The Snakes, Ark, Beyond Twilight, Masterplan oder Allen/Lande...,
die Liste von ehemaligen Bands, in welchen Jorn Lande sein
unverwechselbares Stimmorgan zu Klange brachte, ist umfangreich,
genauso wie seine Gastbeiträge, sei es für Tobias Sammet's
Metalopern Avantasia oder Arjen Lucassen's Ayreon. Der warme Gesang
von Lande ist gern gehört. Neben all jenen Engagements widmete sich
der Mann mit der blonden Mähne aber immer auch seiner Soloband Jorn,
angefangen im Jahre 2000 mit dem Debüt «Starfire», über hochgelobte
Silberlinge wie «Out To Every Nation» oder «The Duke» bis zur
aktuellen, wiederum gelungenen Scheibe «Lonely Are The Brave». Ein
halbes Jahr nach dessen Veröffentlichung kamen nun auch die
Schweizer Fans des Skandinaviers in den Genuss, sein Solomaterial
live zu Gehör zu bekommen. Souverän aber nicht sonderlich
spektakulär rockten Jorn und seine Musiker dabei das Z7. Neben
seinen Landsmännern (und deren Landsfrau) Triosphere begleiteten ihn
dabei auch unser aller Lieblingsbasler Pure Inc., welche sich an
diesem Abend anschickten, Herrn Lande dank Heimspiel die Show zu
stehlen! (kis)
Triosphere
Vor 18 Tagen, genauer am 1. November standen die sympathischen Power
Metaller aus Norwegen noch auf der Lenzburger «Metal Inferno»-Bühne
anlässlich der Ausgabe Nummer fünf. Dass die Schweiz jetzt nochmals
zum Handkuss kam, durfte auf jeden Fall als klarer Gewinn verbucht
werden, zumal wir es hier mit einer hoffnungsvollen Band zu tun
haben. Darüber hinaus ist die Truppe auch technisch auf der Höhe und
ma merkte auch heute Abend, dass alle Musiker grossen Spass an dem
haben, was sie machen. Dazu gehörten heute Abend noch zwei neue
Songs (die auch in Lenzburg gespielt wurden), die womöglich noch
dieses Jahr auf dem Nachfolger des bärenstartken Debüts «Onwards»
stehen werden. Frontfrau und Bassistin Ida Haukland zeigte wiederum
eine gute Leistung, die natürlich von ihren Kollegen entsprechend
tatkräftig unterstützt wurde. Was die Gitarren-Arbeit angeht, so
teilen sich Marcus Silver und Tor Ole Byberg diese gleichwertig, das
heisst beide Musiker spielen neben den obligaten Riffs auch die
Soli. Das kommt eigentlich immer gut und ist nebst
der auch optisch
anziehenden Frontfrau ein weiteres Plus, das die Band aus Norwegen
für sich buchen kann. Weiter ist zu erwähnen, dass auch Drummer Ørjan Aare Jørgensen mit seinem variantenreichen Spielt einen
Mega-Job verrichtet und nicht nur irgendwas daher trommelt. Einen
unbändigen Bewegungsdrang verspürte Marcus Silver (g) auch in
Pratteln und liess es sich auch hier nicht nehmen, mitten ins
Publikum zu stehen und dort heftigst abzurocken. Dass diese
schweisstreibende Arbeit entprechend durstig macht, schien ein Fan
sofort verstanden zu haben und reichte dem Gitarristen einen Schluck
Bier. Auch sonst verstehen Triosphere ihr Handwerk bestens und
posten volle Kanne. Diese Energie liess auch das Medley von einigen
W.A.S.P-Klassikern zu einem Highlight werden, das auch von den Fans
lautstark abgefeiert wurde. Die beiden von innen beleuchteten
Namenssäulen auf der Bühne sahen überdies ziemlich cool aus und dass
die erste Band (von insgesamt dreien) fast 50 Minuten spielen
durfte, zeigt, dass die Chemie auf dieser Tour stimmt(e). Grosses
Kino aus dem hohen Norden, das bald bestimmt noch mehr von sich
reden machen wird!
Setlist: «Trinity» - «Onwards Part 1» - «Onwards Part 2» - «Silver
Lining» - «Lament» - «Driven» - «Anger» - «W.A.S.P.» - «Gunnin'» - «Sunriser».
Pure Inc.
Auf diesen Auftritt hatte sich der Schreiberling dieser Zeilen ganz
besonders gefreut, da ich Pure Inc. jetzt schon eine ganze Weile
nicht mehr live gesehen hatte. In dieser Zeit haben sich einige
Dinge bei den Baslern verändert. Zum einen ist da natürlich der neue
Bassist Ueli Hofstetter, der Andreas Gentner ersetzte und frisch
draussen ist das mittlerweile dritte Album «Parasites And Worms».
Auch gewechselt hat das Label, denn neu sind die vier Schweizer
Rocker bei Dockyard1 unter gekommen. Sänger Gianni Pontillo's
Stimmbänder sind (waren) nach der nötigen Operation zum Glück wieder
vollständig genesen und so stand einer gestandenen Groove-Session
eigentlich rein gar nichts mehr im Weg! Gitarrist Sandro Pellegrini
war natürlich wieder von der ersten Sekunde an wie elektrisiert und
haute seine geilen Riffs wie Soli unentwegt in die Menge hinein. Ich
kenne im Übrigen kaum einen anderen Musiker, der derart mit seinem
Instrument quasi verschmilzt und jede gespielte Note mit einer
solchen Energie und Hingabe zugleich runter zockt! Obwohl vom
Gesamtsound her womöglich fetter, braucht es in dieser Top-Band
absolut keinen zweiten Saitenhexer. Die neuen Songs hörten sich live
gut an und standen den etwas älteren Sachen in Nichts nach. Die ordentliche, wenn auch nicht übermässig grosse Anzahl von Fans ging
erfreulicherweise recht gut
mit und spendete immer lauteren Applaus
in der "heiligen" Z7-Konzertfabrik. Der PA-Sound stand wie eine Eins
und hörte sich, mitunter auch verstärkt durch den 5-String Bass von
Master Hofstetter, fett und roh zugleich an. Das Prädikat dazu
lautete einfach wie simpel: Geil, geil und nochmals geil! Nachdem Triosphere zuvor unerwartet lang auf der Bühne stehen und spielen
durften, nahm ich jetzt mal an, dass man bei Pure Inc. auch mit
einem ähnlich langen Auftritt rechnen konnte. So kam es denn zum
Glück tatsächlich und darum stand noch eine Zugabe eines
unsterblichen Zep-Klassikers auf dem Programm, die es in sich hatte
und nicht von jeder Feld-, Wald- und Wiesenkapelle so interpretiert
wird: «Immigrant Song»! Und weil es sich hier nicht einfach so um
einen Filler handelt, taucht dieses absolute Kult-Stück der
Rock-Geschichte folgerichtig mitten in den eigenen Songs auf! Nach
guten 55 Minunten oder besser fast einer Stunde konnte man sich
sicher sein, dass Sänger Gianni nebst seiner erfolgreichen
Neben-Beschäftigung namens The Order auch Pure Inc. auch weiterhin
zur Chefsache erklären wird..., hoffentlich!
Setlist: «The End» - «Evenmore» - «Saviour» - «Blvd Jam» - «I'm A
Rolling Stone» - «Carrie's Alone» - «Darkened Glow» - «Raise Hell» -
«Serenade Of Aggression» - «Fear» - ???
Jorn
Nach diesem überraschend starken Auftritt unserer Landsmänner war es
dann Zeit für die blonde Wunderstimme aus Norwegen. Sichtlich stolz
auf seine neue Scheibe «Lonely Are The Brave» rannte Jorn auf die
Bühne, um mit «Soul Of The Wind» und «Shadow People» gleich zwei
Nummern seiner fünften regulären Solo-Scheibe zu intonieren. Wie zu
erwarten, zeigten er und seine Stimme sich dabei in bester
Verfassung, sodass man als Zuhörer nur staunend vor der Bühne stehen
konnte. Ob die gesangliche Leistung, oder doch seine etwas
zurückhaltende Performance der Grund dafür war, dass das Publikum zu
Beginn eher statisch denn euphorisch reagierte, kann nicht
beantwortet werden. Fakt ist jedoch, dass Herr Lande wenig von
Bewegung zu halten scheint, stand er doch entweder singend in der
Bühnenmitte und machte klassische Gesten mit dem Mikroständer oder
verzog sich bei instrumentellen Parts gleich wieder hinter die
Bühne. Dennoch: Hochkarätige Songs wie «We Brought The Angels Down»
oder «Stormcrow» konnten auf voller Linie überzeugen, genauso wie
auch aktuelle Nummern, namentlich «Man Of The Dark» oder das doomige
«The Inner Road». Ebenso dafür verantwortlich waren und sind
sicherlich Jorns verdammt tighte Mitmusiker, namentlich Sechssaiter
Tore Moren und Nic Angileri am Tieftöner, die beide einerseits
beeindruckend, andererseits auch optisch für die nötige Dynamik
sorgten. So betonte Moren, voll in Leder (inkl. Cowboystiefel)
gekleidet und seiner klassischen 70's-Soloeinlage für zusätzliche "Rockness"
und Angileri (der auch schon mal bei Gotthard aushalf, nämlich am
Sweden Rock 06) verbreitete gute Stimmung durch Dauergrinsen und
Zappeleien. Das epische «Tungur Knivur» vom 2001 erschienenen «Worldchanger»
stellte davor aber noch ein echtes Highlight dar. Dankbarerweise
konnte sich an diesem Abend auch der Sound mehr als hören lassen,
kamen die zwischen Whitesnake und Rainbow angesiedelten und mit
einem Schuss Melodic Metal versehenen Nummern doch klar und
druckvoll aus den Boxen. Um neben Ästhetik und Sound noch mehr den
vergangenen Rockdekaden zu huldigen, gedachte Jorn Thin Lizzy und
interpretierte «Are You Ready?» auf charmante Art und Weise, auch
wenn er dabei, wie während der ganzen Show, eine angestrengte Figur
machte und selten fröhlich wirkte. Auch in Sachen Kommunikation mit
dem Publikum verschwendete Jorn wenige bis gar keine Worte, was
etwas an der Sympathie des Sängers kratzte. Dafür brachte der
fabelhafte Doppelschlag «Duke Of Love» und «Out To Every Nation» nun
endlich auch die letzten faulen Fans zum Jubeln. Mit der
Coverscheibe «Unlocking The Past» hatte Mr. Lande schon 2007
gezeigt, dass er seine Stimme gerne auch längst geschriebenen
Klassikern leiht und dabei ohne Weiteres mit Grössen wie David Coverdale oder Ian Gillan mithalten kann, und so verwunderte es
nicht, dass das abschliessende Purple-Cover «Stormbringer» bestens
intoniert und mit einem ausladenden Jamteil abgefeiert wurde. Damit
sich der Mann im Mittelpunkt darauf ein wenig erholen konnte, begann
der Zugabenteil mit einem eher unnötigen Drumsolo von
Schiessbuden-Betreiber Willy Bendiksen, bevor mit Jorns
Lieblingstrack von «Lonely Are The Brave», nämlich «War Of The
World», eine souveräne und überzeugende, dabei aber eher
unspektakuläre und nicht aussergewöhnliche Show nach nicht ganz 90
Minuten ihr Ende fand. Noch ein oder zwei zusätzliche Nummern
(vielleicht ein Masterplan-Medley?) hätten für zusätzliche Punkte
gesorgt und als einziger Kritikpunkt verblieb eigentlich nur das
nicht gerade herzliche Auftreten des sonst absolut souveränen
Frontmanns. (kis)
Setlist: «Soul Of The Wind» «Shadow People» «We Brought The Angels
Down» «Stormcrow» «Man Of The Dark» «The Inner Road» «Tungur Knivur»
«Tore Solo (Guitar)» «Blacksong» «Are You Ready?» «Duke Of Love»
«Out To Every Nation» «Stormbringer» - - «Wild Willy Solo (Drums)»
«War Of The World».
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