Livereview: In Extremo - Excelsis
23. Juni 2003   Club ABCMixx, Luzern
By Marco F.

Eins gleich vorweg, dieser Konzert-Abend war megageile Spitzenklasse! Mit doch schon einigen Konzerten auf dem Buckel (oder besser gesagt im Gehör), geriet dieser Anlass für mich zu einem unvergesslichen, musikalischen Leckerbissen. Aber schön der Reihe nach!

Montag Abend, mega Affenhitze, da fragte ich mich zuerst schon, wie viele Leute es nach Luzern zieht. So machten wir uns nach acht Uhr auf den Weg Richtung ABC Mixx. Nachdem Luzern bereits ein gutes Metal-Pflaster geworden ist (besonders Konzerte im Wärchhof, von den "MIND"-Jungs organisiert, Schüür und Sedel) war ich gespannt, was mich im ehemaligen Kino ABC für ein Club erwartet. Und dies war bereits die erste positive Überraschung: Ein schön eingerichtetes Foyer mit Bar und ein geräumiger hoher Konzertsaal (natürlich auch mit Bar und dem notwendigen Zapfanschluss), alles schön eingerichtet. Cool, dass die Verantwortlichen vom ABC-Club auch mal eine Metal Band engagierten (ansonsten vielseitiges Programm, von Bands wie Patent Ochsner oder Ivo bis hin zu Dance-Partys). Wie mir mitgeteilt wurde, wird es in Zukunft aber wieder ab und zu auch härteren Sound zu hören geben. Bravo!

Kaum waren wir drinnen, stellten wir fest, dass schon eine schöne Anzahl von Metal-Maniacs anwesend war, kurz Freude herrschte! So gönnten wir uns zuerst noch einen mittelalterlichen Met-Becher vom ebenfalls antik gestalteten Merchandise-Stand. Der Club war schon sehr gut gefüllt, als die Jungs von Excelsis mit ihrem Intro loslegten. Die Band zeigte eine grosse Spielfreude und besonders Sänger und Bassist Münggu gewann durch seine natürliche und sympathische Art die Gunst des Publikums. Nachdem die CD "Tales of Tell" überall auf hervorragende Kritik stiess, erstaunte es nicht, dass ein grosser Teil der Songs von diesem Konzeptalbum (welches sich rund um die Geschichte unseres Nationalsymbols Wilhelm Tell dreht) gespielt wurden. Helvetic Folk Power Metal (wie die Band ihren Stil selber bezeichnet) vom Feinsten! Dass die Schweizer schon eine grosse Live-Erfahrung haben, merkte man gut und so wurde die Stimmung von Song zu Song besser. Zum krönenden Abschluss gab es dann noch den Volksmusik-Schlager-Metal-Song "s' Annebäbeli" auf die Lauscher.

Set-Liste Excelsis: "Tell", "The forgotten hymn", "Dragonground-Alp", "Ambush in Langenthal", "Maiden in forbidden garden", "Baphomets oath", "s'Annebäbeli".


Nach kurzer Umbauphase erschallte dann endlich das langersehnte Intro von In Extremo aus den Boxen. Und siehe da, der Saal war fast zum Bersten voll, gemäss Veranstalter fast ausverkauft mit über 500 Zuschauern. Was danach folgte, war ein mehr als beeindruckendes Konzerterlebnis. O.k., mittelalterlicher Metal-Sound ist nicht jedermanns Sache, aber wenn man sieht und hört, was die Jungs aus all den Instrumenten wie Dudelsack, Schalmeien, Flöten, Drehleier, Trommeln und so weiter herausholen, in einen unverwechselbaren Sound packen und dabei immer wieder eine fette Heavyness an den Tag (oder besser Abend!) legten, muss man einfach begeistert sein. Neben alten Klassikern spielte die Band bereits auch Songs vom kommenden neuen Album. Die neuen Sachen haben mir besonders gut gefallen, legt man hier doch auch Wert auf fetten Gitarren-Sound. Einige alte In Extremo Fans befürchten jetzt wohl schon einen Richtungswechsel in den Kommerz und vergleichen den Sound ein wenig mit Rammstein. Für mich nicht ganz nachvollziehbar, denn der Sound von In Extremo ist und bleibt einfach etwas Aussergewöhnliches und Kultiges! Obwohl die Band bereits am Vorabend am Open-Air in Scharans gespielt hatte und augenscheinlich noch nicht wieder ganz so fit war, trug sie dennoch eine grosse Spielfreude zur Schau und zog sämtliche Fans in ihren Bann.

Für mich war es wieder mal ein kleineres Club-Konzert mit dem ganz speziellen Charme. Positiv war auch der gute Soundmix (was bei so vielen Instrumenten nicht gerade leicht war für den Mischer) und die angenehme Lautstärke. Schön auch, dass meine Lieblingslieder "Spielmannsfluch" und "Vollmond" zum Zug kamen. Kleiner Wermutstropfen war höchstens, dass der Song "Rattenfänger", welcher wohl Vielen von der Rock Hard-CD her bekannt ist, von den Berliner Jungs nicht gespielt wurde. Kurzum ein toller Konzert Abend und wer an diesem Abend nicht in Luzern weilte oder In Extremo bislang gar noch nie Live gesehen hat, verpasst definitiv was. An dieser Stelle empfehle ich Euch übrigens wärmstens die DVD "In Extremo Live 2002" mit Live-Mitschnitten, Backstage-Infos, Berichten von der Mexiko-Tour und Vielem mehr. So gingen an diesem Abend wohl alle Zuschauer glücklich, müde und zufrieden nach Hause!

Set-Liste In Extremo: "Stetit Puella", "Spielmannsfluch", "Wind", "Herr Mandalig", "Ai vis lo lop", "Meresburger II", "Königin", "Lebensbeichte", "Pavane", "Vollmond", "Gier", "Omnia sol temparat", "Krumma visur", "Hiamali tempore", "Küss mich", "Villemann", "Rotes Haar", "Palästinalied".