Die Volksweisheit "Wieso in die Ferne schweifen, wenn das
Gute so nah ist?" lässt sich bezüglich der geringen Distanz zwischen
dem Restaurant "Coq d'Or" in Olten und meinem Wohnort jederzeit
anwenden. Und doch findet sich meine Wenigkeit, trotz aktivem
Konzertprogramm durchs ganze Jahr hindurch, vergleichsweise selten
dort ein. Das hat in erster Linie mit dem "personal taste of music"
zu tun und ist im Weiteren der längst unüberschaubaren Anzahl an
Konzerten geschuldet. Doch heute Abend sah das anders aus, denn mit
Ironflame war eine US-Metal Combo angesagt, um die sich in der
letzten Zeit viele Leute bemüht haben, allen voran die Jungs von
"Doc Gator Records" und EXLNTLX von "Metalworld". Letzterer ist
zudem auch um die künftige Karriere der Schweizer Support-Band
Comaniac bemüht, und hat eine "2019 Tour" Split-Single
veröffentlicht, auf der beide Bands des heutigen Abends vertreten
sind! Was für eine Ausgangslage und vor allem eine, die entsprechend
gewürdigt werden musste. Damit einher ging natürlich der allererste
Schweizer Auftritt der Amerikaner, und Comaniac stellten mit
«Holodox» einen brandneuen Song des nächsten Albums vor.
Comaniac
Die Aargauer Thrasher, respektive das einzige übrig gebliebene
Ur-Mitglied Jonas Schmid (v/g) steht nun mit seinen aktuellen
Sidekicks Valentin Mössinger (g), Stefan Häberli (d) und Neuzugang
Joel Strahler (b) vor dem Scheideweg nach fast einer Dekade
Aufbauarbeit. Will heissen, dass sich im nächsten Frühling nicht nur
die Alpenblümchen durch den schmelzenden Schnee hindurch nach oben
ausrichten, sondern auch Comaniac mit ihrem heiss erwarteten dritten
Album antanzen werden. Nach den zwei guten Vorgängern «Return To The
Wasteland» (2015) und «Instruction To Destruction» (2017) gilt es
nun die gebündelte Erfahrung der letzten Jahre mit ausgereiftem
Songwriting zu vereinen und richtig Reibach zu veranstalten! Mittel
dazu wird das neue Langeisen mit dem Titel «Holodox» sein, dessen
Titeltrack erstmals in der Setliste der September-Konzerte
auftauchte. Mit dazu gab es natürlich weitere Keulen und
Abrissbirnen der ersten zwei Alben, darunter «Secret Seed» und
«Coal». Das geringe Platzangebot der Bühne im Coq d'Or zwingt die
Musiker jeweils zum Spagat, den gewünschten Sound ohne grossen
Aktionsradius
zu erzeugen. Comaniac liessen sich davon jedoch nicht beirren und
machten das Beste daraus. Das beinhaltete nebst dem Spielen der
Instrumente auch stilgerechtes Posing, und die Musiker standen dabei
nicht wie Litfasssäulen herum, im Gegenteil. Die Stimmung im bereits
gut gefüllten Keller steigerte sich kontinuierlich, angetrieben
durch den unermüdlich anheizenden Frontmann Jonas. Mit im Publikum
standen mitunter ehemalige Members der Band, die ihre Kollegen,
zusammen mit aktiven Fans der ersten Reihen, lautstark
unterstützten. «Holodox» hinterliess dabei als Track sowie erste
Visitenkarte der kommenden Scheibe schon mal einen guten Eindruck.
Da dies für die Jungs von Comaniac der letzte gemeinsame Auftritt
auf der Kurz-Tour mit dem Headliner war, behändigten sich die
Musiker von Ironflame kurzerhand mit je einem Besen, wuselten damit
zuerst kurz auf der Bühne rum, um die Dinger anschliessend in der
ersten Reihe zu einer E-Gitarre "umzufunktionieren" und headbangend
abzurocken, was für ein Spass! Nach dem schweisstreibenden Konzert
empfahl es sich zudem, die limitierte 7" Split-Single «2019 Tour
Single» gleich in beiden Versionen (black and clear vinyl) am
Merchstand zu erwerben.
Setliste: «Coal» - «Suborned» -
«Holodox» - «Bow Low» - «1, 2, Rage» - «Secret Seed» - «Instruction
For Destruction» - «Cut Throat» - «Self Control».
Ironflame
Die 2016 gegründete Truppe der Heavy Power Metaller Ironflame aus
den Staaten würde hierzulande noch keine Sau kennen, wären da nicht
ein paar eingeschworene, vinylaffine und initiative Freaks gewesen.
Zu Beginn war das Ganze jedoch das Baby von Brimstone Coven Bassist
und Multiinstrumentalist Andrew D'Cagna, der das Ironflame-Debüt
«Lightning Strikes The Crown» (2017) zu Ehren des verstorbenen
Kollegen Chris Zenner, bis auf ein paar Guitar-Soli, kurzerhand in
Eigenregie raus haute. Nachdem die Erstauflage (Vinyl plus CD) von
150 Stück im Nu vergriffen war, schritt das neu geschaffene
Schweizer Label "Doc Gator Records" ein und veröffentlichte das gute
Teil so zu sagen nochmals für die Fans auf dem alten Kontinent. Kurz
darauf lizenzierte "Metalworld" das Juwel zusätzlich, schob eine
weitere Version in orangenem Vinyl nach und sorgte anschliessend
auch gleich für den Erwerb des zweiten Albums «Tales Of Splendor And
Sorrow» (2018). All diesen Bemühungen ist letztlich zu verdanken,
dass Ironflame heute Abend überhaupt wie zum ersten Mal in der
Schweiz auf einer Bühne standen! Andrews Tourband bestand dabei aus
Quinn Lukas (g), Jesse Scott (g), James Babcock (b) und Noah Skiba
(d). Als der Fünfer aus den Staaten die Bühne betrat, wurde dieser
bereits lautstark begrüsst. Kaum setzte die Band den Opener
«Firestorm» in Gang, brach im wahrsten Sinne des Wortes ein
Feuersturm los! Ironflame brachten einen treffenden Querschnitt
ihrer beiden Alben an den Start und bewiesen, dass sie die schiere
Power auf den Studio-Alben locker auch auf der Bühne entfachen
können. Es war ein Siegeszug auf der ganzen Linie, und die Band wie
die Fans stachelten
einander
spürbar an.
Jeder gespielte Song mehr bekräftigte die Macher
im Hintergrund, genau das Richtige getan zu haben. Es wäre echt eine
Schande gewesen, wenn man diese tollen Songs nicht in der besten
Form, nämlich live geniessen kann. Und auch wenn die fünf Musiker
noch weniger Platz als vorher Comaniac auf der Bühne zur Verfügung
hatten, war das Ganze alles andere als eine statische Darbietung!
Dass dabei die vordersten Leute nicht ab zu und mal einen Gitarren-
oder Basshals im Genick spürten, grenzte halbwegs an ein Wunder.
Doch wenn man sich schon selber auf der kleinen Bühne nicht über den
Haufen rennt, ist das andere selbstredend und halt standesgemäss für
Profis. Da im Sound von Ironflame immer wieder mal ein paar Fetzen
von Iron Maiden durchschimmern, erstaunte es letztlich nicht
wirklich, dass mit «Moonchild» noch eine überraschende wie ziemlich
gute Cover-Version den eh schon überzeugenden Auftritt zusätzlich
aufwertete. Wo sich andere Combos damit bös in die Nesseln setzen,
glänzten Ironflame ohne Wenn und Aber. Dies führte schliesslich zu
den entsprechenden Reaktionen beim begeisterten Publikum, das
postwendend noch mehr von ihren Helden hören und sehen wollte, als
auf der
Setliste stand. So gab es insgesamt noch drei Songs oben drauf, ehe
dieser denkwürdige Konzertabend definitiv zu Ende ging. Wie zuvor
schon bei Comaniac, wiederholte sich vorher natürlich die Aktion des
plötzlichen Überfalls auf der Bühne auch beim Headliner. Verkleidet
und mit Masken versehen stürmten unsere Schweizer Jungs ihrerseits
die Bühne und sorgten für das nächste kurze Chaos. Die Amis, die
wohl ahnten, dass noch sowas passieren wird, nahmen die Aktion aber
locker hin und liessen diesen Klamauk mit Ansage augenzwinkernd über
sich ergehen. Am Schluss waren sich jedoch alle einig, dass der
heutige Abend, inklusive dieser unterhaltenden Intermezzos, so oder
so kultig war.
Setliste: «Firestorm» - «The Contract» -
«Marching On» - «Bringer Of Fire» - «Seekers Of The Blade» - «Sword
And Shield» - «Eternal Night» - «Vengeance Rising» - «Blood Red
Cross» - «Orpheus» - «Moonchild» - «Shadow Queen» -- «Fallen Glory»
--- «Kingdom Come» - «Fighting Onward».
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