Mit Ill Niño und Exilia reisten gleich zwei Bands im gleichen
Package umher, deren Musik neutral betrachtet die grösste Blütenzeit
schon ein Weilchen hinter sich hat - Ihr HüpfMetal wurde zwar bis
vor knapp fünf Jahren noch richtig abgefeiert, kann mittlerweile
aber mit Ausnahme von Festival-Gigs nicht mehr viel reissen.
Dementsprechend Sinn macht dann auch die Aufnahme von God Forbid ins
Package: Die angestaubten Acts können im extremfall auf Fans von
neuzeitlicherer Mucke zählen, und God Forbid spielen in der
angenehmen Position des direkten Headliner-Supports.
Als Exilia gegen 20h45 auf die Bretter stiegen, waren bereits so um
die 200 Nasen vor der Bühne versammelt. Die Band stieg zwar
kraftvoll in's Set ein, konnte aber nicht wirklich starke Reaktionen
hervorrufen. Zwar war mir klar, dass der italienische Vierer schon
eine weile aus dem besten Alter rausgewachsen war, aber der Anblick
des Gitarristen Elio gepaart mit seiner lethargischen Performance
sprach Bände… Es sollte meiner Meinung nach zumindest eine maximale
Altersgrenze für NuMetal-Mucker geben, in so verschissenen Klamotten
und den entsprechenden Frisuren herumzulaufen geht also echt nur für
die Jungspunde der Szene - Und auch da nur äusserst limitiert.
Fronterin Masha konnte zudem zwar von der Präsenz her überzeugen,
aber auch sie legte eine etwas angekratzte Performance auf die
Bühne. Das Set verlief ohne Höhepunkte und komplett dynamiklos ab,
dementsprechend verhalten war dann auch die Reaktion des Publikums -
1:0 für die Zeichen der Zeit.
God Forbid setzten zwar schon per se auf liebgewonnene Thrash-Mittel
der späten Achziger, aber die funktionieren glücklicherweise nach
wie vor um Längen besser, als die Pausenlosen Hüpftempi der
vorhergehenden Italiener. Das Quintett kann sich zudem grundsätzlich
auf offen getragenen Charme verlassen, Frontkoloss Byron riss lieber
schlechte Witze, als einen auf ultra true zu machen. Musikalisch
gesehen kam der Gig dann auch um weiten lockerer rüber, vor allem
die beiden Klampfen-Brüder Dallas und Doc Coyle stachen mit ihren
doppelstimmigen Gesangsharmonien und den sauberen Leads immer wieder
hervor - Jetzt müsste man den beiden nur noch kurz erklären, dass
zuviel des Guten schon mal auf den Sack gehen kann, und dann wäre
eigentlich alles im grünen Bereich. Ich persönlich könnte
mittlerweile auf die ewige Rezitierung von Dimebag Darrell
verzichten, wenn es darum geht, Songs anzukünden, aber das müssen
die Bands schon selber wissen - Ein schöner Moment war es allemal.
Irgendwann nach knapp 50 Minuten zogen auch God Forbid den
Schlussstrich, und das auf mittlerweile etwa 400 Personen
angewachsene Publikum quittierte die saubere Leistung mit dem
angemessenen Applaus.
Ill Niño liessen sich redlich Zeit, bevor sie auf die Bühne des
Fri-Son stiegen. Die Sechs Südamerikaner wollten wohl von Beginn weg
eins auf professionell machen – was dann aber folgte, war ein
Lehrstück in Sachen starmässiger Ideologiepenetration: Die Band
wirkte während beinahe des gesamten Gigs überraschend unkoordiniert,
Gitarrist Ahrue liess sich bei jedem zweiten Song vom Roadie eine
akustische Klampfe hinstellen, um knapp vier Takte darauf zu
spielen, und sie wieder vom Roadie wegräumen zu lassen, Sänger
Christian regte sich zwischen den Songs pausenlos darüber auf, dass
das Publikum nicht zu 100% abging (Hallo, es war Sonntag Abend -
Schnauze halten und spielen!), zudem wurde fast ausnahmslos in den
Pausen das Licht komplett runtergefahren und irgendwelche billigen
Samples ab Band abgespielt - Dass der Sound vor allem in der ersten
Hälfte unter aller Sau war, und der Lichttechniker mit seinen
wahrscheinlich als Phallusverlängerung funktionierenden Stroboskopen
die Netzhäute der Besucher penetrierte, setzte der ganzen Sache das
überdimensionierte I-Pünktchen auf. Aus songtechnischem Blickwinkel
wurden hauptsächlich die bekannten Songs runtergeballert, auch hier
wurde mit Vorliebe eins auf grosse Hose gemacht - Songwriting wird
wohl nie eine Stärke der Band sein. Unter'm Strich darf man sich
also getrost fragen, was diese Band eigentlich auf der Bühne des
Fri-Son zu Suchen hatte, denn ausser akustischer und visueller
Reizüberflutung können die Sechs Jungs einfach nicht viel bieten…
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