Gegensätze ziehen sich an! Wenn die Spasshelden von J.B.O. und QL
gemeinsam im eher düster eingerichteten Transilvania in Erstfeld
aufspielen, ist das in etwa so, als würde Jesus persönlich vor dem
grausamen Belzebub lustige Purzelbäume schlagen. Und doch wurde an
diesem Abend zusammengeführt, was im Heavy Metal zusammen gehört:
Spass und Totenköpfe. Und so ergänzten sich die Menschenschädel und
das düstere Kerzenlicht im Konzertsaal in schwelgerischer Symbiose
mit der personifizierten Fröhlichkeit auf der Bühne. Zumal mit J.B.O.
und QL auch zwei Bands zusammen musizierten, welche eine ähnliche
Stimmung verbreiten. Hier J.B.O., die neben eigenen Songs auch
geschickt fremde Hits mit neuen Texten versehen, da QL, welche
vorwiegend Schweizer Klassiker verrocken. Währen da noch die
„Beatles mit Metallica“-Verbinder Beatallica anwesend gewesen und
mit Friedli & Fränz Kilbimusig ergänzt worden, würden die Anwesenden
wohl auf Ewigkeiten keinen Hass oder Unfrieden mehr verspüren. Aber
auch mit J.B.O. und QL alleine war ein absolutes Traumbilling am
Start, welches zumindest von den ersten vier, fünf Reihen ohne Gnade
abgefeiert wurde.
QL
Eine der besten Schweizer Stimmungsgaranten sind definitiv QL. Man
mag vom Konzept, Schweizer Hits zu verrocken, halten was man will,
aber live sind die vier Mannen eine echte Macht. Und so war es auch
nicht weiter verwunderlich, dass bereits ab den ersten Klängen von „Dr
Ferdinand isch gschtorbe“ eine Bomben-Stimmung herrschte. QL zogen
ihr Ding durch und stellten gleich nach „Heimweh“ klar: „Wenn eine
Schweizer Band hierzulande „Do You Feel Good?!“ ins Publikum ruft,
ist das extrem uncool!“ Das Publikum wurde aufgefordert, bei dieser
Frage mit „Fuzziband“ zu antworten. In der Folge bewiesen QL viel
Selbstironie, in dem sie das Publikum eben mit dieser Frage
provozierten. Aber nicht nur die Schweizer Bands kriegten verbal ihr
Fett weg, sondern auch ein gewisses Milliardärssöhnchen Namens Carl
Hirschmann. Besonders Gitarrist und Sänger Stämpf widmete immer
wieder einzelne Lieder dem Frauen-Verführer und –Nötiger. Die Fans
teilten Stämpf’s Abneigung und sangen lauthals Hits wie das
knallharte „W. Nuss vo Bümplitz“, das punkige „Ängu“ oder das
schnelle „Ewigi Liebi“ mit. Und seit diesem Abend wissen wir, dass Golä’s „Schwan“ eigentlich Deep Purple abgekupfert ist. QL bauten in
dieses Lied geschickt „Smoke On The Waters“ ein. Das
Publikum
klatschte begeistert mit und in den vorderen Reihen gab es wilde Pogo- und andere Tänze. QL nahmen diese Reaktion gerne an und
schnitten zum Dank Grimassen. Zum Schluss verkündigte die Band, dass
exakt am ersten Januar ihr neues Album erscheinen wird. „Das erste
Album im neuen Jahrzehnt überhaupt“, wie Sänger und Bassist Pät
verschmitzt verriet. „I hät no viu blöder ta“ bildete danach den
ersten Abschluss, bevor nach einer etwas zu langen Pause „Singing 1“
mit dem bekannten Tanz „mol ufe, mal abe, mal links, mol rächts“
gezockt wurde. „Wir sind die einzige Band, die beim Anzählen eines
Songs ihr Lieblingsgetränk erwähnen“, rief Pät und zählte ein „eis,
zwoi, drüh, Bier“ an. Danach war erst mal Schluss und die
QL-Gutfinder zufrieden, während sich die QL-Schlechtfinder wieder
von der Bar in den Konzertsaal wagten.
Setliste QL: Dr Ferdinand isch gschtorbe, Heimweh, Fuzzi, W.Nuss vo
Bümpliz, Teddybär, Ängu, Alperose, Schwan, Oh läck du mir, Gschtorbe,
Ewigi Liäbi, s’Vogulisi, I hät no vill blöder ta, Singing 1
J.B.O.
Spalteten QL das Publikum noch in zwei Lager, war bei J.B.O.
gemeinsames Feiern angesagt. Und dies obwohl Sänger Vito zugab:
„Eigentlich dachten wir ja, wir seien die Vor- und QL die
Hauptband.“ Die eingehaltene Auftrittsreihenfolge schien aber im
Transilvania durchaus Sinn zu machen. J.B.O. blieben sich an diesem
Abend selbst treu und spielten ein unberechenbares Set, welches eine
gute Mischung aus ihrem Schaffen zeigte. Das Schöne (gross gschriebe)
an den Franken ist, dass man die Band mehrmals hintereinander sehen
kann, ohne dass eine Setliste der anderen gleicht. Mit „Im Verkehr“
starteten die vier rosa Helden schön stampfend und verkündeten bald
„I Don’t Like Metal, I love it“. Dabei schafften sie sich bei der
rauen Beatles-Zusammenfassung „Kuschelmetal“ bereits zu Beginn des
Konzertes viele Sympathien. In diesem Medley gibt es die im „Country
Roads“ gespielte Stelle „Autobahn, bring mi ham, möglichst schnell,
in die Heimat, bis nach Erstfeld, bei der Mama, bring mi ham,
Autobahn“, dessen Refrain per Schild auf der Bühne diktiert und
begeistert mitgesungen wurde. Irgendwie schienen es J.B.O. an diesem
Abend sowieso mit dem Zusammenfassen von eigenen Songs zu haben.
Denn auch beim „Ich möcht so gerne Metal hör'n“ bauten sie passend
mit „Ich will Lärm“ einen weiteren Band-Klassiker ein. Auf der
Setliste am Boden war der Song dann auch als „Möchte so gerne Lärm“
notiert. Vito und Hannes waren in bester Redelaune und unterhielten
das Publikum auch zwischen den Liedern. Dabei war ein gewisser Hang
zu spüren, die Songs zu erklären. So plapperten sie vor „Geh mer
halt zu Slayer“: „Im Leben gibt es nur eine einzige Sache, die
wirklich zuverlässig ist: „Slayer sind live immer eine Macht!“ Als
ob sie es danach nötig hatten, bestätigten sie mit „Rock Muzik“, was
der ganze rosa Zirkus auf der Bühne überhaupt sein
sollte. Tief in
die Mottenkiste zu alten „Meister der Musik“-Tagen griffen J.B.O.
mit der Ballade „Ich liebe Dir“, die für die meisten Zuschauer wohl
zu alt war. Aber die Franken sind nicht nur tolle Musiker, sondern
auch ausgezeichnete Frauenversteher. Mit „Das Eine“ bekräftigen sie,
was Frauen exakt von den Männern wollen; nämlich Pickel ausdrücken.
Was danach noch folgte war eine geschickte Aneinanderreihung von
Klassikern. Konkret erklangen die Hip Hop-Nummer „Ich sag J.B.O.“,
das Kinderlied „Bolle“, das von einem überdimensionierten
aufblasbaren Penis begleitete „Bimber Bomer“ und das zum goldenen
Song gewordenen „Ein guter Tag zum Sterben“. Das famose „J.B.O:“
brachte danach sogar steinharte Manowar-Hasser zum Mitsingen. Klar,
dass bei dieser Hitdichte die Stimmung mindestens im vordersten
Hallenviertel kochte und sich die Band zufrieden zum ersten Mal
verabschiedete. Für viel Schmunzeln sorgte die erste Zugabe, bei der
aus dem harmlosen „Singing in The Rain“ ein „Raining Blood wurde.
„Verteidiger des Blödsinns“ vereinte anschliessend das Publikum
zusammen mit J.B.O. zum vereinten gemischten Chor, der seine
eigentliche Mission lauthals raus schrie.. Danach fehlte nur noch
die passende Abschiedshymne „Ein Fest“. Die Briten von Pet Shop Boys
haben mit „Go West“ definitiv einen unsterblichen Partykracher
kreiert, der ebenso toll im rosa Kleid von J.B.O. funktioniert. Das
Fazit des Abends fällt denn auch entsprechend positiv aus: QL sind
absolute Stimmungsmacher und J.B:O. sind live eine absolute
Spassgarantie!
Setliste J.B.O.: Im Verkehr, Kuschelmetal, I’Dont’ Like Metal,
Möchte so gerne Lärm, Geh mer halt zu Slayer, Rock Muzik, Ich liebe
Dir, 1001 Nacht, Das Eine, Ich sag J.B.O., Bolle, Bimber Bumber, Ein
guter Tag zum Sterben, J.B.O., Raining Blood, Verteidiger des
Blödsinns, Fest
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