Dieses Package versprach eine geballte Ladung Heavy Metal, denn
Jon Oliva lieferte damals schon mit Savatage jeweils immer ein
fettes Brett beim Besuch in der Schweiz ab und das klappt nun Solo
mindestens so gut. Im Schlepptau mit dabei waren diesmal Primal Fear,
die ja vergangenen November bereits im Zürcher Rohstofflager zu Gast
waren. Ihr aktuelles Album «New Religion» beschreitet ja etwas
stilistisches Neuland, was den Deutschen Vorzeige-Metallern aber gut
zu Gesicht steht und den Backkatalog ohne Zweifel eher bereichert
denn belastet. Masterstroke waren mindestens für meine Wenigkeit
nicht geläufig und spielten womöglich zum ersten Mal überhaupt im Z7
auf. Als erste Truppe des Abends durften jedoch Manticora ran, die
ich in den letzten Jahren wahrscheinlich auch schon mal gesehen
hatte.
Manticora
Die Power Metaller aus Dänemark musizieren nicht erst seit gestern,
denn deren EP «Dead End Solution» kam schon 1997 auf den Markt und
letztes Jahr erschien mit «The Black Circus Part 2 - Disclosure» der
mittlerweile sechste Longplayer. Auf der einen Seite gab es von
Beginn weg viel Lob auf der einen Seite, während andere nichts
Weltbewegendes, sprich Neues an der Musik von Manticora sahen und
hörten. Das dürfte mitunter auch der Grund sein, dass eine ansich
solide wirkende Band nach all den Jahren sich immer noch als
Anheizer für ein 4er-Pack verdingen muss. Doch im Music-Business
erntet man grundsätzlich das, was man sät und das sah optisch für
metallische Verhältnisse gleich einmal ungenügend aus. Einzig Sänger
Lars Larsen trug eine statthafte Mähne und war auch mit Abstand der
aktivste Musiker auf der Bühne. Der Opener «Beauty Will Fade» vom
letzten Album eröffnete die Show. Dass dies gleich eine Double
Bass-Drum Nummer war, fand ich jetzt nicht so ideal zum Einsteigen,
denn die eingebrachte Energie verpuffte völlig im praktisch
regungslosen Publikum. Dem nachfolgenden «Playing God» als Mischung
aus Malmsteen/Sonata Acrtica und etwas Nevermore erging es nicht
besser. Erst bei «Gypsies Dance (Part 1) konnte ein Spannungsbogen
aufgebaut werden. Die (Über-) Länge der Songs verhinderte allerdings
den Auftau-Prozess der total lethargischen Z7-Besucher und darum war
dieser 30-minütige Auftritt vorbei, bevor er eigentlich angefangen
hatte. Das Fazit in einem Wort trotz etwas (aufgesetztem) Posing der
Saitenfront und PA-Rumgeturne von Frontgaul Larsen: lasch!
Setlist: «Beauty Will Fade« - «Playing God» - «Gypsies Dance (Part
1)» - «Cantos».
Masterstroke
Ein anderes Kaliber waren da ihre Tour-Kollegen aus Finnland. Obwohl
aus dieser Ecke, also Power Metal mit Melodie und mal härter oder
progressiver mittlerweile unüberschaubar viele Bands stammen, merkte
man bei Masterstroke von Anfang an, dass da einiges mehr Zug drauf
war. Mit dem diesjährigen neuen Album «Sleep» hatte man für unsere
Breitengrade (die allererste Langrille «Apocalypse» wurde nur in der
Heimat und Russland veröffentlicht) quasi ein Debüt an den Start
gebracht. Der Sound der Finnen, obwohl mit den
gleichen Instrumenten
wie zuvor bestückt, klang etwas eingängiger. Sänger und Gitarrist
Niko Rauhala machte einen weiteren Unterschied und brachte sichtlich
mehr Schwung auf die Bühne. Musikalisch ging es ähnlich zu und her
wie vorher, aber mehr Midtempo und Breaks ergänzten die schnelleren
Parts optimaler als diejenigen, die Manticora vortrugen. Insgesamt
und nicht nur wegen den jetzt längeren Haaren, versprühte die Band
Energie pur, was die Leute in der Halle endlich weckte und eine
immer besser werdende Stimmung erkennen liess. Zeitlich standen
ebenfalls nur 30 Minuten zu verfügung, die optimal ausgefüllt
wurden. Die Stimme von Niko Rauhala, vom Timbre her irgendwo
zwischen Graham Bonnet (Ex-Rainbow) und Harry "The Tyrant" Conklin
(Titan & Jag Panzer) angesiedelt, passte bestens ins Gesamtbild
hinein. Somit alles gut und Friede, Freude und Eierkuchen? Nicht
ganz, denn trotz der mehr als ansprechenden Songs und einer ansich
soweit agilen Performance fehlte irgendwie der letzte Kick in Form
eines oder mehrerer Killer-Songs, um von wirklich beeindruckenden
und nachhaltigen Momenten sprechen zu können. Deshalb besteht etwas
die Gefahr, dass Masterstroke wieder schneller weg vom Fenster sind,
als ihnen vielleicht lieb ist. Trotzdem dürften sie nach ihrem
aufstrebenden Auftritt ein paar Fans mehr dazu gewonnen haben.
Primal Fear
Die Deutschen Vorzeige-Metaller um Frontsirene Ralf Scheepers müssen
indes keine Bedenken haben, was den Fortbestand ihrer Karriere
angeht. Primal Fear gehören unangefochten zur Heavy Metal Oberliga
wie Weisswürste, Weizenbier und Bretzel zu Bayern. Schon zu den
Anfangszeiten von Gamma Ray erhielt Ralf den Übernamen als Deutscher
Metal-God in der Spur von Rob Halford (Judas Priest) oder Tim "Ripper
Owens" (Ex-Judas Priest, Ex-Iced Earth, Yngwie Malmsteen). Das
alleine machte es freilich nicht aus, aber leichter. Trotz ein paar
Besetzungswechseln in den letzten Jahren, präsentierten sich Primal
Fear einmal mehr als gereifte Einheit und zeigten den Jungspunden
ihre Grenzen auf. Erstmals mit dabei war der neue (neben Henny
Wolters) zweite Gitarrist Magnus Karlsson. Der Schwede, der sonst
noch bei Allen/Lande, Last Tribe oder Midnight Sun in die Saiten
haut(e) und auch schon Guest-Credits für «New Religion» aufweisen
kann, harmonierte bestens mit dem Rest der Band. Das kam voll fett
rüber, was man von so einem Profi aber auch erwarten kann. Nach dem
Intro und mit «Sign Of Fear» gleich einem frischen Song, folgte der
Oberstampfer «Running In The Dust» und
darauf das schnelle «Nuclear
Fire». Trotz dieser optimalen Vorlage kam nicht wirklich
ausgelassene Stimmung auf. Nicht alle Fans goutierten den leicht
erweiterten musikalischen Range auf der neuen CD mit gleichem
Wohlwollen, aber trotz deutlich hörbaren und ab Band eingespielten
Keyboards markierte «Face The Emptiness» einen meiner persönlichen
Höhepunkte des Konzertes. Die geile Melodie sowie die hardrockigen
Vibes passten bestens und es klang dennoch hundertprozentig nach
Primal Fear. Ralf Scheepers demonstrierte derweil, dass er nicht nur
die hohen Screams einwandfrei beherrscht, sondern auch im cleanen
Bereich sehr gefühlvoll und melodiös singen kann. Nach etwa der
Hälfte der guten Stunde Spielzeit kam zusehends etwas mehr Bewegung
unter den Zuschauern auf. Das war auch gut so, denn besser kam man
Heavy Metal nicht zelebrieren. Die Solo-Einlagen von Henny und
Magnus sowie Drummer Randy Black hätten jedoch nicht unbedingt sein
sollen, wobei das Axt-Duo deutlich besser agierte. Nach dem
grandiosen und zeitlosen Heuler «Metal Is Forever» war das Z7 bereit
für den Headliner.
Setlist: «Intro» - «Sign Of Fear» - «Running In The Dust» - «Nuclear
Fire» - «Face The Emptiness» - «Seven Seals» - «Solo Henny/Magnus» -
«Demons And Angels» - «Fighting The Darkness» - «Final Embrace» -
«Solo Randy» - «Metal Is Forever».
Jon Oliva's Pain
Auch wenn unzählige Savatage Fans ihrer Kult-Band nach wie vor
nachtrauern, ist es vor allem Mastermind Jon Oliva, der mit seinem
Solo-Ding das musikalische Erbe der glorreichen Vergangenheit hoch
hält. Nebst qualitativ ebenbürtigen, eigenen Songs bevölkern
natürlich immer auch noch diverse Sava-Perlen die Setliste. Das
sollte auch am heutigen Abend nicht anders sein. Was aber gleich zu
Beginn auffiel, war der offensichtlich deutlich bessere
Gesundheits-zustand des Front- und Tastenmanns als noch bei der
letzten Stippvisite im Z7. Selbst gewichtsmässig scheinen diesmal
ein paar Pfunde zu fehlen, wenn auch nur ein paar. Das ist auch gut
so, denn der gute Jon war früher ja bei Weitem nicht so füllig.
Dieser optische Eindruck verlieh die Hoffnung, dass es auch besser
um die Gesangsstimme bestellt sei und zur Freude aller Fans war das
so. Kein Wunder, gab es mit dem Sava-Classic «Sirens» gleich mal
voll eins auf die Glocke! Zugleich von Beginn weg und mit sattem
Sound ausgestattet, erlebte das Z7 eine weitere magische Nacht. Jon
schien ausserdem gut bei Laune zu sein, zeigte sich gesprächig,
witzelte rum und übernahm das Zepter ohne Wenn und Aber. Es folgte «Unusual»,
ein weiterer Uralt-Klassiker von «Power Of The Night». Nach zwei
Tracks des (Solo-) Vorgänger-Albums «Maniacal Renderings» brauchte
es bloss vier Töne auf dem Piano und
schon wusste jeder, was jetzt
kam: «Gutter Ballet»! Und nun stand die Halle Kopf, so wie man es
früher (allerdings noch um einiges heftiger) an gleicher Stelle
erleben durfte. Solche Songs verlieren ihre Magie zu keiner Zeit und
tragen deshalb zurecht das Etikett eines unsterblichen Klassikers.
Diese dadurch ausgelöste Aufbruchstimmung entwickelte sich in der
Folge mit dem umwerfenden «Hounds» noch weiter; was für ein geiles
Brett! Auf dem neuen Album «Global Warning» hat es wiederum etliche
Hämmer drauf, wovon sich untern anderem «Firefly» bestens in Szene
setzte. Dass dies entsprechend optimal umgesetzt werden konnte, war
natürlich der Verdienst der Musiker, die der gute Jon in Lohn und
Brot stehen hat. Allen voran Gitarrist und Hüne Matt LaPorte (Ex-Circle
II Circle übrigens) sowie Bassist Kevin Rothney, die zusammen mit
Kevin French (g) und Christopher Kinder (d) einen Mördersound
auffuhren. Obwohl die jüngeren Kompositionen von Jon Oliva durchaus
ihren Reiz besitzen, waren es halt einmal wieder die alten
Sava-Schoten, die alles zusammen halten. Nach eigener Aussage hat
Jon ja seine Solo-Band deshalb gegründet, dass nach dem
offensichtlichen Ende von Savatage wenigstens deren Songs nicht in
der Versenkung landen. Eine weise Entscheidung, die hoffentlich bald
wieder im Z7 seine nächste Bestätigung finden wird.
Setlist: «Sirens»- «Unusua»l - «Through The Eyes Of The King» - «Maniacal
Renderings» - «Gutter Ballet» - «Hounds» - «Firefly - «Tonight He
Grins Again» - «Band Introduction» - «Jesus Saves» - «Before I Hang»
- «Global Warning» - «Chance» - «O To G» - «Looking At The World» -
«Adding The Cost» -- «The Hall Of The Mountain King» - «You Never
Know.
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