Eigentlich gibt es auf diesem Planeten fast keinen kompletteren
Sänger als den Amerikaner Jeff Scott Soto! Was vor dreissig Jahren
auf, respektive mit den frühen Alben des schwedischen Flitzefingers
Yngwie J. Malmsteen begann, erfuhr in den drei Jahrzehnten danach
unzählige weitere Stationen, die durch grandiose Alben regelrecht
gepflastert sind. Dazu gehören natürlich auch die unvergessenen
Talisman, das mehrfache Mitwirken bei Axel Rudi Pell und selbst das
Trans-Siberian Ochestra oder auch die (kurze) Zeit bei Journey
tauchen im Palmares dieses Ausnahmemusikers auf. In der jüngeren
Vergangenheit dürfen ausserdem Soul Sirkus (2005) und auch W.E.T.
(2009 und 2013) nicht fehlen. Anlässlich des bemerkenswerten
30-jährigen Jubiläums ging Jeff nun auf eine Solo-Tour, die den
Tross auch nach Pratteln ins Z7 oder genauer gesagt ins Mini-Z7
führte. Klar sagt man dem bezüglich des dürftigen
Publikumsinteresses „Perlen vor die Säue“ werfen, aber letztlich war
es sogar ein Segen, dass dieses Konzert im Rahmen einer
Club-Veranstaltung stattgefunden hatte. Eher speziell gebärdeten
sich die beide aus Frankreich stammenden Support-Slots Lisa Cuthbert
und Harmonic Generator.
Lisa Cuthbert
Das vorne in der Mitte der Bühne aufgebaute Keyboard sorgte bei mir
ohne einen gehörten Ton schon mal für etwas Stirnrunzeln, was die
Rollenverteilung und den zu erwartenden Sound anging. Als sich dann
die in einen Kapuzenmantel gehüllte Lisa Cuthbert, zusammen mit
ihren Mitmusikern Antoine Doin (g), Yohann J. Bizeul (b) und Marvin
Morelle (d) in Stellung brachte, baute sich zumindest kurzfristig
eine gewisse Erwartungshaltung oder sagen wir ruhig mal Spannung
dazu, auf. Diese wurde jedoch schon bald wieder vollständig
abgebaut, denn zu Beginn dominierte vor allem Lisas dezentes
Keyboard-Spiel und getragener Gesang dazu. Die Band kam erst etwas
später doch noch zum begleitenden Musizieren. Sobald dies eintrat,
war gar ein Ansatz von „Härte mit progressiven Vibes“ auszumachen.
Diese Momente waren jedoch rar gesät und so plätscherte der (wohl
erste) CH-Auftritt bei uns ziemlich ereignisarm am kaum bis gar
nicht antizipierenden Publikum vorbei. Dass die Französin mitunter
The Sisters Of Mercy auf deren Tourneen mit ihren Backing Vocals
verstärkt, war heute Abend zu keiner Zeit heraus zu spüren und nicht
nur ich war froh, als die erste halbe Stunde zu Ende ging und
immerhin mit einem fairen Schlussapplaus bedacht wurde.
Harmonic Generator
So etwas ist bisher wohl noch nie im heiligen Gemäuer des Z7
vorgekommen, nämlich dass gleich zwei Support-Bands aus Fronkreisch
zu Gast waren. Doch es war tatsächlich so und nach der Lisa Cuthbert
aus Lille (die aber auch irische Wurzeln zu haben scheint), war nun
die Reihe an Harmonic Generator aus Marseille. Stilistisch lagen die
beiden Gruppen allerdings deutlich auseinander und
das merkte man
schon bei den ersten paar Takten von Quentin Barthes-Villegas (v),
Charl' Roussel (g), Renaud Satre (g), Nico Helinger (b) und Alex
Roussel (d). Interessanterweise nahm die mittlerweile fast
zehnjährige Karriere der Band ihren Anfang in Australien (!), wo die
erste Single «Dead On The Ground» 2011 veröffentlicht wurde. Darüber
hinaus wurden dort auch erfolgreiche Liveaktivitäten unternommen. Im
Jahr darauf setzten die Jungs wieder zu den Aussies über und nahmen
dort die erste Langrille auf. Zurück in der Heimat wurde weiter
getourt, mitunter als Support von Raven und Girlschool. Dieser
Leistungsausweis war auf der Bühne umgehend heraus zu hören. Der
energetisch vorgetragene und durch zwei Gitarren angetriebene Rock
war überaus wild, mit punkiger Attitüde versetzt und absolut
schweisstreibend. Die Musiker und insbesondere Frontmann Quentin
kamen ziemlich schnell auf Betriebstemperatur und feuerten beim
letzten Konzert auf der „JSS-Tour“ eine zünftige Salve Rock’n’Roll
von der Mini-Z7 Bühne runter. Das kam auch bei den Fans weitgehend
gut an und gipfelte in ordentlich lautem Beifall. Für meine Ohren
war das Konzert insgesamt ganz ok, aber die Chose war etwas zu stark
auf Vollgas fixiert und darunter litt halt die Abwechslung. Die
Performance und das tighte Zusammenspiel waren über die Distanz von
rund vierzig Minuten jedoch makellos.
Jeff Scott Soto
Vor meinem geistigen Auge sah ich noch den Auftritt am BYH!!!-Festival
von 2013, als Jeff Scott Soto vor fast 20‘000 Metal-Maniacs
hammermässig ablieferte. Umständehalber (wegen Anreiseproblemen der
Pretty Maids) wurde er bekanntlich kurzerhand auf die Openair-Bühne
versetzt und nutzte so die Gunst der Stunde. Heute Abend konnte man
den begnadeten und erfreulicherweise immer noch sehr bodenständigen
Musiker ganz aus der Nähe geniessen. Mit dabei hatte er eine
hochkarätige Truppe, die in Kürze das Lineup der bald kommenden
neuen Band ‚Soto‘ bilden wird. Da wären einmal Jorge Salán (g) und
BJ (g/keys), dann David Z (b) und schliesslich Edu Cominato (d).
Kaum auf der Bühne, entfachte das bestens aufeinander abgestimmte
und eingespielte Quintett eine Show der musikalischen Superlative!
Den Auftakt nach dem Intro machte «Take U Down», ein Song ab dem
letzten Studio-Album «Damage Control» (2012), gefolgt von «21 st
Century» und «Damage Control». Letzterer Track auch ab der noch
aktuellen Langrille. Jeff war sichtlich gut drauf und erfreute sich
an jedem einzelnen Fan, der vor ihm stand. Getragen von seiner
exzellent aufspielenden Band, lief der Strahlemann aus Brooklyn zur
Höchstform auf. Dabei wurde nicht nur Heavy Rock zelebriert, sondern
auch Souliges oder Funkiges aus dem reich befrachteten Backkatalog
zum Besten gegeben. Was bei anderen Gruppen unter Umständen eine
Gratwanderung sein oder gar zu einem Irrlauf geraten kann, klang,
von diesen agilen Jungs vorgetragen, einfach wie aus einem Guss.
Kein Wunder antizipierten die Besucher des Mini-Z7 fast geschlossen
und feierten Jeff Scott Soto und seinen Mannen nach allen Regeln der
Kunst ab. Vor dem Talisman-Medley wurde kurz noch dem verstorbenen
ehemaligen Bassisten Marcel Jacob gedacht, der 2009 ja leider
freiwillig aus dem Leben schied. Ebenso nicht fehlen durften, wie in
der Einleitung bereits erwähnt, musikalische Vertreter aus der
gemeinsamen Zeit mit dem schwedischen Guitar-Hero Yngwie J.
Malmsteen («I’m A Viking / I’ll See The Light»), die granatenstark
rüber kamen. Nach rund 105 Minuten war schliesslich unabwendbar
Schicht im Schacht und wer nach dem Konzert noch etwas Zeit
investierte, wurde mit Fotos und Unterschriften der ganzen Band
belohnt.
Setliste: «Intro / Take U Down, 21st Century» - «Damage Control» - «Drowning»
- «Learn To Live Again / One Love (W.E.T. Cover) » - «Believe In Me»
- «Look Inside Your Heart» - «Soul Divine» - «Fool Fool / Warrior
(Axel Rudi Pell Cover) » - «Eyes Of Love» - «Risk (Jorge Salán
Cover) » - «Break Your Chains / Day By Day / Give Me a Sign / Colour
My XTC / Dangerous / Just Between Us / Mysterious (This Time It's
Serious) / Frozen / Crazy (Talisman Medley, incl. Madonna and more)
» - «I'll Be Waiting (Talisman Song) / Bass Solo (David Z)» - «Short
Guitar Solo Segue (Jorge Salán) » - «I Am A Viking / I'll See The
Light Tonight (Yngwie J. Malmsteen Cover) » - «Livin' The Life
(Steel Dragon Song) » -- «Stand Up (Steel Dragon Song)».
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