Untypische Location, untypische Tour. In Flames ist eine
Band, die das Showgeschäft gut kennt und diverse Neuheiten wagt,
ohne dabei den eigenen Stil zu verlieren. Die diesjährige Tour führt
die vierköpfige Gruppe aus Göteborg etwa in Kirchen und Theater.
Zuerst fragte ich mich, für was eine bestuhlte Location, wenn die
Herren doch Melodic Death spielen, aber so speziell wie die Tour, so
speziell soll auch alles Drum und Dran sein. Da es keinen Pit gibt,
werde ich aus dem Publikum fotografieren. Eine weitere Überraschung:
Keine Supportbands.
Ungefähr 15 Minuten später als ursprünglich geplant, beginnt die
Show und das Publikum wird von einem Streichquartett begrüsst.
Violine, Viola, Cello und Kontrabass eröffnen das Konzert auf der
talkshowmässig eingerichteten Bühne (Couch, Sessel, Couchtisch aus
Bierharassen und ein Minikühlschrank mit „Hopfensmoothie“) und
ziehen das Publikum mit einem In Flames – Medley in ihren Bann.
Soweit ich es verstanden habe, wurde das Medley vom Violoncellisten
(der Name ist mir leider entfallen) geschrieben. Das Quartett spielt
danach noch mit der Band und verschwindet von der Bühne. Sänger
Anders plaudert sehr viel und bringt das Publikum immer wieder zum
Lachen. Er erzählt gut gelaunt von der Tour, von lustigen
Kommentaren aus dem Publikum und lädt sogar einen Fan auf die Bühne
ein, danach noch ihre Freunde. Aus welchem Grund genau, habe ich
leider nicht mitbekommen, aber ich vermute, dass er das Mädel
entweder kennt oder dass sie einen Wettbewerb gewonnen hat. Die
Atmosphäre ist sehr locker und dennoch, um es vorsichtig
auszudrücken, sehr kultiviert. Die meisten Fans können natürlich
nicht stillsitzen und stehen auf, headbangen an Ort und Stelle,
während
die Band ihr Bestes auf der Bühne gibt. Einige Lieder werden mit
akustischen Gitarren gespielt und einige werden von den Streichern
begleitet. Der Wunsch des Sängers, dass jemand den Saal ”like a
Swiss Cheese” runtersurft (der Saal ist wie ein Amphitheater gebaut)
wird interessant ausgeführt. Er staunt nicht schlecht, als plötzlich
aufwärts gesurft wird. Crowdsurfing in einem Theater. So etwas muss
man einfach mal erlebt haben! Auf einer Plattform zwischen den
Treppenstufen starten drei Fans einen Mini-Moshpit. Dies ist
wahrlich ein sehr spezielles Erlebnis. Die Plaudereien mit dem
Publikum sind sehr sympathisch, auch wenn man eigentlich ”für den
Heavy Metal bezahlt hat” (zitiert Andres amüsiert einen deutschen
Fan, der sich während der Show beklagt hatte).
Das etwa
zweistündige Set mit einer gut zusammengestellten Setlist endet
überraschend schnell. Der Mix aus Stand up Comedy, Talkshow und
Konzert gefällt mir gut, es ist eine sehr schöne Abwechslung zu den
üblichen Konzerten. Ich hoffe, irgendwann einmal nochmals eine Show
dieser Art erleben zu dürfen.
Setlist: Medley (durch alle
Alben, gespielt vom Streicherquartett) – Alias – Before I Fall – All
For Me – Moonshield – Jesters Dance – Only For The Week – Q&A 1 –
Like Sand – In My Room – Hurt – Q&A 2 – Through Oblivion – Dawn Of A
New Day – Come Clarity – The Truth – Paralyzed – Cloud Connected –
Quiet Place – The End – Wallflower
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