Die Melodic Rocker aus dem Kanton Solothurn, die dieses Jahr
mit ihrem neuen Album "Time will tell" musikalisch wieder von sich reden
machten, haben unter dem Begriff "Konzertante Rockmusik" eine inzwischen
wirklich ernst zu nehmende Auftrittsform kreiert. Erstmals im Dezember 1999 trat man damit
in einer Kirche der Region auf. Das Hauptproblem dabei war, den Sound so hin zu bekommen,
dass einerseits nicht die Fenster barsten oder Kronleuchter von der Decke fielen und
gleichwohl eine echte Konzertatmosphäre erzeugt werden konnte. Irrwisch und ihre
Techniker von Power Acoustics lösten diese Aufgabe mit Bravour und fanden somit eine der
Jahreszeit angepasste Nische, die beim Publikum bisher sehr gut ankam. Diese Auftritte
konnten eigentlich immer mit dem Anhängsel "Sold out" versehen werden. Das
gleiche Bild bot sich auch heute Abend in Biberist, wo an einem normalen Sonntag wohl kaum
soviel Leute anwesend sein dürften. Zahlreiche Kerzen unterschiedlicher Grösse
verströmten an diesem 1. Advent sogleich vorweihnächtliche Stimmung.
Kurz nach 17.00 Uhr betraten Irrwisch die Kirchen-Bühne und eröffneten das Konzert mit
dem schönen Instrumental "Panta rhei" vom aktuellen Album. Was mir gleich
auffiel, war der eher laute und druckvolle, aber perfekt ausbalancierte Sound. Vor allem
das von mir bisher generell mit einem Fragezeichen belegte elektrische Schlagzeug klang
diesmal um einiges besser, was nach Aussagen von Drummer Sappy Kissling daran lag, dass er
eine neue Software mit einer höheren Auflösung installiert hatte. Nach einer funkigen
Einlage mit Bass, Drum und Percussion folgte der Titelsong "Time will tell", wo
Sängerin Sabine Hasler einmal mehr ihre schöne und klare Stimme zum Ausdruck brachte.
Nach der Single "Cinderella" setzte sich der Multiinstrumentalist Michael
Wernli, der sonst Bass spielt, hinter Steff Bürgi's Keyboard und sang zwei eigene
Nummern, die von Steff und Sabine mit Backing-Vocals unterstützt wurden. Und dann folgte
mit "Dark veiling town" einer der zeitlosen Klassiker vom 81-er Debüt-Album
"In search of", der allerdings in einer reinen Instrumental-Fassung gespielt
wurde. Mit "Give me an answer" und dem ruhigen "Cry" präsentierte die
Band zwei neue und erstmals vor Publikum gespielte Songs, die die unverkennbaren
Trademarks der Band trugen.
Gegen Ende des Sets folgten mit "Wanna share my tenderness" und "In search
of (& Bolero)" zwei weitere Monumente des über zwanzigjährigen Schaffens von
Irrwisch. Auch wenn die zu diesem Zweck, also der Örtlichkeit umarrangierten Songs (fast
zu) viele Instrumentalelemente verpasst kriegten, wurde die Magie der alten Tage abermals
zu neuem Leben erweckt. Im Zugabenteil durften natürlich "First time" und
"No more than I can say" nicht fehlen, die vom Publikum ergiebig und mit einer
überwiegenden "Standing ovation" begeistert beklatscht wurden. Der Abschluss
nach guten 100 Minuten konnte mit dem "Christmas song" nicht treffender
gefunden, respektive gespielt werden. Es wäre der Band nun wirklich zu gönnen, dass sie
nach einigen mageren Jahren in der Vergangenheit doch noch zu längst verdienten
(weiteren) Ehren gelangen! Time will tell...
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