Alleine das Bewusstsein, dass die
englische Metal-Institution mit ihrer Eisberglandschaft aus dem Jahre
1988 erneut auf Tour ging, das Ganze aufmotzte mit einer ausgeklügelten
Pyro-Show und einer angepassten Setliste, liess in mir den Drang nicht
verstummen, dieses Konzert sehen zu MÜSSEN. Iron Maiden boten an
diesem Abend eine der besten Shows, die ich jemals von der Truppe um
Steve Harris sah. Dies, obschon der Sound nicht unbedingt gut war und
dass zwei Tage zuvor Kiss einen Gig ablieferten, der auch von Maiden
nicht zu toppen war!
Doch gehen wir der Reihe nach... Support-Bands sind in letzter Zeit so
eine Sache. Oftmals wende ich mich nach den ersten Minuten gelangweilt
ab und bin froh, wenn der Spuk nach hoffentlich nur 30 Minuten sein
abruptes Ende findet. Voodoo Six boten aber eine verdammt geile Show.
Die Engländer um Sänger Luke Purdie schienen dem ausverkauften
Hallenstadion gänzlich unbekannt zu sein. Nach ihrem 40 Minuten langen
Auftritt hatte sich dies aber schlagartig und nachhaltig geändert. Dies
belegten nicht nur die Fanreaktionen, sondern auch die Songs, welche
förmlich dazu schreien, nochmals gehört zu werden. Der traditionelle
Heavy-Rock, der mit einem gepfefferten Schuss «Moderne» auskommt, zieht
den Zuhörer blitzschnell in seinen Bann. Dabei stechen die sofort ins
Ohr gehenden Melodien und die mit einem grossen Wiedererkennungsgrad
versehene Gitarrenarbeit (tolle Doppel-Leads, verführerische Harmonien)
heraus! Die agile Performance, die freche unbekümmerte Art und die
Frische, mit der das Quintett auftrumpfte, war schon beachtlich. Dies
liegt sicherlich auch an der zehn Jahre andauernden Spielerfahrung,
welche die Londoner auszeichnet. Voodoo Six ist eine Band für die
Zukunft!
Wie schon eingangs erwähnt, Iron Maiden boten eine der besten Shows der
letzten Jahre und übertrafen damit sogar das Level, welches sie mit der
vor fünf Jahren in Basel aufgeführten «Somewhere Back In Time»-Tour
vorlegten. Somit ist auch klar, dass Maiden nur mit ihren alten Hits
die Massen zum Kochen bringen, weil das Qualitätslevel der neueren
Songs niemals mit den alten mithalten kann. Alleine das Vergnügen
endlich wieder «The Prisoner», «Afraid To Shoot Strangers», «Phantom
Of The Opera» und «7th Son Of A 7th Son» an einem Abend zu hören und
dies inmitten der alten KracheR..., das war ein unglaublicher Moment.
Bedingt durch den dreidimensionalen Charakter der Bühne bekam die
Rennerei von Sänger Bruce Dickinson einen zusätzlichen Anreiz. Turnt
der Engländer auf der Rampe welche sich links, rechts und über dem
Schlagzeug erstreckte, musste man froh sein, dass der Fecht-Liebhaber
nicht nach seinem Kilometergeld bezahlt wird. Gleich zu Beginn, nach
dem obligaten «Doctor, Doctor»-Intro von UFO, schossen die ersten
Pyroeffekte hoch und dies nicht zu knapp. Mit den ersten Tönen von
«Moonchild» überzeugte die Lichtshow, die zusammen mit den unzähligen
Feuerfontänen ein einmaliges Bild abgab.
Die doch schon etwas älteren Herren liessen sich von der
enthusiastischen Stimmung mitreissen und speziell Steve Harris rockte,
als gäbe es kein Morgen mehr. Das Dreiergestirn der Gitarrenfront,
bestehend aus Adrian Smith, Dave Murray und Janick Gers bestach durch
fulminante Soloeinlagen, und durch kernige Riffs («2 Minutes To
Midnight», «Phantom Of The Opera»). Adrian bleibt der beste Gitarrist
dieser Kombination, während Janick mit seinen wilden Verrenkungen,
«Aerobic goes Metal!», den einen ein Lächeln und den anderen ein
Kopfschütteln abverlangt. Bruce sang an diesem Abend sehr gut, sprang
über die Monitorboxen, wechselt ständig sein Bühnenoutfit (ab und
zu auch die Frisur) und hatte seine kleinen «Probleme». So konnte er
bei «The Trooper» die Fahne nicht wie gewohnt in den Boden einstecken
und bei «Moonchild» liess sich ein Effekt nicht wie gewünscht
entzünden. Das blieben aber, neben dem wirklich dürftigen Sound, die
einzigen Makel an diesem Abend.
Die Fans waren von Beginn weg heiss auf ihre Band. Die ersten
Textzeilen «Seven deadly sins, seven ways to win, seven holy paths to
hell, and your trip begins…» wurden lauthals mitgeschrien und von da an
applaudierten, hüpften und sangen die Anhänger so laut es ging und
liessen sich immer wieder von Bruce zu noch mehr anstacheln. Das
legendäre « Scream for me Zurich – That's bullshit! – Scream for me
Switzerland – YEAH!» wurde an diesem Abend regelmässig durch den
Berufspiloten intoniert und die Reaktionen der Fans liessen die
Grundmauern des Hallenstadions immer wieder erbeben. Es war schon
erstaunlich wie laut helvetische Anhänger sein können, die sonst eher
als stille Geniesser bekannt sind… Steve Harris war die grosse
treibende Kraft. Auch wenn sein Bewegungsablauf nicht mehr die
Dimensionen von früher hat, war er ständig in Bewegung, animierte seine
Fans. Setzt er seinen Bass wie ein Gewehr an und ballert er die tiefen
Töne in die Menge, gibt es für niemanden mehr ein Halten. Schlagzeuger
Nicko McBrain war kaum hinter seinen Becken und Cymbals zu sehen,
verrichtete aber einen souveränen Job.
Passend zu den Songs wurden die dazugehörenden Backdrops aufgefahren.
War es nicht gerade das Cover zu «The Trooper» wurden alle Bilder in
eine eislandschaftliche Welt verändert. Eddie, das Bandmaskottchen,
hatte seinen ersten Auftritt an diesem Abend bei «Run To The Hills».
Passend zum Song wurde Eddie in die Uniform eines Soldaten gesteckt,
der mit seinem langen, blutigen Säbel, aus der der Schlacht gegen die
Indianer zurückkam. Das Ganze wurde mit einem Sprühfeuerregen ergänzt
und war eines der ganz grossen Highlights dieses Abends. Wie auch der
zweite Auftritte der unsterblichen Kreatur, als er in Form des «7th Son
Of A 7th Son»-Covers zusammen mit dem in die Fruchtblase verpackten
Kleinkindes bei «Iron Maiden» seinen Auftritt hatte. Das brennende Hirn
von Eddie war nur noch ein zusätzlicher Gimmick, welcher die Fans in
Verzückung brachte. Zuvor wurde rechts hinter dem Schlagzeug, und nur
für den Track «7th Son Of A 7th Son», ein Keyboard in die Höhe gehievt,
welches vom Styling gut in eine Dimmu Borgir-Show gepasst hätte. Mit
dem Tastendrücker bekam das Konzert den Ansatz, dass wirklich alles
live gespielt wurde (den sphärischen, langsamen Part) und nichts vom
der Konserve stammte. Die Kerzen, welche links und rechts des
Schlagzeuges standen wurden wie durch eine Geisterhand, die von Bruce
geführt wurde, entzündet. Alles dies zusammen ergab ein sehr stimmiges
Bild und rundeten «7th Son Of A 7th Son» perfekt ab. Der Teufel durfte
natürlich bei «The Number Of The Beast» nicht fehlen. Mit seinen roten
Augen, dem sich bewegenden Kopf und dem roten Bühnenlicht ergab dies
eine, dem Titel entsprechende, teuflische Atmosphäre.
«Fear Of The Dark» war neben «The Trooper» (einmal mehr mit Fahnen
schwingendem Brunce) und «The Number Of The Beast» die Hymne an diesem
Abend. Grundsätzlich jagte ein Hit den anderen und es war ein
Ohrenschmaus all die grossen Momente dieser Band (okay, es wurden nicht
alle gespielt) in einer Show zu hören. Der bekannte Fliegerfilm bei
«Churchill's Speech» und die von Bruce getragene Fliegerkappe beim
anschliessenden «Aces High», sowie die beiden letzten Songs «The Evil
That Men Do» und «Running Free» beendeten einen hervorragenden Abend,
von dem man seinen Enkelkindern erzählen wird. Diese Show zu toppen,
wird selbst für Iron Maiden sehr schwer sein.
Setliste Iron Maiden: «Moonchild», «Can I Play With Madness?», «The
Prisoner», «2 Minutes To Midnight», «AfraidTo Shoot Strangers», «The
Trooper», «The Number Of The Beast», «Phantom Of The Opera», «Run To
The Hills», «Wasted Years», «7th Son Of A 7th Son», «The Clairvoyant»,
«Fear Of The Dark», «Iron Maiden», «Churchill's Speech/Aces High», «The
Evil That Men Do», «Running Free»
|
|