Am 20. September fand ein sehr interessantes, von Meh Suff!
organisiertes Konzert in Zürich statt. Die zwei Headlinerbands waren
die Amerikaner Intronaut und Shinig aus Norwegen. Was haben die
Bands gemeinsam? Man kann mit Sicherheit sagen, sie haben fast gar
nichts Gemeinsames – ausschliesslich der ungewöhnliche Blickwinkel
auf schwere Musik. Die erste Gruppe spielt Power Metal, Shining
hingegen Black Jazz, ein vom eigenen Leader kreiertes Genre. Als
Support Act traten die Spanier von Obsidian Kingdom auf, die ihre
eigene Version des Post Metal mit elektronischen Elementen anbieten.
Obsidian Kingdom
Ziemlich früh - denn schon um 19.20 Uhr - begann das Konzert und die
erste Band, Obsidian Kingdom, trat auf die Bühne. Der Auftritt
begann in völliger Dunkelheit mit extremem Noise Sound, dem Song
„The Kandinsky Group“ vom aktuellen Album der Barceloner. Die Gruppe
spielte ihre Show frisch mit Einfluss von Elementen des Alternative,
Electronic und sogar Death in ihrem harten Prog Metal. Obsidian
Kingdom unterscheidet sich durch einen besonderen Intellektualismus
und ihre unglaublichen Bewegungen deutlich von ähnlichen
Crossover-Bands. Auf der Bühne bewegten sich alle Teilnehmer aktiv.
Ganz besonders der eifrige Keyboarder, welche eine Art
„Choreographie“ zeigte: während seine Finger immer auf den Tasten
blieben, kroch er einige Male unter die Tastatur – ein richtiger
„Schlangenmensch“! Ebenfalls viel Aufmerksamkeit zog die Gitarristin
der Band auf sich. Eaten Roll I heisst die junge Schönheit und ist
neu in der Besetzung. Aus mehr als 40 Bewerbern wurde sie ausgewählt
und gemäss offiziellen Informationen habe sie vorher noch nie
E-Gitarre gespielt! Dennoch meisterte sie alle Rhythmus-Parts ganz
gut und spielte sogar ein herzliches und trauriges Blues-Solo.
Leider stand sie in der dunkelsten Ecke der Bühne, sodass man ihre
Schönheit nicht gut auf Bildern festhalten konnte. Der Sänger
kombinierte klaren Gesang mit Growling. Man kann aber nicht sagen,
dass der Sound gut eingestellt wurde. Die Vocals konnte man nur
schlecht hören. Verzückt knallte der Keyboarder seien
Synthesizer gegen den Kopf; sowohl das Instrument wie auch der
Musiker trugen aber keine Schäden davon. Ich möchte noch anmerken,
dass die Bühne ganz aufwendig gestalten worden ist, etwa mit
verschiedenen Leuchten. Die roten Scheinwerfer gaben ein weiches
Licht von sich, leider aber blendeten die zwei
Blitzlicht-Scheinwerfer zu stark. Insgesamt dauerte der Auftritt der
ca. 50 Minuten. Die Bandmitglieder mischten sich nach dem Auftritt
gerne ins Publikum.
Shining Kurz darauf
treten Shining auf die Bühne. Zugegeben, ich erwartete sie ganz
besonders. Vor ein paar Jahren machte ich mich mit dem Schaffen der
Gruppe vertraut, als sie auf einem Album ein Cover vom berühmten
21st Century Schizoid Man von King Crimson. Seitdem verfolge ich mit
Vergnügen die Entwicklung der Gruppe. Natürlich haben die Jungs
während ihrer 15 Jahren des Bestehens
ziemlich
viele Veränderungen mitgemacht. Dutzende von Musikern waren seit
1999 in der Besetzung, welche jedes Jahr Neues ausprobierte und mal
Black Metal, mal progressive Rock und mal Blackjazz und Jazz-Fusion
spielten. Die Kritiker waren es sicher schon leid, ständig zu raten,
was die norwegischen „try-everything-rockers“ als Nächstes bringen
würden, deshalb labelten sie die Jungs als eine Experimental Rock
uns Avantgarde Metal Band ein. Mit den Jahren griff die Gruppe mehr
und mehr zu Gitarrenriffs, extremem Gesang und heftigem Schlagzeug.
Das Markenzeichen Saxophon behielten sie aber immer. Sie werden mir
sicher zustimmen, ein Saxophon auf der Bühne wird Fans der harten
Musik immer wieder überraschen. Der Ideengeber der Band, Jorgen
Munkeby, verbindet dessen Klang fantastisch mit dem der Gitarre.
Gerne kann man sich am Konzert davon überzeugen lassen. Jorgen ist
sehr charismatisch und es ist kein Wunder, dass er viele Begabte
Leute für sich gewinnt. Besonders hat mich das Spiel des
Schlagzeugers Tobias Ørnes Andersen, der die kurzen Pausen mit
fantastischen Drum-Parts gefüllt hat, beeindruckt. Immer wieder
stiegen die Musiker von der Bühne und spielten mitten im Publikum.
Natürlich freuten sich die Fans über diese Nähe. Über eine Stunde
dauerte der Auftritt und der Applaus konnte einfach nicht
verstummen.
Intronaut Als nächstes traten
Intronaut auf die Bühne. Während des Auftritts wurden abstrakte
Bilder der Show gezeigt, die stark an einen
populärwissenschaftlichen Film erinnerten. Da die Vorbereitungen zum
neuen Album noch andauern, bestand die Setlist aus alten Songs. Die
Musik ist zwar sehr progressiv, aber auch ziemlich eintönig, weshalb
der Auftritt im Vergleich zur Vorgruppe recht erstarrend wirkte.
Einen grossen Respekt habe ich vor dem Bassisten der Band, er hat
etwas Hypnotisierendes an sich. Quasi «eingerahmt» wurde das Ganze
von den beiden Gitarristen und dem Sänger. Vielen Dank an die
Veranstalter für ein solch interessantes und abwechslungsreiches
Programm!
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