Livereview: Intronaut - Shining - Obsidian Kingdom

20. September 2016 Dynamo Werk 21 - Zürich
By Natalia N.
Am 20. September fand ein sehr interessantes, von Meh Suff! organisiertes Konzert in Zürich statt. Die zwei Headlinerbands waren die Amerikaner Intronaut und Shinig aus Norwegen. Was haben die Bands gemeinsam? Man kann mit Sicherheit sagen, sie haben fast gar nichts Gemeinsames – ausschliesslich der ungewöhnliche Blickwinkel auf schwere Musik. Die erste Gruppe spielt Power Metal, Shining hingegen Black Jazz, ein vom eigenen Leader kreiertes Genre. Als Support Act traten die Spanier von Obsidian Kingdom auf, die ihre eigene Version des Post Metal mit elektronischen Elementen anbieten.

Obsidian Kingdom
Ziemlich früh - denn schon um 19.20 Uhr - begann das Konzert und die erste Band, Obsidian Kingdom, trat auf die Bühne. Der Auftritt begann in völliger Dunkelheit mit extremem Noise Sound, dem Song „The Kandinsky Group“ vom aktuellen Album der Barceloner. Die Gruppe spielte ihre Show frisch mit Einfluss von Elementen des Alternative, Electronic und sogar Death in ihrem harten Prog Metal. Obsidian Kingdom unterscheidet sich durch einen besonderen Intellektualismus und ihre unglaublichen Bewegungen deutlich von ähnlichen Crossover-Bands. Auf der Bühne bewegten sich alle Teilnehmer aktiv. Ganz besonders der eifrige Keyboarder, welche eine Art „Choreographie“ zeigte: während seine Finger immer auf den Tasten blieben, kroch er einige Male unter die Tastatur – ein richtiger „Schlangenmensch“! Ebenfalls viel Aufmerksamkeit zog die Gitarristin der Band auf sich. Eaten Roll I heisst die junge Schönheit und ist neu in der Besetzung. Aus mehr als 40 Bewerbern wurde sie ausgewählt und gemäss offiziellen Informationen habe sie vorher noch nie E-Gitarre gespielt! Dennoch meisterte sie alle Rhythmus-Parts ganz gut und spielte sogar ein herzliches und trauriges Blues-Solo. Leider stand sie in der dunkelsten Ecke der Bühne, sodass man ihre Schönheit nicht gut auf Bildern festhalten konnte. Der Sänger kombinierte klaren Gesang mit Growling. Man kann aber nicht sagen, dass der Sound gut eingestellt wurde. Die Vocals konnte man nur schlecht hören. Verzückt knallte der Keyboarder seien Synthesizer gegen den Kopf; sowohl das Instrument wie auch der Musiker trugen aber keine Schäden davon. Ich möchte noch anmerken, dass die Bühne ganz aufwendig gestalten worden ist, etwa mit verschiedenen Leuchten. Die roten Scheinwerfer gaben ein weiches Licht von sich, leider aber blendeten die zwei Blitzlicht-Scheinwerfer zu stark. Insgesamt dauerte der Auftritt der ca. 50 Minuten. Die Bandmitglieder mischten sich nach dem Auftritt gerne ins Publikum.

Shining
Kurz darauf treten Shining auf die Bühne. Zugegeben, ich erwartete sie ganz besonders. Vor ein paar Jahren machte ich mich mit dem Schaffen der Gruppe vertraut, als sie auf einem Album ein Cover vom berühmten 21st Century Schizoid Man von King Crimson. Seitdem verfolge ich mit Vergnügen die Entwicklung der Gruppe. Natürlich haben die Jungs während ihrer 15 Jahren des Bestehens ziemlich viele Veränderungen mitgemacht. Dutzende von Musikern waren seit 1999 in der Besetzung, welche jedes Jahr Neues ausprobierte und mal Black Metal, mal progressive Rock und mal Blackjazz und Jazz-Fusion spielten. Die Kritiker waren es sicher schon leid, ständig zu raten, was die norwegischen „try-everything-rockers“ als Nächstes bringen würden, deshalb labelten sie die Jungs als eine Experimental Rock uns Avantgarde Metal Band ein. Mit den Jahren griff die Gruppe mehr und mehr zu Gitarrenriffs, extremem Gesang und heftigem Schlagzeug. Das Markenzeichen Saxophon behielten sie aber immer. Sie werden mir sicher zustimmen, ein Saxophon auf der Bühne wird Fans der harten Musik immer wieder überraschen. Der Ideengeber der Band, Jorgen Munkeby, verbindet dessen Klang fantastisch mit dem der Gitarre. Gerne kann man sich am Konzert davon überzeugen lassen. Jorgen ist sehr charismatisch und es ist kein Wunder, dass er viele Begabte Leute für sich gewinnt. Besonders hat mich das Spiel des Schlagzeugers Tobias Ørnes Andersen, der die kurzen Pausen mit fantastischen Drum-Parts gefüllt hat, beeindruckt. Immer wieder stiegen die Musiker von der Bühne und spielten mitten im Publikum. Natürlich freuten sich die Fans über diese Nähe. Über eine Stunde dauerte der Auftritt und der Applaus konnte einfach nicht verstummen.

Intronaut
Als nächstes traten Intronaut auf die Bühne. Während des Auftritts wurden abstrakte Bilder der Show gezeigt, die stark an einen populärwissenschaftlichen Film erinnerten. Da die Vorbereitungen zum neuen Album noch andauern, bestand die Setlist aus alten Songs. Die Musik ist zwar sehr progressiv, aber auch ziemlich eintönig, weshalb der Auftritt im Vergleich zur Vorgruppe recht erstarrend wirkte. Einen grossen Respekt habe ich vor dem Bassisten der Band, er hat etwas Hypnotisierendes an sich. Quasi «eingerahmt» wurde das Ganze von den beiden Gitarristen und dem Sänger. Vielen Dank an die Veranstalter für ein solch interessantes und abwechslungsreiches Programm!