Die Vorfreude ist bekanntlich die grösste Freude und diese
herrschte bei mir schon bald, als die ersten Acts der mittlerweile
schon vierzehnten Auflage des "ICE ROCK"-Festivals bekannt wurden.
Nebst Jorn und Victory vermochte vor allem die Ankündigung von
Ammunition gewaltig zu punkten! Das ist eine neue skandinavische
Mega-Truppe um den ehemaligen Wig Wam Frontmann Åge Sten Nilsen und
Eclipse Mastermind wie Producer Erik Mårtensson. Besonderes
Augenmerk lag zudem bei Bassist Hal Patino, der bekanntlich einige
Zeit in Diensten eines bekannten Herrn namens Kim Bendix Petersen
alias King Diamond stand. Des Weiteren reizten mich die spanischen
Glam-Rocker Stop Stop und mit Gloriavolt sowie Pertness waren unter
anderem auch Schweizer Bands mit Renommée vertreten. Da Jorn Lande
und seine Jungs bereits am Donnerstagabend schon auf der Bühne
standen, Victory am Freitag dran waren und Ammunition das Highlight
des Samstags stellten, war klar, dass ich heuer das komplette
Festival bestreiten würde. So stand dem ersten Konzertereignis des
noch jungen Jahres nichts mehr im Weg.
Donnerstag, 07.01.2016
(1. Tag)
Pertness
Die Berner Highland Metaller durften das diesjährige "ICE
ROCK"-Festival eröffnen und hatten dabei sowas wie einen
Heimvorteil. So gesehen war das natürlich keine schlechte Wahl. Die
gestandenen Musiker aus Frutigen fackelten denn auch nicht lange
herum und gaben gleich ordentlich Gas. Dazu benützten die unisono im
Schottenrock gekleideten Musiker zu Beginn eigentümlich
anzu-schauende Skull-Masken, die dann aber bald einmal abgelegt
wurden. Zum groovigen Gebräu aus folkgetränktem Thrash und knackigem
Power Metal zeigten Pertness dann, wie tight die technisch sehr
versierte Band aufzuspielen vermag. Das übertrug sich dann bald auf
die schon ordentliche Anzahl an Metalheads, die so ihre
Nackenmuskulatur bereits auf Betriebstemperatur bringen konnten. Für
mich war die Darbietung auch in Ordnung, aber meine persönlichen
musikalischen Geschmacksnerven wurden hier nur teilweise getroffen.
Mit dem ganzen Folk-Metal Zeug kann ich bekanntlich wenig bis gar
nichts anfangen, und das wird sich nach über vierzig Jahren des
Metallerdaseins auch nicht mehr ändern. Werden diese Elemente jedoch
etwas dezenter eingesetzt, bleibt immerhin etwas vom sonst überaus
griffigen Pertness-Sound übrig, dem ich was abgewinnen kann. Meine
eigenen Präferenzen hatten angesichts der guten Stimmung hier oben
im Emmental jedoch keinerlei Bedeutung, und so konnte
Ober-ICE-ROCKER Fridu Gerber nach knapp einer Stunde die obligate
wie mittlerweile längs kultbehaftete Frage: "Isch das öppis gsi?!"
stellen und bekam eine deutliche Antwort darauf.
Jorn
Die Verpflichtung von Jorn Lande (Ex-Masterplan) durfte im Rahmen
des "ICE ROCK"-Festivals getrost als Sensation bezeichnet werden.
Der umtriebige Norweger, der bald wieder mit Avantasia weitaus
grössere Bühnen betreten wird, flog für diesen Auftritt zuerst extra
nach Genf, wo er und seine Band durch "Devils right hand" und
OK-Mitglied Marco Forster persönlich abgeholt und nach Wasen i. E.
geführt wurden. Wenn man sich das jeweils bei der eigenen Anreise
vergegenwärtigt, wo
man
da eigentlich hinfährt, dann ist die ganze Affiche einfach nur der
pure Kult! Somit wurden die Erwartungen entsprechend geschürt und
mir stellte sich umgehend die Frage nach der Auswahl der Songs für
das heutige Konzert. Das aktuelle Line-Up besteht instrumental aus
Trond Holter (g, Ex-Wig Wam), Thomas Bekkevold (b) und Christian
Svendsen (d). Letzterer steht unteren anderem noch in Diensten von
Tsjuder und weiteren ziemlich düsteren Kapellen. Der technisch sehr
gewandte Drummer musste somit mit ziemlich angezogener Handbremse
spielen, doch er schien mächtig Spass daran zu haben und fiel nicht
nur durch seine luftige Frisur auf. Als Opener wurde das schon fast
"doomige" «Carry The Black» vom letzten Album «Traveller» (2013)
gewählt, gefolgt vom flotteren Rocker «Legend Man». Obwohl sich
Axeman Trond Holter keine Blösse gab und Jorn Lande bestens bei
Stimme war, fehlte das gewisse Etwas, sprich Spritzigkeit und
Energie, die einen hätte wegblasen sollen, ja müssen!
Ohrwurmqualitäten wurden beim bekannten Masterplan-Song «Time To Be
King» und dem Dio-Klassiker «Rainbow In The Dark» zwar in bewährter
Form unter Beweis gestellt, doch auch so blieb der Auftritt von Jorn
insgesamt wie überraschend zu blass, und dass die Band nach knapp
achtzig Minuten die Bühne verliess, ohne die gesamt mögliche
Spielzeit von eineinhalb Stunden auszunutzen, hinterliess einen
zusätzlichen Dämpfer.
Setliste: «Carry The Black» - «Legend
ManBelow» - «Time To Be King» - «World Gone Mad» - «We Brought The
Angels Down» - «Guitar Solo Trond Holter» - «The Inner Road» -
«Stormcrow» - «The Last Revolution» - «Lonely Are The Brave» -
«Rainbow In the Dark» - «War Of The World».
Crossplane
Pünktlich um 23.00 Uhr enterte das deutsche Quartett aus dem
Ruhrpott die Bühne und ich hatte keinen blassen Schimmer, was mich
nun erwarten würde. Kurz gefasst war dies dann Motörhead für Arme,
und ich wunderte mich von Anfang an, wie grottenschlecht sich diese
Band als Ganzes präsentierte. Da passte nicht viel zusammen, vor
allem die Gitarre und der Bass spielten in einer eigenen wie
gleichzeitig ziemlich tiefen Liga. Laufend waren Spiel- wie
Taktfehler auszumachen, und von den recht ruppig klingenden Songs
blieb kaum bis gar nichts hängen! Wie sich im Nachhinein heraus
stellte, musste Mastermind Celli (v/g), der unbedingt am "ICE ROCK"
spielen wollte, kurzfristig zwei Ersatzmusiker (!) aufbieten. Das
wusste jedoch zu Beginn niemand und danach kaum wer sonst noch. Auch
wenn Celli als stimmliche Mischung zwischen Lemmy (R.I.P.) und Zakk
Wylde alles gab, war dies unter dem Strich ein Auftritt, den wohl
alle Beteiligten möglichst schnell wieder vergessen möchten. Der
Bandleader fand das mit Sicherheit ebenso wenig prickelnd, und darum
wurde letztlich auch klar, warum die Band quasi fast zum
Weiterspielen genötigt wurde. Mit Ach und Krach kam so eine knappe
Stunde zustande und das Ende trug wohl für alle eine erlösende
Komponente in sich. Da wäre es unter diesen ungünstigen Umständen
vielleicht gescheiter gewesen, eher nicht aufzutreten, aber von der
scheinbaren Kurzfristigkeit dieser misslichen Lage hätte auf die
Schnelle keine Ersatz-Band aufgetrieben werden können. Bevor die
Truppe sich wieder auf den Heimweg machte, wurde in der gleichen
Konstellation kurz danach noch die «Hall Of Fame» in Wetzikon
bespielt. Bisher ist mir noch nicht zu Ohren gekommen, was sich dort
zugetragen hat, aber eigentlich will ich das gar nicht wissen. Mag
sein, dass Crossplane normalerweise einiges mehr zu bieten hätten,
doch diese Vorstellung von heute Abend ging total in die Hose und
schreit so keinesfalls nach einer Fortsetzung.
Worry
Blast Obwohl sich die Menge der Ice Rockers um 00.30 Uhr
merklich vermindert hatte, spielten Worry Blast als letzte Band des
ersten Tages nicht vor leeren Rängen. Die Rockband aus dem Kanton
Wallis hatte ich vergangenen August im Z7 als Support von '77 zum
ersten Mal gesehen und gehört. Das Fazit nach den ersten dreissig
Minuten fiel dabei eher ernüchternd aus. Wenn man sich als
Newcomer-Band im Wesentlichen auf den Pfad von Angus Young & Co.
begibt, dann muss man es echt drauf haben, um nicht in der Masse
tausender ähnlich gestrickter Combos unter zu
gehen.
Von der Optik her stach Leadsänger und Rhythmus-Gitarrist Mat
Petrucci am meisten hervor, wobei der unscheinbar wirkende Allan
Claret einige gute Soli vom Stapel liess. Die Rhythm-Section war
derweile durch Dann (b/v) sowie Lucas Collaud, möglichweise Brüder
oder Cousins, banddienlich vertreten. Musikalisch ging es
mehrheitlich in die eingangs beschriebene Richtung, doch dann und
wann waren auch etwas metallischere Momente auszumachen. Für dass
Mat noch sichtlich von seinem Jungbrunnen zehren kann, klingen seine
Ledavocals ordentlich rau, was grundsätzlich gut zum Sound der
Walliser Rocker passt. Technisch ist eigentlich ebenso kaum was
auszusetzen, aber das Songwriting genügt meiner Meinung nach einfach
nicht, um hier wirklich einen Unterschied zu machen. Bei der
Spielzeit von einer Stunde muss dann halt schon etwas mehr als 08/15
Aussie-Rock kommen. Seit ich die Schweden von Dynamite an gleicher
Stelle gesehen haben, die weitgehend ins gleiche Horn blasen, dann
reicht einfach einziger Song wie «Bullseye», um den Unterschied zu
erklären. Damit will ich Worry Blast nicht in die Pfanne hauen, denn
ihr Auftritt war sicher solide und vermochte die anwesenden Fans auf
jeden Fall zu unterhalten. Unter dem Strich war die Mucke für mich
aber viel zu gleichförmig und damit bald einmal langweilig.
Freitag, 08.01.2016 (2. Tag)
Victorius
Der zweite Tag im Emmental hatte, wie am Vortag, wiederum vier Bands
am Start. Davon interessierten mich vor allem die spanischen
Glamster von Stop Stop und natürlich Victory. Der Opener des
Freitags hiess jedoch Victorius, also fast gleich wie die
Landskollegen. Ich hatte die Jungs, die übrigens extra aus Leipzig
(!) angereist kamen, schon mal in der Wetziker "Hall Of Fame" als
Support von Crystal Ball gesehen. Auf eine gewisse Art und Weise
erinnerten sie mich musikalisch etwas an Kissin' Dynamite, wobei
diese aktuell, sprich karrieretechnisch, deutlich weiter sind. Meine
Erwartungen zu Victorius waren deshalb eher tief angesetzt und mit
der Bereitschaft verknüpft, einer allfälligen Verbesserung
wohlgesinnt wie anerkennend gegenüber zu stehen. Leider kam die
Chose der Ost-deutschen dann aber eneut nicht so daher, wie sie
sollte. Nebst dem Umstand, dass das Songwriting insgesamt nach wie
vor zu bescheiden ist, liess sich die Schwachstelle ziemlich rasch
in der Person von Frontmann David Baßin ausmachen. Was in der "Hall
Of Fame" noch knapp durchging, stand heute Abend voll im Abseits.
Für meine Begriffe lag der gute David stimmlich total daneben. Was
auf den Tonträgern absolut sauber daher kommt, lässt sich auf der
Bühne offenbar nicht adäquat umsetzen. Warum das so ist oder an was
es vielleicht speziell heute Abend lag? Keine Ahnung, aber es war
einfach nicht gut. Stilistisch bewegen sich Victorius teilweise auch
in der Nähe der frühen Edguy und sind deshalb mit ihrer Mucke quasi
zwei Dekaden zu spät dran, wie auch immer. Die Leistung am
diesjährigen "ICE ROCK"-Festival war trotz der technischen
Fähigkeiten ungenügend und ein Song wie «Twilight Skies» lässt mich
umgehend reissaus nehmen, aber das ist Geschmackssache und dafür
können Victorius natürlich nichts. Die Stimmung unter den Fans war
ok, aber Begeisterungsstürme waren nicht feststellbar.
Setliste: «The Awakening» - «Under Burning Skies» - «Dreamchaser» -
«Blood Alliance» - «Twilight Skies» - «Lake Of Hope» - «Battalions
Of The Holy Cross» - «Day Of Reckoning» - «Dragonheart» - «Starfire»
- «Metalheart».
Stop Stop Und nun wurde
es (nach Jorn) wieder richtig interessant! Nebst dem stilistischen
Schwenk in Richtung schmissigen Glam Rock, gab auch das Optische bei
der Band aus Barcelona einiges her, die bereits Schweizer Bühnen,
wie in Luzern im Bruch Brothers, schon bespielt hat. Gehört und
mitbekommen hatte ich vorher schon das eine oder andere mal was über
diese quirlige Truppe. Kopf des Trios ist Leadsänger und Bassist
Jacob A.M., der nebst in der spanischen Heimat auch eine Weile in
Italien, sprich Mailand und in den Staaten drüben lebte. In den
Jahren des
Bandaufbaus
gab ein paar Besetzungswechsel, die eigentlich erst 2009 ihr Ende
fanden. Aktuell ist man mittler-weile vom einstigen Quartett (das die
Debüt-CD «Unlimited» eingespielt hat) zum Trio geschrumpft und hat
mit Drummer Danny Stix (was für ein treffender Name!) nun einen
Bulgarier aus Sofia mit an Bord. Die spanisch bulgarische
Freundschaft legte von der ersten Sekunde an voll los und brachte
die Meute vor der Bühne voll auf Trab! Die enorme Spielfreude der
Band übertrug sich bald auf das begeisterte Publikum. Vor allem
Jacob gab sich sehr agil und da er sich den ganzen Platz vor dem
Schlagzeug nur mit seinem Kumpel Vega teilen musste, wussten dies
beide Musiker auszunutzen und legten sich immer wieder in satte
Posen rein. Ein weiterer Blickfang, und das nicht nur wegen dem
üppigen Wuschelkopf, war natürlich Drummer Danny, dessen herrlich
tuntiges Gehabe die Kitschgrenze nie überschritt und entfernt etwas
an den ganz jungen Tommy Lee (Mötley Crüe) erinnerte. Obwohl das
Drumspiel dabei ähnlich kraftvoll zelebriert wurde, fehlte mir
dessen kultiges Drehen und Schwingen der Drumsticks. Das war jedoch
letztlich nur ein unbedeutendes Detail und schmälerte die Leistung
von Mr. Stix keineswegs. Überhaupt vermochten die schmissigen Songs
wirklich zu begeistern. Das einzige was mich des Guten zuviel
dünkte, waren die Cover-Zitate wie komplette Songs von bekannten
Bands wie ZZ Top («Gimme All Your Lovin'») oder CCR («Proud Mary»).
Unter dem Strich war es aber ein hammergeiler Auftritt, der Stop
Stop nach diesem Abend bestimmt einige Fans mehr bescherte.
Setliste: «Lost In The U.K.» - «Born To Rock» - «The Only Thing» -
«Too Late» - «Lola» - «Gimme All Your Lovin'» - «Join' The Party» -
«Love Machine» - «Toilet Party» - «Diane» - «Poser» - «Proud Mary» -
«Bad Hair Day» - «In'n'Out» -- «Stop Stop!».
Victory
Da das eigentlich erwartete Festival-Highlight mit Jorn am Vortag
nur bedingt stattgefunden hatte, lag es nun an der deutschen
Hardrock-Ikone, nach der voran gegangenen Steilvorlage von Stop Stop
nochmals eine Schippe drauf zu legen. Dass Victory dazu imstande
sind, stand ausser Frage. Die letzten paar Konzerte, die ich in den
letzten Jahren sah, waren in Balingen (D) am BYH!!!-Festival, im Z7
in Pratteln mal und vor zwei Jahren natürlich bei "70000 Tons Of
Metal». Und noch jedes Mal zündeten die Deutschen ein
Hardrock-Feuerwerk der Sonderklasse. Da Gitarrist und
Langzeit-Member Herman Frank seit 2014 nicht mehr im Line-Up von
Accept steht, bleibt in der Folge (nebst dem eigenen Solo-Zeugs)
mehr Zeit für anderes. Das letzte sehr gute Studioalbum «Don't Talk
Science» stammt von 2011 und somit stünde eigentlich wieder mal,
nein längst neues Ohrfutter an! Die Blütezeit war jedoch in 80ern
und 90ern und aus dieser goldenen Zeit, zusammen mit dem "aktuellen"
Material, gibt es natürlich so oder so genügend Hochkarätiges im
Angebot. Unter dieser Prämisse war es also höchst interessant zu
sehen und zu hören, was heute Abend davon gespielt wird. Bereits mit
dem fetten und drei Dekaden (!) alten Opener «Are You Ready» konnte
gar nichts falsch gemacht werden. Im Zentrum des Sets standen dann
nicht unerwartet zehn Songs von
«Culture
Killed The Native» (1989) und «Temples Of God» (1990). In dieser
Zeit stand solcher Sound gerade noch voll im Saft, ehe dieser dann
kurze Zeit später über Jahre hinweg praktisch in der Versenkung
verschwand. Gnadenlose Oberkracher der Neuzeit wie «Speak Up» und
«Restless» zeigten nicht nur hier im Emmental, welche Ur-Kraft mit
solch geilem Material auf immer und ewig freigesetzt wird. Dazu
konnte man gar nicht anders als voll abschädeln und das tat dann
nicht nur die erste Reihe. Die aktuelle Besetzung der Band mit
Frontmann Jioti Parcharidis, Herman Frank (g), Christos Mamalitsidis
(g), Peter Pichl (b) und Michael Wolpers (d) fand 2013 wieder
zusammen und präsentierte sich sehr tight. Man merkte einfach, dass
hier alte Hasen am Werk sind, die nichts anbrennen liessen. Mein
persönlicher Favorit war das göttliche «On The Loose», das für eine
dicke Gänsehaut sorgte und ausnahmsweise, Tinnitus hin oder her,
ohne Ohrschutz genossen wurde.
Setliste: «Are You Ready» -
«Take The Pace» - «Speak Up» - «More And More» - «Let It Rock On» -
«Power Strikes The Earth» - «Temples Of Gold» - «Hero» - «Don't Tell
No Lies» - «On The Loose» - «Standing Like A Rock» - «Restless» -
«Backseat Rider» - «Feel The Fire» - «Check's In The Mail» -- «Rock
The Neighbours».
Toxic Rose Dass nun nach
dem satten Brett von Victory eine weitere, sprich letzte Band des
zweiten Tages dran war, schien doch immerhin noch einige Leute zu
interessieren. Dennoch machte sich inzwischen eine spürbare Menge
Ice Rockers aus dem Staub, bevor die Schweden die Bühne nach
Mitternacht enterten. Somit verpassten die Abkömmlinge eine
energetische wie düstere Modern Rock-Show, die sich gewaschen hatte.
Das Quartett aus Stockholm besteht aus Frontmann Andy, Gitarrist
Tom, Bassist Goran und Drummer Michael. Zum standardmässigen Outfit
der Schweden gehört erstmal schwarzes Leder, das mit allerlei Nieten
und Spitzen
verziert ist. Dazu noch etwas morbidmatte Schminke und satt Kayal im
Gesicht. Der Einzige, der hier etwas ausscherte, war Schlagwerker
Michael, der blondierte Haare trug. Bisher sagten mir Toxic Rose
noch nichts und gesehen wie gehört hatte ich die Truppe bis anhin
ebenfalls nicht. So liess ich mich denn in erster Linie mal
vorurteilslos überraschen. Primär konnte man mal Vergleiche zu Fatal
Smile ziehen, die ja das "ICE ROCK"-Festival 2014 zierten und
mittlerweile, wie man weiss, definitiv Geschichte sind. Fehlte es
bei Letzteren deutlich an der Qualität des Songwritings, brachten
Toxic Rose spürbar besseres, wenn auch nicht überragendes Material
ein. Mit den eingespielten Keyboards bewegte man sich etwas in der
Region von Deathstars, wo das Keyboard jedoch deutlich dominanter
und melodieführender ausfällt. Im Vorfeld des kommenden ersten
Langeisens «Total Tranquility» vermochten die Dark Metaller auf
jeden Fall mit dem einen oder anderen coolen Riff zu punkten.
Insgesamt konnte die Kostümierung, inklusive Andys auffälliger
blecherner Phallus-Schutz, jedoch nicht darüber hinweg täuschen,
dass diese Truppe bezüglich durchschlagendem Erfolg noch einen sehr
weiten Weg vor sich hat. Es würde mich an dieser Stelle nicht gross
wundern, wenn sich der nordische Vierer in wenigen Jahren wieder von
der Szene verabschieden und bald in Vergessenheit geraten wird. Hier
und heute Nacht rockten die Jungs das Tenn allerdings ganz passabel
und durften somit einen verdienten Schlussapplaus entgegen nehmen.
Setliste: «I Drown In Red» - «Black Bile» - «Don't Hide In The
Dark» - «Follow Me» - «Fear Lingers On» - «Set Me Free» - «A Song
For The Weak».
Samstag, 09.01.2016 (3. Tag)
Gloria Volt Aller guten Dinge
sind bekanntlich "Drei" und darum fuhr ich, zusammen mit Martin
"Tinu" Fust, gerne ein drittes Mal nach Wasen i. E., denn am dritten
Abend stand mit Ammunition eine ganz geile Truppe, wenn nicht das
Highlight des ganzen Festivals auf dem Programm. Bevor es jedoch
soweit war, hatten die überaus liveerprobten Schweizer von Gloria
Volt die Ehre, den letzten Festivaltag als Opener einzuläuten. Ein
kurzer Blick auf die Armbanduhr zeigte genau 15.00 Uhr an, als Fredi
Volvo (v), Pim Peter (g), Lord Latex (g), Marino Marroni (b) und
Pascili Goodknight (d) die
Bühne
betraten. Um diese Zeit war die erweiterte "ICE ROCK"-Scheune noch
relativ spärlich frequentiert, was aber auch daran lag, dass die
bereits anwesenden Ice Rockers das noch üppige Angebot an
Sitzgelegenheiten wahr nahmen. Gloria Volt, die im Frühling 2015
ihre zweites wie sackstarkes full lenght Album «Recharged»
veröffentlicht haben, sind inzwischen zu einem echten Live-Monster
heran gewachsen. In der Schnittmenge der alten AC/DC-Sound und einem
Schuss Motörhead rockt die Truppe erfreulich frisch und authentisch
daher. Im Wissen darum, dass diese Stilecke weltweit von tausenden
von Bands und dann eher schlecht als recht beackert wird, vermögen
Gloria Volt ihrem Sound eine eigene Note zu verleihen, der, trotz
den unüberhörbaren Wurzeln, nie langweilig wird. Dazu kommt die
Spielfreude der Saitenfraktion, die sicher immer wieder in fette
Posen stürzte und Fredi Volvo gehört in der Schweiz zur Oberliga der
Frontmänner, die echt was darstellen und voll rüber bringen. Das
leicht raue Gesangsorgan passt dabei perfekt und einige der Songs
besitzen prägnante Hooklines, die zum Mitsingen animieren. Während
des mit immer lauterem Applaus bedachten Konzertes nahm die Menge
der anwesenden Fans laufend zu und diese feierten Gloria Volt zu
Recht nach allen Regeln der Kunst ab. Nach gut einer Stunde war dann
leider Schicht im Schacht und es wird langsam aber sicher Zeit, dass
diese geile Band den Anheizer-Status ablegt!
Setliste: «Rock
Child» - «Shout Loud» - «World Of Pain» - «All I Want» - «Ride On
Me» - «This Way In» - «Rollercoaster» - «Screamin' For Hollywood» -
«Need A Kick» -- «When The Angels Sing» - «Call Me A Man» - «You
Gonna Roll».
Trail Of Murder Die Band aus
Schweden hatte ich nur kurz auf dem Radar und das ist schon eine
Weile her. Genauer muss man bis ins Jahr 2012 zurück, als mit
«Shades Of Art» das erste und bisher einzige Album erschienen ist.
Dass das Teil letztlich meine zumindest kurzzeitige Aufmerksamkeit
gewann, war dem Umstand von einigen guten
Reviews
der Metal-Presse zu verdanken. Dennoch verschwand das Ganze schon
bald in der Masse unzähliger und interessanterer Releases.
Erwähnenswert ist jedoch, dass mit dem heutigen Serious Black
Shouter Urban Breed (Ex-Bloodbound und Ex-Tad Morose) ein nicht ganz
Unbekannter für die Vocals verantwortlich zeichnete. Diese
Konstellation ist mittlerweile Geschichte, denn neuerdings steht mit
Nina Söderquist eine Frau hinter dem Frontmikro. Die dunkelhaarige
und gleich sympathisch wirkende Schwedin absolviert am heutigen
Abend erst ihren zweiten Gig (!) mit dem Rest der Band. Das erklärte
dann auch den Umstand, warum einige Textblätter auf dem Bühnenboden
verteilt herum lagen. Trotz dieser Einschränkung hörte sich die
Darbietung einer letztlich "neuen" Band sehr ordentlich an. Der
melodisch geprägte Metal streifte teilweise den musikalischen, aber
von Bombast befreiten Wirkungskreis von Nightwish. Nicht selten
schlichen sich auch paar poppige Vibes in den Sound, was bei einigen
Fans für geteilte Meinungen sorgte. Ich fand das neue Line-Up soweit
ganz stimmig und Nina bewies mehr als einmal, welche Kraft in ihrer
makellosen Stimme steckt. Die gelegentlich nötigen Blicke in
Richtung Bühnenboden liessen dennoch Raum für eine agile
Performance. Trotz der speziellen Umstände war keine wirklich
Nervosität bei Nina und ihren Kollegen auszumachen, im Gegenteil!
Die elf gespielten Songs stammten ausnahmslos alle vom "aktuellen"
Album. Allerdings reichte dies gerade mal für rund 55 Minuten, das
heisst es fehlten am Schluss eigentlich weitere 20 Minuten
zugestandene Spielzeit. Es wird nun interessant zu sehen und hören,
wie es mit Trail Of Murder in Zukunft weiter geht.
Setliste:
«Shades Of Art» - «Some Stand Alone» - «Carnivore» - «The Song You
Never Sang» - «Lady Don't Answer» - «My Heart Still Cries» - «Mab» -
«Your Silence» - «Nightmares I Stole» - «Higher» - «I Know Shadows».
Ammunition
Und nun war ich gespannt wie ein Flitzebogen, denn seit dem Release
des hammergeilen Debüts «Shanghaied» (2014) fuhr ich voll auf diese
neue skandinavische "Supergroup" ab! Unter der Ägide von Eclipse
Frontmann Erik Mårtensson (g) und den ehemaligen Wig Wam Musikern
Åge Sten Nilsen (v) und Lasse Finbråthen (keyb) sowie Jon Petterson
(g), Robban Bäck (Ex-Sabaton, d) und Hal Patino (Ex-King Diamond)
entstand eine weitere Top-Band, die über grosses Potenzial verfügt.
Die Freude auf den heutigen ersten CH-Auftritt überhaupt wurde
jedoch von der Kunde der Absenz von Hal Patino etwas getrübt. Des
Weiteren sass nicht Robban Bäck am Schlagzeug, sondern Magnus
Ulfstedt, den man sonst als Bassist von..., Überraschung..., Eclipse
her kennt und seine Sache mehr als nur gut machte. Der Live-Ersatz
für Hal Patino war allerdings nicht minder hochkarätig, denn Victor
Borge sorgt normalerweise, respektive seit 2005, bei TNT für die
tiefen Töne. Mit diesem geballten Aufmarsch an gestandenen Musikern
und Eclipse, dem letztjährigen ICE ROCK-Highlight im Hinterkopf,
konnte eigentlich nichts schief gehen. Und so kam es denn auch und
entpuppte sich als Melodic Rock-Brett vom
Allerfeinsten,
du meine Fresse! Obwohl mir Trail Of Murder zuvor ordentlich gut
gefallen hatten, wurde der spürbare Qualitätsanstieg offen-sichtlich.
Nebst der tighten Instru-mentierung war es vor allem der schlicht
grandiose Gesang von Åge Sten Nilsen, der wie die Faust aufs Auge zu
diesem Sound passte. Schon der knackige Opener «Do You Like It» war
eine Refrain-Granate sondergleichen, die nur danach lechzte, dass
man den vollständigen Lied-Text kennt und gleich aus voller Brust
heraus mitsingen kann. Auf dem Fusse folgte der Titelsong des
aktuellen Albums, der die beeindruckende Stimme von Mr. Nilsen zum
Ausdruck brachte. Mein ersehntes persönliches Highlight war
natürlich die Götter-(Halb-)Ballade «Road To Babylon», die nach dem
leicht sphärischen Ausklang von «Tie Me Down» und dem
anschliessenden Guitar-Solo von Jon für eine oberfette Gänsehaut
sorgte. Besser gehts nimmer und auch die drei "alten" Wig Wam Songs
«Gonna Get You Someday», «Hard To Be A Rock'n'Roller» und die Zugabe
«In My Dreams» waren einfach nur geil. Nach diesen fantastischen 75
Minuten war für mich jetzt schon sonnenklar, dass Ammunition die
unangefochtenen Abräumer des diesjährigen "ICE ROCK"-Festivals
waren!
Setliste: « Do You Like It» - «Shanghaied» - «Strung
Out» - «Gonna Get You Someday» - «Tie Me Down» - «Road To Babylon» -
«Take Out the Enemy (Hallelujah)» - «Wild Card» - «Hit Me With Your
Bombs» - «Hard To Be A Rock 'n' Roller» - «Give Me A Sign» -
«Silverback» - «In My Dreams».
Iron Savior
Im Grunde genommen hätte ich nach der vorherigen Göttergabe von
Ammunition locker zusammenpacken und wieder nach Hause fahren können
oder besser gesagt meinen Chauffeur Tinu dazu bitten können, es mir
gleich zu tun Dennoch nahm es mich und die ins Emmental gepilgerten
Fans selbstverständlich Wunder, wie sich die restlichen drei Bands
der Festivalausgabe 2016 schlagen würden, zumal man ja, was schon
immer Bestandteil des "ICE ROCK"-Festivals war, stets mit Rock und
Metal auffuhr. So war denn nun mit Iron Savior die Abteilung
teutonischer Power Metal dran. Für meine Wenigkeit war es schon eine
ganze Weile her, seit ich Mastermind Piet Sielck und seine Jungs
(wohl im Z7 in Pratteln mal) live gesehen hatte. Ein Blick in meine
CD-Sammlung fördert dabei nur gerade «Battering Ram» von 2004 zu
Tage, was mein Interesse an dieser Band treffend charakterisiert,
nämlich dürftig. Ich fand das, was Gründungsmitglied und
Ex-Helloween Kempe Kai Hansen mit Gamma Ray machte, offensichtlich
interessanter. Nichtsdestotrotz legten Iron Savior, zu deren
aktuellem Line-Up (nebst Piet) noch Joachim "Piesel" Küstner (g),
Jan
Sören
Eckert (b) und Thomas Nack (d) gehören, kraftvoll los und brauchten
nicht lange, bis sie die Metalheads vor der Bühne für sich gewinnen
konnten. Das lag in erster Linie daran, dass die Band als Ganzes
tight wie Sau aufspielte, eine gute wie abwechs-lungsreiche Mischung
ihres Backkataloges präsentierte und Fronter Piet Sielcks Stimme,
zwanzig Jahre nach der Bandgründung, immer noch überaus spritzig
klang. So war es denn ein Leichtes, die gute Grundstimmung voran zu
treiben und die Reaktionen aus dem Publikum wurden immer lauter.
Songmässig kannte ich, das gebe ich offen zu, gar mix (mehr), aber
das, was mich damals dazu brachte, «Battering Ram» (nicht zu
verwechseln mit dem gleichnamigen Hammer-Epos von Saxon!), stach
auch heute Abend und das waren natürlich die Midtempo-Walzen, die
mir weitaus besser mundeten, als das schnelle Zeug. Während dieser
Zeit widmete ich mich der Verpflegung und bekam die Aktivitäten auf
der Bühne gleichwohl von hinten mit. Unter dem Strich und unter
Ausblendung meiner persönlichen Präferenzen konnte man am Schluss
aber klar attestieren, dass Iron Savior eine ganz starke Performance
abgeliefert haben und es für die weiteren kommenden Monate nicht
erstaunlich wäre, dass die sympathische Truppe beim einen oder
anderen altgedienten Festival ebenso auf dem Billing auftauchen
wird.
Grand Magus
Mit dem ehemaligen Doom-Trio aus Schweden stand anschliessend eine
weitere Runde "pure Heavy Metal" auf dem Programm. Der letzte
Auftritt, dem ich beiwohnte, war im Aarauer KiFF im März 2014.
Damals trug Mainman Janne „JB“ Christoffersson noch ein paar letzte
Haarfetzen, die mittlerweile einer sauber polierte Glatze gewichen
sind. Dieses optische Tuning veränderte natürlich nichts und so
legte das Trio aus dem hohen Norden mit seinem eigentümlichen Sound
los. Der schon fast abrupte Tempowechsel zum vorherigen Brett mit
Iron Savior brauchte danach einige Songs, bis die Fans wieder
einigermassen auf Betriebs-temperatur kamen. Der teils rumpelig und
roh vorgetragene Heavy Stoner Metal war dann offensichtlich nicht
jedermanns Sache, und so mussten Grand Magus ordentlich auf die Tube
drücken, was sich dann schliesslich auch auszahlte. Obwohl keine
ekstatischen Zustände geschaffen werden konnten, fiel die Resonanz,
vor allem in den ersten paar Reihen, sehr gut aus. Zum einen konnte
das auch der spürbaren Trinkfreude zugerechnet werden und zum
anderen waren ja alle nach Wasen ins Emmental gekommen, um zusammen
eine geile Zeit zu feiern. Grand Magus hatten
offensichtlich
auch ihren Spass daran. Bis auf die Intro und Outro-Einspielungen
kam nichts Weiteres vom Band und so wurde einem einmal mehr bewusst,
welches Energie-Potenzial eine eingespielte Band los zu treten
vermag. Darüber hinaus empfahl sich Bassist Mats Fox Hedén Skinner
als ganz passabler Sänger und steuerte nicht nur reine Backing
Vocals bei. Drummer Ludwig Witt, der offiziell auch oder besser
gesagt immer noch bei den Stoner Rock Cracks von Spiritual Beggars
die Stöcke schwingt, entlockte seinem wiederum vergleichsweise
spärlich bestückten Drum oberfette Grooves und gefühlvolle Fills.
Das zugestandene Drum-Solo war zwar nicht überlang, aber letztlich
nicht wirklich nötig. Bei mir selber wollte der Funke allerdings nie
so richtig überspringen, und so blies ich am Schluss nicht zwingend
Trübsal, als feststand, dass die Show entgegen den Angaben auf der
Running Order nicht eineinhalb Stunden, sondern "nur" 75 Minuten
gedauert hatte. Obwohl einmal mehr sehr solide und authentisch,
vermochten Grand Magus die bisherigen Grosstaten des Billings (vorab
von Ammunition, Iron Savior, Victory und Stop Stop) nicht zu toppen.
Setliste: «I, The Jury» - «Sword Of The Ocean» - «Kingslayer» -
«On Hooves Of Gold» - «Steel Versus Steel» - «Iron Will» - «Ravens
Guide Our Way» - «Like The Oar Strikes The Water» - «Wolf's Return»
- «Valhalla Rising» - «Triumph and Power» -- «Hammer Of The North».
Sister
Wer schon seit 15.00 Uhr da war, hatte zu Beginn des letzten
Konzertes um 23.45 Uhr schon fast neun Stunden in den Knochen und
war mindestens teilweise schon eine ganze Weile am Bechern. Das
forderte seinen Tribut und so war der Platz vor der Bühne bei Weitem
nicht mehr so bevölkert wie vorher. Das kümmerte die schwedischen
Black Glamster aber nicht sonderlich und kaum war die Bühne für das
Finale des "ICE ROCK"-Festivals 2016 hergerichtet, legten die vier
auf düster getrimmten Jungs ziemlich ungestüm los. Machte man zu
Beginn der Karriere noch mehr einen auf Glam mit einem Schuss Punk,
hat sich der Sound von Sister in deutlich metallischere Gefilde
verlagert. Ob man jemals wie Stop Stop auftrat, ist mir zwar nicht
bekannt, aber vorstellen konnte man sich das schon. Albumtechnisch
habe die Schweden seit ihrer Gründung vor gut zehn Jahren erst zwei
Demos (2007), eine EP («Deadboys Making Noise», 2009) und zwei full
length Dreher («Hated», 2011 und «Disguised Vultures», 2014) unter
das Volk gebracht. Als regelmässiger Besucher des BYH!!!-Festivals
in Balingen (D) wurde ich 2012
natürlich
erstmals auf die Truppe aufmerksam. Leider mussten sie damals am
zweiten Tag, also dem Samstag, bereits als erste Band ran. Trotzdem
schlugen sie sich wacker und damals stand ja mit Lestat Winters auch
noch der zweite Gitarrist im Line-Up, der Ende des gleichen Jahres
die Band allerdings verliess und durch Tim Tweak ersetzt wurde, der
auch heute Nacht seine Riffs und Licks abfeuerte. Zudem waren sie
hier, im Gegensatz zum BYH!!!, die würdigen Festival-Closer. Sister
hatten bis zu ihrem Auftritt offenbar wie erfreulich nicht zu tief
ins Glas geschaut und scherten sich deshalb nicht um das Befinden
der bierseligen Metalheads zu ihren Füssen. Der überaus agile
Frontmann Jamie Anderson war denn auch ständig darum bemüht, die
noch verbliebenden Energie-Reserven des Publikums raus zu kitzeln.
Das gelang schliesslich nicht mal schlecht, und obwohl die Songs mit
der Zeit etwas gleichförmig wurden, konnte sich eine ganz passable
Grundstimmung bis am Schluss halten. Was mir als Fazit zur insgesamt
überzeugenden Performance jedoch fehlte, waren halt, wie so oft,
einprägsame Hit-Tunes.
Setliste: «Spit On Me» - «Bullshit &
Backstabbing» - «Disguised Vultures» - «Sick» - «The Unlucky
Minority» - «Would You Love A Creature» - «Hated» - «Slay Yourself»
- «My Enemy» - «Naked» - «Too Bad For You».
Abschliessend ist
zu vermerken, dass das dreitägige 14. «ICE ROCK»-Festival 2016
seinen Erwartungen einmal mehr gerecht und das bisherige familiäre
Flair nicht nur wegen der Abgeschiedenheit der einmaligen Location
im Emmental aufrecht erhalten wurde. Nebst der ganzen Familie von
"ICE ROCK" Oberhaupt Fridu Gerber und seinem unerlässlichen Schatten
wie organisatorischen Sidekick Marco Forster, wurde das Festival
natürlich wieder von mehreren Dutzend freiwilligen Helfern einmal
mehr in dieser längst bewährten Form möglich gemacht.
Nach
diesen ersten drei Festival-Tagen (von Donnerstag bis Samstag des
noch jungfräulichen Jahres) war ich konditionell ziemlich im Eimer,
da mir (als ehemaligem Raucher) der nicht nur durch Holzfeuer
ziemlich verrauchte Innenraum spürbar zusetzte. Von den Kleidern und
allem anderem, sprich auch der Fotoausrüstung sprechen wir gar nicht
erst. Doch das gehört nun mal zum "ICE ROCK", wie längst auch das
bodenständig gute Essensangebot. Wer zum Beispiel noch nie einen
"Chäsprägu mit Speck" oder eine ganz frische Schweinsbratwurst vom
hiesigen Metzger kredenzen konnte, weiss echt nicht, was ihm da
entgeht. Der wiederum sehr gute Publikumsaufmarsch dürfte zudem die
finanziellen Anforderungen an den Anlass erfüllt haben, und somit
hören wir Fridus kultigen Leitspruch "Isch das öppis gsi?" im
nächsten Jahr und zum nota bene 15. Mal (!) garantiert wieder! Ice
Rockers..., cu @ll again next year..., hell yeah!!
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