Im Aargau brodelt es in der Metalszene.
Konnten nur zwei Wochen zuvor Arise in Dottikon an ihrem
Konzert-Abend eine zahlreiche heitere Headbanger-Schar begrüssen,
wiederholte sich dies im nur gerade 10 km südlich davon gelegenen
Uezwil wieder. Dabei sah es im Vorfeld gar nicht mal so rosig aus.
Die neu ausgeräumte Scheune des Restaurants Stiefeli-Ryter ist
leider so schallundicht, dass die Konzerte bereits um 22.00 Uhr zu
Ende sein mussten. Uezwil selber ist praktisch nur per Auto
erreichbar und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, gab es bei den
Organisatoren, der Gruppe Hellvetica, kurz davor einen Wechsel am
Schlagzeug. Warum es trotzdem ein sehr erfolgreicher Abend wurde,
erfährt Ihr in diesem Bericht!
Firesnake
Was tun zwei hungrige und talentierte Nachwuchsbands aus derselben
Region, wenn es ihnen an Konzertmöglichkeiten fehlt? Genau, sie
organisieren selbst die Clubs, laden sich gegenseitig ein und
verpflichten zusätzlich einen bekannten, publikumswirksamen
Headliner. Mit Firesnake und Hellvetica hatten wir die Newcomer, mit
Inishmore die Etablierten. Dass der Stiefeli-Ryter-Gig nicht der
Erste dieser Anlässe war, erkannte man bereits beim
Publikums-Aufmarsch, der die Scheune gut füllte, als Firesnake um
19.00 Uhr los rockten. Ich kann mich noch gut an den ersten Auftritt
dieser Band erinnern. Schon damals war ich beeindruckt von der
Energie, die diese Truppe an den Tag legt. Zwei Jahre später haben
Firesnake einen gewaltigen Wandel durchgemacht, einen neuen Sänger
an Bord geholt, andere Leute ausgewechselt und den Sound vom Heavy
Metal in Richtung Power Metal erweitert. Das Schöne
dabei
ist, dass man bei ihnen von Konzert zu Konzert Fortschritte
beobachten kann. Und so war die Live-Power auch diesmal wieder ein
bisschen intensiver. Firesnake präsentieren sich als geschlossene
Einheit, die es versteht, die energiegeladene Musik durch
Umherrennen, Headbangen und Posen zu unterstützen. Das Publikum
dankte es denn auch mit reger Bewegung. Und als am Schluss Sänger
Jonas Ambühl die ersten "Hey-Spielchen" probierte, klappten diese
hervorragend. Das einzige Problem bei Firesnake sind die Songs, die
mir bis heute irgendwie nicht hängen bleiben wollen. Will die Band
in Zukunft wirklich was erreichen, sollte sich dort noch einiges
ändern. Auf die Live-Situation hin gesehen ist dieses Manko aber
bedeutungslos, weil die Songs über bekannte Strukturen verfügen und
zum Headbangen einladen. Firesnake sollte man aber definitiv im Auge
behalten, und dies nicht nur, weil Sänger Jonas selbst ein Iron
Maiden Cover à la "The Trooper" nicht peinlich werden lässt.
Set-Liste: "Odi Et Amo", "Game Is Life", "Fight, "Man Of Shadows",
"Rest In Peace", "No Time", "The Trooper", "World Control", "War Of
Old" & "Inside Me".
Hellvetica
Gleiches gilt für Hellvetica, die mit Roman ebenfalls über einen
sehr guten Sänger verfügen, der es versteht, seine
Entertainer-Qualitäten zu nutzten und passive Zuhörer in wilde Tiere
zu verwandeln. An diesem Abend war das Publikum aber so gut
vorgewärmt, dass dies für ihn wohl schon fast zu einfach war. Die
"Hey-Spielchen" probierte er jedenfalls bereits aus, als das erste
Lied "Fight Back" noch gar nicht richtig begonnen hatte. Und
natürlich klappte es. Hellvetica prügelten sich anschliessend mit
ihren Songs irgendwo zwischen Thrash- und Heavy Metal durch ihr Set
und liessen mit "Dark Angel" dann zur Überraschung Vieler die erste
und eigentlich einzige reine Ballade vom Stapel. Im
Vergleich
zu Firesnake bewegen sich bei Hellvetica aber nicht alle
Bandmitglieder gleich viel. So sind Bassist Pascal und Leadgitarrist
MooN die Ruhepole, während Sänger Roman, unterstützt durch
Rhythmus-Gitarrist Jon, die Blicke auf sich zieht und für
Unterhaltung sorgt. Mit "Boom" folgte das letzte Lied bereits nach
vier gespielten Songs, da aufgrund des Schlagzeuger-Wechsels nur ein
gekürztes Set gespielt werden konnte. Sänger Roman schien darüber
aber nicht traurig zu sein und nutzte die Gelegenheit, den Drummer
herzlich willkommen zu heissen. Eine Zugabe gab es aber trotzdem.
Hellvetica holten Freiwillige aus dem Publikum und gaben ihnen
Textblätter, mit denen sie nochmals ihr "Boom" darboten. Eine
sympathische Geste, die das Potenzial der Band wirksam unterstrich.
Set-Liste: "Intro", "Fight Back", "Only Pain", "Broken", "Dark
Angel", "Boom" & "Boom Together (Reprise)".
Inishmore
Damit waren also ein paar der eingangs erwähnten Probleme vergessen.
Nur gab es bei Inishmore wieder Unvorhergesehenes und dies schon
wieder auf den Schlagzeuger bezogen. Dieser fing im Verlauf des
Abends eine Fiebergrippe ein, so dass das Set der Headliner stark
gekürzt werden musste. Mit "Journey Through The Dark" starteten
Inishmore dann so, wie man es von ihnen gewohnt ist: Mit viel
Bewegung, Headbangen, doppelläufigen Gitarren-Soli, schönen
Keyboard-Passagen und einem Gesang der weltweit (!) seines Gleichen
sucht. Die Lieder selbst strotzen vor Eigenständigkeit und können
noch am ehesten mit denen von Gamma Ray verglichen werden. Ermutigt
durch den Erfolg von Hellvetica forderte Sänger Ramin Dänzer
ebenfalls schon beim ersten Song zu den "Hey-Spielchen" auf, die
wiederum klappten. "Moonchildren" und das neue "Red
Lake" folgten, bevor
mit "Revolution" und "Three Colours Black" zwei eher selten
gespielte Perlen die Ehre bekamen, für die ich der Band noch heute
dankbar bin. Das Set musste aber stark gekürzt werden, so dass
danach
bereits
das traditionell Letzte oder je nachdem zweitletzte Lied "Memories"
angespielt wurde. Das Publikum reagierte darauf zuerst verstört,
verstand den Entscheid aber, gab nochmals Vollgas und sang
begeistert den Text mit. "Zugabe-Rufe" wurden danach trotzdem laut.
Und so spielten Inishmore das Böhse Onkelz-Cover "Auf gute Freunde",
welches vom Publikum lautstark mitgegröhlt wurde, während die beiden
Gitarristen spielend durchs Publikum tobten. Schlagzeuger Jonas
Dänzer sah danach ziemlich fertig aus. Ihm gebührt grösster Respekt,
dass er diese Höllenfahrt auf sich genommen hat. Das Konzert selber
war zwar kurz, die Stimmung dafür umso euphorischer, so dass
Inishmore wohl zufrieden die Heimfahrt antreten konnten. Bleibt nur
noch die Frage, wieso diese Band immer noch nicht den Erfolg hat,
den sie eigentlich längst verdient? Überzeugt Euch selbst, besucht
ihre Konzerte und bestellt auf ihrer Homepage die CDs einer der
absoluten besten Bands der Schweiz!
Apropos: Das frühe Konzerte-Ende hatte auch so seine Vorteile. Das
Publikum verschob sich ins Restaurant, wo es musikalisch von einem
fähigen Hard-Rock/Metal-DJ verwöhnt wurde und wo noch bis spät in
die Nacht getrunken und gefeiert wurde. Kopfschmerzen am folgenden
Tag inklusive...
Set-Liste: "Journey Through The Night", "Moonchildren", "Red
Lake",
"Revolution", "Three Colours Black", "Memories & "Auf gute Freunde".
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