Livereview: Ironflame - Comaniac

12. September 2019, Olten - Coq d'Or
By Rockslave
Die Volksweisheit "Wieso in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah ist?" lässt sich bezüglich der geringen Distanz zwischen dem Restaurant "Coq d'Or" in Olten und meinem Wohnort jederzeit anwenden. Und doch findet sich meine Wenigkeit, trotz aktivem Konzertprogramm durchs ganze Jahr hindurch, vergleichsweise selten dort ein. Das hat in erster Linie mit dem "personal taste of music" zu tun und ist im Weiteren der längst unüberschaubaren Anzahl an Konzerten geschuldet. Doch heute Abend sah das anders aus, denn mit Ironflame war eine US-Metal Combo angesagt, um die sich in der letzten Zeit viele Leute bemüht haben, allen voran die Jungs von "Doc Gator Records" und EXLNTLX von "Metalworld". Letzterer ist zudem auch um die künftige Karriere der Schweizer Support-Band Comaniac bemüht, und hat eine "2019 Tour" Split-Single veröffentlicht, auf der beide Bands des heutigen Abends vertreten sind! Was für eine Ausgangslage und vor allem eine, die entsprechend gewürdigt werden musste. Damit einher ging natürlich der allererste Schweizer Auftritt der Amerikaner, und Comaniac stellten mit «Holodox» einen brandneuen Song des nächsten Albums vor.

Comaniac

Die Aargauer Thrasher, respektive das einzige übrig gebliebene Ur-Mitglied Jonas Schmid (v/g) steht nun mit seinen aktuellen Sidekicks Valentin Mössinger (g), Stefan Häberli (d) und Neuzugang Joel Strahler (b) vor dem Scheideweg nach fast einer Dekade Aufbauarbeit. Will heissen, dass sich im nächsten Frühling nicht nur die Alpenblümchen durch den schmelzenden Schnee hindurch nach oben ausrichten, sondern auch Comaniac mit ihrem heiss erwarteten dritten Album antanzen werden. Nach den zwei guten Vorgängern «Return To The Wasteland» (2015) und «Instruction To Destruction» (2017) gilt es nun die gebündelte Erfahrung der letzten Jahre mit ausgereiftem Songwriting zu vereinen und richtig Reibach zu veranstalten! Mittel dazu wird das neue Langeisen mit dem Titel «Holodox» sein, dessen Titeltrack erstmals in der Setliste der September-Konzerte auftauchte. Mit dazu gab es natürlich weitere Keulen und Abrissbirnen der ersten zwei Alben, darunter «Secret Seed» und «Coal». Das geringe Platzangebot der Bühne im Coq d'Or zwingt die Musiker jeweils zum Spagat, den gewünschten Sound ohne grossen Aktionsradius zu erzeugen. Comaniac liessen sich davon jedoch nicht beirren und machten das Beste daraus. Das beinhaltete nebst dem Spielen der Instrumente auch stilgerechtes Posing, und die Musiker standen dabei nicht wie Litfasssäulen herum, im Gegenteil. Die Stimmung im bereits gut gefüllten Keller steigerte sich kontinuierlich, angetrieben durch den unermüdlich anheizenden Frontmann Jonas. Mit im Publikum standen mitunter ehemalige Members der Band, die ihre Kollegen, zusammen mit aktiven Fans der ersten Reihen, lautstark unterstützten. «Holodox» hinterliess dabei als Track sowie erste Visitenkarte der kommenden Scheibe schon mal einen guten Eindruck. Da dies für die Jungs von Comaniac der letzte gemeinsame Auftritt auf der Kurz-Tour mit dem Headliner war, behändigten sich die Musiker von Ironflame kurzerhand mit je einem Besen, wuselten damit zuerst kurz auf der Bühne rum, um die Dinger anschliessend in der ersten Reihe zu einer E-Gitarre "umzufunktionieren" und headbangend abzurocken, was für ein Spass! Nach dem schweisstreibenden Konzert empfahl es sich zudem, die limitierte 7" Split-Single «2019 Tour Single» gleich in beiden Versionen (black and clear vinyl) am Merchstand zu erwerben.

Setliste: «Coal» - «Suborned» - «Holodox» - «Bow Low» - «1, 2, Rage» - «Secret Seed» - «Instruction For Destruction» - «Cut Throat» - «Self Control».


Ironflame
Die 2016 gegründete Truppe der Heavy Power Metaller Ironflame aus den Staaten würde hierzulande noch keine Sau kennen, wären da nicht ein paar eingeschworene, vinylaffine und initiative Freaks gewesen. Zu Beginn war das Ganze jedoch das Baby von Brimstone Coven Bassist und Multiinstrumentalist Andrew D'Cagna, der das Ironflame-Debüt «Lightning Strikes The Crown» (2017) zu Ehren des verstorbenen Kollegen Chris Zenner, bis auf ein paar Guitar-Soli, kurzerhand in Eigenregie raus haute. Nachdem die Erstauflage (Vinyl plus CD) von 150 Stück im Nu vergriffen war, schritt das neu geschaffene Schweizer Label "Doc Gator Records" ein und veröffentlichte das gute Teil so zu sagen nochmals für die Fans auf dem alten Kontinent. Kurz darauf lizenzierte "Metalworld" das Juwel zusätzlich, schob eine weitere Version in orangenem Vinyl nach und sorgte anschliessend auch gleich für den Erwerb des zweiten Albums «Tales Of Splendor And Sorrow» (2018). All diesen Bemühungen ist letztlich zu verdanken, dass Ironflame heute Abend überhaupt wie zum ersten Mal in der Schweiz auf einer Bühne standen! Andrews Tourband bestand dabei aus Quinn Lukas (g), Jesse Scott (g), James Babcock (b) und Noah Skiba (d). Als der Fünfer aus den Staaten die Bühne betrat, wurde dieser bereits lautstark begrüsst. Kaum setzte die Band den Opener «Firestorm» in Gang, brach im wahrsten Sinne des Wortes ein Feuersturm los! Ironflame brachten einen treffenden Querschnitt ihrer beiden Alben an den Start und bewiesen, dass sie die schiere Power auf den Studio-Alben locker auch auf der Bühne entfachen können. Es war ein Siegeszug auf der ganzen Linie, und die Band wie die Fans stachelten einander spürbar an.

Jeder gespielte Song mehr bekräftigte die Macher im Hintergrund, genau das Richtige getan zu haben. Es wäre echt eine Schande gewesen, wenn man diese tollen Songs nicht in der besten Form, nämlich live geniessen kann. Und auch wenn die fünf Musiker noch weniger Platz als vorher Comaniac auf der Bühne zur Verfügung hatten, war das Ganze alles andere als eine statische Darbietung! Dass dabei die vordersten Leute nicht ab zu und mal einen Gitarren- oder Basshals im Genick spürten, grenzte halbwegs an ein Wunder. Doch wenn man sich schon selber auf der kleinen Bühne nicht über den Haufen rennt, ist das andere selbstredend und halt standesgemäss für Profis. Da im Sound von Ironflame immer wieder mal ein paar Fetzen von Iron Maiden durchschimmern, erstaunte es letztlich nicht wirklich, dass mit «Moonchild» noch eine überraschende wie ziemlich gute Cover-Version den eh schon überzeugenden Auftritt zusätzlich aufwertete. Wo sich andere Combos damit bös in die Nesseln setzen, glänzten Ironflame ohne Wenn und Aber. Dies führte schliesslich zu den entsprechenden Reaktionen beim begeisterten Publikum, das postwendend noch mehr von ihren Helden hören und sehen wollte, als auf der Setliste stand. So gab es insgesamt noch drei Songs oben drauf, ehe dieser denkwürdige Konzertabend definitiv zu Ende ging. Wie zuvor schon bei Comaniac, wiederholte sich vorher natürlich die Aktion des plötzlichen Überfalls auf der Bühne auch beim Headliner. Verkleidet und mit Masken versehen stürmten unsere Schweizer Jungs ihrerseits die Bühne und sorgten für das nächste kurze Chaos. Die Amis, die wohl ahnten, dass noch sowas passieren wird, nahmen die Aktion aber locker hin und liessen diesen Klamauk mit Ansage augenzwinkernd über sich ergehen. Am Schluss waren sich jedoch alle einig, dass der heutige Abend, inklusive dieser unterhaltenden Intermezzos, so oder so kultig war.

Setliste: «Firestorm» - «The Contract» - «Marching On» - «Bringer Of Fire» - «Seekers Of The Blade» - «Sword And Shield» - «Eternal Night» - «Vengeance Rising» - «Blood Red Cross» - «Orpheus» - «Moonchild» - «Shadow Queen» -- «Fallen Glory» --- «Kingdom Come» - «Fighting Onward».