Stelle dir vor, es wäre ein Prog Metal-Abend, und niemand geht
hin! In etwa so könnte man den Konzert-Abend in der Met Bar
beschreiben. Dass Appearance Of Nothing und Influence X trotzdem
alles gaben und mit einer unbändigen Spielfreude auftraten, ist
ihnen hoch anzurechnen. Zumal beide Bands bewiesen, welch
hochstehende Musik die Schweizer Heavy Metal-Szene zur Zeit zustande
bringt. Diese muss Vergleiche mit internationalen
Szene-Platzhirschen nicht mehr scheuen, und so gab es für die
anwesenden Heavy Metal-Gourmands einen hochklassigen Abend mit
Prog-Metal in zwei ganz verschiedenen musikalischen Farbtönen. Wobei
Eigenständigkeit in beiden Fällen gross geschrieben wurde.
Appearance Of Nothing
Komplizierte Taktwechsel, verschiedene Stimmungen zwischen aggressiv
und melancholisch verträumt und immer wiederkehrende
Ohrwurmmelodien sind die Markenzeichen von Apearance Of Nothing. Die
Basler legten ein Brett vor, das Kinnladen nach unten klappen und Herzen
schneller Rasen liess. Mit einer gelungenen Liederauswahl aus ihren
beiden Alben «Wasted Time» und «All Gods
Are Gone» überzeugten sie das Publikum. Die Spielfreude
war deutlich spürbar und das obwohl
tech-nische Probleme dazu führten, dass der Gesang von Bassist Omar
Cuna bei den ersten Liedern für das Publikum nicht hörbar war. Weil
sich dieser selber aber hören konnte, dauerte es eine Weile bis das
Problem erkannt wurde. Doch anstatt nun lange nach einem
Ersatzmikrofon zu suchen, teilten Gitarrist und Hauptsänger Pat
Gerber das Mikrofon brüderlich mit Omar Cuna. Appearance Of Nothing
waren Rock'n'roll! Und dies trotz aller technischen Finessen. Das
Publikum wusste es zu schätzen und spendete warmen Applaus. Es wird
definitiv Zeit, dass diese Wahn-sinnsgruppe die Aufmerksamkeit einer
breiten Masse erhält.
Influence X
Letzteres gilt auch für die Innerschweizer Influence X, welche mit
dem Ex-Inishmore-Mitglied Ramin Dänzer über einen hervorragenden
Sänger und Frontmann verfügen. Das Publikum tat sich allerdings
etwas schwer mit der Mischung aus Pink Floyd'schen Soundmalereien,
Heavy Metal und leichten Death Metal Anleihen. So lichteten sich die
Reihen nach
Appearance Of Nothing deutlich, wobei sich gegen Schluss doch noch
einige Personen wieder vor die Bühne wagten. In der Tat ist die
Musik von Influence X keine leichte Kost. Die Lieder steigern sich
häufig von leisen Jam-Sessions in einen lauten Rausch, welcher einen
in einen Strudel der Gefühle zieht. Influence X spielen derart weit
weg von den üblichen Hörge-wohnheiten, dass ihre Musik schlicht als
Kunst bezeichnet werden muss. Wenn Gitarrist Rodger zusammen mit
Keyboarder Vito soliert, stellt er sich nicht in den Vordergrund,
sondern erweitert den Song mit neuen Klang-farben. Influence X
scheinen auf der Bühne zusammen zu schmelzen und einem grossen
Ganzen zu dienen. Würde dieser Sound künftig zum Beispiel durch
Video-Projektionen begleitet, wäre die Mischung perfekt. In Lenzburg
kam man allerdings in den Genuss der rohen Versionen, die ohne
Lichtmann auskamen. Bei so viel Klasse blieb auch hier nur ein
unglaubliches Staunen, so dass Influence X nach etwas mehr als einer
Stunde zufrieden die letzten Noten erklingen liessen. Man darf
gespannt sein, wie das im Frühjahr erscheinende Album wirken wird.
Die bereits davon gespielten Lieder versprechen auf jeden Fall
Grossartiges.
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