Ende gut, alles gut! So platt manche
Sprichwörter des Öfteren auch klingen mögen, es gibt Momente, wenn
auch wenige, in denen sie treffender nicht sein könnten. So auch in
Bezug auf den Gig der grössten Metalband aller Zeiten: Iron Maiden!
- auf den ich mich, wie sich wohl auch das Gros der Schweizer
Metalgemeinde, seit Monaten gefreut hatte. Als ich dann jedoch
einige Tage vor dem herbeigesehnten Tag vom Chef die Meldung bekam,
dass wir wohl keine Photos machen dürfen (was sich nur wenige
Stunden vor dem Konzert nach zuerst erfolgter Zusage leider
bewahrheitete), vielleicht nicht mal Tickets bekommen würden, da
zitterte mein riesiges Eiserne-Jungfrauen-Fanherz doch ziemlich.
Immerhin hatten es Maiden, berühmter und erfolgreicher denn je, zum
ersten Mal überhaupt fertiggebracht, das Zürcher Hallenstadion
komplett auszuverkaufen! Schliesslich schaffte es Roxx dank seiner
Beharrlichkeit (man darf doch auch mal schleimen, respektive
loben..., oder nicht?!!) dennoch, uns (als Medienpartner
wohlverstanden!) entsprechend einzuschleusen und als am Morgen des
Metal-Ereignisses des Jahres das Zürcher Lokal-Radio "NRJ" unseren
Rockslave überraschend um ein spontanes
Fan-Interview bat, war klar, dass der Metal-Gott uns Metalfactorianern
offensichtlich doch gnädig gesonnen ist. So fand man sich also an besagtem
Tag mit rund 14'000 anderen Headbangern in der grössten Konzerthalle der
Schweiz ein, um das wohl bislang umstrittenste Konzert der Speerspitze der
NWOBHM zu erleben, denn die Briten zockten unter anderem und in dieser Art
das erste Mal überhaupt (!) auf Kosten von unsterblichen Klassikern wie
"Run To The Hills" oder "Number Of The Beast" den gesamten (!)
Neuling "A Matter Of Life And Death" an einem Stück durch! Doch
alles schön der Reihe nach, da auch das Vorprogramm, bestehend aus
den amerikanischen Überfliegern Trivium (Na ja... - Rsl) und
Maiden-Boss Steve Harris' Tochter Lauren, so oder so eines Berichts
würdig war. (Kis)
Lauren Harris
Um bei Sprichwörtern zu verweilen: Der Apfel fällt nicht weit vom
Stamm! Dass Kinder von Berühmtheiten oftmals das Gefühl haben, in
die Fussstapfen ihrer Eltern treten zu müssen, ist weitgehend
bekannt. Mal klappt es (wie bei John Bonham's Sohn Jason), mal nicht
(man denke an Kelly Osbourne, die nervtötende Tochter von Ozzy).
Lauren, die Tochter von Steve Harris, die wohl auch nur deswegen an
diesem Abend eröffnen durfte, lag derweil irgendwo zwischendrin.
Dass die Wunschfrau eines jeden Metallers (gutaussehend, Sängerin,
Tochter einer Rock-Legende) performen kann, daran bestand schon nach
wenigen Takten des Openers kein Zweifel mehr. Dass Lauren dabei
reichlich in der Plattensammlung ihres Papas gekramt hat, auch
nicht, denn das Material, welches sie mit ihren talentierten und
makellos spielenden Mitmusikern während ihren gut 25 Minuten
Spielzeit abfeuerte, erinnerte unweigerlich an die guten alten 70ies
Hard Rock Zeiten der Marke U.F.O. oder Kiss, was somit Assoziationen
an die Girls von The Donnas förmlich aufzwang und mit dem letzten
Song "Natural Thing" hatte Frau ja auch noch gleich ein Cover der
erstgenannten Band mit im Gepäck. Zwar hatte es Lauren Harris
outfitmässig schon drauf, wie man sich als Rockerin auf der Bühne zu
kleiden hat (Lederhose und schwarzes Tanktop), das Posieren muss die
quirlige Frau aber noch lernen. Strahlend und voller Elan (wie auch
der Rest der Band) rannte die kleine Sängerin über die Bühne, wobei
ihr Kopfschütteln ziemlich unbeholfen und zuweilen fast erzwungen
wirkte. Dies war jedoch sicherlich nicht der Hauptgrund dafür, dass
lediglich Höflichkeitsapplaus gespendet wurde. Das lag zum einen
daran, dass die teils noch etwas schwachen Songs nicht wirklich
hängen blieben und zum anderen das Hallenstadion während der ganzen
Show praktisch noch voll beleuchtet war. (Kis)
Trivium
Nach dem ansprechenden, aber klar verbesserungsfähigen Auftritt der
Tochter von Maiden-Boss Steve Harris war es nun an der Zeit, dass
Trivium die zahlreich erhaltenen Vorschusslorbeeren als vermeintlich
neue Thrash-Könige zu bestätigen vermögen. Ob man es wahrhaben will
oder nicht, aber die mit Sicherheit talentierten Amis wurden in der
letzten Zeit von der Major-Journaille etwas gar hoch gehandelt. Von
der heissesten Newcomer-Band der Szene war da die Rede. Ok..., das
neue Album "The Crusade" ist ohne Zweifel gut, wächst ehrlich gesagt
mit jedem Umgang mehr, aber die Quadratur des Kreises ist diese
Mucke definitiv nicht. Grund dafür ist, dass die Ingredienzien des
Trivium-Sounds sattsam bekannt sind. Das merkte man auch nach kurzer
Zeit auf der Bühne. Die Jungs wurden vom Zürcher Publikum im
ausverkauften Hallenstadion aber erstmal gebührend empfangen. Danach
ging es gleich zur Sache und die Florida-Gang legte sich ordentlich
ins Zeug. Frontmann Matthew Heafy, gerade mal etwas über 20 Jahre
alt, wirkte überaus souverän und überhaupt hinterliess die ganze
Band auch optisch einen äusserst professionellen Eindruck. Was
hingegen die Musik angeht, da scheiden sich wohl die Geister.
Während jüngere Fans sich zwangsläufig mehr mit Trivium
identifizieren können, hörte ich kaum was wirklich Bahnbrechendes,
geschweige denn Neues. Vor allem alte Metallica, Artillery,
Nevermore, Machine Head und Merauder fallen mir da ein. Wenn man
sich das neue Album anhört, dann stechen die töften Chöre und einige
catchy Melody-Lines ohne Zweifel deutlich heraus, aber Metallica zu
Cliff Burton's Zeiten sind vor allem bei der Live-Performance
allgegenwärtig, was halt zum überwiegenden Teil auch am stark an
James Hetfield erinnernden Gesang liegt. Dazu kommt, dass die
Feinheiten der Studio-Produktion (zum Beispiel die ziemlich guten
Sechssaiter-Soli!) auf der Bühne mehrheitlich untergingen. Derart
gestrickt, langweilte mich der Auftritt schon nach einer
Viertelstunde und ich war echt froh, als dieses (leider höchstens
mittelmässig gemixte) Gedöns vorbei war. Immerhin wurden Trivium in
Zürich fair behandelt, denn in London flogen neuesten Meldungen zu
Folge mit Pisse gefüllte Behältnisse auf die Bühne und auf Youtube
kursiert derzeit ein Video, wo die Band das Konzert vom 12. Dezember
in Birmingham wegen einem 'ne Flasche werfenden Fan (?) unterbrechen
musste und diesen wortlaut aus der Halle schmeissen liess. Ob das
gute Vorzeichen für eine langanhaltende Karriere sind? Wir werden
die Antwort auf diese Frage schon bald erhalten, wenn Trivium
nächstes Jahr als Headliner (!) auf Euro-Tour gehen werden. Dass
dabei Annihilator als Support (!!) mit von der Partie sind, könnte
für die Youngsters noch böse enden, beziehungsweise voll in die Hose
gehen. Und das selbst mit der Erkenntnis, dass Jeff Water's
Bandkollegen schon hochkarätiger waren. Fazit für Trivium: Fähige
Musiker mit entsprechend guter Promotion im Rücken müssen trotzdem
ihr Lehrgeld zahlen! (Rsl)
Iron Maiden
"Doctor Doctor" von U.F.O., das gehört einfach zum Anfang einer
Maiden-Show, wie das Amen zur Kirche (Sprichwörter Part III). Auch
an diesem Abend kündigte dieser Song den Auftritt jener Band an, auf
den die ganze Halle gewartet hatte. Mit Tarnnetzen behangen und in
Grünfarben gehalten, präsentierte sich die Bühne zwar etwas
bescheidener als während der "Dance Of Death"-Tour vor drei Jahren,
dafür passend zur neusten Maiden-Scheibe "A Matter Of Life And Death",
dem kommerziell wohl erfolgreichsten Album der gesamten
Bandgeschichte. Vor dem Hintergrund einer zerbombten
Stadt begann das Spektakel wie zu erwarten mit "Different World",
dem Opener vom neuen Studio-Werk "AMOLAD", welches laut Ankündigung
komplett zur Aufführung gebracht werden sollte. Und schon bei diesem
ersten Song stellten die Herren aus Britannien klar, dass sie nicht
zu Unrecht auch heute noch, gut 30 Jahre nach der Gründung, als eine
der, wenn nicht als die grösste Metalband aller Zeiten gelten.
Während Adrian Smith und Dave Murray eher gemütlich zockten, machte
Janick Gers sofort den gewohnten, gehasst wie geliebten Kasper und
schwang seine Gitarre alsbald in alle Himmelsrichtungen. Das Zentrum
der Aufmerksamkeit war aber auf jeden Fall Frontsirene Bruce
Dickinson beschert, der sich heute in einem etwas schäbig wirkenden
Blazer endgültig auf den Metalsänger-Thron hievte, da er gottgleich
dynamischer, versierter und perfekter als je zuvor sang. Wie
makellos klar der ganze Sound generell abgemischt war, zeigte sich
im weiteren Verlauf während abwechslungsreicheren und
bombastischeren Songs wie "These Colours Don't Run" oder dem
hymnischen "Brighter Than A Thousand Suns" immer wie deutlicher und
auch rein optisch boten die doch schon um die 50 Jahre alten Herren
Unterhaltung pur: Die völlig neue Lightshow war bis auf den letzten
Snare-Schlag von Nicko McBrain auf die Songs abgestimmt und tauchte
die Band mal in blutrotes, mal in melancholisch blaues Licht, nur um
dann wieder bunt wie ein Regenbogen den Refrain zu untermalen. Diese
wurden vom Publikum zuerst noch nicht so euphorisch mitgeschrieen
wie bei alten Klassikern, dennoch steigerte sich die Stimmung
kontinuierlich. Dies setzte sich auch während "The Pilgrim" und "The
Longest Day" fort, was Ausdruck der ungeheuren Spiel- und
Bewegungsfreude der Band war. Vor allem Steve Harris schien mächtig
stolz auf das neue Material und in bester Laune zu sein, was sich in
einem stetigen Grinsen und unablässigen Herumwieseln äusserte. In
der ersten wirklichen Ansage von Bruce ans Publikum stellte sich
heraus, dass "AMOLAD" auch in der Schweiz Goldstatus erreicht hatte
und für das bedankte sich der Frontmann gebührlich beim Publikum,
was wiederum mit einer Welle und aufbrandendem Jubel, der nicht mehr
enden wollte, quittiert wurde. Als zukünftiger Vertreter der Setlist
empfahl sich darauf "Out Of The Shadows": Die an Bruce's
Solokarriere erinnernde Powerballade wurde durch stimmungsvolle
Lichtarbeit und seiner Hammer-Stimme zu einem der Highlights dieses
Abends und auch die Vorabsingle "The Reincarnation Of Benjamin Breeg"
überzeugte live tausendmal besser als auf der Studio-Scheibe. Das
Prunkstück der Scheibe folgte aber erst noch und zwar in Form des
neuneinhalb Minuten langen Abschlusstracks "The Legacy", der so
gewaltig wie "Rime Of The Ancient Mariner" über das Publikum herfiel
und bei welchem vor allem
Janick
Gers (dem in der letzten Zeit ja wiederholt nachgesagt wurde, live
gar nicht zu spielen und nur zur Dekoration auf der Bühne den
Hampelmann zu machen, was totaler Quatsch ist!) zeigte, was er
konnte, da er ein filigranes Lick und Solo nach dem anderen heraus
ballerte. Währenddessen spielte Bruce mit riesigen Flutlichtern, die
auf den Stegen an den Bühnenrändern aufgebaut waren und schaffte es
so, das Publikum in echte Feierlaune zu versetzen. Noch einmal sich
zuerst bedankend, kündigte Bruce darauf den Retro-Teil des Abends an
und als dann das Cover von "Fear Of The Dark" als Backdrop
aufgezogen wurde, kochte die ganze Halle regelrecht über: Die
Gänsehaut stand einem einfach "meterhoch" zu Berge, als 14'000
Metalheads diesen Übersong wie aus einem Munde mitsangen. In
vereinter Brüderlichkeit grölte da der 40-Jährige in seiner Kutte
zusammen mit dem 15 Jahre alten Teenie. Doch nicht nur das Lied an
sich, auch die Band trug zu dieser grandiosen Stimmung bei, denn
restlos alle bewegten sich was das Zeug hielt und Bruce klang immer
noch (nach mittlerweile gut 80 Minuten), als hätte er erst gerade "Piece
Of Mind" eingesungen. Das Gleiche galt für "Iron Maiden" (Scream for
me Zurich!), welches in der Mitte abrupt unterbrochen wurde! Der
Grund war ein riesiger Panzer, der hinter der Bühne aufstieg und aus
welchem ein Soldaten-Eddie mit Feldstecher über das Publikum spähte.
Danach wurde die Band noch kurz angesagt und mit den üblichen
Rückkopplungen am Ende dieses Songs verschwanden Maiden hinter der
Bühne. Die nun völlig aufgekratzten Fans hatten natürlich noch lange
nicht genug und so kam Bruce wieder auf die Bühne gerannt, um dabei
erstmal das Wiederkommen von 2008 anzukündigen, wo das gigantische "Powerslave"-Bühnendesign
im Zuge einer weiteren History-DVD auf europäischen Festival-Bühnen
zu weiteren Ehren kommen wird. "Two Minutes To Midnight" erklang
darauf als erste Zugabe, wobei das Hallenstadion abermals völlig
ausflippte und als zu "The Evil That Men Do" schliesslich noch ein
Soldaten-Eddie auf der Bühne herumschlurfte, sollte dann eigentlich
der Hinterletzte bemerkt haben, dass an diesem Abend die Götter des
Heavy Metals zum zigten Mal eine zwar ungewohnte, aber dennoch
fabelhafte Show abgeliefert hatten. Das Publikum jedenfalls war sich
dessen bewusst und verlangte noch zehn Minuten nach dem Ende der
Show nach weiteren Zugaben, die aber leider nicht mehr erfüllt
wurden. Ok, das ganze neue Album am Stück zu spielen, ist sicherlich
kein Stimmungsgarant und Risiko zugleich, besass auch ein paar
Längen, dennoch konnte man jedoch nichts anderes konstatieren, als
dass Iron Maiden wohl noch nie so gut waren. Perfekter Sound,
perfektes Licht, perfekte Musiker, perfekter Sänger: Maiden =
Perfekt! (Kis)
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