Im Vorprogramm konnte man sich von der unbekannten deutschen
Band namens SCHOCK überraschen lassen. Um 20.30 h starteten die sechs ihr 45minütiges
Set, das aus Material ihres Erstlings bestand. Ich bin etwas hin- und hergerissen:
einerseits gefiel der eingängige HIMmässige Sound und auch die wandlungsfähige Stimme
des Sängers, andererseits stiessen mich die deutschen Lyrics, was ich davon aufschnappen
konnte, ab (Kostprobe: "Ich bin die Ware Fleisch, ich bin das wahre Fleisch",
"Peitsch mich"). Der Sänger machte mit seinen spastischen Bewegungen und
Verrenkungen sowieso einen kranken Eindruck, wusste aber wie erwähnt mit seiner Stimme zu
überzeugen und bedankte sich überraschend offenherzig beim Schweizer Publikum.
Der Galgen im Hintergrund, dessen Schlinge im weiteren Verlauf brennen würde, wies
schon den ganzen Abend auf das nun folgende Spektakel hin. Die Anzahl der Fans (sogar
einige in Schottenröcken und Kettenhemden) war nun doch ganz ansehnlich. Als all die
verschiedenen wunderlichen Instrumente ihren Platz gefunden hatten, war mittlerweile 21.45
h und IN EXTREMO starteten ihre Darbietung! Sie waren wahrlich eine Augenweide: die sieben
Spielmänner in ihren mittelalterlichen Gewandungen; die Dudelsackspieler (Dr. Pymonte,
Yellow Pfeiffer und Flex, der Biegsame) in verschiedenen hübsch anzusehenden Formationen
über die Bretter marschierend, Flex, Akrobatik vorführend, Yellow Pfeiffer Flammen
jonglierend. Und sie waren ein ebensolcher Ohrenschmaus: die original nachgebauten
historischen Instrumente (Dudelsack, Schalmeien, Harfe, Nyckelharpa) schmetterten uns ihre
Power um die Ohren. Genial, wie In Extremo es schaffen, in Kombination mit Gitarre (St.
Sebastian), Bass (Die Lutter)und Drums (Der Morgenstern) die Stimmung eines
mittelalterlichen Marktplatzes und zugleich eines Metal-Konzertes zu erzeugen. Dazwischen
gestreut waren die humorvoll derben Ansagen vom Letzten Einhorn, dem Sänger der Truppe.
So kündigte er uns gleich zwei Premieren der im Herbst erscheinenden CD an. Stehen diese
für die übrigen neuen "Stücklein", wird die kommende Scheibe ganz schön
rockig. Gleich zweimal wurden die Gauklermeister mit verzücktem Applaus auf die
Spielbretter zurückbeordert und schieden dann um 23.30 h von uns. Man könnte noch
manches von diesem Fest erzählen, z. B. die Geschichtlein vom norwegischen Fischer, der
kontinuierlich das von ihm entdeckte Island bevölkert und von der Jungfer, die mit einem
wilden Seemann vor ihrem greisen Bräutigam flüchtet, die alten Sprachen, mit denen uns
In Extremo nebst ihren faszinierenden Instrumenten in ferne Vergangenheiten mitnehmen, das
tanzende und bangende Volk, die Feuerkunst, die uns immer wieder ergötzte...und nicht
zuletzt sogar der Merchandise-Stand! Wo kann man nebst einer beträchtlichen T-Shirt-,
Sticker-, Pins- und CD-Auswahl schon Gauklerschellen und Galgen erstehen? |
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