Livereview: J.B.O. - QL
14. November 2009, Transilvania, Erstfeld (UR)
By Roger W.
Gegensätze ziehen sich an! Wenn die Spasshelden von J.B.O. und QL gemeinsam im eher düster eingerichteten Transilvania in Erstfeld aufspielen, ist das in etwa so, als würde Jesus persönlich vor dem grausamen Belzebub lustige Purzelbäume schlagen. Und doch wurde an diesem Abend zusammengeführt, was im Heavy Metal zusammen gehört: Spass und Totenköpfe. Und so ergänzten sich die Menschenschädel und das düstere Kerzenlicht im Konzertsaal in schwelgerischer Symbiose mit der personifizierten Fröhlichkeit auf der Bühne. Zumal mit J.B.O. und QL auch zwei Bands zusammen musizierten, welche eine ähnliche Stimmung verbreiten. Hier J.B.O., die neben eigenen Songs auch geschickt fremde Hits mit neuen Texten versehen, da QL, welche vorwiegend Schweizer Klassiker verrocken. Währen da noch die „Beatles mit Metallica“-Verbinder Beatallica anwesend gewesen und mit Friedli & Fränz Kilbimusig ergänzt worden, würden die Anwesenden wohl auf Ewigkeiten keinen Hass oder Unfrieden mehr verspüren. Aber auch mit J.B.O. und QL alleine war ein absolutes Traumbilling am Start, welches zumindest von den ersten vier, fünf Reihen ohne Gnade abgefeiert wurde.

QL
Eine der besten Schweizer Stimmungsgaranten sind definitiv QL. Man mag vom Konzept, Schweizer Hits zu verrocken, halten was man will, aber live sind die vier Mannen eine echte Macht. Und so war es auch nicht weiter verwunderlich, dass bereits ab den ersten Klängen von „Dr Ferdinand isch gschtorbe“ eine Bomben-Stimmung herrschte. QL zogen ihr Ding durch und stellten gleich nach „Heimweh“ klar: „Wenn eine Schweizer Band hierzulande „Do You Feel Good?!“ ins Publikum ruft, ist das extrem uncool!“ Das Publikum wurde aufgefordert, bei dieser Frage mit „Fuzziband“ zu antworten. In der Folge bewiesen QL viel Selbstironie, in dem sie das Publikum eben mit dieser Frage provozierten. Aber nicht nur die Schweizer Bands kriegten verbal ihr Fett weg, sondern auch ein gewisses Milliardärssöhnchen Namens Carl Hirschmann. Besonders Gitarrist und Sänger Stämpf widmete immer wieder einzelne Lieder dem Frauen-Verführer und –Nötiger. Die Fans teilten Stämpf’s Abneigung und sangen lauthals Hits wie das knallharte „W. Nuss vo Bümplitz“, das punkige „Ängu“ oder das schnelle „Ewigi Liebi“ mit. Und seit diesem Abend wissen wir, dass Golä’s „Schwan“ eigentlich Deep Purple abgekupfert ist. QL bauten in dieses Lied geschickt „Smoke On The Waters“ ein. Das Publikum klatschte begeistert mit und in den vorderen Reihen gab es wilde Pogo- und andere Tänze. QL nahmen diese Reaktion gerne an und schnitten zum Dank Grimassen. Zum Schluss verkündigte die Band, dass exakt am ersten Januar ihr neues Album erscheinen wird. „Das erste Album im neuen Jahrzehnt überhaupt“, wie Sänger und Bassist Pät verschmitzt verriet. „I hät no viu blöder ta“ bildete danach den ersten Abschluss, bevor nach einer etwas zu langen Pause „Singing 1“ mit dem bekannten Tanz „mol ufe, mal abe, mal links, mol rächts“ gezockt wurde. „Wir sind die einzige Band, die beim Anzählen eines Songs ihr Lieblingsgetränk erwähnen“, rief Pät und zählte ein „eis, zwoi, drüh, Bier“ an. Danach war erst mal Schluss und die QL-Gutfinder zufrieden, während sich die QL-Schlechtfinder wieder von der Bar in den Konzertsaal wagten.

Setliste QL: Dr Ferdinand isch gschtorbe, Heimweh, Fuzzi, W.Nuss vo Bümpliz, Teddybär, Ängu, Alperose, Schwan, Oh läck du mir, Gschtorbe, Ewigi Liäbi, s’Vogulisi, I hät no vill blöder ta, Singing 1

J.B.O.
Spalteten QL das Publikum noch in zwei Lager, war bei J.B.O. gemeinsames Feiern angesagt. Und dies obwohl Sänger Vito zugab: „Eigentlich dachten wir ja, wir seien die Vor- und QL die Hauptband.“ Die eingehaltene Auftrittsreihenfolge schien aber im Transilvania durchaus Sinn zu machen. J.B.O. blieben sich an diesem Abend selbst treu und spielten ein unberechenbares Set, welches eine gute Mischung aus ihrem Schaffen zeigte. Das Schöne (gross gschriebe) an den Franken ist, dass man die Band mehrmals hintereinander sehen kann, ohne dass eine Setliste der anderen gleicht. Mit „Im Verkehr“ starteten die vier rosa Helden schön stampfend und verkündeten bald „I Don’t Like Metal, I love it“. Dabei schafften sie sich bei der rauen Beatles-Zusammenfassung „Kuschelmetal“ bereits zu Beginn des Konzertes viele Sympathien. In diesem Medley gibt es die im „Country Roads“ gespielte Stelle „Autobahn, bring mi ham, möglichst schnell, in die Heimat, bis nach Erstfeld, bei der Mama, bring mi ham, Autobahn“, dessen Refrain per Schild auf der Bühne diktiert und begeistert mitgesungen wurde. Irgendwie schienen es J.B.O. an diesem Abend sowieso mit dem Zusammenfassen von eigenen Songs zu haben. Denn auch beim „Ich möcht so gerne Metal hör'n“ bauten sie passend mit „Ich will Lärm“ einen weiteren Band-Klassiker ein. Auf der Setliste am Boden war der Song dann auch als „Möchte so gerne Lärm“ notiert. Vito und Hannes waren in bester Redelaune und unterhielten das Publikum auch zwischen den Liedern. Dabei war ein gewisser Hang zu spüren, die Songs zu erklären. So plapperten sie vor „Geh mer halt zu Slayer“: „Im Leben gibt es nur eine einzige Sache, die wirklich zuverlässig ist: „Slayer sind live immer eine Macht!“ Als ob sie es danach nötig hatten, bestätigten sie mit „Rock Muzik“, was der ganze rosa Zirkus auf der Bühne überhaupt sein sollte. Tief in die Mottenkiste zu alten „Meister der Musik“-Tagen griffen J.B.O. mit der Ballade „Ich liebe Dir“, die für die meisten Zuschauer wohl zu alt war. Aber die Franken sind nicht nur tolle Musiker, sondern auch ausgezeichnete Frauenversteher. Mit „Das Eine“ bekräftigen sie, was Frauen exakt von den Männern wollen; nämlich Pickel ausdrücken. Was danach noch folgte war eine geschickte Aneinanderreihung von Klassikern. Konkret erklangen die Hip Hop-Nummer „Ich sag J.B.O.“, das Kinderlied „Bolle“, das von einem überdimensionierten aufblasbaren Penis begleitete „Bimber Bomer“ und das zum goldenen Song gewordenen „Ein guter Tag zum Sterben“. Das famose „J.B.O:“ brachte danach sogar steinharte Manowar-Hasser zum Mitsingen. Klar, dass bei dieser Hitdichte die Stimmung mindestens im vordersten Hallenviertel kochte und sich die Band zufrieden zum ersten Mal verabschiedete. Für viel Schmunzeln sorgte die erste Zugabe, bei der aus dem harmlosen „Singing in The Rain“ ein „Raining Blood wurde. „Verteidiger des Blödsinns“ vereinte anschliessend das Publikum zusammen mit J.B.O. zum vereinten gemischten Chor, der seine eigentliche Mission lauthals raus schrie.. Danach fehlte nur noch die passende Abschiedshymne „Ein Fest“. Die Briten von Pet Shop Boys haben mit „Go West“ definitiv einen unsterblichen Partykracher kreiert, der ebenso toll im rosa Kleid von J.B.O. funktioniert. Das Fazit des Abends fällt denn auch entsprechend positiv aus: QL sind absolute Stimmungsmacher und J.B:O. sind live eine absolute Spassgarantie!

Setliste J.B.O.: Im Verkehr, Kuschelmetal, I’Dont’ Like Metal, Möchte so gerne Lärm, Geh mer halt zu Slayer, Rock Muzik, Ich liebe Dir, 1001 Nacht, Das Eine, Ich sag J.B.O., Bolle, Bimber Bumber, Ein guter Tag zum Sterben, J.B.O., Raining Blood, Verteidiger des Blödsinns, Fest