Räder zu nehmen, verdiente höchsten
Respekt! Das muss man sich mal vorstellen und wie eine Lindor
Schokokugel auf der Zunge zergehen lassen. Mittlerweile war es nach ein
Uhr morgens im Emmental, als Hardbone die Bühne enterten und darauf wie
die Feuerwehr loslegten. Bonafide zuvor waren ja schon absolut top,
aber die Norddeutschen legten hier noch einige Briketts nach. Wiederum
im Fahrwasser von Angus Young & Co. rotzte der hochmotivierte
Nordküsten-Fünfer eine Granate nach der anderen herunter. In der
offensichtlichen Schnittmenge von Airbourne und '77 war es vor allem
Sänger Tim Dammann, der, zusammen mit den beiden Gitarristen Sebastian Kranke und
Tommy Lindemann, den Unterschied ausmachte und die allerletzten
Kraftreserven am ICE ROCK mobilisierte. Da die schweisstreibende Show
ein permanentes Durstgefühl erzeugte, wurde sowohl auf wie vor der
Bühne kräftig Bier gebechert. Das wiederum sorgte ein letztes Mal für
beste Stimmung im Emmental und Hardbone zündeten zum Schluss des
diesjährigen ICE ROCK ihr musikalisches Feuerwerk in beeindruckender
Weise. Da musste man nicht nur wegen dem irrwitzigen Anfahrweg den Hut
ziehen, sondern weit nach zwei Uhr morgens ein generelles wie fettes
Lob aussprechen. (rsl)
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