Jeder Fan, respektive Liebhaber harter Klänge hat jeweils seine
eigene Geschichte in petto, wie sich das Interesse und die Verehrung
für diesen Sound entwickelt hat. Wer jemals frei- oder auch
unfreiwillig auf meiner MySpace-Seite (läuft die überhaupt noch?!!)
gelandet ist, konnte das dort, ausführlich beschrieben, nachlesen.
Die Kurzfassung davon lässt sich bandmässig auf einen oder besser
gesagt zwei Nenner bringen: Iron Butterfly und Deep Purple. Damit
verbunden sind die zwei LPs aus der Plattensammlung meines alten
Herrn, die ich, für mich gesprochen, als musikalische Ur-Suppe
bezeichne: «In-A-Gadda-Da-Vida» (1968) und «In Rock» (1970). Damit
fing alles an und was daraus geworden ist, seht Ihr unter anderem
heute und hier. Die erste Begegnung überhaupt mit Iron Butterfly
(die ich eigentlich nie für möglich gehalten habe!) fand im Herbst
2010 im Moonwalker Club in Aarburg statt. So gross die Freude
darüber war, so betrüblich war jedoch die Tatsache, dass Ur-Drummer
Ron Bushy damals krank war. Heute Abend war er aber da und wirkte
für sein Alter (66) ziemlich fit!
Iron Butterfly
Doug Ingle, Ron Bushy, Lee Dorman und Erik Brann (R.I.P.) waren
stetige Begleiter meiner Jugendzeit und ich habe keine Ahnung, wie
viele Male ich mir den weltweit bekannten Klassiker, der übrigens
abgewandelt "Im Garten des Lebens" heisst, einverleibt habe. Fakt
ist, dass hier während den rund 17 Minuten viele Facetten und
Elemente der klassischen Rockmusik der 70er vorkommen, die mich von
Anfang faszinierten und seither nie mehr los gelassen haben. Kurz
danach kamen Deep Purple und dies so nachhaltig, dass Led Zeppelin
und Black Sabbath hinten anstehen mussten. Und nun schreiben wir das
Jahr 2012 und meine Wenigkeit geht langsam (aber ganz langsam!) auf
die 50 zu. Da heisst, dass die noch verbliebenen Ur-Musiker sich auf
die 70 hin bewegen. Bassist Lee Dorman wird den runden Geburtstag im
kommenden Herbst feiern können, während Schlagzeuger Ron Bushy um
Weihnachten herum den 67sten begehen wird. Keyboarder und Sänger
Doug Ingle (66), dessen markige Stimme einen grossen Anteil am
ursprünglichen Sound hatte, ist leider schon lange nicht mehr mit
dabei. Einzelne Konzerte mit seinen einstigen Kollegen fanden dann
und wann mal statt und vor rund drei Jahren kehrte Doug zur Musik,
aber nicht zur Band zurück. Der vierte Musiker im Bunde wird mit
Sicherheit nie mehr zurück kehren, denn Gitarrist Erik Brann
verstarb leider 2003, 52-jährig, an einem Herzinfarkt und das erst
noch am 25. Juli, meinem Geburtstag! Das aktuelle Lineup, das nun
auch schon eine Weile Bestand hat, besteht nebst Lee und Ron aus
Charlie Marinkovich (g/v) und Martin Gerschwitz (v/keys). Sie halten
nun seit einigen Jahren mit kleinen, aber feinen Tourneen das alte
Erbe aufrecht und für mich war der heutige Abend in der Galery eh
was Besonderes, da nun eben der zum Glück wieder genesene Ron Bushy
auch mit von der Partie war.
Rund etwa 100 Leute hatten sich in der Galery eingefunden und obwohl
der "erhöhte" Altersdurchschnitt nicht zu übersehen war, fanden sich
immerhin doch auch ein paar deutlich jüngere Fans ein. Bassist Lee
Dorman ist seit Längerem gehbehindert und kam deshalb langsamen
Fusses, gestützt durch seinen Roadie, auf die Bühne und setzte sich
sogleich auf den bereit gestellten Stuhl. Diesen verliess er bis zur
Zugabe, respektive zum Drum-Solo von Ron, nicht. Als Opener wurde
«Iron Butterfly Theme» gewählt, unmittelbar gefolgt «Unconscious
Power», beides Songs des Debüts «Heavy» von 1968. Das war dann
natürlich Psychedelic Rock vom Feinsten, der sich allerdings ohne
Drogen wie LSD (von damals) nicht so richtig entfalten konnte und
deshalb etwas unspektakulär rüber kam. Ähnlich klang «In The Time Of
Our Lives» von «Ball» (1969), wo aber der typische Butterfly-Sound
herrlich durchdrang. Etwas mehr Pepp wies dann «Stone Believer» vom
Album «Metamorphosis» auf, ehe mit «Flowers And Beads» ein mir
bestens bekannter Track von der «In-A-Gadda-Da-Vida» Scheibe (1968)
für massig Retro-Vibes sorgte. Die Instrumentierung klang gut, da
generell (oh Wunder!) mal nicht zu laut abgemischt wurde und Ron
Bushy, so schmächtig der Mann war, hatte einen satten Groove drauf.
Zwischen den Songs erzählte Lee Dorman jeweils noch etwas und so
verwunderte es dann nicht, dass «Easy Rider (Let The Wind Pay The
Way)» speziell den Bikern gewidmet war. Der stets kräftige Applaus
deutete an, dass die Besucher in der Galery voll auf ihre Kosten
kamen. Gitarrist Charlie Marinkovich ging je länger je mehr in
seinem Spiel auf und begab sich einmal auch kurz mitten ins Publikum
hinein, um dort ein paar töfte Soli zu hinterlassen. Als dann Martin
Gerschwitz zuerst die berühmte Toccata & Fuge von Altmeister Johann
Sebastian Bach relativ zackig runter schlenzte (das spielte Jon Lord
auf der «Perfect Strangers» Tour ergreifender) kam dann endlich der
berühmte "Garten des Lebens" an die Reihe, wo ich wiederholt mit
geschlossenen Augen eine fette Gänsehaut kriegte und jeden einzelnen
Takt des Drum-Solos genoss. Das Ganze klang authentischer als noch
in Aarburg und ich musste mich fast in den Hintern kneifen, um
wirklich erfassen zu können, was da gerade vor mir auf der Bühne
abging. Es war eigentlich ein sehr emotionaler Moment, dem ich zum
Glück beiwohnen durfte. Als Zückerchen und einzige Zugabe kam mit
«Are You Happy»? noch einer geilsten Songs, den Iron Butterfly,
nebst ihrem Überhit, je geschrieben hatten. Nach knapp 90 Minuten
war die ergreifende, mentale Zeitreise zurück zu quasi den Anfängen
meiner musikalischen Leidenschaft leider zu Ende. Das gemeinsame
Foto mit Drummer Ron Bushy und der anschliessende, lockere Smalltalk
veredelten den eh schon kultigen Anlass zusätzlich. Wer weiss, wie
lange die Band noch mit Original-Musikern unterwegs sein kann und
darum war die heutige Ehrerbietung für meine Wenigkeit ein absolutes
Muss!
Setliste: «Iron Butterfly Theme» - «Unconscious Power» - «In The
Time Of Our Lives» - «Stone Believer» - «Flowers And Beads» - «Easy
Rider (Let The Wind Pay The Way)» - «Butterfly Bleu» - «In-A-Gadda-Da-Vida»
-- «Are You Happy?».
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